DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-10-2022 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 08.10.2022 um 10.30 UTC



Leicht wechselhaft und mild. Zum Freitag im Norden windig bis stürmisch.
Ansonsten überwiegend ruhig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 15.10.2022


Am Dienstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, befindet sich nach IFS die
Frontalzone recht weit im Norden über Nordeuropa. Damit ist trotz eines über
Skandinavien ostwärts schwenkenden Troges das Geopotential über Mitteleuropa
recht hoch. Hier schwenkt rückseitig des Haupttroges noch ein sehr flacher Trog
mit der nicht allzu starken westlichen Höhenströmung herein. Bodennah ist hoher
Luftdruck anzutreffen, wobei in einer zonalen Hochdruckzone ein von Westen
herankommender Bodenkeil sich bis zum Abend zu einem eigenen Hochzentrum über
Benelux entwickelt. Über Nordeuropa dominiert tiefer Luftdruck, die Tiefs machen
sich aber gerade einmal im hohen Norden Deutschlands mit etwas Wind bemerkbar.
Allerdings schleifen die Reste einer Kaltfront noch über dem Süden Deutschlands,
wo sie sich unter Hochdruckeinfluss aber allmählich auflösen. Ein gewisser
Temperaturgradient verbleibt: 8°C in 850 hPa ganz im Süden, 0°C in weiten Teilen
des Nordens. Im Süden bringt die Kaltfront noch viele Wolken und etwas Regen,
auch in den Norden driften Wolken. In der Mitte scheint dagegen die Sonne. In
der teils klaren Nacht zum Mittwoch kann es unter Hochdruckeinfluss vor allem in
der nördlichen Mitte Frost geben.

Am Mittwoch schwenkt in der weiterhin schwachen westlichen Höhenströmung ein
flacher Rücken herein. Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt nach Polen.
Damit setzt sich von Südwesten etwas mildere Luft Richtung Norden durch. Es
überwiegt Hochdruckwetter mit teils zähen Nebelfeldern, viel Sonne, aber auch
etwas durchziehender hoher Bewölkung. In der Nacht zum Donnerstag erreicht ein
schwacher Trog die Nordsee. In diesen ist eine okkludierte Front eingelagert,
die später dem Nordwesten Wolken, aber kaum Regen bringt. Ansonsten bleibt es
bei Hochdruckwetter mit sich wieder bildendem Nebel, aber auch höheren
Wolkenfeldern.

Am Donnerstag schwenkt der schwache Trog Richtung Deutschland und die Front
überquert unser Land mit Wolken und ein paar Tropfen Regen. Etwas mehr kann es
im Süden regnen, dort ist es auch leicht instabil. Das Temperaturniveau geht
eher noch etwas nach oben. Am Abend werden in 850 hPa zwischen 3°C über Rügen
und weiterhin 8°C an den Alpen erwartet. In der Nacht ziehen Trog und Front nach
Osten ab. Der nachfolgende Rücken ist aber von starker Warmluftadvektion
überlaufen, so dass bald von Nordwesten mehrschichtige Bewölkung aufzieht. Dies
ist einem ins Seegebiet nordwestlich Schottlands ziehenden Sturmtief geschuldet.
Bis zu uns hin fällt der Druck und im Nordwesten nimmt der Gradient zu, so dass
dort der Südwind auffrischt.

Am Freitag zieht das Sturmtief weiter bis zum Norden Schottlands. Bei uns fällt
der Druck weiter, so dass der Gradient im ganzen Land zunimmt. Vor allem im
Nordwesten muss mit recht starkem Südwestwind gerechnet werden. Die Warmfront
zieht mit Regenfällen auf. In der Nacht zieht dann die zugehörige Kaltfront mit
Regenfällen südostwärts und nachfolgend gelangt der Norden von der Nordsee her
in den nachfolgenden Trogbereich. Weiterhin ist es vor allem im Nordwesten
windig.

Am Samstag legt sich die Kaltfront an die Alpen und bringt im Süden noch etwas
Regen. Die einfließende Meeresluft polaren Ursprungs ist in 850 hPa etwas 2 bis
4°C warm. Der oben erwähnte Trog zieht rasch nach Osten und auf seiner Rückseite
stellt sich eine recht glatte und kräftige westliche Höhenströmung ein, wobei
jetzt die Frontalzone eine Lage deutlich weiter südlich als bisher annimmt. Im
Norden wird Höhenkaltluft wetterwirksam und bringt viele Schauer, vor allem über
der See. Zudem verbleibt der Norden in einer sehr straffen Westströmung am
Boden. Größere Wolkenlücken und etwas Sonne gibt es vor allem in der Mitte.

In den Folgetagen meridionalisiert sich das Strömungsmuster wieder. Während es
über dem Atlantik zu einer kräftigen Austrogung kommt, schiebt sich von Afrika
ein kräftiger Rücken nach Südeuropa und schiebt die Frontalzone langsam wieder
nach Norden. Südliche Winde bringen sehr warme Luft zu uns und freundliches und
vor allem trockenes Wetter überwiegt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufs mit seinen beiden Vorgängerläufen ist bis
Donnerstag hoch. In der Nacht zum Freitag ist der gestrige 12-UTC-Lauf etwas
langsamer beim Übergreifen der Warmfront von Westen, der gestrige 00-UTC-Lauf
war dagegen sogar noch geringfügig schneller als der heutige. Im weiteren
Verlauf ließ der gestrige 00-UTC-Lauf den nachfolgenden Trog etwas weiter
nördlich durchschwenken, so dass die Kaltfront den Süden zögerlicher erreichte
und auch die Höhenströmung nachfolgend nicht glatt auf West drehte, sondern bei
Westsüdwest verblieb. Beim gestrigen 12-UTC-Lauf bildet sich an der Kaltfront
eine Welle und sie wird über Deutschland wieder rückläufig. Die Höhenströmung
verbleibt bei Südwest. Man kann also abschließend feststellen, dass insbesondere
nächsten Samstag noch große Unsicherheiten im Spiel sind.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die aktuellen deterministischen Läufe der diversen Globalmodelle sind ebenso bis
Donnerstag in guter Übereinstimmung, wenn man von UK10 mal absieht. Am Freitag
nehmen dann aber die Unterschiede deutlich zu: Bei ICON bleibt das Sturmtief
deutlich schwächer und weiter weg, die Warmfront zieht viel später auf. GEM
lässt das Sturmtief weniger weit ostwärts ziehen, so dass wir auch in der Nacht
zum Samstag noch auf der Vorderseite bleiben. Das bleibt auch am Samstag so. GFS
ist dagegen in guter Übereinstimmung mit IFS. Nun zu UK10: Die Engländer lassen
den Trog am Donnerstag etwas weiter südwärts ausgreifen, was zu Zyklogenese im
westlichen Mittelmeer führt. Das entstehende Tief hat zwar kaum Einfluss auf
unser Wetter, da es ostwärts zum Balkan zieht, soll aber heftigen Regen im
nördlichen Mittelitalien und später auf dem Westbalkan bringen. Zudem wird auch
bei UK10 das Übergreifen der Warmfront am Freitag auf Deutschland verzögert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das IFS-EPS verteilt sich im Zeitraum von Donnerstag, 00 UTC bis Samstag, 00 UTC
auf fünf Cluster. Diese unterscheiden sich jedoch in unserer Region nur
geringfügig. Am Samstag, 00 UTC zeigen sie alle den Trog im Bereich der
Britischen Inseln und der Nordsee und auch das starke Bodentief im Umfeld der
Britischen Inseln. Lediglich in Details gibt es Unterschiede. In der erweiterten
Mittelfrist werden die Unterschiede etwas deutlicher. Von Sonntag, 00 UTC bis
Dienstag, 00 UTC verteilt sich das Ensemble auf vier Cluster: C3 (10 Mitglieder)
zeigt die Frontalzone mit westsüdwestlicher Strömung über Deutschland. C1 (18
Mitglieder incl. Kontrolllauf) zeigt eine ähnliche Konstellation, aber mit
südwestlicher Höhenströmung. C4 (9 Mitglieder und Hauptlauf) zeigt eine noch
etwas steilere Strömung und einen stärker ausgeprägten Rücken östlich unseres
Landes. C2 (14 Mitglieder) zeigt ebenso eine südsüdwestliche Strömung, den Trog
aber näher bei uns, so dass in diesem Fall in zyklonalem Umfeld zumindest im
Westen mit mehr Regen zu rechnen wäre. Letztlich sind alles sehr milde
Szenarien, aber mit unterschiedlicher Lage regenbringender Frontensysteme.

Die Rauchfahnen zeigen im Süden (am Beispiel Augsburg) konstante Temperatur und
konstantes Geopotential mit nur geringer Streuung bis Freitag. Danach nimmt bei
der Temperatur die Streuung zu und der Schwerpunkt des Ensembles geht leicht
nach oben, der Hauptlauf ist aber sehr weit oben dabei. Beim Potential nimmt die
Streuung auch stark zu, der Schwerpunkt ändert sich aber kaum. Auch hier ist der
Hauptlauf ganz oben dabei. Niederschlagssignale gibt es immer wieder, kommendes
Wochenende fallen diese sogar recht üppig aus.

Im Norden (Beispiel Hamburg) zeigt sich etwas mehr Wechselhaftigkeit und etwas
mehr Streuung bei Temperatur und Potential bis Freitag. Zum Samstag gibt es bei
beiden Größen noch einmal einen Dämpfer (Trog und Kaltfront sind sehr
wahrscheinlich). Danach zeigt sich wie im Süden die starke Aufwärtstendenz mit
dem Hauptlauf ganz am oberen Rand bei Temperatur wie Potential.
Niederschlagssignale sind ab Donnerstag ständig vorhanden.

Über die GFS-Rauchfahnen müssen nicht viele Worte verloren werden. Sie ähneln
jenen des IFS im Norden wie Süden sehr stark. Auch bei GFS liegt ab nächstem
Sonntag der Hauptlauf sowohl bei der Temperatur als auch beim Geopotential in
der Spitzengruppe.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Sturm:
Am Dienstag zeigt Cosmo-LEPS zu Tagesbeginn noch geringe Wahrscheinlichkeiten
für stürmische Böen an der Nord- und Ostsee.

Am Freitag und Samstag zeigt das IFS-EPS erhöhte Wahrscheinlichkeiten für
Sturmböen im Bereich der Nordsee und geringe Wahrscheinlichkeiten für stürmische
Böen an der Ostsee und im nordwestlichen Binnenland.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann