DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

12-10-2022 07:30
SXEU31 DWAV 120800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 12.10.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Brücke Mitteleuropa (BM), am Donnerstag Übergang zu Winkel West (Ww)
Anfangs noch oft freundliches Herbstwetter, im Süden aber teils zäher Nebel und
Hochnebel. Ab morgen zunehmend unbeständiger. Zum Samstag im Schwarzwald
potentielle Dauerregenlage. Tagsüber wenig Temperaturänderung, in den Nächten
milder.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... steht noch ganz im Zeichen des Hochs WIM, das mit über 1025 hPa über
Polen liegt. Es erfährt in der Höhe aber nur noch geringe Unterstützung in Form
eines flachen Rückens, der Richtung Norwegen und Schweden deutlich stärker
ausgeprägt ist. Zusammen mit den Trogresiduen über Südfrankreich und dem
Alpenraum ergibt sich ein ziemlich aufgeweichtes Geopotentialfeld (wie bei einer
Quetschkommode), das stromab eines stark ausgeprägten Jetstreaks über dem nahen
Ostatlantik auf 50 Nord mit über 120 Knoten über Mitteleuropa einen stark
diffluenten Ausgang markiert.

Letztlich erwartet uns heute erneut ein ruhiger und vielfach freundlicher
Herbsttag, wenn sich bis zum Mittag das Gros der morgendlichen Nebelfelder
aufgelöst hat und auch im Nordosten die Restbewölkung der Vortage mit der
südöstlichen Bodenströmung allmählich zur Ostsee rausgedrückt wird. Erst zum
Abend kündigen mittelhohe Wolkenfelder im Westen und Nordwesten einen nahenden,
schwachen Tiefausläufer an.

Eine zähe Angelegenheit mit Nebel und Hochnebel dürfte es im Süden des Landes
werden, wo der Gradient nicht viel her gibt und meist schwache östliche Winde
dominieren. Die Mächtigkeit der Nebeldecke ist im 06z Aufstieg von Stuttgart bis
1200 m hinaufreichend gesättigt, die Inversion liegt bei 2000 m. Dort ist die
Luftmasse landesweit auch am feuchtesten mit PPW's um 20 mm bei Theta 850 hPa
von rund 40 Grad (in der Mitte und im Norden in der gealterten Meereskaltluft
nur um 20 Grad). Selbst im Nebel sind die Temperaturen im Süden heute Morgen
verbreitet noch zweistellig. Sobald es merklich einstrahlt, wird sogar etwas ML
CAPE generiert und vor allem inneralpin, aber auch im Bayerischen Wald kann es
mal für einen kleinen Schauer reichen.


In der Nacht zum Donnerstag zieht sich das Hoch WIM langsam nach Osteuropa
zurück und ein flacher Kurzwellentrog greift auf den Nordwesten und Westen
Deutschlands über. Diesem vorgelagert ist eine schwache Okklusion, die über dem
Englischen Kanal und Nordfrankreich rasch in einer beginnenden Zyklonenfamilie
als zonale Luftmassengrenze rückläufig wird.

So setzt sich die mehrschichtige Bewölkungszunahme weiter landeinwärts fort und
in den Frühstunden setzt von der Nordsee bis zur Eifel leichter Regen ein.
Präfrontal frischt der Wind über den Nordseeinseln mit Böen bis 6 Bft aus Süd
bis Südwest auf.

Im Osten und Süden bleibt es noch längere Zeit gering oder nur locker bewölkt.
Während die südliche Überströmung des Erzgebirges die Nebelneigung im Osten
gering hält, kristallisieren sich vor allem wieder Bayern, Baden-Württemberg und
Hessen (und da insbesondere wieder in den Flusstälern) als "Nebelhochburgen"
heraus.

Die Tiefstwerte liegen im Osten und der Mitte mit Persistenz wieder zwischen 6
bis lokal 0 Grad, sonst meist zwischen 11 und 5 Grad.

Donnerstag... schwenkt der flache, insgesamt aber doch recht breit angelegte
Trog ostwärts nach Deutschland und liegt am Abend mit seiner Achse meridional
über der Landesmitte. Die Advektionsprozesse sind insgesamt sehr schwach und der
dynamische Hebungsimpuls hält sich sehr in Grenzen. So sollte sich das Regenband
im Radarbild alles andere als gut definiert darstellen, sondern gerade zum
Nachmittag hin immer mehr über der Mitte "zerfleddern". Vielerorts gibt es nur
wenige Tropfen, allenfalls in Staulagen der Mittelgebirge und im Nordwesten bis
5 l/m² binnen 6 h.

Von Brandenburg bis nach Niederbayern bleibt es weitgehend trocken. Die
Bewölkungszunahme wirkt da eher nebelauflösend. Vor allem Richtung Lausitz, wo
die Nebelneigung ohnehin gering war, steht erneut ein recht freundlicher
Herbsttag bevor.

Nicht gänzlich ausgeschlossen, dass mit Einstrahlung im Alpenvorland und
Übergreifen der Trogspitze am Nachmittag einzelne konvektive Umlagerungen
ausgelöst werden. Die Höchstwerte liegen je nach Bewölkung zwischen 13 und 19
Grad.


In der Nacht zum Freitag schwenkt der Trog ostwärts ab und die westliche
Strömung glättet einmal durch. Es bleibt aber positive Schichtdickenadvektion
vorherrschend, da auf der Vorderseite des komplexen, umfangreichen Höhentiefs
bei Island eine weitere Okklusion über den Britischen Inseln als auch die
bereits o.e. Frontalwellen über Frankreich und dem Atlantik ostwärts
nachschieben.

Da die ohnehin nur rudimentär vorhandenen frontalen Strukturen weiter
verwaschen, ergibt sich landesweit mehr oder weniger eine Gesamtgemengelage, die
mit: "Überwiegend stark bewölkt, dazu zeit- und gebietsweise etwas Regen."
bestens beschrieben ist. Die Tiefstwerte liegen um die 10 Grad Marke.

Sturmböen auf exponierten Gipfeln wie Brocken und Feldberg im Schwarzwald - vom
MosMix angeboten - geben die Höhenwinde nicht wirklich her. Wenn, dann sind das
nur sehr vereinzelte, temporäre Spitzen.

Freitag... bleibt die diffluente Vorderseite in der westlichen Strömung über
Mitteleuropa erhalten. Die Advektionsprozesse bleiben überschaubar, seichte -
dafür gleichwohl kontinuierliche - WLA präsent. PVA spielt keine Rolle. Die
Wellen verlieren sich meist über Frankreich, die Distanz zum Haupttrog südlich
von Island bleibt recht groß. Zudem liegen sie entwicklungsungünstig im rechten
Jetausgang. Der Klassiker bei einer winkelförmigen Westlage.

Über Deutschland werden die Reste der zweiten nachfolgenden Okklusion ostwärts
gesteuert, wobei sich die thermischen Gradienten erneut über uns zunehmend
verlieren. Der Wettercharakter bleibt also insgesamt leicht zyklonal geprägt mit
vielen kompakten Wolken und nur kurzen heiteren Abschnitten. Dazu regnet es
gelegentlich mit meist leichter Intensität. In der Fläche liegen die Mengen
meist zwischen 1 und 5 l/m² binnen 12 h.

Je nachdem, wie ausgeprägt die Frontalzone über Frankreich noch ist und ob eine
Welle noch den westlichen Alpenbogen erreicht, kann man sich am ehesten in
Weststaulagen des Schwarzwaldes signifikante Regenmengen vorstellen. Relativ
sicher liegt die Region zumindest mal im Bereich des Okklusionspunktes und
Summen bis 10 l/m² im Südschwarzwald sind gut vorstellbar. Sturmböen auf den
Schwarzwaldgipfeln werden ebenfalls langsam wahrscheinlicher, sind aber wegen
der genauen Positionierung der Welle noch nicht final zu klären.

Die Temperaturen steigen in der vergleichsweise milden Atlantikluftmasse mit
T850 zwischen 5 Grad im Norden und 9 Grad im Süden auf 14 bis 20 Grad.

In der Nacht zum Samstag ändert sich an der Höhenkonfiguration kaum etwas.
Während die Reste der Okklusion im Norden mit der südwestlichen Strömung in der
unteren Troposphäre rasch ostwärts Richtung Masuren ziehen und die Regenfälle
größere Pausen einlegen, verbleibt der Süden im Schleifbereich.

Entlang und südlich des Mains bieten UK10 und GFS 5 bis 10 l/m² bis Samstag Früh
an, ICON06 etwas weniger. Der neuste IFS Lauf schlägt mit 15 bis 30, im
Schwarzwald bis 50 l/m² richtig zu, was das Potential deutlich aufzeigt.
ICON-EPS und COSMO-LEPS zeigen immerhin dezente Signale von rund 20% für mehr
als 25 l/m² binnen 12 Stunden. Eine markante (ocker) Lage muss definitiv ins
Kalkül gezogen werden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Unterschiede sind zunächst marginal und nicht relevant. Details bezüglich
der Regensummen zum Freitag/Nacht zum Samstag sind noch offen. Auch wenn es
derzeit noch nicht sonderlich wahrscheinlich ist, könnte es dennoch vom Setup
für eine Dauerregenlage im Schwarzwald reichen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Robert Hausen