DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-10-2022 08:01
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 13.10.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von Ww zu SWz

Zunächst ruhiges Wetter, lediglich im Süden und Südosten gegen Abend und in der
Nacht zum Freitag isolierte Gewitter nicht ausgeschlossen. Ab morgen
Nachmittag/Abend in Staulagen Südwestdeutschlands für 18 bis 24 Stunden
Dauerregen möglich. Dann auf exponierten Bergen Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... Ein Höhenkeil hat den Osten Deutschlands erreicht und schwenkt
weiter nach Polen, wobei das Hoch über dem nahen Osteuropa gestützt wird. Von
Westen her folgt ein Höhentrog nach, dessen Achse von der südwestlichen Nordsee
und Ostfrankreich nach Deutschland zieht. Die zugehörige Okklusion befindet sich
nur knapp vor der Achse des Troges und ist wegen der wenig hebungsaktiven
Struktur des Troges auch nur relativ schwach ausgeprägt. So werde bis zum Abend
im Westen und Nordwesten etwa bis zur Mitte Deutschlands meist nur 1 bis 5 l/qm,
nur vereinzelt etwas mehr Regen berechnet (Schwarzwald, Emsland). ICON-D2 und
ICON-EU zeigen spätnachmittags im Südwesten vereinzelt Gewitter, die aber
fraglich sind, da die Auslösetemperatur kaum erreicht wird. Im Osten und vor
allem im Südosten gibt es noch Platz für größere Aufheiterungen. So erreichen
heute die Temperaturen Werte zwischen 14 Grad in der Eifel und 18, vielleicht 19
Grad in der Lausitz.
Der Wind weht heute schwach bis mäßig, im Nordwesten auch frisch mit 6er Böen an
der Nordsee aus Süd bis Südwest, abends an der Nordsee auf West drehend.

In der Nacht ziehen der Trog zusammen mit der Okklusion unter Abschwächung nach
Westpolen und Niederösterreich. So erreicht der Regen auch den Südosten und den
Osten, wo allerdings nur wenig Regen fällt. Im Südosten simulieren aber die
Modelle immerhin 3 bis 10 l/qm, in Staulagen der Alpen eventuell auch etwas mehr
Regen (Arome). Die Trogachse geht im Südosten kurz nach Mitternacht durch und
bis dahin sind in Südostbayern noch isolierte abgehobene Gewitter möglich, da
Cape-MU noch bei 100 J/Kg liegt und die PPWs knapp über 20 mm.
Zwar schwenkt bereits ein Höhenkeil zum westlichen Deutschland, es bleibt aber
auch dort eher bewölkt, da der Keil von Warmluftadvektion überlaufen wird. So
gibt es am ehesten in etwas höheren Mittelgebirgslagen durch aufliegende Wolken
schlechte Sichten. Eventuell können Auflockerungen im Nordwesten zu Bodennebel
führen. Es kühlt auf 11 bis 7 Grad ab.

Freitag... breitet sich der große Langwellentrog über dem Nordatlantik nach
Süden aus, ein vorlaufender kurzwelliger Anteil schwenkt über die Nordsee
Richtung Skandinavien. Damit verbunden zieht im Bodendruckfeld ein kräftiges
Tief ins Nordmeer. Seine Okklusion hängt etwas zurück und erreicht von der
zentralen Nordsee her kommend etwa die Deutsche Bucht. Ein Randtief liegt
mittags über Südwestengland und seine Warmfront greift mit Regen im Tagesverlauf
auf den Westen und Südwesten, später auf die Mitte Deutschlands über. Tagsüber
sind die Regenmengen noch nicht besonders groß und liegen meist zwischen 2 und 9
l/qm, in Staulagen vielleicht 10 bis 15 l/qm (AROME, Westpfalz). Der meist Regen
fällt nachmittags.
In feuchter und insgesamt milder Meeresluft werden insbesondere durch WLA
Hebungsimpulse geliefert, während die thermischen Gegensätze an den
Tiefausläufern überschaubar bleiben.
Im äußersten Nordwesten labilisiert zum Abend die Schichtung und es sind Schauer
möglich.

Der Wind kommt meist noch aus südlichen Richtungen und frischt etwas auf;
allerdings fällt die Gradientzunahme sehr moderat aus und stärkere Böen (Bft 7
bis 8) bleiben auf das höhere, bzw. exponierte Bergland beschränkt. An der
Nordsee bleibt es wohl nur bei 6er Böen.
Trotz reichlich Bewölkung sind 15 bis 19 Grad auf der Karte mit den höchsten
Werten in Südostbayern.

In der Nacht zum Samstag liegen wir unter einer im Norden recht glatten, im
Süden leicht antizyklonalen westsüdwestlichen Strömung. Dabei zieht eine
Frontalwelle nach Holland und ihre Warmfront wandert über Süddeutschland hinweg
ostwärts. Hierbei verstärkt sich der Regen in den Gebieten südlich des Mains.
Die Modelle simulieren meist 5 bis 15 l/qm, lokal auch 15 bis 25 l/qm. Im
Schwarzwald, eventuell auch im Odenwald (ICON-EU) werden Dauerregenmengen über
25 l/qm erreicht. Nördlich des Mains regnet es nur zeit- und gebietsweise mit
Mengen zwischen 0,5 und 5 l/qm.
Dauerregenmengen vor allem im Schwarzwald und im Allgäu werden von den EPS
Ergebnissen gestützt (s. unten).

An der Windsituation ändert sich nicht viel; im Warmsektor sind im Süden im
höheren Bergland Sturmböen, eventuell schwere Sturmböen nicht ausgeschlossen.

Samstag... dreht die Höhenströmung vor dem sich insgesamt nähernden
Langwellentrog auf Südwest. In den Norden und die Mitte gelangt kräftig erwärmte
Meeresluft subpolare Ursprungs (im Grunde milde Meeresluft), in den Süden
südlich der Kaltfront der Welle anfangs noch Meeresluft subtropischen Ursprungs.
Dabei zieht der Wellenscheitel knapp nördlich der Main-Linie ostwärts und die
Regenfälle werden schwächer. Das liegt unter anderem daran, dass die frontalen
Strukturen nur schwach ausgeprägt sind.
Die Luftmasse weiter nördlich ist nicht sonderlich instabil, weshalb sich die
Schauerneigung bei wechselnder Bewölkung sehr in Grenzen hält. Lediglich über
der Deutschen Bucht wird durch einen nach Nordosten schwenkenden Kurzwellentrog
etwas höhenkältere Luft eingesteuert, was dort Schauer, über der freien Nordsee
vereinzelt auch Gewitter zur Folge haben dürfte. Dazu frischt der Südwestwind
über der freien Nordsee auf mit steifen Böen.
Auch im höheren Bergland über der Mitte und dem Süden sind steife, exponiert
auch stürmische Böen möglich, im Hochschwarzwald und auf Alpengipfeln vielleicht
auch eine Sturmbö.
Nach Abzug der Welle dürfte der Wind nachmittags schwächer werden.

Mit der Südwestströmung wird es noch etwas milder mit Werten zwischen 16 Grad an
der Nordsee und 20 Grad örtlich im Süden oder im Lee des Harzes.

In der Nacht zum Sonntag bleibt die recht glatte Südwestströmung bestehen und
die ehemalige Kaltfront kommt etwas weiter nördlich als Warmfront zum Schleifen.
So kommt es in einem von Rheinland-Pfalz und dem südlichen NRW bis nach
Brandenburg zu Regen (IFS), die anderen Modelle zeigen im Osten kaum Regen. Im
Südosten bleibt es in den meisten Regionen trocken. Es kühlt auf 12 bis 7 Grad
ab. Auf den Bergen muss weiterhin mit Sturmböen gerechnet werden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren großräumig recht ähnlich.

Was den Dauerregen angeht, so zeigen die EPS-Ergebnisse vor allem im Zeitraum
morgen 12 UTC bis Samstag 12 UTC besonders bei CosmoLEPS im Schwarzwald und im
Allgäu erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen über 30 l/qm. Selbst
unwettermengen über 50 l/qm sind nach CosmoLEPS und bedingt bei ICON-EU-EPS
möglich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden