DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-09-2022 07:30
SXEU31 DWAV 100800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 10.09.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr M Übergang zu H M

Heute einzelne Gewitter mit örtlichem Starkregen. Im Nordosten geringe
Wahrscheinlichkeit für unwetterartigen Starkregen. Nachts über der östlichen
Mitte und im Süden nichtgewittriger Starkregen möglich. Am Sonntag im Südosten
einzelne Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegen wir unter einem Trog mit mehreren Drehzentren, der weite Teile
Europas überdeckt. Mit einer Tiefenwicklung über der Ukraine und später Belarus,
die sich dann auch in der Höhe abbildet, verlagert sich der Trog leicht nach
Osten. Damit korrespondiert eine Tiefdruckzone im Bodendruckfeld, mit einem Kern
über der Niederlande, der langsam nach Nordwestdeutschland vorankommt und ein
Tiefschwerpunkt nahe der Oder, der sich langsam nordwärts verlagert.
Über Westeuropa wölbt sich an der Vorderseite des EX-Tropensturms "Danielle" ein
Höhenkeil auf, der sich später bis zum Nordmeer ausdehnt. Im Trogbereich strömt
von Westen mäßig warme, feuchte und instabile Atlantikluft nach Deutschland. Sie
bringt Temperaturen in 850 hPa um +7°C und in 500 hPa von ca. -19°C. Im
Tagesverlauf baut sich bei PPWs um 25 mm ML Cape von 100 bis 500 J/Kg auf und es
bilden sich Schauer und einzelne Gewitter.

Die größte Aktivität dürfte sich im Westen, Südwesten und über der Mitte
abspielen, wo ein Randtrog für zusätzliche Hebung sorgt, dort wären neben den
Schauern auch mehrstündiger Regen, eventuell Starkregen nicht ausgeschlossen. Im
Nordosten werden dafür sogar einige trockene Regionen gezeigt. Dort schwächt
sich die Strömung ab, so dass hier die Schauer und Gewitter kaum ziehen und die
Starkregengefahr am größten ist. Selbst heftiger Starkregen (Unwetter) ist
möglich.
Im Südwesten ist heftiger Starkregen wegen der größeren Zuggeschwindigkeit der
Zellen nur gering wahrscheinlich. Die
Höchstwerte liegen bei 17 bis 22°C mit den höheren Werte im Norden und
Nordosten, wo am ehesten die Sonne scheint. Der Wind weht zeitweise mäßig, im
Norden aus Nord bis Nordost und in der Südhälfte aus Südwest bis West. Im Süden
frischt der Wind zeitweise kräftig auf mit geringer Wahrscheinlichkeit für
steife Böen. Im Hochschwarzwald sind stürmische Böen möglich.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt der Höhenrücken von England nach Osten, ein
Ableger kommt in die Nordsee voran. Damit steigt von Westen der Luftdruck und
wir gelangen in den Bereich einer Hochdruckzone mit Schwerpunkt über Frankreich.
Der Höhentrog verlagert sich mit seiner Hauptachse nach Osteuropa, davon
ausgehend schwenkt eine Trogachse aber noch über Deutschland nach Süden. Auf
deren Vorderseite kommt es in der Mitte und im Süden zu teils kräftigen Schauern
und vor allem anfangs zu einzelnen Gewittern. Nach wie vor ist Starkregen mit
von der Partie, wenn auch unwetterartiger Starkregen kaum noch wahrscheinlich
sein dürfte. In der Nordhälfte beruhigt sich das Wetter auf der Trogrückseite
und gebietsweise klart der Himmel auf. Regional bildet sich hier Nebel, zumal
der Wind fast vollständig einschläft.

Die Tiefstwerte liegen meist zwischen 14 und 10°C, in der Nordhälfte örtlich um
8°C.


Sonntag... zeigt sich das Strömungsmuster leicht progressiv indem der
Höhenrücken langsam nach Osten vorankommt und der Trog sich weiter gen Osteuropa
entfernt. Auf der Vorderseite des Höhenkeiles liegen wir unter einer fast
nördlichen Höhenströmung und eine meridionale Hochdruckzone vom westlichen
Mittelmeer bis Skandinavien breitet sich über Mitteleuropa nach Osten aus.
Mit Winddrehung auf Nordwest bis Nord sickert stabilere und trockenere Luft zu
uns ein. Über dem Norden und Westen etabliert sich eine Absinkinversion in rund
700 hPa. Darunter bilden sich zwar Quellungen, die für einen wolkigen
Wettercharakter sorgen und auch vereinzelte Schauer können nicht ausgeschlossen
werden. Vor allem an der Nordsee,
aber auch in Südbaden setzt sich vermehrt die Sonne durch.

Im Osten und Südosten hingegen machen sich noch die Feuchte und Labilität der
abziehenden Luftmasse bemerkbar. Zunächst mal gilt es die Regenreste der Nacht
im Südosten zu tilgen, bevor sich im Tagesverlauf neue Schauer und einzelne
Gewitter entwickeln können. Insgesamt wirkt sich der Geopotentialgewinn und
damit die Stabilisierung auch im Südosten aus, so dass die Gewitter in der Regel
im gelben, nur vereinzelt im Ocker-Bereich anzusiedeln sind.

Mit gerade mal 17°C im Südosten Bayerns, wo die Sonne kaum zu sehen ist, und bis
zu 23°C im Westen, mit mehr Einstrahlung, liegt die Temperatur meist im mäßig
warmen Bereich. Der Wind lebt vor allem im Osten und Südosten teilweise noch
etwas auf, mehr als einzelne Bft 5 bis 6 in Böen (West bis Nordwest) gibt es
aber nicht.

In der Nacht zum Montag liegt die Achse des Höhenrückens von Frankreich über NW
Deutschland nach Nordosten. Letzte Schauer oder Regentropfen ganz im Südosten
und Osten sind bald Geschichte und von Westen klart es auf. In der feuchten
Grundschicht bildet sich gebietsweise Nebel, wobei die Sichtweiten auch unter
die 150m Schwelle zurückgehen können. Die Temperatur geht auf 12 bis 6°C zurück.



Montag... schwenkt am Rande des Keils über Westeuropa ein Ableger nach
Nordostdeutschland, während die Hochdruckzone am Boden nach Südostdeutschland
wandert. So dreht die Strömung in der unteren Troposphäre auf südwestliche
Richtungen und damit breitet sich wieder wärmere Luft nach Deutschland aus. Die
10°C Isotherme in 850 hPa liegt abends diagonal vom Nordwesten nach Südosten
über Deutschland.

Absinken sorgt nach Auflösung der Nebelfelder für meist trockenes Wetter.
Lediglich in Nordwestdeutschland nimmt mit Annäherung eines markanten Troges,
der in die Nordsee zieht, die Bewölkung wieder zu, regnen wird es aber noch
nicht.
Warmluftadvektion und die Einstrahlung lassen die Temperaturen wieder steigen
und zwar auf 21 bis 26°C mit den höheren Werten im Westen und Südwesten. Der
Südwestwind frischt im Nordwesten wieder etwas auf, für Warnungen langt es
nicht.

In der Nacht zu Dienstag schwenkt der Trog Richtung Norwegen und die
vorgelagerte teilokkludierte Kaltfront eines zugehörigen Bodentiefs greift mit
schauerartigem Regen auf den Nordwesten und Norden über. Der Südwestwind dreht
im weiteren Verlauf über der Nordsee auf westliche Richtungen und frischt auf.
In Böen sind an der See exponiert Bft 7 möglich.
Ansonsten hält sich noch schwacher Hochdruckeinfluss, auch wenn durch WLA schon
hohe und mittelhohe Bewölkung aufzieht. Nur im Süden und Südosten, wo es längere
Zeit klar bleibt, bildet sich teils dichter Nebel. In der Nordwesthälfte bleibt
es unter den Wolken mild mit 16 bis 10°C, im Südosten kühlt es auf 10 bis 6°C
ab.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im synoptischen Scale ohne relevante Unterschiede.
Unterschiede beschränken sich auf Details, die Warntätigkeit ist aber ohne im
Nowcasting zu bewältigen, auch was möglichen Starkregen ab den Abendstunden über
der Mitte und dem Süden angeht. Windwarnungen werden wahrscheinlich nicht nötig.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner