DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-10-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 08.10.2016 um 10.30 UTC



Deutschland verbleibt am Südrand eines starken Hochs über dem Bereich
Skandinavien/Nordmeer.

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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 15.10.2016


Am Dienstag liegt Deutschland in 500 hPa im Einflussbereich eines Höhentiefs
über Österreich; am Boden herrscht dabei hierzulande eine meist schwache, im
Norden aber mäßige bis frische nordöstliche Strömung.
Am Mittwoch bildet das Höhentief zwei Kerne aus, der eine verlagert sich nach
Rumänien, der andere an die belgische Küste, womit die Mitte und der Süden
unseres Landes in einer Art Trogrinne verbleiben. Der Bodendruckgradient
verstärkt sich und der Wind dreht auf Ost.
Am Donnerstag liegt die Trogachse stationär etwa von NRW bis nach Niederbayern,
der Bodenwind dreht mehr auf südöstliche Richtungen und schwächt sich wieder
etwas ab.
Am Freitag kräftigt sich ein zunächst über Frankreich liegender Rücken und nimmt
Verbindung mit der Antizyklone über dem Europäischen Nordmeer auf. Die Achse des
damit entstehenden Langwellenrückens erreicht die Westteile Deutschlands am
Tagesende. Bei ansteigendem Bodendruck bleibt es bei einer südöstlichen
Strömung.
Am Samstag intensiviert sich der LW-Rücken weiter; die Achse bleibt westlich
unseres Gebiets. Am Boden liegen wir unter dem Einfluss eines starken, von
Südskandinavien nach Polen ziehenden Hochs. Durch Absinken erwärmt sich die Luft
in 850 hPa deutlich - im Tagesverlauf steigen die Temperaturen im Westen
Deutschlands von 5 auf 10 Grad an.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum bleibt Hochdruckeinfluss wetterbestimmend,
wobei ab dem Wochenende die schon erwähnten hohen Temperaturen in 850 hPa
markant hervortreten.

Der Großwetterlagen-Forecast-Tree nach Paul James, basierend auf dem 12
UTC-ECMF-EPS, weist für Mittwoch in 27 Fällen des Ensembles die GWL HNFa (Hoch
Nordmeer/Fennoskandien, über Mitteleuropa antizyklonal) aus, gefolgt von 15 mal
NEa (Nordost, antizyklonal), der Rest ist HFz (Hoch Fennoskandien, zyklonal). Am
Mittwoch und Donnerstag dominiert HNFa mit 35 bzw. 30 Fällen besonders stark. Am
Freitag ist diese Großwetterlage noch in 18 Ensemblegliedern vorhanden, der Rest
teilt sich dann auf überwiegend zyklonale Lagen auf. Am Samstag gibt es keine
Dominanz einer Großwetterlage mehr, insgesamt werden 9 verschiedene GWL
angegeben.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC-ECMF-Laufs ist im Vergleich zum gestrigen 00
UTC-Lauf bis Donnerstag 00 UTC recht gut, am Freitag 00 UTC werden die
Differenzen schon größer: In der Höhe liegt nun ein vom atlantischen Höhentief
(das jetzt weiter östlich positioniert ist) ausgehender, zunächst ost-, dann
südostwärts weisender Trog quer über Deutschland. Der Bodenwind kommt aus Ost
bis Südost (gestern: Nordost). Am Samstag 00 UTC ist über Deutschland im Bereich
eines Rückens das Geopotential nun höher, ebenso der Bodendruck an der Südflanke
eines Hochs über Schweden - gestern wurde über Skandinavien keine Hochzelle
simuliert. Die 850 hPa-Temperatur liegt einige K höher. Montag und Dienstag
liegen wir im Bereich eines kräftigen Langwellenrückens in einer - zumindest in
850 hPa warmen - südlichen Strömung.
Verglichen mit dem gestrigen 12 UTC-Lauf, ist die Konsistenz bis Freitag 00 UTC
gut, danach zeigen sich dann wieder stärkere Unterschiede ähnlich der oben
beschriebenen. Die Witterung bleibt antizyklonal bestimmt, aber die
Bodenwindrichtung wird nun im neuesten Lauf erstmals aus südlichen Richtungen
angenommen, was eben auch mit den hohen 850 hPa-Temperaturen einhergeht. Es
bleibt abzuwarten, ob die nächsten Läufe diese Prognose-Umstellung verfestigen
werden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON bleibt ab Donnerstagmittag ein einer geostrophischen Ostströmung am Boden,
wobei am Freitag insbesondere die 500 hPa-Fläche anders aussieht als im ECMF.
Der antizyklonale Einfluss wird jedenfalls deutlich schwächer simuliert als bei
den Europäern.
GFS liegt ab Donnerstag 12 UTC von der Richtung des Bodenwindes und den höheren
850 hPa-Temperaturen näher am ECMF, ist aber stärker zyklonal geprägt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Der deterministische ECMF-Lauf ("ECMFdet") repräsentiert recht gut das gesamte
Ensemble im Bodenfeld, allerdings werden die Unterschiede in den Druckgebilden
im ECMFdet deutlich markanter, insbesondere bezüglich eines Tiefs über
Schottland nach 240 Stunden, das nicht im Ensemble erscheint, aber im
deterministischen Lauf einen Kerndruck von etwa 1002 hPa aufweist.
Ab der 144stündigen Vorhersage treten in 500 hPa stärkere Differenzen zwischen
ECMFdet und Ensemble hervor, die insbesondere im Nichtvorhandensein des
kräftigen LW-Rückens im Ensemble gipfeln, der vom ECMFdet für das kommende
Wochenende und die nachfolgenden Tage prognostiziert wird.
120- bis 168stündig werden fünf Cluster angeboten, von denen 168stündig nur
eines (C1) den schon mehrfach erwähnten Rücken über Deutschland zeigt. In diesem
Cluster liegen auch der operationelle Lauf und der Kontrolllauf. Es ist mit 14
Fällen besetzt. Auch das Bodenfeld ist in diesem Cluster am stärksten
antizyklonal ausgeprägt. Auch 192- bis 240stündig gibt es fünf Cluster, die nach
240 Stunden total unterschiedliche Druckkonfigurationen über Mitteleuropa
aufweisen, womit die Unsicherheit der Prognose ab dem kommenden Wochenende
unterstrichen wird.
Die 850 hPa-Temperatur-Rauchfahne von Offenbach zeigt anfangs eine starke
Bündelung der Linien bis Mittwoch und auch bis in den Donnerstag hinein, die
quasi unverändert im Bereich knapp unter 0 Grad verläuft. Ab Donnerstag setzt
vermutlich ein langsamer Temperaturanstieg ein, die Schwankungsbreite der Member
nimmt aber massiv zu und es gibt nach 240 Stunden sogar Ausreißer bis knapp 15
Grad. Es ist täglich eine gewisse Wahrscheinlichkeit für leichte Niederschläge
vorhanden. Sehr auffällig ist, das ab etwa Freitag der operationelle (höher
aufgelöste) Lauf sowohl im Geopotential 500 hPa als auch in der Temperatur 850
hPa markant oberhalb der Bündelung der wahrscheinlichsten Werte liegen. Insofern
sollten die sehr hohen Werte dieser Elemente doch zunächst mal in Frage gestellt
werden. Beim Geopotential liegt ECMFdet sogar die letzten dreieinhalb Tage
oberhalb des höchsten Einzelmitglieds im Ensemble!
NAEFS zeigt in der 180stündigen Vorhersage (Samstag mittag) eine stark
veränderte Version der Lage im Vergleich zum ECMFdet: Der Luftdruck über
Deutschland ist deutlich tiefer, die Isobaren sind zyklonal gekrümmt, die 850
hPa-Temperatur liegt mit 3 bis 5 Grad ebenfalls unter den ECMFdet-Werten. Die
Bodendruckverteilung im ECMF-EPS (ungewichtetes Mittel) kommt jener des NAEFS
recht nahe, bei aber insgesamt höherem Druck.
Das Modell des brasilianischen Wetterdienstes CPTEC zeigt eine ähnliche
Druckverteilung wie NAEFS und ECMF-EPS. Auch dies sind Hinweise dafür, die
neueste ECMFdet-Variante mit Vorsicht zu genießen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI gibt in Deutschland weder Signifikanzsignale für Windböen noch für
Niederschlag.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Burkhard Kirsch.