DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

01-09-2022 07:01
SXEU31 DWAV 010800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 01.09.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNF a Übergang zu SE a/z

Zum Samstag aufkommende, teils kräftige Gewitter mit lokalem Starkregen, teils
Unwetter.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... geht von einer Hochdruckzone über dem Nordmeer, Nordwesteuropa und
Skandinavien ein Keil aus in Richtung östliches Mitteleuropa. Gestützt wird
dieser durch einen Höhenkeil über der Nordsee und dem Nordmeer, der sich noch
etwas nach Südosten ausdehnt.
Dabei fließt mit schwachem bis mäßigem Ostwind aus dem Hoch eine trockene, mäßig
warme bis warme Luftmasse aus. Sie hat in 850 hPa Temperaturen von 5 bis 10°C zu
bieten und einen Wassergehalt unter 20 mm und verdrängt zusehends die über dem
Süden und Westen lagernde feuchtere und wärmere Luftmasse der letzten Tage.

So bilden sich nach teils sonnigem, im Süden stellenweise nebligem Tagesbeginn
im Tagesverlauf Quellwolken, die im Südosten am dichtesten ausfallen und dort
für eine etwas reduzierte Bilanz der Sonnenscheindauer sorgen. Insbesondere in
Südostbayern sind örtlich kurze Schauer möglich, weil sich die Absinkinversion
noch im Aufbau befindet und bei rund 700 hPa relativ hoch liegt.
Schwache Schauer sind nach Lesart einiger Modelle auch in Vorpommern nicht
ausgeschlossen (angefeuchtete Grundschicht von der Ostsee, Inversion bei 750
hPa). Im großen Rest bleibt es trocken bei Tageshöchstwerten von 19 bis 24°C, im
Westen und Südwesten bis zu 27°C.

In der Nacht zum Freitag bleibt es bei der antizyklonalen Prägung der Strömung.
Die Achse des Höhenkeils nähert sich von Westen und die Bodenhochdruckzone
weitet sich etwas nach Süden aus. Die Wolken lösen sich meist auf, so dass die
Nacht verbreitet gering bewölkt oder klar verläuft. In der trockenen Luft ist
Nebel kaum ein Thema, dafür fällt die Abkühlungsrate mit Tiefstwerten von 14 bis
8, lokal bis 6°C deutlich aus. Nur direkt am Meer bleibt es milder.


Freitag... formiert sich der bis dato etwas diffuse Keil deutlicher und zieht
langsam über uns nach Osten. Die Bodenhochdruckzone vom Nordmeer bis Osteuropa
beginnt sich langsam zurückzuziehen, behält aber noch ihren Einfluss auf unser
Wetter. Nach erneut teils sonnigem, vereinzelt dunstig oder nebligem Tagesstart
bilden sich wieder harmlose Quellwolken. Im Tagesverlauf wird die Entwicklung
weiter westlich interessant. Über dem Nordatlantik tropft ein großes Höhentief
Richtung Irland ab und steuert einen Randtrog über Nordfrankreich nach Osten.
Damit fällt über Westeuropa der Luftdruck und auf der Vorderseite der
entstehenden Tiefdruckrinne breitet sich feuchtere und instabile Luft nach
Südwestdeutschland aus. Dabei spielt sowohl die diabatische Erwärmung der
Luftmasse, als auch niedertroposphärische WLA eine Rolle.
Die Numerik ist aktuell zurückhaltend hinsichtlich möglicher konvektiver
Umlagerungen, was sich auch in geringen CAPE-Werten widerspiegelt, die zudem
gedeckelt sind. Trotzdem sind im Schwarzwald vereinzelt Gewitter nicht ganz
ausgeschlossen, die, so sie denn auftreten, mit Starkregen einhergehen können.

Die Temperatur steigt in der Osthälfte auf 21 bis 25°C, sonst auf 24 bis 28°C.
An Küstenabschnitten mit auflandigem Wind (aus östlichen Richtungen) bleibt es
kühler, wobei der Wind über der Deutschen Bucht vor allem zum Nachmittag hin
stark böig auffrischt, da der Gradient mit Annäherung der Tiefdruckrinne
zunimmt. Warnungen werden aber wohl noch nicht nötig.

In der Nacht zum Samstag nähert sich über Benelux und NE Frankreich der Randtrog
und die Bodenrinne ausgehend vom Tief bei Irland weitet sich in den Südwesten
aus. Dabei kommt Hebung auf, die zwar nicht übermäßig stark ist, in der
potentiell instabilen und zunehmend feuchteren Luftmasse aber zu schauerartigen
Regenfällen und einzelnen Gewittern mit lokalem Starkregen führt. Am ehesten
betroffen ist der Bereich vom Rheinland bis Baden-Württemberg, wobei die
räumliche Ausdehnung noch Schwankungen unterliegt.
Der größte Teil des Landes bleibt davon außen vor und erlebt eine gering
bewölkte oder klare Nacht. Die Luft kühlt ab auf 15 bis 7°C. Nebel ist kein
Thema. Vor allem über der Nordsee lebt der Südost- bis Ostwind kräftig auf mit
steifen Böen vor allem auf den Inseln.


Samstag... nistet sich ein hochreichendes Tiefdruckgebiet bei Irland ein, auf
dessen Vorderseite der Höhenrücken über dem östlichen Mitteleuropa ostwärts
abgedrängt wird. Dahinter stellt sich eine südwestliche bis westliche
Höhenströmung ein, mit der kurze Wellen folgen, die bei uns auch etwas Hebung
auslösen.

Im Bodendruckfeld kann sich die Rinne mit der potenziell instabilen Luftmasse
nur langsam nach Nordosten ausbreiten, da sie von der vom Nordmeer bis Osteuropa
reichenden Hochdruckzone gebremst wird. Abends reicht sie etwa vom Niederrhein
bis nach Ostbayern. Im Bereich der Rinne lebt nach vorübergehender Abnahme im
Tagesverlauf die Schauer- und Gewittertätigkeit wieder auf, Schwerpunkte lassen
sich aber aus aktueller Sicht noch nicht ausmachen.

Die PPW-Werte steigen auf 25 bis 30 mm, etwas Einstrahlung vorausgesetzt, können
an die 1000 J/kg Cape im Südwesten generiert werden. Hochreichende Scherung
spielt kaum eine Rolle, eher bodennahe Richtungsscherung im Bereich einer oder
mehrerer Konvergenzen, eine typische Sumpflage also.
Somit ist von unorganisierten Multizellensystemen auszugehen, die besonders mit
Starkregen, kleinkörnigem Hagel und
stürmische Böen verbunden sein können. Durch Starkregen sind vereinzelt
unwetterartige Entwicklungen möglich.

Im Norden und Osten scheint in der trockenen Festlandsluft häufig die Sonne und
es bleibt trocken. Die Höchsttemperatur liegt bei 20 bis 26°C. Der Gradient
bleibt an der Nordostflanke der Rinne gut ausgeprägt, entsprechend weht dort
lebhafter Ost- bis Südostwind mit einzelnen steifen Böen an auflandigen
Küstenabschnitten.

In der Nacht zum Sonntag kommt die Bodenrinne mit der feuchtlabilen Luft etwas
nach Norden voran, allerdings wölbt sich vor dem westeuropäischen Trog über uns
ein Höhenrücken auf, der beginnt die Konvektion abzuwürgen und eine
Wetterberuhigung einleitet. Damit lassen die Schauer und Gewitter, die zunächst
ebenfalls etwas Richtung Norden an Raum gewinnen, bald nach und gebietsweise
bildet sich Nebel, der bei geringer Luftbewegung in der Rinne und südlich davon
auch warnwürdig werden kann.
Im Norden weht weiter teils mäßiger Ostwind mit einzelnen steifen Böen an der
See bei auflandigem Wind. Die Luft kühlt ab auf 16 bis 9°C.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren ähnlich. Am Samstag gibt es noch kleinere Unterschiede,
die aber nicht so sehr ins Gewicht fallen. Trotz einzelner kräftiger Gewitter
und auch einem gewissen Potential für (lokal) unwetterartigen Starkregen sind
wir von einer Unwetterlage weit entfernt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner