DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-09-2022 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 04.09.2022 um 10.30 UTC



Trogpassage mit wiederholten Regenfällen. Temperaturrückgang.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 11.09.2022


Eingangs der Mittelfrist am kommenden Mittwoch liegt ein Trog über Westeuropa,
dessen Drehzentrum bei Irland sich langsam nach Osten bewegt. Davor liegen wir
unter einer südwestlichen Strömung mit der subtropische Warmluft nach
Mitteleuropa gelangt. Im Tagesverlauf greift die Kaltfront des ebenfalls bei
Irland liegenden Bodentiefs auf Deutschland über mit kräftigen Schauern und
Gewittern. Örtlich besteht Unwetterpotential.
Am Donnerstag ändert sich an der Großwetterlage nichts. Das Drehzentrum des
Troges kommt langsam nach Osten bis in die Irische See voran und die Kaltfront
des fast achsensenkrechten Bodentiefs zieht leicht schleifend auch über den
Osten und Südosten hinweg und verdrängt auch dort die subtropische Warmluft.
Postfrontal strömt aus Südwesten bis Westen erwärmte Meeresluft nach
Deutschland, wobei es zu weiteren schauerartigen und teils recht kräftigen
Regenfällen kommt. Vor allem in der Südosthälfte gibt es Schauer und Gewitter
mit örtlichem Unwetterpotential.
Am Freitag weitet sich der Trog rinnenartig über Norddeutschland nach Osten aus
mit mehreren Drehzentren über der Nordsee, Norddeutschland und dem nördlichen
Polen. Von Westen gelangt mäßig warme bis warme und feuchte Meeresluft zu uns,
in der u.a. durch kurzwellige Tröge weitere Hebung ausgelöst wird. Das führt
landesweit zu schauerartigen Regenfällen, in die einzelne Gewitter eingelagert
sind.
Am Samstag verlagert sich der Trogschwerpunkt ins östliche Mitteleuropa, von wo
aus aber eine Potentialrinne nach Deutschland erhalten bleibt. Die bodennahe
Strömung dreht auf westliche bis nördliche Richtungen, womit die Zufuhr kühlerer
Meeresluft nach Mitteleuropa einsetzt. Es bleibt wolkenreich mit Regenfällen
oder Schauern, sowie einzelnen Gewittern. Die Temperatur liegt tagsüber meist
zwischen 18 und 23 Grad.
Am Sonntag zieht die Haupttrogachse ins östliche Mitteleuropa ab und wir
gelangen unter eine nordwestliche Höhenströmung. Kurzwellige Tröge sorgen weiter
für unbeständiges Wetter mit Regenfällen und Schauern, die an den Nordseiten der
Mittelgebirge und an den Alpen verstärkt werden. Die Advektion kühler Luftmassen
verstärkt sich wahrscheinlich noch etwas.
In der erweiterten Mittelfrist bleibt es, bei freilich zunehmenden
Unsicherheiten, unter einer westlichen bis nordwestlichen Strömung wechselhaft
und relativ kühl.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS ist aktuell gut, mit Schwächen zum Ende der Mittelfrist.
Die Trogpassage wurde auch von den Vorläufen simuliert, allerdings mit anderer
Geometrie des Troges vor allem zum Ende der nächsten Woche. An der wechselhaften
und recht niederschlagsreichen Witterung mit stetig sinkenden Temperaturen
bestehen aber keine Zweifel.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle simulieren zunächst sehr ähnlich, beginnen aber ab
Freitag andere Richtungen einzuschlagen. Bei ICON hält sich der Trog länger über
Deutschland und für nächsten Sonntag wäre eine Vb ähnliche Entwicklung mit
kräftigen Regenfällen im Südosten möglich. Bei GFS geht die Troglage in eine
westliche Strömung über und am nächsten Wochenende könnte ein Tief über die
Mitte Deutschlands nach Osten ziehen, verbunden mit kräftigen Regenfällen und
einem Vorstoß warmer Luftmassen nach Süddeutschland.
UKMO ähnelt mit nur kleinen Abweichungen der Simulation der Europäer. Die
Entwicklung wird, was den konkreten Ablauf angeht, unsicher. Unbeständig bleibt
es aber nach allen Modellen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Anhand der Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen des Hauptlaufs. Die Kurven für die Temperatur in 850 hPa und für das
Geopotential in 500 hPa verlaufen eng gebündelt und zeigen den jeweiligen
kontinuierlichen Rückgang der Werte bis zum Ende der Mittelfrist. Dazu gesellen
sich an allen Tagen teils kräftige Niederschlagssignale, die Hoffnung machen auf
verbreitete Regenfälle, die dann tatsächlich fast alle Regionen treffen dürften.


Die Clusterung liefert im ersten Zeitschritt einen Cluster, dann bis +168h 3
Cluster (Hauptlauf in Cluster 3, 10 Member), die sich aber für Mitteleuropa
nicht sonderlich unterscheiden. Sie zeigen eine westliche Strömung über
Mitteleuropa und die Passage eines Troges.
Für die erweiterte Mittelfrist werden 3 Cluster angeboten. Cluster 1, mit dem
Hauptlauf und insgesamt 21 Membern, zeigt die Annäherung eines Höhenrückens mit
der vorderseitig nach Nordwest drehenden Strömung. Die anderen beiden Cluster
(zusammen 30 Member) zeigen in abweichender Konstellation jeweils eine zyklonale
Westlage.

Auch aus dieser Sicht besteht am wechselhaften und recht niederschlagsreichen
Wetter keine Zweifel.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Vor allem eingangs der Mittelfrist sind am Mittwoch und Donnerstag, also mit
Passage der Kaltfront und präfrontal kräftige Gewitter mit Starkregen, Hagel und
Sturmböen möglich, die auch unwetterartig sein können. Signale dafür liefern
u.a. EFI CAPE und CAPE SHEAR.
In der Folge können die Regenfälle teils kräftig ausfallen, teilweise sind
Stark- oder Dauerregen nicht ausgeschlossen, insbesondere in Staulagen und falls
GFS oder ICON recht behalten (s.o.). Die Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen
sind in den probabilistischen Verfahren zunächst aber noch recht verhalten.

Die mittelfristig anstehenden Regenfälle dürften nahezu ganz Deutschland
betreffen und auch in den bislang dürregeplagten Regionen Regen bringen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS (EPS)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner