DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-09-2022 17:01
SXEU31 DWAV 041800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 04.09.2022 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Kommende Nacht und am Montag noch ruhiges Wetter, dazu tagsüber warm bis sehr
warm, im Westen und Südwesten wieder über 30 Grad. Zunächst kaum Gewitter. Ab
Dienstag in der Südwesthälfte vermehrt kräftige Gewitter, dabei bzgl. Starkregen
auch Unwetter möglich, am Mittwoch zögernd nach Nordosten vorankommend.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... erweist sich das großräumige Geopotenzialmuster in 500 und 300 hPa
über dem nordostatlantisch-europäischen Raum nach wie vor als außerordentlich
stabil. Einem Langwellentrog über Nordosteuropa steht ein auch in den kommenden
Tagen zunächst noch quasistationäres und mit mehreren kleinräumigen Drehzentren
ausgestattetes hochreichendes Tiefdruckgebiet westlich von Irland gegenüber,
welches sich wohl erst im Laufe der zweiten Wochenhälfte, wohl durch Interaktion
(downstream Development) mit dem sich annähernden Hurrikan "Danielle",
allmählich Richtung Kontinent in Bewegung setzt (dazu aber erst in den kommenden
Übersichten mehr).
WLA auf der Vorderseite des Tiefs stützt einen Höhenkeil, der sich vom
westlichen Mittelmeer über Mitteleuropa nordwärts bis zur nördlichen Nordsee
erstreckt und über eine Potenzialbrücke Verbindung zu einem über Island bis ins
Nordmeer reichenden Höhenrücken aufgenommen hat. Der Keil kommt im Laufe der
Nacht aufgrund der Blockadewirkung durch den vorgelagerten Nordosteuropatrog nur
noch zögernd nach Osten voran, Montagfrüh liegt dessen Achse in etwa auf einer
Linie Schleswig-Holstein-Ostbayern.
Er stützt eine umfangreiche Hochdruckzone im Bodenfeld, die sich vom Nordmeer
über Skandinavien und die Ostsee bis weit ins östliche Mitteleuropa erstreckt
und sich im Laufe der Nacht noch etwas verstärkt (etwa bis 1033 hPa). An deren
Südwestflanke gelangt von Osten her sehr trockene und warme Festlandsluft vor
allem in den Osten und Norden Deutschlands. Der Süden und Westen befindet sich
dagegen im Einflussbereich wärmerer und etwas feuchterer Luftmasse, die mit
einer flachen Tiefdruckrinne am vergangenen Freitag/Samstag aus dem
südwesteuropäischen Raum dorthin gelangt ist. Die Luftmassengrenze verläuft
aktuell etwa vom südlichen Emsland bis zum Erzgebirge, wobei sich zwischen dem
fennoskandischen Hoch und dem Bodentief westsüdwestlich von Irland ein passabler
Druckgradient vor allem über Norddeutschland und der Nordsee aufgebaut hat.
Somit weht im Küstengebiet lebhafter Ost- bis Südostwind mit einzelnen starken
Böen an auflandigen Küstenabschnitten, vereinzelt können auch steife Böen (Bft
7) auftreten. Der frische Ostwind im Nordosten induziert ein leicht konvergentes
Windfeld im Bereich der Luftmassengrenze, da südwestlich davon lediglich
schwacher, nur zeitweise mäßig auflebender Wind aus Südwest bis Südost weht.
Durch Entrainment der trockeneren Festlandsluft trocknet die Luftmasse im
Bereich dieser auch im Feuchtefeld deutlich sichtbaren Konvergenz (als
Feuchteflusskonvergenz) etwas ab, die PPW-Werte liegen meist zwischen 25 und 28
mm. Auch weiter im Südwesten ist die Luftmasse etwas abgetrocknet, dort
allerdings eher durch Absinken. Insgesamt lässt sich aber dennoch ein deutlicher
Taupunktgradient ausmachen. Während es im Norden und Osten oft wolkenlos blieb
(lediglich über den Nordwesten und Norden zogen und ziehen dünne Wolkenfelder,
die der WLA geschuldet sind), haben sich weiter südlich Quellwolken gebildet,
die aber nicht über die in etwa 650 hPa liegende Absinkinversion hinauswachsen
konnten, so dass es nur und hauptsächlich über Berg- und Hügelland, für
vereinzelte kurze Schauer gereicht hat. Diese fallen in den kommenden Stunden
aber rasch wieder zusammen, später können sich allerdings erneut vielerorts
Nebel und Hochnebel ausbreiten.
Die WLA-Bewölkung wird im Laufe der Nacht über dem Nordwesten und Norden
gebietsweise noch etwas dichter, es bleibt aber trocken. Im Rest des Landes
verläuft die Nacht aber gering bewölkt oder klar. Die Tiefstwerte liegen meist
zwischen 17 und 10 Grad, mit den höheren Werten im Westen und Nordwesten, im
Südosten und Osten wird es in Mulden- und Senkenlagen sowie in Tälern noch
kühler.

Montag ... ändert sich an der weiter oben ausführlich beschrieben Konstellation
der Geopotenzialgebilde kaum etwas. Der Höhenkeil bleibt fast quasistationär
über dem Vorhersagegebiet liegen, wird allerdings etwas abgebaut, da sich von
Westen her ein kurzwelliger Troganteil nähert und abends die südwestliche
Nordsee erreicht. Vor allem über Benelux und Nord-, später auch
Nordostfrankreich kann durch PVA bereits etwas synoptisch-skalige Hebung
induziert werden. Mit dem Tagesgang setzt im Vorhersagegebiet leichter Druckfall
ein, der im Südwesten aufgrund der zunehmenden Hebung etwas markanter ausfällt
als im Nordosten, im hochaufgelösten Bodendruckfeld lässt sich nachmittags und
abends über Zentralfrankreich eine meridional ausgerichtete flache
Tiefdruckrinne ausmachen, rudimentär auch über Benelux bzw. im äußersten Westen
Deutschlands. Dadurch verschärft sich der Gradient vor allem über dem Norden und
Nordosten Deutschlands etwas und an der Ostsee steigt die Wahrscheinlichkeit für
warnrelevante Böen Bft 7 aus Ost bis Südost.
Ansonsten ändert sich für das Vorhersagegebiet erst einmal nur wenig.
Luftmassengrenze samt (Feuchtefluss)konvergenz bleiben quasistationär bzw.
kommen nur geringfügig nach Osten voran. Die Deckelung der Luftmasse nimmt
allerdings etwas ab, die (zudem noch geringfügig ansteigende) Absinkinversion
lässt sich in den Prognosetemps kaum mehr ausmachen. Somit steigt die
Wahrscheinlichkeit für einzelne Schauer oder sogar Gewitter im Bereich dieser
Luftmassengrenze bzw. etwas südlich davon abgesetzt ein wenig an, ICON-D2 hat
vor allem von Südniedersachsen (Harz)/Nordhessen über den Thüringer Wald bis zum
Erzgebirge entsprechende Signale auf der Agenda (samt geringer
Wahrscheinlichkeiten für Starkregen im EPS), aber auch nahe der
deutsch-niederländischen Grenze (dort kann im Modell vielleicht schon ein wenig
dynamische Hebung wirksam werden). SuperHD agiert diesbezüglich etwas
zurückhaltender. Wie auch immer - die Wahrscheinlichkeit für einzelne Gewitter
bleibt eher gering, und sollten diese auftreten, werden diese bei simulierter
Cape von wenigen 100 J/kg und PPW-Werten zwischen 25 und 30 mm maximal punktuell
von Starkregen begleitet.
Ansonsten scheint neben den üblichen Quellwolken meist die Sonne. Über den
Nordwesten und Norden ziehen zeitweise meist aber nur dünne hohe und mittelhohe
Wolkenfelder, die der WLA geschuldet sind, in den Bodenvorhersagekarten taucht
sogar eine Warmfront auf, die allmählich nordostwärts schwenkt.
Interessanter wird es dann erst in den späten Nachmittags- und Abendstunden ganz
im Südwesten/Westen sowie am Alpenrand. Von Frankreich her wird dorthin bereits
eine labilere Luftmasse advehiert und es können gebietsweise um die 500 J/kg
ML-Cape generiert werden. Die Quellwolken wachsen etwas höher und eventuell
reicht es bereits für erste Gewitter, am ehesten im Südschwarzwald und direkt an
den Alpen. Als Begleiterscheinungen kommen Starkregen, kleinkörniger Hagel und
stürmische Böen in Frage, aber wohl lediglich markanten Warnkriterien genügend.
Einig sind sich die Modelle noch nicht so ganz, eher werden mit den aktuellen
Läufen die Signale dafür wieder zurückgenommen, eventuell passiert also auch
(noch) nichts.
Mit der Warmfront wird es vor allem im Süden und Westen auch
niedertroposphärisch wärmer, die 850 hPa-Temperatur steigt auf Werte zwischen 7
Grad im Nordosten und fast 17 Grad am Oberrhein. Somit werden im Westen und
Südwesten die 30 Grad wieder einmal überschritten, aber auch sonst wird es mit
23 bis 29 Grad sommerlich warm, mit dem frischen Ostwind wird es im Nordosten
sowie in Schleswig-Holstein mit 20 bis 24 Grad nicht ganz so warm.

In der Nacht zum Dienstag wird der nach wie vor quasistationäre Höhenkeil vor
allem nieder- und mitteltroposphärisch etwas abgebaut. Ein flacher kurzwelliger
Troganteil kann den Keil überlaufen, schwächt sich allerdings ab. Dabei
induziert er nach Lesart des ICON-D2 etwas Hebung und sorgt dafür, dass die
eventuell auftretende Schauer- und Gewittertätigkeit vor allem im Bereich der
nördlichen und östlichen Mittelgebirge (Harz bis Erzgebirge) nur zögernd zum
Erliegen kommt bzw. in der ersten Nachthälfte vorübergehend sogar noch etwas
aufflammt.
Ein weiteres, etwas markanteres Hebungsgebiet erreicht am späteren Abend den
Westen/Südwesten des Landes und kommt etwa bis zur Mitte voran, schwächt sich
aber ab. Damit einhergehend, greift auch im Bodenfeld eine flache Rinne auf den
Westen und die Mitte des Landes über und hängt von dort aus nach Südwesten
zurück. Im Bereich dieser Rinne ist die Luftmasse zunehmend hochreichend labil
geschichtet und ICON-D2 simuliert dort recht hohe MU-Cape von 500 bis 1000 J/kg.
Der synoptisch-skalige Hebungsantrieb ist nur gering, dennoch könnten kräftige
Gewitter, die sich im Bereich der Rinne tagsüber über Frankreich und vielleicht
auch Benelux entwickelt haben, bis weit in die Nacht hinein überleben und auch
auf den Westen und Südwesten Deutschlands übergreifen. Entsprechende Signale hat
ICON-D2 im aktuellen Lauf für das südliche NRW auf der Agenda, SuperHD dagegen
eher für Rheinland-Pfalz und BaWü, bis nach Mittelfranken. Allerdings
unterscheiden sich die Modelle von Lauf zu Lauf nicht nur voneinander, sondern
sind auch in sich noch nicht konsistent, die EPS-Verfahren geben ebenfalls keine
brauchbaren Hinweise, Schwerpunktsregionen lassen sich somit noch nicht
ausmachen. Begleiterscheinungen dieser von der Grundschicht entkoppelten
Gewitter sind in erster Linie Starkregen, anfangs auch noch kleinkörniger Hagel
und eventuell stürmische Böen. Eventuell kann im Bereich von Multizellenclustern
auch mehrstündiger Starkregen auftreten. Unwetterartige Mengen können nicht ganz
ausgeschlossen werden, die Wahrscheinlichkeit dafür dürfte aber als gering
beziffert werden.
Im Rest des Landes bleibt es wettertechnisch ruhig und im Osten und Süden teils
noch gering bewölkt. Dort, vor allem im Südosten, können sich Nebel- und
Hochnebelfelder ausbreiten. Ganz im Norden bleibt ein passabler Druckgradient
aufrecht, so dass es an den Küsten nach wie vor starke, an Abschnitten mit
auflandigem Wind auch steife Böen aus Ost bis Südost geben kann.
In der Westhälfte fällt die Nacht mit Tiefstwerten zwischen 19 und 15 Grad sehr
mild aus, sonst wird es mit 15 bis 9 Grad etwas frischer.

Dienstag ... verlagert sich an der Südostflanke des Höhentiefs westlich von
Irland ein weiterer flacher Kurzwellentrog rasch über den Ärmelkanal und den
Nordwesten Frankreichs hinweg nordostwärts und erreicht abends die südwestliche
Nordsee bzw. Benelux, während der Höhenkeil nach wie vor quasistationär bleibt.
Trogvorderseitig kann aufgrund von PVA innerhalb der sich verschärfenden und
zunehmend diffluenten südwestlichen Höhenströmung recht flächig
synoptisch-skalige Hebung über Ostfrankreich sowie Benelux, abends auch über
Nordwestdeutschland generiert werden. Diese induziert auch im Bodenfeld
Druckfall, und somit kann sich über dem Westen und Süden Deutschlands eine
flache Tiefdruckrinne etablieren, in die wohl mehrere kleinräumige Konvergenzen
eingebettet sind und die zögerlich nach Nordosten vorankommt.
Damit kann sich dann auch die potenziell instabile Luftmasse allmählich
nordostwärts vorarbeiten und erreicht in den Abendstunden in etwa eine Linie
Ostfriesland-Ostsachsen, wobei es diesbezüglich noch kleinere Modelldifferenzen
gibt. In den Rinnenbereich kann nun auch feuchtere Luft advehiert werden, die
PPW-Werte steigen verbreitet auf 25 bis 30 mm, gebietsweise auch darüber, bei
leichter Abkühlung in der Höhe, aber geringer niedertroposphärischer Erwärmung
können, Einstrahlung vorausgesetzt, nach Lesart des ICON-D2 500 bis über 1500
J/kg (nach SuperHD allerdings teils deutlich weniger) ML-Cape generiert werden.

Mit Annäherung des Troges kommt vor allem im Westen nachmittags und abends auch
etwas mehr hochreichende Scherung ins Spiel (12 bis 18 m/s in 0 bis 6 km). Ob
und wo diese mit der "potentesten" Luftmasse überlappt und ob durch lokale
Konvergenzen gebietsweise auch bodennahe Richtungsscherung generiert werden
kann, ist aktuell noch unklar. Überbordend markant dürfte die Scherung so oder
so nicht ausfallen und somit ist im Tagesverlauf mit Einsetzen der Konvektion
vor allem von Multizellensystemen auszugehen, die sich im Bereich lokaler
Konvergenzen vielleicht auch mal etwas besser als Linie organisieren können.
Kleinkörniger Hagel und Starkregen stehen im Fokus der Begleiterscheinungen, je
nach Beschaffenheit der Grundschicht und Organisationsgrad der Systeme bzw. dem
dadurch generierten Cold Pool können auch mal Sturmböen auftreten, Bzgl.
Starkregen besteht noch das größte Unwetterpotenzial, an frischen Entwicklungen
ist je nach Cape eventuell auch mit Hagel 2 bis 3 cm zu rechnen. Regionale
Schwerpunkte der konvektiven Aktivität lassen sich aber noch keine ausmachen.
Während sich im Westen und Süden bis zur Luftmassengrenze schon gebietsweise
mehr "Gewölk" breitmacht (am meisten wohl im Bereich der Luftmassengrenze
selber), es aber vor allem abseits der Luftmassengrenze im Westen durchaus
Regionen gibt, wo es vorübergehend recht sonnig wird, scheint vor allem im
Nordosten noch am längsten die Sonne (teilweise aber durch hohe WLA-Bewölkung).

Die vom Nordmeer über Skandinavien und die Ostsee bis nach Osteuropa reichende
Hochdruckzone schwächt sich geringfügig ab, ansonsten ändert sich an ihr nur
wenig, so dass an den Küsten von Nord- und Ostsee nach wie vor lebhafter Ost-
bis Südostwind weht mit starken bis steifen Böen an Abschnitten mit auflandigem
Wind.
Die 850 hPa-Temperatur erreicht Werte zwischen 8 Grad im Nordosten und 15 bis 16
Grad in weiten Teilen West- und Süddeutschlands. Somit liegen die Maxima meist
zwischen 23 und 28 Grad, sollte sich im Westen und Südwesten länger die Sonne
durchsetzen, können dort auch knapp 30 Grad erreicht werden, an
Küstenabschnitten mit auflandigem Wind bleibt es mit 20 Grad etwas frischer.

In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich nach Lesart des ICON-EU ein weiterer
markanter Kurzwellentrog von der Biskaya über Frankreich rasch nordostwärts und
erreicht morgens den Ostausgang des Ärmelkanals bzw. Benelux. Der vorgelagerte
Höhenkeil wird nur geringfügig nach Osten abgedrängt und somit verschärft sich
die südwestliche Höhenströmung trogvorderseitig auch über dem Westen des
Vorhersagegebietes weiter und ist zunehmend diffluent konturiert, durch PVA wird
dort und bis in die mittleren Landesteile bzw. in den Südosten ausgreifend
markante dynamische Hebung generiert. Die Tiefdruckrinne im Bodenfeld verstärkt
sich, kommt aber zunächst kaum nach Nordosten voran, wodurch sich der Gradient
vor allem über der offenen Nordsee etwas verschärft und dort häufiger Böen Bft 7
auftreten.
Dynamische Hebung und Aufgleiten im Rahmen einer Gegenstromlage (Ost am Boden,
Südwest in der Höhe) verstärken nun auch die Wetteraktivität entlang bzw. im
Vorfeld der die Vorderseite der Luftmassengrenze markierenden Warmfront, die
sich über die Deutsche Bucht südostwärts bis etwa nach Sachsen erstreckt. Vor
allem im Nordseeumfeld fällt dabei gebietsweise schauerartiger Regen,
Warmlufteinschubgewitter nicht komplett ausgeschlossen. Weiter landeinwärts
reicht es im Vorfeld der Warmfront aber im Einflussbereich der bodennah
trockenen Festlandluft für keine nennenswerten Niederschläge mehr.
Entlang und südwestlich der Luftmassengrenze gibt es dagegen weitere Schauer und
Gewitter, die auch im Laufe der Nacht aufgrund der zunehmend ins Spiel kommenden
dynamischen Hebung weiter andauern bzw. sich vor allem im Westen und Süden
gebietsweise auch noch etwas intensivieren können. Gebietsweise kann es
mehrstündigen schauerartigen Regen geben, auch ohne Gewitter. Im Detail lassen
sich aber nach wie vor keine regionalen Schwerpunkte ausmachen. Während einige
Regionen mit Starkregenwarnungen versehen werden müssen, lokal eventuell sogar
unwetterartig, gehen viele andere Regionen einmal mehr leer aus. Tendenziell
lässt der aktuelle Lauf des ICON-EU die Niederschläge vor allem über
Süddeutschland weiter nach Osten vorankommen als GFS und IFS (von 00 UTC), nach
deren Lesart es in weiten Teilen Bayerns und oft auch in den mittleren
Landesteilen nachts noch vielerorts trocken bleiben soll.
Insgesamt werden die Wolken nun auch im Osten und Südosten vielerorts dichter,
lediglich im Nordosten bleibt es noch teils gering bewölkt. Die Minima liegen
meist zwischen 17 und 10 Grad, mit den höheren Werten im Westen.

Mittwoch ... setzt sich das mit einer inzwischen nahezu senkrechten Achse
ausgestattete hochreichende Tiefdruckgebiet westlich von Irland endlich ein
wenig in Bewegung und erreicht abends das Seegebiet unmittelbar südwestlich von
Irland. Der vorgelagerte Höhenkeil befindet sich mit seiner Achse am Abend das
deutsch-polnische Grenzgebiet. Dadurch gerät der Großteil des Vorhersagegebietes
in den trogvorderseitigen Bereich unterhalb einer nach wie vor diffluent
konturierten, südwestlichen Höhenströmung. Der über die Nordsee nordwärts
schwenkende Kurzwellentrog verliert an Kontur, ihm folgen weitere, aber nur
flache kurzwellige Troganteile, die kleinräumig dynamische Hebung induzieren
können, sich aber nur schwer regionalisieren lassen.
Im Bodenfeld kommen die Tiefdruckrinne samt der instabilen Luftmasse allmählich
nach Nordosten voran, nach Lesart des ICON-EU etwa bis zu einer Linie
Westmecklenburg-Oberlausitz, nach Lesart der meisten anderen Modelle aber nicht
einmal bis zur Elbe. Wie auch immer - im Bereich der Rinne sowie im Süden bleibt
die Luftmasse noch am potenziell instabilsten geschichtet, wenngleich mangels
Einstrahlung weniger Cape als am Vortag simuliert wird bei ähnlich hohen bzw.
vor allem entlang der Luftmassengrenze noch etwas höheren PPW-Werten. Somit
spielt sich dort die Hauptniederschlagsaktivität ab, nach wie vor treten
einzelne kräftige Gewitter mit Starkregen und kleinkörnigem Hagel auf,
gebietsweise fällt auch mehrstündiger Starkregen. Nach wie vor besteht lokal
Unwetterpotenzial, das vielleicht etwas geringer ausfällt als am Vortag.
Regionale Schwerpunkte lassen sich keine ausmachen. Rückseitig der Rinne, in die
westlichen Landesteile, gelangt im Tagesverlauf, eventuell mit einer schwachen
Kaltfront, bereits eine stabiler geschichtete Luftmasse, so dass es dort kaum
mehr Schauer gibt und auch die Sonne vermehrt zum Zuge kommen kann. Im Nordosten
kann sich die Sonne ebenfalls länger durchsetzen, eventuell auch im Südosten.
Es bleibt bei 850 hPa-Temperaturen zwischen 10 und 14 Grad vor allem bei
zeitweiligem Sonnenschein warm bis sehr warm mit Höchstwerten zwischen 23 und 28
Grad, dort, wo sich längere Zeit Wolken und Regen halten, sowie an
Küstenabschnitten mit auflandigem Wind werden kaum 20 Grad erreicht.
An der Nordsee schwächt sich der Wind ab, im Ostseeumfeld kann es aber nach wie
vor starke bis steife Böen aus Ost bis Südost geben.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumige Wetterentwicklung wird von allen Modellen sehr ähnlich
simuliert. Im Detail ergeben sich vor allem ab Dienstag Unterschiede, was die
räumliche Verteilung und Intensität der konvektiven Niederschläge angeht. Dabei
hat ICON-EU, das Vorankommen der feuchteren Luftmasse nach Nordosten betreffend,
die progressivste Variante auf der Agenda.
Kleinräumig ist am Dienstag und Mittwoch Unwetter-Starkregen als
Begleiterscheinung der Gewitter, aber auch mehrstündig und ungewittrig möglich.
Eine großräumige Unwetterlage steht aber voraussichtlich nicht auf der Agenda
und einige Regionen (wenn auch wohl auch weniger als bei der letzten Lage) gehen
niederschlagstechnisch erneut quasi leer aus.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff