DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-10-2022 07:30
SXEU31 DWAV 150800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 15.10.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SWz
Im Schwarzwald heute noch Dauerregen, im Süden in höheren Lagen teils stürmisch.
In den Nächten gebietsweise Nebel. Am Montag von Nordwesten neuer schauerartiger
Regen, lokal mit Gewittern.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... befindet sich Deutschland auf der diffluenten Vorderseite eines
umfangreichen Langwellentrogs über dem Nordostatlantik, wobei auch die
Frontalzone über uns liegt. Mit diesem Trog ist ein Tiefdrucksystem am Boden
verbunden, das aus mehreren Kernen besteht (im 0 UTC-C-Format waren es 4) und
auf den Namen ELKE hört. Eine kleine, an einem Randtrog gekoppelte Okklusion
zieht aktuell über den Osten Deutschlands mit noch letzten leichten Regenfällen
nach Osten ab. Vielmehr von Interesse ist allerdings ein Frontenzug, der sich an
der Südflanke des Trogs in der west-südwestlichen Strömung an weiteren
Kurzwellen gebildet hat. Der Frontenzug neigt auch am Boden zur Wellenbildung.
Eine erste Welle ist in der vergangenen Nacht nach Deutschland vorgedrungen und
wandert unter Abflachung (leichter Druckanstieg von Süden her) in nordöstliche
Richtung weiter. Eine weitere Welle steuert ausgehend vom Ärmelkanal bis heute
Abend Dänemark an.
Mit Abflachung der ersten Welle lässt die Niederschlagsaktivität in der Mitte
und im Süden im Tagesverlauf allmählich nach. Die Niederschlagsmengen betragen
in der Fläche 1 bis 5, im östlichen Bayern bis zu 10 l/qm in 12 Stunden,
punktuell gibt es dort sowie im südlichen Schwarzwald Niederschlagsspitzen bis
15 l/qm in 12 Stunden. Die bestehenden Dauerregenwarnungen können also planmäßig
auslaufen.
Im Norden hingegen ist es postfrontal bei WLA zunächst häufig trocken und
zeitweise scheint die Sonne. Allerdings dürfte sich in der zweiten Tageshälfte
im Nordwesten und Norden (Nordsee, Schleswig-Holstein bis nach NRW) die
Ausläufer der zweiten Welle und aufkommender KLA mit Schauern, an der Küste
vereinzelten Gewittern bemerkbar machen. Dabei sind 1 bis 5, bei kräftigen
Entwicklungen bis zu 10 l/qm zu erwarten.
Der Südwestwind weht schwach bis mäßig, in der Mitte im Bergland in Böen stark
(um 55 km/h, Bft 7), auf dem Brocken nachmittags auch stürmisch (um 70 km/h, Bft
8).
Im Süden ist der Gradient südlich der Welle erhöht, was vor allem dem Bergland
starke bis stürmische Böen bringt, auf den Gipfeln Sturmböen (um 85 km/h, Bft
9). Auf exponierten Alpengipfeln muss mit schweren Sturmböen um 100 km/h (Bft
10) gerechnet werden. Am Nachmittag lässt der Gradient mit Abzug der ersten
Welle nach, sodass die bestehenden Windwarnungen heruntergefahren werden können.

Im Nordwesten hingegen verstärkt sich der Gradient wieder ein wenig, sodass zum
Abend hin auf den Nordseeinseln vereinzelt starke Böen um 55 km/h vorkommen
können.
Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 14 Grad in Nordfriesland und bis 21 Grad
am Oberrhein.

In der Nacht zum Sonntag gibt es über dem Nordostatlantik eine Austrogung am
Langwellentrog, sodass die Strömung über Deutschland mehr auf Südwest rückdreht.

In der südwestlichen Strömung gelangt die zweite Welle von Dänemark rasch zum
Bottnischen Meerbusen. Dadurch ziehen die leichten Schauer (meist nur noch 1 bis
3 l/qm) über die Ostsee bald nach Nordosten ab. An der Nordsee treten in der
zweiten Nachthälfte aber erneut Schauer auf, die sich einem von den Britischen
Inseln zur Nordsee vorstoßenden Randtrog, an dem auch das okkludierende
Frontensystem eines Tiefs mit Zentrum vor der norwegischen Küste gekoppelt ist,
zuordnen lassen.
In der Mitte und im Süden trocknet es außer direkt an den Alpen zunächst häufig
ab und die Wolken lockern hier und da auf, lokal bildet sich dann Nebel. In der
zweiten Nachthälfte sorgt ein weiterer Randtrog für neue Hebungsimpulse, sodass
der über der Mitte bzw. dem Süden liegende Frontenzug unter Wellenbildung wieder
aktiviert wird und von Südwesten neue Regenfälle aufkommen, die sich vor allem
in die südliche Mitte und sehr eingeschränkt noch in den Süden ausbreiten. Die
Niederschlagsmengen betragen bis zum Morgen 1 bis 5, im Südwesten lokal bis 8
l/qm.
Bei weiter aufweichenden Gradienten ist der Süd- bis Südwestwind weiter auf dem
absteigenden Ast, einige höhere Gipfel haben es aber noch mit stürmischen Böen
zu tun. Im Norden hingegen verstärkt sich der Gradient erneut etwas, was der
Nordsee und dem nördlichen Schleswig-Holstein starke, exponiert stürmische Böen
einbrockt.
Die Tiefsttemperaturen bewegen sich zwischen 14 und 8 Grad.

Sonntag... schwenkt der Randtrog über der Nordsee rasch nach Skandinavien
weiter. Gleichzeitig bildet sich westlich der Britischen Inseln im Zuge der
Austrogung ein neues Höhentief. Dazwischen wird die Strömung vorübergehend
antizyklonal.
Am Boden passieren dadurch zwei Dinge: Erstens zieht das Frontensystem im Norden
unter Abschwächung nach Nordosten durch und zweitens schwächen sich auch die
Niederschläge am Frontenzug über der Mitte Deutschlands ab.
Die Modelle prognostizieren im Norden (Nordsee, Nordhälfte Schleswig-Holstein)
0,5 bis 4 l/qm, in der Mitte (von Saarland bis zur Eifel und bis ins südliche
Brandenburg und Sachsen) 1 bis 5, punktuell bis 8 l/qm in 12 Stunden. In den
Bereichen dazwischen bleibt es meist trocken mit zeitweiligem, im Süden auch
längerem Sonnenschein.
Der Wind weht schwach bis mäßig, im Nordseeumfeld, Schleswig-Holstein und der
westlichen Ostsee insbesondere in der ersten Tageshälfte in Böen noch stark,
exponiert stürmisch. Auf dem Brocken und dem Fichtelberg gibt es anfangs
ebenfalls noch stürmische Böen. In der zweiten Tageshälfte lässt der Wind
größtenteils nach.
Mit Zufuhr sehr milder Subtropikluft steigen die Temperaturen am Boden auf 15
bis 20 Grad im Norden und auf 18 bis 24 Grad im Süden. Mit leicht föhniger
Komponente sind im Alpenvorland lokal sogar die 25 Grad in Sichtweite.

In der Nacht zum Montag rückt das Höhentief vor den Britischen Inseln mehr und
mehr in den Blickpunkt des Geschehens, wobei es morgens Nordirland erreicht. Das
mit ihm verbundene Bodentief, das morgens achsensenkrecht darunterliegt, führt
die Welle über der Mitte Deutschlands rasch nach Norden ab, sodass nachfolgend
ein breiter Warmsektor aufgespannt wird.
Dabei lassen die Niederschläge größtenteils nach, nur im Nordwesten und Norden
kann es vereinzelt etwas Regen oder einen Schauer mit geringen Mengen (1 bis 3,
lokal bis 5 l/qm) geben. In der Mitte und im Süden lockern die Wolken hingegen
auf, da der Wind aber meist nur noch schwach weht (außer vielleicht auf ein paar
sehr hohen Bergkuppen), muss in der eher feuchten Luftmasse vor allem in der
Mitte und im Süden mit Nebelbildung gerechnet werden.
Die Temperaturen sinken auf 14 bis 6 Grad.

Montag... zieht das Höhentief/Randtrog von Nordirland in die nördliche Nordsee
und mit ihm auch das sich allmählich wieder auffüllende Bodentief. Das
Frontensystem dieses Tiefs erfasst allerdings langsam den Nordwesten, bis zum
Abend soll es eine Linie Eifel - Ostwestfalen - Lüneburger Heide -
West-Mecklenburg mit schauerartigem Regen und eingelagerten einzelnen Gewittern
erreichen. Die Regenmengen liegen zwischen 1 und 10, in kräftigen Schauern vor
allem entlang der Kaltfront bei bis zu 15 l/qm (lokaler Starkregen). ICON6-Nest
bringt Regenmengen bis zu 25 l/qm in 12 Stunden, steht mit diesem Mengen
allerdings alleine da und erfährt außerdem nur wenig Unterstützung von den
Ensembles.
Weiter im Osten und Süden steht nach Nebelauflösung ein meist heiterer Tag ins
Haus, auch wenn mit Annäherung des Frontenzugs die Bewölkung allmählich zunimmt.

Mit der verstärkten Zufuhr der warmen Subtropikluft bei schwachem bis mäßigem
Wind aus Süd bis Südwest steigen die Temperaturen auf 16 bis 21 Grad ganz im
Norden, sonst auf 19 bis 26 Grad.

In der Nacht zum Dienstag steuert das Höhentief nunmehr wieder als Randtrog
Dänemark und Skandinavien an. Das Bodentief wandert daraufhin ebenfalls dorthin
und das Frontensystem dringt weiter in den Osten, die Mitte und den Süden
Deutschlands vordringen.
Die schauerartigen Regenfälle mit eingelagerten Gewittern breiten sich bis zur
Donaulinie aus, wobei die Regenmengen mit 1 bis 10, lokal bis 15 l/qm ähnlich
bleiben. Beim EZMW werden in Staulagen bis 20, beim ICON6-Nest erneut bis 25
l/qm angezeigt. In den Ensembles finden sich aber weiterhin nur geringe
Wahrscheinlichkeiten bis 10 % für warnwürdigen Dauerregen.
Postfrontal lockern die Wolken auf und es bleibt trocken, präfrontal bildet sich
neuerlich Nebel.
Der Wind weht nur schwach aus unterschiedlichen Richtungen.
Die Temperaturen gehen auf 14 bis 6 Grad zurück.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren zunächst sehr ähnlich, sodass am Warnmanagement
festgehalten werden kann. Am Montag gibt es in den Niederschlagsmengen
Unterschiede, ob diese sogar bezüglich Dauerregen warnrelevant werden, muss
weiter beobachtet werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler