DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

22-09-2022 07:01
SXEU31 DWAV 220800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 22.09.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
H M, Übergang zu Tr W
Am Samstag im Südwesten und Süden und bevorzugt über dem südwestdeutschen
Bergland einzelne Gewitter, Starkregen wenig wahrscheinlich, aber nicht ganz
auszuschließen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... gelangt Deutschland in den Einflussbereich eines Höhenkeils, der
sich von der Biskaya über Skandinavien hinweg bis nach Spitzbergen erstreckt.
Über Osteuropa hält sich zunächst ein Höhentiefkomplex, der durch
Kurzwellentröge, die nach Süden ablaufen, die Strömung im Osten Deutschlands
noch leicht zyklonal deformiert. Da jedoch ansonsten antizyklonaler Einfluss und
somit Absinken dominiert, reicht es allenfalls ganz im Osten und dort vor allem
über dem Bergland für ein paar schwache Schauer. Nach Westen hin wird der Keil
durch einen breiten Trog flankiert, der von Ostgrönland nach Süden reichend
allmählich auf die Britischen Inseln übergreift. Durch den Höhenkeil wird ein
ausgedehntes Bodenhoch gestützt. Dessen Schwerpunkt verlagert sich über
Deutschland hinweg allmählich ins südöstliche Mitteleuropa.
Abgesehen von flacher Cu-Bewölkung und einzelnen Schauern vor allem über dem
östlichen Bergland wird die Bildung von wetterrelevanter Bewölkung weitgehend
unterbunden. Da sich an der zuvor eingeflossenen polaren Luftmasse nicht allzu
viel ändert, sind der Erwärmung Grenzen gesetzt. Die Temperatur steigt am
Nachmittag auf 14 bis 19, in tieferen Lagen Südwestdeutschlands auf 20 Grad.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich der Schwerpunkt des Bodenhochs noch ein
wenig nach Südosten, was eine schwache südöstliche bodennahe Windkomponente
aufkommen lässt. Gleichzeitig arbeitet sich eine Tiefdruckrinne in die Nordsee
vor, schwacher Druckfall, der durch einen an der Ostflanke nach Nordosten
ablaufenden Kurzwellentrog induziert wird, bewirkt vor allem im Nordwesten und
Westen eine leichte Gradientzunahme. Zudem zieht dort mittelhohe und hohe
Bewölkung auf. Diese Gebiete kommen für die Bildung von Nebelfeldern ohnehin
nicht in Frage. Aber auch sonst dürfte die Nebelneigung aufgrund der, wenn auch
schwachen, südöstlichen bodennahen Windkomponente sowie der Alterung der
Luftmasse geringer sein als in den Nächten zuvor. Abgesehen vom Nordwesten und
Westen kann es in ungünstigen Lagen nochmals leichten Bodenfrost, im Süden und
dort vor allem in Alpennähe auch leichten Luftfrost geben.

Freitag... schwenkt die Achse des o.g. Höhenkeils über Deutschland hinweg
ostwärts. Hierdurch verabschiedet sich das korrespondierende Bodenhoch in
Richtung Südosteuropa. Der dem Keil folgende Trog erfasst die Britischen Inseln.
Die vorgelagerte Tiefdruckrinne wird von mehreren schwachen Kurzwellentrögen
überlaufen und kann sich daher nicht weiter intensivieren. Aufgrund deren
annähernd strömungsparalleler Lage kommt diese Rinne nur sehr zögernd nach Osten
voran, so dass erst gegen Abend unmittelbar an der Nordsee erste geringe
Niederschläge einsetzen. Zuvor greift bereits mehrschichtige Bewölkung auf weite
Teile Deutschlands über. Längere sonnige Abschnitte sind daher nur noch vom
östlichen Mittelgebirgsraum aus südwärts bis zu den Alpen und zur Bodenseeregion
zu erwarten. Aufgrund der zunehmenden Bewölkung kann die Erwärmung in der
unteren Troposphäre (im Südwesten Deutschlands 850 hPa-Niveau erfolgt ein
Temperaturanstieg auf nahe 10 Grad) nicht so recht wirksam werden, so dass sich
an den Temperaturen gegenüber den Vortagen nur wenig ändert.

In der Nacht zum Samstag überquert der Haupttrog weitgehend die Britischen
Inseln. Vorderseitig stellt sich über ganz Deutschland eine südwestliche
Strömung ein, die durch weitere, nach Nordosten ablaufende, aber relativ
schwache Kurzwellentröge geprägt ist. Demzufolge wird nur wenig Hebung
generiert; neben dem Nordseeküstenbereich kommen auch im Westen geringe
Niederschläge auf. In den äußersten Südwesten wird etwas feuchtere Luft
eingesteuert, dort können die Niederschläge leicht schauerartig verstärkt sein,
sind aber fernab von jeglicher Warnrelevanz.
In den anderen Landesteilen hält sich noch der Einfluss des nunmehr über
Südosteuropa liegenden Bodenhochs. Aufgrund der teils mehrschichtigen Bewölkung
sollten Nebel und Frost vorerst kein Thema mehr sein.

Samstag... schwenkt der o.g. Trog mit seinem Südteil von den Britischen Inseln
zur Bretagne. Gleichzeitig verlagert sich der über Osteuropa liegende
Höhentiefkomplex weiter ostwärts. Zwischen dem Trog und dem Höhentiefkomplex
wölbt sich ein breiter Rücken auf. Dessen Achse ist von Polen zu den Baltischen
Staaten gerichtet, so dass über dem Vorhersagegebiet eine südwestliche und etwas
aufsteilende, aber weiterhin leicht flatternde Strömung bestehen bleibt. Mit
dieser Strömung gelangt feuchtere und auch leicht labil geschichtete Luft in die
südlichen Landesteile. CAPE (MU, KK) erreicht maximal 500 J/kg, der Gehalt an
niederschlagbarem Wasser etwas über 20 mm, so dass es für einzelne Gewitter, die
sich vor allem über dem südwestdeutschen Bergland entladen können, reichen kann.
Starkregen ist zwar wenig wahrscheinlich, kann aber nicht ganz ausgeschlossen
werden. Einzelne Schauer, aber ohne Starkregengefahr, können auch, abgesehen
vielleicht vom Nordosten, in den übrigen Landeteilen auftreten. Bei meist
starker und zum Teil mehrschichtiger Bewölkung sind Tageshöchsttemperaturen
zwischen 14 und 19 Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Sonntag greift der Ex-Hurrican "Fiona" ins Wettergeschehen ein.
Nicht direkt, aber in Form einer "Downstream Development". Mit dem Landgang des
Hurricans auf Neufundland büßt dieser rasch an Energie ein. Diese Energie wird
von einem Trog, der Grönland überquert, aufgenommen. Trogvorderseitig, d.h.
nordwestlich von Island, wird an der Vorderseite dieses Troges die Entwicklung
eines ausgewachsenen Sturmtiefs induziert. Diese Entwicklung entzieht dem dann
mit der Achse nach Nordwestdeutschland schwenkenden Trog Energie, so das auch
die vorgelagerte Tiefdruckrinne an Wetterwirksamkeit einbüßt. Ohnehin kann dann
von einer Tiefdruckrinne nicht mehr so recht die Rede sein. Vielmehr handelt es
sich im Bodendruckfeld um eine flache zyklonale Struktur ohne nennenswerten
Gradienten. Abgesehen vom Nordosten dürften daher noch weitere Schauer
auftreten. Für Gewitter sollte es dann nicht mehr reichen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann