DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

28-08-2022 08:01
SXEU31 DWAV 280800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 28.08.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNz

Heute in Südostbayern örtlich teils gewittriger Starkregen, Unwetter nicht
ausgeschlossen.
Sonst zunächst ruhiges Wetter.
In der Nacht zum Mittwoch im Süden aufkommende Stark- und Dauerregengefahr.


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Ein vom Nordmeer ausgehender Höhentrog hat die östliche Nordsee
erreicht und besitzt an der Dänischen Küste ein kleines Drehzentrum, das sich
bis zum Abend nach Seeland verlagert. Der zugehörige Randtrog überquert somit
den Norden Deutschlands ostwärts, besitzt aber kaum wetteraktivität, da er von
Kaltluftadvektion geflutet wird. Lediglich im Küstenumfeld (am ehesten im Raum
Rügen) ist mal ein kurzer Schauer möglich. Nach Südwesten hängt der
schwachgradientige Höhentrog über Ostfrankreich durch und bewegt sich nur sehr
langsam ostwärts. Vorderseitig hält sich etwa südlich der Donau noch feuchte
Luft mit PPWs zwischen 30 und 38 mm und hier entwickelt sich bis zum Nachmittag
ML-Cape zwischen 250 und gut 500 J/Kg. So fängt es ab Mittag hier erneut an zu
brodeln und es entwickeln sich Schauer und einzelne Gewitter, die bei rund 5 kt
Mittelwind in 850 hPa nur sehr langsam ziehen. Insofern ist die Starkregengefahr
recht groß und selbst Unwettermengen (s. u.) sind nicht ausgeschlossen.
Im großen Rest von Deutschland passiert nur wenig, unter einer Absinkinversion
zwischen 750 und 700 hPa entwickeln sich Quellwolken, die sich im Tagesverlauf
an der Inversion ausbreiten. Teils trocknet die Bewölkung ab und ermöglich vor
allem von NRW bis nach Sachsen-Anhalt noch einiges an Sonnenschein.
Die Temperaturen steigen im Südwesten und teils in der Mitte auf 25 bis 28 Grad,
während es sonst mit 20 bis 24 Grad frischer ist. Die niedrigsten Werte gibt es
dabei an der Nordsee.
Zwischen dem vom Nordmeerhochkeil über der westlichen Nordsee und dem kleinen
Tief knapp östlich vom Höhentief über Dänemark ist der Gradient an der Nordsee
vorübergehend recht kräftig, so dass steife Böen auftreten, während an der
Ostsee immerhin 5er und 6er Böen die Segelsportler erfreuen.

In der Nacht zum Montag wandert das Höhentief von Seeland zur Südostspitze
Schwedens weiter. Dahinter wölbt sich ein flacher Rücken auf, dessen Achse
morgens bereits über dem Westen Deutschlands liegt. Durch einen von Westen
hereinschwenkenden Keil des Hochs QUINTIN, das nun auf das Nordmeer zusteuert,
steigt der Druck in der Mitte und im Süden. Letzte Schauer und Gewitter lassen
damit auch im Süden nach und die Wolken lockern auf. Im Norden ist dagegen noch
häufig starke Bewölkung in der Nähe zum Höhentief (und an gleicher Stelle dem
Bodentief) unterwegs, lokal gibt es schwache (Sprühregen-)Schauer. Die
Obergrenze der Schauer liegen nämlich im positiven Temperaturniveau.
Der Wind weht schwach aus West bis Nord, an der Küste teils frisch und an der an
der Küste auch stark. Eine 7er Böe kann anfangs nicht ausgeschlossen werden.
Die Tiefsttemperaturen liegen zwischen 16 Grad an der See und bis 7 Grad bei
längerem Aufklaren im Binnenland. Damit können sich vor allem im Süden lokale
Nebelfelder bilden.

Montag... herrscht insgesamt recht ruhiges Wetter. Der flache Höhenrückens
schwenkt zur Oder durch, ein nachfolgender Trog ist zu schwach aufgestellt und
letztlich herrscht noch Kaltluftadvektion in unteren Schichten. Hoch QUINTIN
über dem Nordmeer besitzt weiter einen Keil über Deutschland und so überwiegt
Absinken. Das Höhentief verlagert sich von Südostschweden zur lettischen Küste
und das an ihn gekoppelte Bodentief befindet sich knapp östlich. Nach Durchgang
eines Bodentroges am Vormittag dreht der Wind an der Küste von Nordwest auf
Nord- bis Nordost und von der See her ist die Luft in unteren Schichten gut
angefeuchtet. Die Bewölkung reicht aber nur bis 800 hPa, so dass die wenigen
Schauer im Küstenumfeld wohl eher als Sprühregenschauer fallen.
Im Rest des Landes ist es heiter oder sonnig, im Berchtesgadener Land sind
vereinzelte Schauer oder noch Gewitter nicht ausgeschlossen.
Der Wind weht schwach, im Norden teils mäßig und an der Ostsee mit Böen Bft 5
bis 6.
Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 20 Grad bei auflandigem Wind an der See
und 29 Grad im Oberrheintal.

In der Nacht zum Dienstag glättet sich die weiterhin schwache westliche
Höhenströmung, allerdings wird im Verlauf im Norden ein kleiner Trog simuliert.
Dieser könnte dort für einige Wolken, mit geringer Wahrscheinlichkeit für
schwache Schauer sorgen. Ansonsten gibt es verbreitet geringe Bewölkung oder
klare Verhältnisse mit dem einen oder anderen Nebelfeld. Es kühlt auf 16 bis
9°C, in den zentralen Mittelgebirgen lokal auf 7°C ab, wobei es im Norden außer
direkt an den Küsten tendenziell frischer wird als im Süden.


Dienstag... gelangt auf der Südflanke des umfangreichen Hochs mit Zentrum über
der Norwegischen See (immer noch etwas über 1030 hPa) mit schwacher bis mäßiger
Strömung aus Nord bis Ost mäßig warme und eher trockene Luft nach Nord- und
Ostdeutschland. Nach Südwesten hin kann sich die Luft durch Einstrahlung kräftig
erwärmen. Das reicht für Höchstwert meist zwischen 22 Grad im Nordosten und 28
Grad im Südwesten. Am Oberrhein können abermals örtlich 29 Grad erreicht werden.
An der Küste bei Seewind stehen nur 20 oder 21 Grad auf der Karte. Dabei scheint
verbreitet die Sonne, auch wenn sich im Tagesverlauf einige Quellwolken bilden.
Diese können im Nordosten in Verbindung mit dem Randbereich des
nordosteuropäischen Troges auch mal etwas dichter ausfallen, die Schauerneigung
bleibt aber gering.

Etwas genauer hinschauen muss man ab dem Nachmittag in Richtung
Südwestdeutschland. Im gesamten Süden labilisiert die Schichtung durch
niedertroposphärische WLA (Anstieg T850 auf rund 14 Grad), eine Erhöhung der
Feuchte ist aber vor allem im südlichen Baden-Württemberg erkennbar. Dort steigt
ML-CAPE immerhin auf 300 bis 700 J/Kg, was in einzelne Schauer und Gewitter
umgewandelt werden kann.

Die am Montag über Nordengland liegende Potentialrinne südlich des Höhenhochs
nördlich von Schottland schwenkt in Form eines an den Nordosteuropatrog
angehängten Randtrog im Laufe der Nacht zum Mittwoch von Nordwesten nach
Deutschland und bei ICON ist in diesen Trog sogar ein kleines Höhentief
eingelagert, das um 06 UTC über Belgien simuliert wird. Hier fallen auch größere
Modellunterschiede auf: Bei UK10 liegt das kleine Höhentief bereits über dem
Osten Deutschlands und bei IFS liegt lediglich ein markanter Trog über
Süddeutschland. Höhentief oder nur Trog, in beiden Konstellationen werden im
Laufe der Nacht über Süddeutschland schauerartige Regenfälle und einzelne
Gewitter ausgelöst mit Starkregenpotential bis hin zu kleinräumigen Unwettern.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bis Dienstagmittag sind die Basisfelder sehr ähnlich. Dann ergeben sich
Differenzen, die bereits oben beschrieben wurden.

Was den Starkregen heute angeht so zeigt ICON-D2-EPS bereits vormittags
Starkregensignale südlich von Augsburg und München bis hin zu Unwettermengen.
Das Gleiche gilt für Niederbayern und den südlichen Bayerischen Wald.
Am Nachmittag verschiebt sich die Gewittergefahr nach Südostbayern etwa ins
Gebiet von den Ostalpen bis zum südlichen Bayerischen Wald, Unwetter nicht
ausgeschlossen.
Auch im Südschwarzwald gibt es hierfür kleinräumig Signale!
In der Nacht nehmen die Starkregensignale rasch ab.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden