DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-10-2016 09:00
SXEU31 DWAV 080800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 08.10.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Hoch Nordmeer-Fennoskandien zyklonal (HNFz);
Kühl und oft bewölkt, an der Ostsee windig, kommende Nacht im Westen Nebel und
Bodenfrost.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... wird das Wettergeschehen weiterhin von einem hoch reichenden
Hochdruckgebiet über dem Nordmeer und Nordskandinavien bestimmt. In Bodennähe
herrscht der tiefste Druck in einem breiten Streifen von Osteuropa bis nach
Südwesteuropa. Somit dominiert weiterhin nordöstlicher, im Süden nördlicher
Wind. In der Höhe ist das niedrigste Potenzial im Bereich Weißrussland zu finden
mit 500-hPa-Temperaturen um -27 Grad. Auch Deutschland liegt im Einflussbereich
dieses Kaltlufttropfens, wobei von Osten her die 500-hPa-Temperatur auf etwa -24
bis -26 Grad zurückgeht, nur ganz im Süden und Westen bleibt es etwas wärmer.
Bei 850-hPa-Werten um 0 Grad und einer vor allem im Süden und Osten sehr
feuchten Luftmasse (fast gesättigt von 1000 bis 500 hPa) reicht das zur
Ausbildung von zahlreichen, meist aber nur leichten Schauern bzw. zu
schauerartigem Regen, zumal durch kleinräumige Vorticitymaxima auch zeitweise
etwas Hebung ins Spiel kommt. Am meisten Regen fällt bei auflandigem Wind in
Ostvorpommern (dort wird die Konvektion zusätzlich durch das 14 Grad warme
Ostseewasser angeheizt) und im Nordstau des Erzgebirges. Warnschwellen bezüglich
Dauerregens sind aber kein Thema. Schnee ist nur im Bayerischen Wald und in den
Alpen ein Thema, wo die Schneefallgrenze um 1300 m liegt. Vom Südwesten über den
Süden und die Mitte bis in den Nordosten wird auch die Sonne kaum zum Zuge
kommen. Die Höhenlagen der östlichen und südlichen Mittelgebirge sind dann heute
auch meist den ganzen Tag über in Wolken. Im Nordwesten ist die Luftmasse etwas
trockener, dort gibt es größere Wolkenlücken und kaum Schauer, letztere vor
allem über der um 16 Grad warmen Nordsee. Noch ein Wort zum Wind: Der Gradient
am Rand des Hoch bleibt vor allem über dem Ostseeraum recht kräftig, so dass
zwischen Lübecker Bucht Stettiner Haff weiterhin zu Böen 7 Bft kommen kann, in
exponierten Lagen auch zu 8 Bft aus Nordost. Auch auf den Inseln westlich der
Wesermündung sind einzelne Böen der Stärke 7 im Tagesverlauf nicht
ausgeschlossen, vor allem nach dem Cosmo-DE-EPS.

In der Nacht zum Sonntag gelangt von Nordosten geringfügig wärmere Luft in 500
hPa ins Land, während in der unteren Troposphäre eine marginale Abkühlung
stattfindet. Somit schwächt sich die Konvektion etwas ab, zu leichten
Regenfällen reicht es aber in der feuchten Luft in weiten Landesteilen
(abgesehen vom Westen) nicht. Vor allem im Nordosten regnet es aufgrund von
leichter WLA etwas stärker und verbreiteter. Die Schneefallgrenze sinkt etwas ab
und liegt dann zwischen 1000 m im Westerzgebirge und maximal 1200 m in den
Alpen. Der Kern des Höhentiefs verlagert sich in der Nacht Richtung westliche
Ostsee, beeinflusst Deutschland aber noch nicht. Im Westen Deutschland sind die
Chancen auf Wolkenauflockerungen groß. Dort kann es vor allem in den
Mittelgebirgen, vereinzelt auch im Flachland bei längerem Aufklaren Bodenfrost
geben. Frost in 2 m Höhe sollte auf einige wenige höhere Tallagen zwischen
Eifel/Sauerland und Schwäbischer Alb beschränkt bleiben. Zudem bilden sich nach
den meisten Modellen im Westen auch Nebelfelder, nach dem polnischen Euro4 vor
allem über Niedersachsen. Zuletzt noch zum Wind: Der Gradient verringert sich im
Nachtverlauf von Westen her langsam und geringfügig, so dass zum Morgen nur noch
in Vorpommern (dort liegen auch die Nordost-exponierten Küsten) Windböen 7 Bft
auftreten, am Kap Arkona vielleicht noch 8 Bft.

Sonntag... verlagert sich der Höhentiefkern nach Jütland, was einen Rückgang der
Temperatur in Norddeutschland zur Folge hat, der aber vor allem in der mittleren
und Troposphäre stattfindet, so dass es über Südschleswig bei auf nahe -30 Grad
absinkender Temperatur zu einer erheblichen Labilisierung der Atmosphäre kommt.
Zudem greift leichte PVA auf diese Region über. Das WLA-Gebiet löst sich dagegen
über der Mitte Deutschlands auf. Weitere Höhentiefkerne befinden sich am
Nachmittag über Süddeutschland, über Galizien und über der Nordostukraine, wobei
sich im Einflussbereich der beiden letzteren auch ein kräftiges Bodentief
gebildet hat, was uns aber noch nicht weiter stört. Man sollte erwarten, dass
vor allem in den labilen Zonen über dem Norden und Süden, wo ja auch
entsprechende Hebungsantriebe durch PVA vorhanden sind, kräftige Niederschläge
simuliert werden, dies ist aber bei der Mehrheit der Fälle nicht der Fall.
Zumeist werden in den entsprechenden Regionen nur leichte Schauer simuliert,
Cosmo-EU zeigt über dem Wasser auch einzelne Gewitter. Nur Euro4 hat starke
Schauersignale im Angebot, allerdings neigt dieses Modell bei den konvektiven
Regenfällen bekanntermaßen ja tendenziell zu Übertreibung. Auch im übrigen Land
haben die Modelle schwache Regensignale im Angebot, leicht verstärkt weiterhin
im Nordstau des Erzgebirges, wo die Schneefallgrenze bei 1100 m liegt. In den
Alpen dürfte diese bei etwa 1300 m liegen. Im Westen herrscht zwischen den
beiden Höhentiefs schwaches korrespondierendes Absinken, so dass es dort wohl
meist trocken bleiben sollte und auch am ehesten mal länger die Sonne scheint.
Da sich der tiefste Bodendruck Richtung Osten verschiebt, dreht der Wind
allgemein auf nördliche Richtung, ist aber nicht mehr warnwürdig.

In der Nacht zum Montag zieht der stärkste Kaltlufttropfen von Jütland zur
Nordsee, der süddeutsche zieht nach Österreich ab. Das Bodenhoch weitet seinen
Einfluss weiter Richtung Britische Inseln aus, von wo auch wiederum ein Keil
Richtung Deutschland gerichtet ist. Das o.e. Bodentief liegt über Galizien und
verlagert sich kaum. Durch die etwas veränderte Druckverteilung dreht der
allgemein nur noch schwache Wind meist auf Nordwest, nur Richtung Dänemark, in
der Nähe des Skandinavienhochs, bleibt es bei nordöstlichem Wind. In der
folglich über Norddeutschland liegenden schwachen Rinne akkumuliert sich
Feuchte, so dass sich zunehmend ein Feuchteband mit Okklusionscharakter (so in
den Prognosekarten markiert) bildet. Da dieses aber auch von leichter WLA
beeinflusst wird, fällt daraus in Norddeutschland etwas Regen und es bleibt
trüb. Das übrige Deutschland liegt dagegen zwar weiterhin im Bereich des
umfangreichen Höhentiefs, aber außerhalb dessen Kerne, so dass leichtes Absinken
herrscht, was sich ja auch in dem oben erwähnten Hochkeil manifestiert. Somit
dürfte es abseits schwacher Schauer, die weiterhin vereinzelt möglich sind (es
ist ja immer noch leicht labil), häufiger Wolkenauflockerungen geben. Dies hat
angesichts der weiterhin kalten Luftmasse verbreitet Bodenfrostgefahr zur Folge,
in den Tälern der Mittelgebirge hier und da auch Frost in 2 m Höhe. Allerdings
dürfte sich ebenso auch verbreitet dichter Nebel bilden, so dass der
Montagmorgen ungemütlich feuchtkalt beginnen wird. Demnach bietet sich auch an,
den heutigen Samstag noch zu nutzen, um den Eiskratzer zu suchen und wieder
bereit zu legen. Zudem könnte sich auch auf anderen vom Bodenwärmestrom
abgeschnittenen Objekten als Autoscheiben, nämlich auf Brücken etwas Reif oder
Eis (gefrierender Tau/Nebel) bilden.


Montag... greift das Regenband der Okklusion auf die Gebiete nahe und östlich
der Elbe über, wobei teils mäßige Regenfälle simuliert werden. Nach ICON-EU soll
im Erzgebirge dabei die Schneefallgrenze auf 1000 m sinken. Im übrigen Land
herrscht von einzelnen sehr schwachen Regenfällen abgesehen übrigens ruhiges
Wetter, nach Westen hin zeigt sich auch etwas häufiger die Sonne. Der äußerste
Norden gelangt im Tagesverlauf auf der Rückseite der Okklusion wieder in den
Bereich eines stärkeren Gradienten und der dann wieder nordöstliche Wind frischt
deutlich auf. An der Ostsee sind wieder zunehmend Böen der Stärke 7, in
exponierten Lagen auch der Stärke 8 möglich.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Lage auf synoptischer Skala ähnlich. Kleinere
Unterschiede in den Details wurden schon oben erwähnt, soweit sie
Prognoserelevanz besitzen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann