DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-09-2022 08:01
SXEU31 DWAV 110800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 11.09.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Anfangs HM, ab Dienstag Wz

Heute im äußersten Osten und Südosten vereinzelt Gewitter mit Starkregen, morgen
warnfrei.

Ab Dienstagnachmittag/Abend im Westen und in der Mitte, eventuell auch im
Südwesten Dauerregen möglich, Unwetter nicht ausgeschlossen. Dabei vor allem in
der Nacht zum Mittwoch auch eingelagerte Gewitter!


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Deutschland liegt heute zwischen einem umfangreichen Höhentrog über
dem östlichen Mitteleuropa bzw. Osteuropa mit Tiefkern über Weißrussland und
einem kräftigen Höhenrücken über Westeuropa mit Keil bis zum südlichen Nordmeer.
Der Keil stützt dabei eine Hochdruckbrücke, die von Frankreich mit ihrer Achse
zum westlichen Deutschland wandert und sich dann von den Alpen bis nach
Nordskandinavien und von dort bis nach Russland erstreckt. Der Osten
Deutschlands liegt aber anfangs noch im leicht zyklonalen Randbereich des Troges
und vor allem im Osten, Südosten und in der Mitte entwickelt sich auch etwas
ML-Cape. So entwickelt sich vor allem in diesen Regionen Quellbewölkung, die
aber meist schon ganz gut gedeckelt wird. Nur in der Oberlausitz und vor allem
in Südostbayern ist dann noch mal ein kleinräumiges Gewitter möglich, das auch
mal Starkregen bringen kann. Den meisten Sonnenschein gibt es heute in
Nordwestdeutschland und am Oberrhein.
Mit der langsamen Abtrocknung der Luft und dem vermehrten Strahlungsangebot wird
es auch wieder etwas wärmer mit Höchstwerten zwischen 19 und 23 Grad, am
Oberrhein auch 24 Grad. Nur in Südostbayern ist es mit Werten um 18 Grad kühler.

Der Nordwestwind weht heute schwach bis mäßig.

In der Nacht zum Montag wandert die Achse des Höhenrückens nach
Nordwestdeutschland und erreicht Südskandinavien. Letzte Schauer oder
Regentropfen ganz im Südosten und Osten sind bald Geschichte und von Westen
klart es auf. In der feuchten Grundschicht bildet sich gebietsweise Nebel, wobei
die Sichtweiten auch unter die 150m-Schwelle zurückgehen können. Es gibt seit
langem mal wieder eine verbreitet kühle Nacht mit 11 bis 5 Grad. Nur an der See
ist es mit Werten um 13 Grad bei auflandigem Wind milder.

Montag... wandert der Höhenkeil zur Ostsee und durch WLA getriggert baut sich
ein weiterer Keil über Frankreich auf, der von Nordwestdafrika ausgeht. Gestützt
durch den Rücken bewegt sich die Hochdruckzone zum östlichen bzw. südöstlichen
Mitteleuropa und wir kommen auf ihre Westseite. So dreht die Strömung in der
unteren Troposphäre auf südwestliche bis südliche Richtungen und damit breitet
sich wieder wärmere Luft nach Deutschland aus. Die 10-Grad-Isotherme in 850 hPa
erstreckt sich abends vom Emsland nach Ostbayern.
Absinken sorgt nach Auflösung der Nebelfelder für meist trockenes und häufig
auch sonniges Wetter. Lediglich in Nordseenähe nimmt mit Annäherung eines
markanten Troges, der zur nordwestlichen Nordsee zieht, die Bewölkung wieder zu,
regnen wird es aber noch nicht.
Warmluftadvektion und die Einstrahlung lassen die Temperaturen wieder steigen
und zwar auf 21 bis 27 Grad mit den höheren Werten im Westen und Südwesten. Nur
auf Sylt und Rügen könnte die 20 Grad knapp verfehlt werden. Der Südwestwind
frischt im Nordwesten wieder etwas auf, für Warnungen langt es noch nicht.

In der Nacht zu Dienstag schwenkt der Trog nach Südnorwegen und die vorgelagerte
teilokkludierte Kaltfront eines zugehörigen Bodentiefs greift mit schauerartigem
Regen auf den Nordwesten und Norden über. Der Südwestwind dreht im weiteren
Verlauf über der Nordsee auf westliche Richtungen und frischt auf. In Böen sind
an der See exponiert Bft 7 möglich.
Ansonsten hält sich noch schwacher Hochdruckeinfluss, auch wenn durch WLA schon
hohe und mittelhohe Bewölkung aufzieht. Nur im Süden und Südosten, wo es längere
Zeit klar bleibt, bildet sich teils dichter Nebel. In der Nordwesthälfte bleibt
es unter den Wolken mild mit 16 bis 10 Grad, im Südosten kühlt es auf 10 bis 5
Grad ab.

Dienstag... Der Höhentrog zieht mit Höhentiefkern über Südskandinavien ostwärts.
Daran gekoppelt ist die oben angesprochene Kaltfront, die mit den schauerartig
verstärkten und vereinzelt gewittrigen Regenfällen noch etwas landeinwärts
vorankommt, aber gegen Abend über dem südlichen Norddeutschland ins Schleifen
gerät.
Zum anderen hat sich großräumig mittlerweile ein klassisches Viererdruckfeld
aufgebaut mit dem schwächelnden Hoch RONALD über Südosteuropa und einem weiteren
Hoch westlich von Irland. Dem gegenüber stehen die Tiefs QUEENIE über
Südskandinavien und Ex-DANIELLE knapp westlich von Galizien. Während das
nördliche Pärchen emsig versucht, polare Meeresluft nach Norddeutschland zu
verfrachten, schaufelt das südliche Pärchen Warmluft in Richtung Norden. Die
beiden Luftmassen treffen sich über Teilen West- und Mitteleuropas, darunter
auch in Deutschland. So reicht am Mittag die Spanne der 850-Temperatur von etwa
6°C an der Grenze zu Dänemark bis 18 Grad am Hochrhein.
In dieser frontogenetischen Situation entwickelt sich im Tagesverlauf ein
Regengebiet, das sich von Rheinland-Pfalz und NRW nach Osten ausweitet zum
östlichen Mittelgebirgsraum. Ganz im Süden wird noch kein Regen simuliert.

Dort scheint auch meist die Sonne und die Temperaturen erreichen sommerliche 25
bis 30 Grad. Ansonsten ist es mit 20 bis 24 Grad angenehm temperiert. Nur an der
Nordsee ist es mit 19 Grad etwas frischer.

In der Nacht zum Mittwoch verstärkt sich die Frontogenese und somit auch der
Regen in der Mitte und im Westen Deutschlands. In Rheinland-Pfalz und im
Odenwald wird 12stg. nach ICON-Nest die Dauerregenschwelle gerissen mit mehr als
25 l/qm, in Staulagen sogar mit über 40 l/qm die Unwetter-Regenschwelle. 24stg.
wird auch weiter östlich die Dauerregenschwelle (östliche Mittelgebirge)
überschritten, teils bis in den Unwetterbereich (s. u.)

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im synoptischen Scale recht ähnlich.

Was den Dauerregen ab Dienstagnachmittag bis Mittwochabend angeht, so zeigen die
EPS-Ergebnisse von IFS, ICON und CosmoLEPS recht hohe Wahrscheinlichkeiten für
Dauerregenmengen über 30 mm von Rheinland-Pfalz bis nach Nordbayern (10 bis 30
Prozent). Bei ICON-EU-EPS ist auch der Schwarzwald dabei. Unwetter-Regenmengen
über 50 mm sind möglich, wenn auch nur gering wahrscheinlich (um 5 Prozent),
nach ICON-EU-EPS im Schwarzwald auch größere Wahrscheinlichkeiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden