DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-10-2022 07:30
SXEU31 DWAV 190800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 19.10.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu SW z

Ab Donnerstagabend einzelne markante Gewitter. Starkregen in Staulagen
(Südwesten) und stürmische Böen in Ostsachsen nur gering wahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegen wir auf der Vorderseite eines Höhenrückens über Frankreich
und der Nordsee, der im Osten von einem Langwellentrog über Skandinavien und
Osteuropa und an seiner Westflanke von einem steuernden Tief über dem
Ostatlantik flankiert wird. Der Höhenkeil, der sich nur wenig progressiv verhält
und eher zögernd mit seiner Achse zum westlichen
Deutschland vorankommt, stützt ein Bodenhoch, das vom Seegebiet südlich Islands
über die Nordsee nach Norddeutschland und zum Balkan reicht. In den Norden und
Osten wird dabei recht frische Meeresluft gesteuert, die in 850 hPa Temperaturen
um 5°C aufweist, in den anderen Landesteilen bleibt sehr milde Meeresluft
wetterbestimmend (T850 10 bis 14°C). Unter Absinken altert die Luft allerdings
und trocknet niedertroposphärisch ab und von der ehemaligen Luftmassengrenze
bleiben nicht viel mehr als ein paar Wolken übrig.

Die Nebelfelder aus der Nacht lösen sich häufig auf, wonach fast landesweit ein
recht freundlicher und trockener Tag ansteht. Nur in einigen Gebieten im
Südosten kann sich Nebel und Hochnebel bis in den Nachmittag hinein halten.

Der Wind weht schwach bis mäßig und dreht auf Südost bis Ost, nach Nordosten hin
ist weiter eine nördliche Komponente dabei. Entsprechend der unterschiedlichen
Luftmassen steigt die Temperatur im Osten und Nordosten "nur" auf 13 bis 15, im
Westen und Süden auf 15 bis 20°C. Im Tagesverlauf bringt Warmluftadvektion von
Südwesten und Westen wieder hohe Bewölkung ins Spiel.

In der Nacht zum Donnerstag schwenkt der Höhenkeil langsam über Deutschland
ostwärts, erreicht in etwa die Landesmitte, was den Westen auf die Vorderseite
des umfangreichen und hoch reichenden Tiefs weit westlich von Galizien bringt.
Dort verdichtet sich die Bewölkung (WLA), es bleibt aber trocken. Sonst ist der
Himmel im Randbereich des Hochs, das seinen Schwerpunkt von Südskandinavien nach
Polen verlagert, meist klar oder gering bewölkt. Bei Wolken im Westen kühlt es
auf 10 bis 5 Grad ab. Ansonsten ist es mit 4 bis -1 Grad kälter und in der
Osthälfte gibt es häufig Bodenfrost. Vor allem im Osten und Süden kann sich
Nebel bilden, aber bei weitem nicht so häufig wie in der Vornacht.
Der Südostwind frischt im Westen und Nordwesten etwas auf. Eventuell gibt es zum
Morgen auf Helgoland und in der Nordeifel erste Böen Bft 7, sonst beschränken
sich stärkere Böen (Bft 7 bis 8) auf einige Hoch- und Gipfellagen.


Donnerstag... kommt ein markanter Randtrog des steuernden Tiefs nordwestlich der
Biskaya über Frankreich und England nordostwärts voran und greift auf die
Nordsee über. Der vorgelagerte Höhenrücken wird nach Westpolen gedrängt und die
Höhenströmung dreht bei uns auf Südwest, wobei sie im Westen und Nordwesten
gegen Abend zyklonal konturiert ist und dynamischer Hebungsantrieb aufgrund von
PVA - unterstützt nach wie vor durch WLA - wirksam wird.

Das Bodenhoch entfernt sich zur Ukraine. Die wellende Front des Zentraltiefs
(ca. 980 hPa) kommt über den Britischen
Inseln und Frankreich nur zögernd ostwärts voran, wobei sich über dem Osten
Englands ein Randtief entwickelt. Dadurch verschärft sich der Gradient über
Nordwestdeutschland vorübergehend, so dass es über der offenen Nordsee zumindest
für steife, auf Helgoland eventuell für stürmische Böen reicht. Da der Wind
weiter aus Süd bis Südost kommt, passiert unmittelbar an den Küsten weniger.
Ansonsten bleibt es bei Böen Bft 7 bis 8 vor allem im höheren und exponierten
Bergland. In Ostsachsen ist Böhmischer Wind möglich mit steifen Böen.

Insgesamt macht sich die Hebung über der Westhälfte durch meist dichte Bewölkung
bemerkbar und leichte Regenfälle, die sich von Südwesten bis in die Mitte und in
den Norden ausbreiten.
Zum Abend gelangt in den äußersten Westen/Südwesten eine potenziell instabile
Luftmasse, die mit hohen PPW-Werten über 25 mm ausgestattet ist. Bei zunehmender
Scherung sind dann einzelne Gewitter mit Starkregen und Sturmböen denkbar.
Niedertroposphärisch kann sich die sehr milde Meeresluft subtropischen Ursprungs
bis Norddeutschland ausbreiten, die 850 hPa-Temperatur steigt auf 10°C im
Nordosten und bis 16°C am leicht föhnigen Alpenrand.

Bodennah schlägt das im Nordosten nicht voll durch, teils recht niedrige
Startwerte lassen aber immer noch 12 bis 15°C im Norden und Osten sowie in
Regionen mit Nebel/Hochnebel im Südosten und 15 bis 21°C sonst.
Dabei scheint im Osten/Nordosten sowie an den Alpen abseits der Nebelfelder
teils länger die Sonne.

In der Nacht zum Freitag zieht der Kurzwellentrog über die Nordsee ab. Dahinter
stellt sich eine kräftige zyklonale südwestliche Höhenströmung ein, in der
weitere Hebungsgebiete folgen. Die wellende Kaltfront des Zentraltiefs dringt
vorübergehend nach Nordwestdeutschland ein, wird dann aber vor der nächsten
Welle, die zum Ärmelkanal zieht, wieder rückläufig.
Dabei strömt eine Luftmasse subtropischen Ursprungs zu uns. Die Regenfälle
erreichen ausgangs der Nacht auch den Nordosten, sodass von zeitweiligen
Niederschlägen wohl nur der Südosten ausgespart wird. Bei leichter Instabilität
sind die Regenfälle schauerartig verstärkt und besonders im Norden und Westen
sind vereinzelte Gewitter nicht ausgeschlossen.
Es bleibt sehr mild mit Tiefstwerten zwischen 15 und 9°C. Lediglich im Südosten
wird es mit 9 bis 5°C frischer, dort kann es gebietsweise auch wieder Nebel
geben. Vor allem in der Mitte und nach Osten zu bleibt der Gradient recht scharf
ausgeprägt, so dass es in einigen Kamm- und Gipfellagen steife bis stürmische
Böen aus Süd bis Südost geben kann; der Böhmische Wind in Ostsachsen legt
wahrscheinlich noch etwas zu.


Freitag... liegen wir zwischen dem Zentraltief westlich der Britischen Inseln
und dem nach Osteuropa schwenkendem Höhenkeil in einer gut ausgeprägten
Südwestströmung, mit der feucht milde und leicht instabile Luftmassen zu uns
gelangen. Bei geringem thermischen Gradienten ist die Lage der Tiefausläufer
unsicher, die wärmste Luft wird wahrscheinlich nach Südosten abgedrängt, durch
WLA und kurzwellige Tröge wird aber weiter zeitweilige Hebung generiert.
So ziehen immer wieder Regengebiet von Südwest nach Nordost über uns hinweg und
in den Staulagen im Südwesten und Westen können an die 20 l/qm fallen, sonst im
Südwesten gebietsweise 10 bis 20 l/qm.
Die Luft ist vor allem über der Nordwesthälfte potentiell instabil mit PPWs um
25 mm und mäßiger Scherung. Dabei sind
vor allem am Nachmittag und Abend einzelne Gewitter mit Starkregen eingelagert.


Es wird ungewöhnlich mild mit Höchstwerten zwischen 15°C im Norden und 21°C
örtlich an Rhein und Mosel. Nur ganz im Nordosten ist es mit 13 Grad nicht ganz
so mild.

Der Südwest- bis Südwind bleibt nur auf exponierten Bergen mit Bft 7 bis 8
unterwegs, sonst werden Warnschwellen kaum tangiert. Lediglich in Ostsachsen
langt es für einzelne Bft 7 aus Südost, Böhmischer Wind.

In der Nacht zum Samstag wird die Strömung etwas antizyklonaler und es baut sich
ein schwaches Zwischenhoch über Süddeutschland auf. Die schauerartigen
Regenfälle ziehen meist ab, zuvor kann es gebietsweise aber noch recht kräftig
regnen mit teils 10 l/qm in 6 Stunden. Über Süddeutschland liegt dagegen weiter
der Übergangsbereich zu noch milderer Luft südlich der Alpen und dort kann es
über die Nacht hinweg teils länger andauern regnen, wahrscheinlich aber nicht
warnrelevant.
Die Nacht wird wolkig und mild, ohne Frostgefahr und nur örtlichem Nebel. Vor
allem im höheren Bergland ist es windig mit exponiert Bft 7 bis 8 aus Südwest.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Basisfelder recht einheitlich. Die Abweichungen im
Detail, z.B. Niederschläge sind für Warnungen nicht relevant.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner