DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

07-10-2022 07:01
SXEU31 DWAV 070800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 07.10.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
B M
An und über der Nordsee und ab dem Wochenende auch in einigen höheren
Mittelgebirgslagen stürmische Böen. In Nordseenähe im Trogbereich kurze
Gewitter. Sonst kaum markanten Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... liegt Deutschland unter einer west-südwestlichen Strömung, die mit
dem Übergreifen eines Troges auf die Britischen Inseln auf Südwest dreht. Ein
flacher Rücken, der über Polen hinweg nach Osten gesteuert wird, stützt zunächst
noch eine Hochbrücke, die eine Verbindung zwischen dem Azorenhoch und einem Hoch
über der Ukraine darstellt. Mit Annäherung des Troges erfolgt über Mitteleuropa
Druckfall, so dass sich die Brücke abzuschwächen beginnt. Hierdurch erfolgt im
Nordwesten und im äußersten Norden eine Gradientzunahme, was an der Nordsee und
im nördlichen Schleswig-Holstein Windböen und über der offenen See und an der
Nordfriesischen Küste stürmische Böen aufkommen lässt.
Im Bereich der Hochbrücke konnte sich im Süden und zum Teil auch in der Mitte
teils dichter Nebel bilden, der sich vor allem in süddeutschen Flussniederungen
bis gegen Mittag halten dürfte. Abgesehen davon sind längere sonnige Abschnitte
zu erwarten. Nur der äußerste Norden wird aufgrund seiner Nähe zur Frontalzone
von dichteren Wolkenfeldern gestreift. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 17
bis 21, in Küstennähe Werte um 15 Grad. Bei sehr zäher Nebelauflösung werden 12
Grad kaum überschritten.

In der Nacht zum Samstag greift der Trog von den Britischen Inseln kommend auf
die Nordsee über. Die vorgelagerte Kaltfront erfasst leicht schleifend mit etwas
konvektiv durchsetzten Niederschlägen den Nordwesten und Westen Deutschlands.
Mit Annäherung des Troges wird im Nordwesten die Schichtung labiler, auch etwas
CAPE wird generiert, so dass es an der Nordsee für einzelne kurze Gewitter
reichen kann.
Präfrontal erfolgt auch in den mittleren Regionen Deutschlands eine leichte
Gradientzunahme, so dass dort Nebel kein Thema mehr sein sollte. Auf dem
Brockenplateau können dann Sturmböen Bft 8/9 aufkommen; mit Windböen Bft 7 muss
dann auch an der Ostseeküste gerechnet werden.
Auch im Süden sollte Nebel nicht mehr so verbreitet auftreten wie in der
vergangenen Nacht. Ein kurzwelliger Trog, der relativ weit südlich nach
Ost-Nordost abläuft, lässt von der Schweiz und von den Alpen her mehrschichtige
Bewölkung aufziehen, die auch weit abgesetzt von der eigentlichen Kaltfront
geringe Niederschläge bringen kann.

Samstag... überquert der Trog nebst vorgelagerter Kaltfront weitgehend das
Vorhersagegebiet. Kaltluftadvektion, die auch auf den präfrontalen Bereich
übergreift, schwächt die Wetterwirksamkeit dieser Front ab. Somit sind südlich
der Mittelgebirgsschwelle allenfalls geringe Niederschläge zu erwarten. Eine
Aktivierung der Front erfolgt erst mit Annäherung an die Alpen. Aber selbst dort
sind die Niederschläge, die allenfalls in Staulagen 10 mm innerhalb von 12
Stunden überschreiten, fernab von jeglicher Warnrelevanz.
Mit Passage des Troges sind im Küstenbereich kurze Gewitter zu erwarten. Mit
geringer Wahrscheinlichkeit gehen diese mit stürmischen Böen einher. Zudem
können, bedingt durch den weiterhin kräftigen Gradienten, auch in den Hochlagen
der nördlichen und östlichen Mittelgebirge stürmische Böen auftreten. Rückseitig
stellen sich von Westen her bereits wieder größere Auflockerungen ein. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen 14 bis 19 Grad.

In der Nacht zum Sonntag nähert sich ein breiter Höhenrücken. Durch diesen wird
ein Bodenhoch gestützt, das sich mit seinem Schwerpunkt von Nordfrankreich über
die Mitte Deutschlands hinweg nach Tschechien verlagert. In dessen Bereich
stellen sich erneut geringe Luftdruckgegensätze ein, so das sich, abgesehen vom
Norden, teils dichter Nebel bilden dürfte.
Im Norden macht sich aufgrund der Nähe zur Frontalzone noch etwas Gradient
bemerkbar; zudem hält sich dort mehrschichtige Bewölkung, so dass die Entstehung
von Nebel unterbunden wird. Für warnrelevante Böen reicht es jedoch nur noch in
der ersten Nachthälfte an der Ostseeküste.

Sonntag... bewirkt auf nahezu ganz Skandinavien ausgreifende Warmluftadvektion
eine Ausweitung des Höhenrückens nach Norden. Das korrespondierende Bodenhoch
verlagert sich unter leichter Kräftigung nach Norden, wodurch sich über
Deutschland eine südöstliche bis östliche bodennahe Windkomponente einstellt.
Der etwas zunehmende Gradient lässt im Tagesverlauf vor allem in den Hochlagen
der nördlichen und östlichen Mittelgebirge Sturmböen Bft 8/9 aufkommen. Bedingt
durch die Gradientzunahme sollten Nebel und Hochnebel im Tagesverlauf alsbald
verschwinden. Somit besteht nahezu in ganz Deutschland die Chance auf einen
weiteren meist sonnigen Oktobertag. Lediglich die alpennahen Gebiete werden von
teils mehrschichtiger Bewölkung erfasst, die aus einem zu den Westalpen
ablaufenden Trog resultiert. Aber auch dort bleibt es niederschlagsfrei.
Gegenüber Samstag ändern sich die Temperaturen kaum.

In der Nacht zum Montag verlagert sich der Rücken unter Verkürzung der
Wellenlänge und allmählicher Umwandlung in einen Keil über Polen hinweg
ostwärts. Auf die Britischen Inseln greift ein weiterer Trog über, so dass sich
über Mitteleuropa eine südwestliche und allmählich aufsteilende Strömung ergibt.

Das mit dem Rücken korrespondierende Bodenhoch verabschiedet sich nach Osteuropa
und ist Montagfrüh mit seinem Schwerpunkt über der westlichen Ukraine zu finden.
Mit der Annäherung einer flachen, von der Nordsee bis nach Galizien reichenden
Tiefdruckrinne legt der Gradient im Norden und in der Mitte Deutschlands ein
wenig zu. Sturmböen Bft 8/9 bleiben jedoch auf exponierte Gipfellagen der
nördlichen und östlichen Mittelgebirge beschränkt.
Südlich der Mittelgebirgsschwelle ist von der Gradientzunahme nur wenig zu
spüren, so dass sich erneut teils dichter Nebel bilden kann. Aufgrund der
Erwärmung oberhalb der Grundschicht (im 850 hPa-Niveau erfolgt ein
Temperaturanstieg auf Werte um oder etwas über 10 Grad) kommt dann eine
ausgeprägte Inversionslage zustande.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann