DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-10-2016 21:00
SXEU31 DWAV 081800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 08.10.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Anfangs an der Ostsee noch windig, sonst stellenweise Nebel/Bodenfrost. Am
Sonntag unspektakuläres Oktoberwetter.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland nach wie vor auf der Südflanke des
umfangreichen, bis in die obere Troposphäre reichenden Hochs über Nordeuropa.
Als Konterpart fungiert ein Höhentief im Bereich
Weißrussland/Lettland/Nordostpolen, von dem aus sich ein Randtrog bis nach
Deutschland erstreckt. Während die Antizyklone durch pomadige Stationarität
auffällt - wollen hoffen, dass die deutsche Nationalmannschaft heute Abend
andere Attribute ins Feld wirft -, begibt sich das Höhentief über die Ostsee
hinweg auf Westkurs, wo es bis morgen früh aber noch deutlich östlich von
Jütland verbleibt. Der angesprochene Randtrog wiederum verlagert sich mit der
höhenkältesten Luft (T500 um -25°C) langsam nach Süddeutschland, so dass das
Potenzial rückseitig etwas ansteigt (schwacher Höhenkeil über dem W und NW des
Landes).
Wie auch immer, das Hauptwettergeschehen spielt sich eigentlich im unteren Teil
der Troposphäre, etwa unterhalb 750 bis 700 hPa ab, wo die aus Nordosten
einströmende kühle Luftmasse soweit angefeuchtet ist, dass es nicht nur
verbreitet stark bewölkt bis bedeckt bleibt, sondern gebietsweise auch noch
regnet oder nieselt, wenn auch in der Regel nicht allzu kräftig. In den
Hochlagen der östlichen und südöstlichen Mittelgebirge können sich einige
Flocken unter den Regen mischen, in den Alpen liegt die Schneefallgrenze etwa
bei 1200 bis 1400 m.
In den westlichen Landesteilen ist die Niederschlagsneigung allgemein geringer,
vor allem dort lockert die Wolkendecke teilweise auf. Entsprechend bildet sich
einige Nebelfelder, was vereinzelt aber auch im Süden sowie allgemein in den
Hochlagen einiger Mittelgebirge durch aufliegende Wolken passieren kann. Bei
längerem Aufklaren ist zudem leichter Bodenfrost möglich, während sich lokaler
Luftfrost auf die west-südwestdeutschen Mittelgebirge (Sauerland bis Schwäbische
Alb) beschränken sollte.
Bliebe zuletzt noch der von NO auf N drehende Wind, der an der Ostsee weiterhin
recht flott unterwegs ist mit Böen bis 7 Bft, Kap Arkona auf Rügen vielleicht 8
Bft, Tendenz in der zweiten Nachthälfte langsam abnehmend.

Sonntag ... bleiben der hohe Luftdruck respektive das hohe Potenzial über
Nordeuropa erhalten. Auf der Südflanke zieht das Höhentief mit
Kaltlufttropfencharakter (es findet sich kein eindeutig korrelierendes
Bodentief) über Jütland hinweg zur Nordsee, während der ehemalige Randtrog den
Alpenraum überdeckt, von wo aus er eine Art Potenzialrinne mit neuen, sich über
der Ukraine formierenden Höhentiefs bildet. Zwischen dieser Rinne und dem
nördlichen Höhentief etabliert sich über Mitteldeutschland ein relatives
Potenzialmaximum, was aber ebenso wie seine zyklonalen Mitstreiter wenig Dynamik
zu bieten hat.
So bleibt im Prinzip alles beim Alten, zumal ein Luftmassenwechsel weiterhin
nicht ins Haus steht. Es überwiegt starke Bewölkung oder ein bedeckter Himmel,
während Auflockerungen summa summarum eher eine untergeordnete Rolle einnehmen
werden (am ehesten treten sie noch im W und SW in der Zone mit leichtem
kompensatorischem Absinken auf). Auch stehen gebietsweise wieder leichte
Niederschläge auf dem Zettel, wobei sich die Modelle hinsichtlich der genauen
Positionierung nicht immer einig sind. Eine leichte Verstärkung der Regenfälle
deuten sich für NO-Staulagen (z.B. Thüringer Wald) an, wo man sicherlich einen
ziemlich trüben Sonntag erleben wird. Hinzu kommen erneut in einigen Hochlagen
Sichtbehinderungen durch aufliegende Wolken. Die Schneefallgrenze steigt
gegenüber der Nacht etwas an, was bei der eher geringen Niederschlagsintensität
aber nur von akademischem Interesse ist.
So bleibt abschließend nur noch die Bewertung der Temperatur- und
Windentwicklung. Während sich die Temperatur konservativ verhält - die Spanne
der Maxima reicht etwas von 6/7°C in einigen trüben Staulagen bis zu 14°C im SW
mit Hilfe etwas direkter Solarstrahlung -, ist der Wind an der Ostseeküste
weiterhin im Abwärtstrend. Ursache ist eine sich von Nordpolen nach Westen
ausbreitende Tiefdruckrinne, die für eine weitere Gradientauffächerung sorgt.
Windwarnungen sind tagsüber also nicht mehr fällig.

In der Nacht zum Montag zieht der KLT über der Nordsee ganz langsam
südwestwärts, gleichzeitig verlagert sich die Potenzialrinne etwas südostwärts.
Deutschland befindet zwischen diesen Gebilden in einem Bereich mit extrem
schwachen Höhenwinden. Einsetzende WLA sorgt allerdings im äußersten NO für den
Aufzug mehrschichtiger Bewölkung, aus der es gegen Morgen etwas regnen kann.
Ansonsten sorgt leichtes Absinken dafür, dass die Wolkendecke z.T. auflockert
und die Niederschlagsaktivität nachlässt, wenn vielleicht auch nicht ganz zum
Erliegen kommt. Bei weiterhin windschwachen Verhältnissen und recht hoher
Grundschichtfeuchte bildet sich gebietsweise Nebel. Zudem besteht die Gefahr von
Bodenfrost, in einigen Mittelgebirgstälern von leichtem Luftfrost. Dort, wo der
Bodenwärmestrom endlich ist - vornehmlich auf Brücken - könnte etwas Reif oder
gefrierende Nässe uns daran erinnern, dass wir vor einem wie auch immer
gearteten Winterhalbjahr stehen.

Montag ... startet die neue Woche mit wenig atmosphärischer Inspiration, will
heißen, eine grundlegende Änderung der Großwetterlage NEa (Nordost antizyklonal)
bis HNFa (Hoch Nordmeer-Fennoskandien antizyklonal) ist nicht zu erwarten. Der
KLT erreicht die südwestliche Nordsee bzw. Belgien, wo er den westlichen Rand
einer mit mehreren Drehzentren gespickten, bis ins südwestliche Russland
reichenden Potenzialrinne markiert. Zwischen dieser Rinne und dem sich
geringfügig abschwächenden Hoch über Nordeuropa breitet sich die WLA etwas
west-südwestwärts aus, was auch für daraus resultierende Schichtbewölkung und
den Regen gilt. Welche Gebiete nordöstlich der Elbe der Regen letztlich erfassen
wird, wird derzeit noch nicht einheitlich von den unzähligen Modellen
beantwortet. Konsens herrscht aber darin, dass die erwarteten Mengen deutlich
unterhalb etwaiger Warnschwellen liegen. Fakt ist, dass sich der Gradient an der
Ostsee wieder etwas verschärft, was einen auffrischende NO-Wind mit Böen 7 Bft,
exponiert (Vorpommern) 8 Bft zur Folge hat.
Im großen Rest des Landes gestaltet sich der Wochenstart ruhig und - mit Verlaub
- auch ein Stück weit langweilig. Ein Luftmassenaustausch findet nach wie vor
nicht statt, was unter dem Strich einen wolkigen bis bedeckten Wettercharakter
mit einzelnen, meist schwachen Regenfällen, hier und da aber auch etwas
Sonnenschein bedeutet. An den thermischen Rahmenbedingungen ändert sich kaum
etwas.

In der Nacht zum Dienstag greifen die Regenfälle aus dem NO weiter nach S bzw.
SW aus, wobei ICON die progressivste Variante anbietet. Dort wird der nördliche
Mittelgebirgsraum anvisiert, während die anderen Modelle etwas zurückhaltender
agieren. COSMO-EU sieht auch am Alpenrand Niederschläge teils 5-10 mm), was von
anderen Modellen nur wenig oder gar nicht bestätigt wird. Dort, wo es längere
Zeit aufklart (Westen, Süden, Teile der Mitte) bildet sich gebietsweise Nebel
und/oder es gibt gebietsweise leichten Boden-, lokal auch leichten Luftfrost.
An der Ostsee bleibt es windig, und auch an der Nordsee lebt der NO-Wind etwas
auf, wobei sich einzelne 7er-Böen aber auf die offene See sowie Helgoland
beschränken dürften.
Dienstag ... vollzieht die bis dahin weitgehend zonal orientierte Potenzialrinne
eine Drehung um 90°. Am Abend befindet sich das Hauptdrehzentrum über
Österreich, ein sekundäres Minimum über Norditalien. Gleichzeitig verlagert sich
der Schwerpunkt der nordeuropäischen Höhenantizyklone etwas weiter nach Süden,
was bei uns eine zunehmende östliche bis nordöstliche Höhenströmung zur Folge
hat. Aus den Diagnosekarten sind aber trotzdem keine substanziellen
Advektionsprozesse abzulesen, im Gegenteil, die zuvor noch beobachtete WLA
schwächt sich ab bzw. kommt ganz zum Erliegen.
Trotzdem simulieren die verschiedenen Modelle Niederschläge (meist unter 5 mm
innert 12 h) mit unterschiedlicher räumlicher Zuordnung. Eine nicht
unwahrscheinliche Variante ist die, dass sich der Regen aus dem NO noch etwas
weiter in die Mitte bzw. in den Westen ausbreitet, wobei sich am Boden
vielleicht ein kleines eigenständiges Tief ausbildet. Weitgehend trocken mit
einigen Auflockerungen bleibt es nach heutigem Stand im SW. Nichts Neues auch
von den Tageshöchstwerten, die zwischen 6 und 13°C liegen.
Last but not least noch der Wind, der im äußersten Norden noch etwas zulegt und
weiterhin aus NO bis O weht. Warnungen werden wahrscheinlich aber nur
unmittelbar an der Küste mit Böen 7 Bft, an der Ostsee exponiert 8 Bft, nötig
sein.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumige Entwicklung ist unstrittig. Die Auswirkungen vor Ort sind zwar
nicht zu 100% kongruent, prognoserelevante Unterschiede sind aber nicht wirklich
erkennbar.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann