DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-09-2022 17:01
SXEU31 DWAV 021800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 02.09.2022 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nachts und am Samstag von Südwesten bis zur südlichen Mitte Gewitter mit
Starkregen, Unwetter nicht ausgeschlossen, aber nur kleinräumig. Auch im Verlauf
des Montags wieder zunehmende Gewitterneigung, Details unsicher.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland in einer trocken warmen östlichen Strömung
zwischen einer Hochdruckzone, ausgehend von einem Schwerpunkt über dem Nordmeer
bis Osteuropa und einer Tiefdruckzone über Frankreich.

Abends und in der Nacht zum Samstag nähert sich über Benelux und NE Frankreich
der Randtrog eines Zentraltiefs bei Irland und die Tiefdruckzone weitet sich in
den Südwesten unseres Landes aus. Die Luftmasse, die dorthin gelangt, wird dabei
feuchter (PPW 25 bis 30mm) und ist zunehmend potentiell instabil mit MU CAPE bis
300 J/kg.
Darüber hinaus kommt wegen der positiven Vorticityadvektion Hebung auf, die zwar
nicht übermäßig stark ist, in der instabilen und feuchten Luftmasse aber zu
schauerartigen Regenfällen und einzelnen Gewittern mit lokalem Starkregen führt.
Die Signale dafür sind aber u.a. im ICON D2 EPS verhalten, auch was markante
Ereignisse angeht und betreffen am ehesten den Hochrhein und den Südschwarzwald.

Die Regenfälle insgesamt breiten sich auf einen Raum von der Eifel bis
Baden-Württemberg und zum westlichen Alpenrand aus.

Der größte Teil des Landes bleibt jedenfalls davon außen vor und erlebt in der
trockenen Festlandsluft eine gering bewölkte oder klare Nacht.

Die Luft kühlt ab auf 15 bis 7°C. Nebel ist kein Thema. Vor allem über der
Nordsee lebt der Südost- bis Ostwind böig auf mit steifen Böen vor allem auf den
Inseln, aber auch an der westlichen Ostsee sind exponiert steife Böen nicht
ausgeschlossen.

Samstag ... nistet sich das hochreichende Tiefdruckgebiet bei Irland ein, auf
dessen Vorderseite der kurzwellige Randtrog in den Südwesten gesteuert wird. Mit
den Resten eines Höhenrückens, der nach Osten abgedrängt wird, und der westlich
von uns einsetzenden Bildung des nächsten Rückens, beginnt sich das hohe
Geopotential über uns rasch zu regenerieren.

Im Bodendruckfeld kann sich die Rinne mit der potenziell instabilen Luftmasse
langsam nach Nordosten ausbreiten, da sie von der vom Nordmeer bis
Osteuropareichenden Hochdruckzone gebremst wird. Abends reicht sie etwa vom
Niederrhein bis nach Ostbayern. Vor allem südwestlich der Rinne lebt im
Tagesverlauf die Schauer- und Gewittertätigkeit wieder auf.

Die PPW-Werte steigen auf 25 bis 30 mm, etwas Einstrahlung vorausgesetzt, können
an die 1000 J/kg Cape im Südwesten generiert werden. Hochreichende Scherung
spielt kaum eine Rolle, eher bodennahe Richtungsscherung im Bereich einer oder
mehrerer Konvergenzen, eine typische Sumpflage also.
Somit ist von unorganisierten Multizellensystemen auszugehen, die besonders mit
Starkregen, kleinkörnigem Hagel und stürmische Böen verbunden sein können. Durch
Starkregen sind vereinzelt unwetterartige Entwicklungen möglich.

Im Norden und Osten scheint in der trockenen Festlandsluft häufig die Sonne und
es bleibt trocken. Auch im Bereich der Rinne selbst bleibt die Schichtung durch
einmischen der trockenen Luft recht stabil, etwas Regen oder schwache Schauer
sind aber nicht ausgeschlossen.

Die Höchsttemperatur liegt bei 20 bis 26°C. Der Gradient bleibt an der
Nordostflanke der Rinne gut ausgeprägt, entsprechend weht dort lebhafter Ost-
bis Südostwind mit einzelnen steifen Böen an Küstenabschnitten der Nord- und
Ostsee mit auflandigem Wind.

In der Nacht zum Sonntag kommt die Bodenrinne mit der feuchtlabilen Luft nur
wenig nach Norden voran. Der kleine Trog zieht unter Auffüllung nach Südosten ab
und dahinter wölbt sich rasch - vor dem westeuropäischen Trog - ein Höhenrücken
über uns auf, der zusammen mit dem Tagesgang die Konvektion abwürgen dürfte und
eine Wetterberuhigung einleitet.

Damit lassen die Schauer und Gewitter bald nach, am ehesten Richtung SE Bayern
kann es noch längere Zeit regnen oder Schauer geben. Gebietsweise
bildet sich Nebel, der bei geringer Luftbewegung in der feuchten Luft auch
warnwürdig werden kann.
Im Norden weht teils mäßiger Ostwind mit exponiert steifen Böen an der See bei
auflandigem Wind. Die Luft kühlt ab auf 16 bis 9°C.

Sonntag ... bleibt das kräftige Höhentief bei Irland quasistationär. Davor liegt
vom westlichen Mittelmeer ausgehend über Westdeutschland bis zur Nordsee ein
Höhenkeil, der kaum nach Osten vorankommt, sich durch WLA aber weiter kräftigt.
Im Bodenfeld wird die flache Tiefdruckrinne über dem Vorhersagegebiet weiterhin
durch die Hochdruckzone über Nordeuropa geblockt und kommt kaum
nach Nordosten voran. Der Druckgradient im Norden fächert sogar leicht auf,
sodass trotz Tagesgang auch an den Küsten kaum warnrelevante Böen auf der Karte
stehen. Im Norden und Norden scheint in trockener Luft und bei leicht böigem
Ostwind meist die Sonne, die durch höchstens flache Quellungen oder Cirren (WLA)
etwas abgeschirmt wird.

Die im Rinnenbereich lagernde feuchtere und potenziell instabile Luftmasse ist
in etwa 600 hPa mehr oder weniger gedeckelt, was Konvektion meist unterdrückt.
Mit Hilfe der Orographie könnte es für einzelne Schauer reichen, Gewitter gibt
es kaum noch; wenn überhaupt, am ehesten noch am Alpenrand, wobei dann
Starkregen nicht ausgeschlossen wäre.

Trotz einiger Quellwolken scheint die Sonne häufiger als am Vortag, vor allem im
Südwesten. Die Luftmasse erwärmt sich und die Temperatur in 850 hPa steigt auf
7°C im Nordosten und 14°C im Südwesten.
Das reicht für Werte zwischen 23°C im Nordosten (bei auflandigem Wind um 20°C)
und bis nahe 29°C im Südwesten und Westen.

In der Nacht zum Montag streift eine Warmfront den Nordwesten mit starker
Bewölkung und etwas Regen. Ansonsten verläuft die Nacht unter dem Einfluss des
langsam über uns nach Osten schwenkenden Höhenrückens ruhig und teils gering
bewölkt. Außer im Norden und Osten, kann sich gebietsweise Nebel- und Hochnebel
bilden. Die Tiefstwerte liegen zwischen 17°C im Nordwesten und 9°C im Südosten.

Montag ... kommt der Höhenrücken insgesamt nach Osten voran, wird aber in seiner
Achse deformiert, die zum Tagesende von Südost nach Nordwest über Deutschland
liegt. Dahinter setzt sich eine südwestliche Strömung durch, von der zunächst
aber kaum Hebungsimpulse ausgehen.

Im Bodendruckfeld findet sich über Deutschland weiter eine schwachgradientige
Rinne, ausgehend vom Tief bei Irland und die breite Hochdruckzone über
Nordeuropa mit Schwerpunkt über der Ostsee.

Die schwache Warmfront und deren WLA macht sich weiter über dem Nordwesten und
Norden bemerkbar mit einigen Wolkenfeldern und ein paar Tropfen Regen ganz im
Norden.

Ansonsten scheint in der durch das Absinken abgetrockneten Luftmasse zunächst
meist die Sonne. Es ziehen zwar auch im Westen einige dünne Wolken durch, aber
diese verdecken die Sonne zunächst kaum.
Dabei verstärkt sich die Zufuhr der sehr warmen Luft subtropischen Ursprungs
nach Deutschland wieder und die 850er Temperaturen von 7 bis 16°C schlagen sich
in Maxima von 23 bis 31°C nieder.
Die Luft wird gleichzeitig labiler und es kann sich vor allem im Süden und
Westen auch wieder einiges an CAPE aufbauen, allerdings bedingt die recht
trockene Luft auch eine einigermaßen starke Deckelung.

Stärkere Hebung vor einem Randtrog des weiter bei Irland liegenden steuernden
Tiefs, nähert sich wahrscheinlich erst abends über Frankreich und Benelux, womit
dann von dort ausgehend kräftige Schauer und Gewitter möglich wären, die uns
aber erst zur Nacht erreichen dürften.

Ob es schon vorher, orografisch getriggert oder an Konvergenzen, tagsüber zur
Auslöse kommt, ist unsicher. Vereinzelte Gewitter sind zwar nicht
ausgeschlossen, angesichts der gedeckelten und recht trockenen Luftmasse aber
zunächst mal ziemlich unwahrscheinlich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren recht ähnlich ohne größere Unterschiede. Vor allem morgen
und ab Montag wird die Prognose im Zusammenhang mit der Konvektion unsicher. Der
grobe Fahrplan steht aber.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner