DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-09-2022 08:30
SXEU31 DWAV 260800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 26.09.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TrM

Heute im Nordwesten exponiert stürmische Böen, gegen Abend abnehmender Wind.
Auf exponierten Bergen bis Mittwoch Sturmböen.

Von heute Abend bis zur Nacht zum Donnerstag im Schwarzwald immer wieder
kräftiger Regen (Dauerregenmengen).
Im Allgäu eher am Mittwoch Dauerregen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Montag... Aktuell beeinflusst noch ein von Nordeuropa ausgehender Trog das
Wetter im Südosten Deutschlands. Dieser Trog zieht unter Abschwächung alsbald
ostwärts ab. Es folgt ein kurzwelliger Höhenkeil, der vor allem in 300 hPa
ausgeprägt ist und im Osten und im Südosten für Wetterberuhigung sorgt. Dieser
Keil wird aber schon von Warmluftadvektion überlaufen, die im Vorfeld einer nach
Nordwestdeutschland schwenkenden Okklusion des hochreichenden Islandtiefs
herrührt und bereits im Nordwesten zu Regen führt. Der zur Front gehörende
Höhentrog mit erheblicher Amplitude schwenkt bis zum Abend nach Holland und nach
Ostfrankreich. Derweil greift die Okklusion mit Regen auf den gesamten Westen
und Nordwesten über, wobei die Vorderkante des Regens bis 18 UTC etwa eine Linie
Vorderpfalz-Lübecker Bucht erreicht. Dabei werden meist Regenmengen zwischen 2
und 9 l/qm, ganz im Westen und Nordwesten auch 10 bis 15 l/qm erwartet.
Im Osten und Süden lassen die Schauer weitgehend nach vorübergehend kommt auch
mal die Sonne zum Vorschein. Dies spiegelt sich auch bei den Temperaturen
wieder, die mit etwas Sonne 15 bis 18, in der Leipziger Tieflandbucht auch 19
Grad erreichen. Im Westen und Nordwesten stehen dagegen nur 10 bis 15 Grad auf
der Karte.

Bleibt noch der Wind im Nordwesten und Westen zu erwähnen. Der weht aus
Süd-Südwest, an der Nordsee und im Eifelvorland sowie oberhalb 400 m mit Wind-
und exponiert mit stürmischen Böen, an der Nordfriesischen Küste auch mit Böen
Bft 9. Auf exponierten Bergen der nördlichen, westlichen und später auch der
südwestdeutschen Mittelgebirge muss mit Sturmböen Bft 8/9 (Brocken Bft 10)
gerechnet werden. Am Nachmittag nimmt der Wind wieder ab. Zum Abend hin sind nur
noch an der Nordsee 7er Böen möglich.

In der Nacht zum Dienstag gelangt Deutschland zusehends in den Bereich des
Troges, dessen Achse um 06 UTC von der Deutschen Bucht bis nach Bayern reicht.
Das Zentraltief rutscht derweil zu den Shetlandinseln. Die dem Trog vorgelagerte
Okklusion greift dann auf den Osten Deutschlands über, ist aber nicht mehr
eindeutig definiert. Hierdurch erfasst teils schauerartiger Regen weite Teile
Deutschlands. Wahrscheinlich bleibt es nur in einigen östlichen Regionen noch
weitgehend trocken. Im Bereich des Troges, d.h. von der Nordsee und vom Westen
Deutschlands bis in die Mitte hineinreichend, sind auch kurze Gewitter möglich.
An der Nordsee ist bei wiederholt auftretenden Gewittern oder kräftigeren
Schauern kleinräumig Starkregen möglich. Mit dem Trog und der damit verbundenen
gesamttroposphärischen Abkühlung gehen die Niederschläge in den Alpen oberhalb
etwa 1700 m wieder in Schnee über (ab 1900 bis 2000 m Neuschnee).
An der Südflanke des Zentraltiefs erfolgt über Süddeutschland eine leichte
Gradientzunahme. Auf höheren Berggipfeln der Südwestdeutschen Gebirge sind daher
Sturmböen Bft 8/9 zu erwarten, in tieferen Lagen ist der Wind wahrscheinlich
nicht warnrelevant.


Dienstag... verlagert sich das Zentraltief zur westlichen Nordsee und der von
diesem Tief ausgehende Trog hält sich über Deutschland und sorgt über ganz
Deutschland für eine rege Schauertätigkeit bis hin zu kurzen Gewittern.
Wolkenlücken sind dabei eher selten. Dabei werden in der Fläche meist
Regenmengen zwischen 1 und 9 l/qm berechnet, vereinzelt aber auch 10 bis 15 l/qm
(am ehesten an der Nordsee und in Schleswig-Holstein sowie in einigen
Mittelgebirgsstaulagen. Ganz vereinzelt können auch gut 20 l/qm fallen
(Nordwesten, Schwarzwald, event. Auch andere Mittelgebirge).
Der kräftigste Gradient zeichnet sich dann im Süden Deutschlands ab. Dort und
vor allem im Alpenvorland sind in freien Lagen Windböen möglich (besonders bei
Schauern), in den Gipfellagen der Mittelgebirge und den Hochlagen der Alpen sind
Sturmböen Bft 8/9 zu erwarten.
Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 11 und 14 Grad, im Bergland um 9 Grad,
bleibt es dabei sehr kühl. Lediglich in Oder- und Neißenähe sind Höchstwerte bis
15 Grad möglich.

In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich das Höhentief nach
Nordwestdeutschlands. Das korrespondierende Bodentief verliert seine Struktur,
vielmehr zeigt sich eine von der südlichen Nordsee über Polen bis zur
Schwarzmeerküste reichende flache Tiefdruckrinne. Im Bereich des Höhentiefs,
aber auch im Westen sowie in der Mitte sind weitere schauerartige Regenfälle bis
hin zu vereinzelten Gewittern zu erwarten. Im Südwesten sorgt ein Einschub
wärmerer Meeresluft (WLA) für mehr Regen (Schwarzwald: 10 bis 25 l/qm).
In den Gipfellagen der südwest- und süddeutschen Mittelgebirge können nach wie
vor Sturmböen Bft 8/9 auftreten. Da der Gradient jedoch etwas auseinandergezogen
wird, verringert sich die Wahrscheinlichkeit für Windböen im Alpenvorland.

Mittwoch... zieht das Höhentief nur langsam ostwärts und erreicht bis 18 UTC
nach ICON Brandenburg. Die externen Modelle simulieren andere Lagen des
Tiefkerns. GFS: Westküste Schleswig-H., UK10 Mecklenburg). Im weiträumigen
Umfeld des Tief dauert eine rege Schauertätigkeit bis hin zu kurzen Gewittern
an. Erst später am Tag können vom Westen bis in die mittleren Teile Deutschlands
hinein ein paar Wolkenlücken zustande kommen. Anfangs sorgt der Warmlufteinschub
ganz im Süden und Südwesten noch für stärkere Regen zwischen 10 und 25 l/qm in
12 Stunden, in Staulagen des Schwarzwaldes 25 bis gut 40 l/qm (Dauerregen). Im
Schwarzwald könnte man auch ab heute Abend die Dauerregenwarnung 48 Stunden
laufen lassen mit Regenmengen zwischen 40 und 60 l/qm. In exponierten Staulagen
sind auch Unwettermengen über 60 l/qm möglich (s. u.)
In der ersten Tageshälfte sind im höheren Bergland Süddeutschlands noch
Windböen, in Gipfellagen Sturmböen Bft 8/9 zu erwarten. Auch im Alpenvorland
können anfangs Windböen nicht ausgeschlossen werden. Bis zum Abend zeichnet sich
jedoch eine leichte Gradientabschwächung ab, so dass dann in Verbindung mit dem
nachlassenden Tagesgang die Wahrscheinlichkeit für Windböen in den alpennahen
Gebieten und Sturmböen auf Berggipfeln zusehends geringer wird.
Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 11 und 14 Grad, im Bergland um 9 Grad,
bleibt es deutschlandweit sehr kühl.

In der Nacht zum Donnerstag liegen wir weiter im Einflussbereich des
großräumigen Höhentiefs mit Zentrum im Bereich der Ostseeküste. Letztlich sorgt
aber der Tagesgang vor allem in der Mitte und im südlichen Norddeutschland für
eine leichte Wetterberuhigung mit nur wenigen Schauern größeren
Aufklarungsgebieten. An der See dauert die Schauertätigkeit aber an. Ganz im
Süden könnte noch ein Randtrog bzw. die schleifende Kaltfront für mehr Regen
sorgen (5 bis 15 l/qm, exponiert mehr). Insofern könnte die Dauerregenwarnung
auch bis Donnerstagfrüh ausgedehnt werden.
Die Tiefstwerte liegen zwischen 3 Grad bei Aufklaren in den östlichen
Mittelgebirgen und 10 Grad an der See. Örtlich bildet sich Nebel.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Einige Modellunterschiede bzgl. Der Basisfelder wurden oben genannt.

Was den Dauerregen im Schwarzwald und im Allgäu angeht so kann man festhalten,
dass im Zeitraum von Dienstag, 00 UTC bis Donnerstag, 00 UTC nach CosmoLEPS,
ICON-EPS und IFS-EPS die Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen deutlich erhöht
sind, vor allem im Schwarzwald bis hin zu Unwetter-Regenmengen (im Allgäu nur
bei CosmoLEPS). Im Allgäu sind die Wahrscheinlichkeiten eher im 24stg. Zeitraum
und zwar für den Mittwoch erhöht.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden