DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-10-2022 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 01.10.2022 um 10.30 UTC



Insgesamt ruhiges und mildes Wetter, etwas windiger zur Wochenmitte. Nur wenig
Niederschlag.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 08.10.2022


Am Dienstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, befindet sich zu Tagesbeginn
ein Rücken mit seiner Achse von Westfrankreich über die Nordsee bis nach
Mittelschweden. Dieser ist einigermaßen progressiv und schwenkt im Tagesverlauf
und in der Nacht zum Mittwoch nach Osten über unser Land hinweg. Vom
Nordatlantik schwenkt bereits ein neuer Trog heran. Eine zonal ausgerichtete
Hochdruckzone von den Azoren bis zum Balkan ist auf dem langsamen Rückzug. Ihr
steht ein kräftiges Tief östlich Islands gegenüber. Während Süddeutschland noch
unter Hochdruckeinfluss steht, setzt im Norden spürbarer Südwestwind ein und am
Abend erreichen die ersten Wolken des okkludierten Frontensystems des
Islandtiefs den äußersten Norden Deutschlands. In den Frühstunden des Mittwochs
gibt es dort auch schon die ersten Regentropfen. Ansonsten ziehen am Dienstag
tagsüber und in der Nacht nur hohe Wolkenfelder über den Himmel. Mit der
südwestlichen Strömung gelangt auch sehr milde Luft zu uns mit teils über 10°C
in 850 hPa. Somit kann es an dem nach Nebelauflösung sonnigen Mittwoch wieder
gebietsweise um 20°C warm werden.

Am Mittwoch verabschiedet sich der Rücken rasch nach Osten und der atlantische
Trog erreicht am Abend die Nordsee. An der Kaltfront des Islandtiefs entsteht
aus einer Welle ein kräftiges Randtief, welches tagsüber über die nördliche
Nordsee zieht. Damit ziehen die dichten Wolken am Tage noch einmal aus dem
Norden ab und durch die aufsteilende Strömung gelangt noch mildere Luft in unser
Land mit bis zu 14°C in 850 hPa. Dabei überwiegt nach Auflösung der Nebelfelder
wieder sonniges Wetter. Erst am Abend erreicht die Kaltfront des Randtiefs (das
dann schon über Südnorwegen liegt) den Nordwesten Deutschlands mit ersten Regen.
Zudem sorgt das Randtief für ordentliche Gradientzunahme, so dass der
Südwestwind auffrischt und am Abend in der Nähe der Kaltfront über der See mit
stürmischen und Sturmböen weht. In der Nacht zum Donnerstag zieht ein erster
Randtrog rasch an Kontur verlierend über den Norden Deutschlands hinweg, ein
zweiter erreicht die Britischen Inseln. Die Kaltfront kommt dabei mit sich
abschwächenden Regenfällen bis in die südliche Mitte voran.

Am Donnerstag zieht die Kaltfront unter Auflösung bis in den Süden Deutschlands.
An ihr wird nur ein schmaler Wolkenstreifen und wenig Bewölkung simuliert. Der
zweite Randtrog schwenkt über den Norden Deutschlands und bringt dort nur wenige
Schauer. Insgesamt stellt sich ein kühleres, aber immer noch recht mildes
Temperaturniveau ein bei 10°C in 850 hPa im Süden und 4°C im Norden. Zudem ist
es in vielen Regionen sonnig. Da das ehemalige Randtief jetzt als zweites
eigenständiges Tief über Nordskandinavien zieht und sich vom Atlantik über die
Biskaya und die Alpen bis zum Schwarzen Meer wieder eine zonale Hochdruckzone
bildet, dreht der Wind auf Westsüdwest und weht vor allem im Norden noch
spürbar. In der Nacht weitet sich die Hochdruckzone noch etwas mehr auf unser
Land aus und bei vormals oft geringer Bewölkung können sich vor allem im Süden
ausgedehnte Nebelfelder bilden.

Am Freitag bleibt es im Großen und Ganzen bei einer west-antizyklonalen Lage,
wobei sich der Hochschwerpunkt sogar noch etwas nach Norden verlagert. Damit ist
es in weiten Landesteilen windschwach mit frühherbstlichem Hochdruckwetter. Im
Nordwesten ist der Gradient noch etwas stärker und damit der Südwestwind
lebhaft. Zudem kommt es im Bereich der Britischen Inseln zu einer erneuten
Austrogung, so dass dort die Wolken zunehmen und im Tagesverlauf wenige Schauer
auftreten.

Am Samstag erreicht dieser langwellige Trog Deutschland und auch das Bodenhoch
wird etwas zurückgedrängt. Die zugehörigen Fronten sind aber nur schwach
ausgeprägt. Es wird im ganzen Land wolkiger und windiger mit gebietsweisen
Regenfällen. Am Temperaturniveau ändert sich weiterhin nicht viel.

In der erweiterten Mittelfrist deutet sich eine etwas stärkere Austrogung über
Nordwesteuropa an. Auf der Vorderseite gelangt zunächst wieder sehr milde Luft
zu uns, bevor es dann zu kräftiger Tiefentwicklung kommt und eine markante
Kaltfront mit kräftigen Regenfällen und Gewittern in der Nacht zum Montag unser
Land überquert. Nachfolgend gelangt der Trog zu uns und es steht wieder eine
markante Abkühlung und unbeständiges Wetter ins Haus.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufs mit den beiden Vorgängerläufen ist von
kleinen Unschärfen abgesehen sehr gut bis zum Freitag. Etwas größer sind die
Unschärfen am kommenden Samstag. Insbesondere der gestrige 12-UTC-Lauf zeigt
einen etwas stärkeren Trog bei uns. Die Auswirkungen auf das spürbare Wetter
dürften sich aber in etwas mehr Bewölkung und etwas verbreiteter auftretendem
Regen erschöpfen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Beim Vergleich der heutigen 00-UTC-Läufe fällt zunächst auf, dass GFS schon am
Mittwoch aus dem Reigen der übrigen Modelle (ICON, IFS, GEM, UK10) ausschert. Es
lässt den Trog weiter südwärts ausgreifen, dadurch kommt er langsamer voran und
das aus der Welle entstehende Tief nimmt eine deutlich südlichere Zugbahn ein
und zieht auch langsamer. Es soll erst am Donnerstagmorgen den Skagerrak
erreichen und die Kaltfront schwenkt dann mit Sturmböen über den Norden hinweg.
Im weiteren Verlauf nähern sich die Läufe wieder an und zeigen eine ähnliche
Entwicklung. Am Samstag wird der auf uns zukommende Trog dann wieder etwas
unterschiedlich gezeigt, vor allem bei UK10 mit einer weit südwärts
ausgreifenden Variante, allerdings auch weit westlich, so dass wir eine recht
wetteraktive Vorderseite bekommen könnten.

In der erweiterten Mittelfrist werden die Szenarios noch unterschiedlicher, GEM
wartet dann z.B. mit einem interessanten Abtropfprozess über Frankreich auf.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das IFS-EPS verteilt sich im Zeitraum von Donnerstag bis Samstag auf sechs
Cluster, die auf den ersten Blick alle gleich aussehen. Blickt man genauer hin,
lassen sich doch ein paar kleinere Unterschiede entdecken: Allerdings nicht
zwischen C1, C2 und C5 (in Summe 29 Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf). Sie
spiegeln den deterministischen Lauf wider. C3 (10 Mitglieder) zeigt eine
antizklonalere Variante am Samstag, bei der der Trog weniger weit nach Süden
reicht und bei uns wahrscheinlich trockenes Hochdruckwetter zu erwarten wäre. C4
(8 Mitglieder) zeigt eine Austrogung, die sich stärker auf Westeuropa
fokussiert, so dass wir leicht auf die Vorderseite geraten würden, was wohl auch
zunächst etwas trockeneres und wärmeres Wetter zur Folge haben dürfte. C6 (nur 4
Mitglieder) zeigt dagegen einen breiten und weiter nach Süden ausgreifenden
Langwellentrog, so dass die Situation insgesamt zyklonaler würde. Ein kurzer
Blick in die erweiterte Mittelfrist zeigt, dass nach allen fünf Szenarien wir
anfangs der übernächsten Woche in den Einflussbereich eines Troges gelangen -
allerdings durchaus mit unterschiedlicher Intensität.

Die Rauchfahnen für Hamburg (repräsentativ für den Norden) zeigen ein markantes
Temperaturmaximum (Schwerpunkt und Hauptlauf um 12°C in 850 hPa) am Mittwoch.
Danach soll die Temperatur rasch fallen und sich bei 3 bis 6°C einpendeln, zum
Beginn der neuen Woche droht ein weiterer leichter Rückgang. Die Streuung nimmt
aber deutlich zu. Auch beim Potential gibt es große Streuung, wobei die Tendenz
ab Mittwoch stetig nach unten geht. Niederschlagssignale gibt es immer wieder,
die stärksten ab nächstem Sonntag

In Augsburg (repräsentativ für den Süden) fällt der Rückgang der Temperatur nach
der Mittwochsspitze (dort 14°C) moderat aus auf ca. 8 bis 10°C. Die Streuung
nimmt aber zu und ab Sonntag verteilen sich die Läufe fast gleichmäßig zwischen
-2°C und 12°C, wobei der Hauptlauf zu den milden Vertretern gehört. Beim
Geopotential ist die Streuung geringer als im Norden, dafür der allmähliche
Rückgang umso offensichtlicher. Die Niederschlagssignale fallen bis Freitag
schwach aus (von morgen abgesehen), nehmen dann aber deutlich zu.

Beim Vergleich mit den Rauchfahnen des GFS stellt man fest, dass diese zunächst
ein sehr ähnliches Aussehen haben wie jene des IFS. Aber sowohl im Norden als
auch im Süden ist die Tendenz zu weiterem Geopotentialverlust in der
übernächsten Woche nicht vorhanden, wenngleich zumindest im Norden die
Temperatur weiter zurückgehen soll. Auch die Niederschlagssignale fallen
schwächer aus.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Sturm:
Nach Cosmo-LEPS besteht in der Nordwesthälfte Deutschlands eine erhöhte
Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen am Mittwoch, über der Nordsee eine hohe
Wahrscheinlichkeit. Am Donnerstag besteht nach Cosmo-LEPS nur noch über der See
eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen. Am Freitag und Samstag
zeigt IFS weiterhin geringe Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen über der
Nordsee.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann