DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-10-2022 07:30
SXEU31 DWAV 030800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 03.10.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang NWz zu NWa
Im Nordosten noch teils windig. Ansonsten zunehmender Hochdruckeinfluss mit
Grenzschichtproblematik. Ab Mittwochabend Aufzug neuer Tiefausläufer und wieder
aufkommender Wind.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... machen sich die bisherigen Chefs im Ring, also ein Langwellentrog über
dem westlichen Mitteleuropa in Personalunion mit Tief WALBURGA mit Zentrum über
der russischen Enklave Kaliningrad, vom Acker. Damit gelangen wir von Westen her
unter den Einfluss eines Rückens, der am Boden für den Aufbau des Hochs TIMEO
über Westeuropa gesorgt hat. TIMEO verlagert seinen Schwerpunkt mit der leichten
Progression der Höhengebilde über Benelux bis zum Abend nach Süddeutschland und
hat dann einen Kerndruck von 1026 hPa. Folglich dominiert mehr und mehr
Absinken.
Die daraus resultierende Inversion sinkt im Westen auf etwa 800 hPa, was dort
zwar - neben einigen höheren Wolken - Quellwolken erwarten lässt, diese aber
nicht hoch genug für Schauer wachsen und eventuell unterhalb der Inversion
breitlaufen. Im Osten bzw. Nordosten hingegen setzt die Inversion erst bei etwa
700 bis 750 hPa an, zusammen mit der im Vergleich zum Westen etwas feuchteren
Luft und schwacher WLA reicht es dort noch für einzelne leichte Schauer. Die
Regenmengen liegen maximal bei 1 bis 6 l/qm, für Gewitter ist bei
Wolkenoberkantentemperaturen von etwa -5 Grad und maximalem MU-CAPE von 60 J/kg
die Labilität wahrscheinlich nicht stark genug.
Bleibt noch der Wind, der im Osten durch den leicht erhöhten Gradienten zwischen
Hoch TIMEO, der von der Bildfläche verschwindenden WALBURGA und dem Tief DINO
(internationaler Name) über Südwestrussland noch mäßig bis frisch bzw. vor allem
bei Schauern in Böen vereinzelt auch noch stark weht (um 55 km/h, Bft 7). Eine
flächige Warnung ist aufgrund der geringen Anzahl der starken Böen eher nicht
vonnöten, bei gehäuftem Auftreten an der Ostsee bis zum Abend aber schon noch.
Auch "ganz oben" (Brocken, Erzgebirge, Alpengipfel) gibt es noch vereinzelt
starke bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8), die nach aktuellem Stand aber
ebenfalls keine Warnung rechtfertigen.
In der alternden Luftmasse zeigen die T850 hPa bei noch nordwestlicher
Anströmung nur eine zögerliche Erwärmung auf 2 bis 6 Grad, was am Boden
Höchstwerte von immerhin 12 bis 19 Grad erwarten lässt.

In der Nacht zum Dienstag zeigt der Rücken eine langsame östliche Progression,
wobei die Achse bis zum Morgen eine Linie Norwegen - Dänemark - Benelux -
Biskaya einnimmt. Bodenhoch TIMEO festigt dadurch seine Position in Alpennähe
bei kaum geänderten Kerndruck. Im Westen sinkt die Inversion entsprechend bis
zum Boden, im Osten bis auf etwa 850 bis 900 hPa. Letzte Schauer im Osten kommen
deshalb bald zum Erliegen. Die noch vorhandene Bewölkung unterhalb der Inversion
verhindert aber eine größere Ausstrahlung, wobei auch der Wind durch den
leichten Gradienten noch teils mäßig weht und Nebel dadurch höchstens
stellenweise entsteht.
In den anderen Regionen jedoch schläft der Wind ein und es kühlt durch Aufklaren
stärker ab. Die Modelle simulieren entsprechend verbreitet Nebel. Ganz im
Nordwesten sind die Signale für Nebel wiederum etwas geringer, was den Rücken
überlaufende WLA geschuldet ist. Dort sind sogar vereinzelt wenige Tropfen nicht
ausgeschlossen.
Die Temperaturen sinken unter den Wolken im Osten und an der See auf 12 bis 7,
sonst auf 8 bis 1 Grad mit der Gefahr von Frost in Bodennähe vor allem im Süden.


Dienstag... legt sich der Rücken über uns, die Achse schreitet bis auf eine
Linie Schweden - Deutschland - Pyrenäen voran. Bodenhoch TIMEO verlagert sich
daraufhin langsam zum östlichen Alpenhauptkamm, mit 1025 hPa Kerndruck wird es
nur geringfügig schwächer. Vor allem in der Mitte und im Süden sorgt das
Absinken für Nebel- und Wolkenauflösung, sodass längerer Sonnenschein möglich
ist. Ein wenig mehr Wolken sind im Norden und im Osten durch WLA unterwegs, in
700 hPa erkennt man außerdem eine Feuchtigkeitsschliere als Verlängerung einer
Warmfront eines Tiefs (mit Namen YAEL?) bei Island. Entlang dieser Schliere
werden von den hochauflösenden Modellen hier und da wenige Spritzer Regen
simuliert (weniger als 0,1 l/qm).
Der Wind weht schwach bis mäßig aus südlichen Richtungen, an der Nordsee frischt
er abends auf. Dort nähert sich die Kaltfront des Islandtiefs an, sodass der
Gradient wieder zunimmt.
Die Temperaturen steigen bei Zufuhr milderer Luft mit Drehung der Strömung auf
Südwest auf 15 Grad im Osten bis 20 Grad im Westen.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt die Achse des Höhenrückens bereits nach Osten
durch, morgens liegt sie auf einer Linie Finnland - Polen - Alpen. Gleichzeitig
gelangen wir auf die Vorderseite eines neuen Trogs über dem Nordostatlantik, in
der die Strömung noch etwas auf Südwest rückdreht. An einem Randtrog, der sich
morgens vor Irland befindet, bildet sich ein Wellentief über Schottland. Dessen
Ausläufer erreichen uns zwar noch nicht, dennoch wird im Warmsektor im Norden
Deutschlands feuchtere Luft eingesteuert. Weil dabei außerdem neue WLA aufkommt,
nimmt die Bewölkung im Norden zu, geringe Niederschläge werden jedoch nur
vereinzelt von den Modellen simuliert.
Weiter zur Mitte und nach Süden hin gibt es bei anhaltendem Absinken größere
Wolkenlücken, ganz im Süden ist es teils klar. So kann sich dort erneut Nebel
bilden.
Der Wind weht schwach, frischt im Norden und Nordwesten aber auf. An der Nordsee
und einigen Berggipfeln treten einzelne starke Böen Bft 7 auf, ganz oben
vielleicht auch stürmische Böen Bft 8 oder sogar Sturmböen Bft 9.
Die Temperaturen gehen auf 14 bis 8 Grad unter den Wolken im Norden, sonst auf 9
bis 1 Grad zurück. Im Südosten Bayerns besteht erneut Gefahr von leichtem Frost
in Bodennähe.

Mittwoch... wandert der Randtrog von Irland rasch in die Nordsee und drängt den
Rücken weiter nach Osten ab. Das Wellentief zieht mit dem Randtrog vor die
norwegische Südküste. Bodenhoch TIMEO muss dagegen nach Südosteuropa ausweichen,
was der okkludierenden Kaltfront des Tiefs am späten Nachmittag Gelegenheit
verschafft, von Nordwesten her nach Deutschland vorzudringen. So werden die
Wolken dort nachmittags dichter, gegen Abend fällt von Nordfriesland bis zur
Nordsee und dem Emsland leichter Regen.
In den anderen Landesteilen überwiegt allerdings noch der Hochdruckeinfluss, der
nach Nebelauflösung für einen recht sonnigen Tag sorgt. Am meisten Sonnenschein
ist im Südosten zu erwarten.
Mit dem Heranziehen des Frontensystems verschärft sich der Gradient noch ein
wenig. So kommen im Westen und Nordwesten bis in tiefe Lagen starke Böen um 55
km/h (Bft 7), an der Nordsee und einigen Berggipfeln stürmische Böen um 70 km/h
(Bft 8) aus Südwest auf. Auf dem Brocken sind schwere Sturmböen um 95 km/h (Bft
10) dabei.
Im Osten und Süden weht der Wind präfrontal schwach bis mäßig aus Süd.
Die Temperaturen steigen unter Zufuhr subtropischer Luftmassen aus dem Südwesten
auf 16 Grad an der Ostsee und bis 24 Grad im Südwesten.

In der Nacht zum Donnerstag steuert der Randtrog Skandinavien an, was die
okkludierende Kaltfront bis auf eine Linie Schwarzwald - Erzgebirge weiterführt.
Entlang der Front fallen 1 bis 5 l/qm Regen. Postfrontal lockert es rasch wieder
auf, Nebel bildet sich bei noch erhöhtem Gradienten und meist mäßigem West- bis
Südwestwind, an der See und im Bergland mit starken bis stürmischen (Bft 7 bis
8), exponiert mit Sturmböen oder schweren Sturmböen (Bft 9 bis 10) aber nicht.
Präfrontal hingegen ist der Luftzug nur schwach, allenfalls auf den Bergen schon
etwas stärker. So kann es im südlichen Baden-Württemberg und Bayern nochmals
Nebel geben.
Die Tiefsttemperaturen liegen zwischen 13 und 6 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren sehr ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler