DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-08-2022 07:30
SXEU31 DWAV 230800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 23.08.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HF a Übergang zu HF z

Vor allem im Westen heiß. Am Donnerstag im Osten leichte Gewitterneigung, sonst
allgemein trocken.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegen wir im Einflussbereich einer langgestreckten Hochdruckzone,
die vom Nordatlantik über West- und Mitteleuropa bis nach Russland reicht. Sie
wird gestützt durch einen Keil über Südwesteuropa und einem sehr stabilen
Höhenkeil über Osteuropa. Dazwischen "eingeklemmt" findet sich mit Schwerpunkt
über dem Balkan und der Adria ein abgetropfter Höhentrog, der dort ein flaches
Bodentiefdruckgebiet stützt. An dessen Nordostflanke wird feuchte Luft nach
Nordwesten geführt und im Zusammenhang mit Warmluftadvektion wird Hebung
ausgelöst, die vornehmlich östlich von Deutschland zu Regen führt. Dieser kann
allerdings den äußersten Osten, etwa von Ostsachsen bis Vorpommern streifen,
bringt aber keine sonderlich großen Niederschlagsmengen und auch die Gewitter,
die teilweise in den hochauflösenden Modellen angeboten werden sind angesichts
der doch einigermaßen stabilen Schichtung unwahrscheinlich.

Ansonsten übernimmt das zum Seegebiet nordwestlich Irlands ziehende Tief dort
die steuernde Funktion über dem Atlantik. Der nunmehr an dieses Tief angebundene
Resttrog verlagert sich über Norddeutschland unter Abschwächung nach Osten.
Dahinter erfolgt über Mitteleuropa durch Warmluftadvektion Geopotentialanstieg,
was der oben beschriebenen Hochbrücke zu Gute kommt. Das führt auch dazu, dass
sich die Regenfälle im Osten abschwächen und da hilft auch der kleine Trog nur
wenig, da er keinen nennenswerten Hebungsimpuls liefern kann. Tagsüber hat er
zwar über Norddeutschland ein paar dichtere Wolken zur Folge, regnen wird es
daraus aber kaum. Darüber hinaus ziehen vor dem Zentraltief durch
Warmluftadvektion ausgelöst hohe Wolken in den Westen und Nordwesten.
In den anderen Gebieten wird durch Absinken eine Sperrschicht bei 600 hPa
verstärkt, so dass aus der Quellbewölkung, die sich tagsüber bildet, kaum ein
Schauer fällt. Damit kann sich die Luft durch Einstrahlung und Absinken weiter
erwärmen. In 850 hPa landen wir etwa zwischen 10 und 16°C, in 2m Höhe steigt die
Temperatur meist auf 27 bis 32 Grad. Lediglich ganz im Osten sowie bei
auflandigem Wind an der See wird es mit 20 bis 25°C nicht so warm.

In der Nacht zum Mittwoch kräftigt sich die Geopotentialbrücke und auch der
Bodendruck über uns steigt ausgehend von einem Hochschwerpunkt über Skandinavien
noch leicht an. Durch weiteres Absinken stellen sich im Osten Auflockerungen ein
und nachfolgend bilden sich flache Nebelfelder. Die Temperatur geht auf knapp
unter 20°C im Westen und Nordwesten zurück und bis ca. 10°C im Süden.
Die Geschehnisse über Westeuropa haben für uns noch keine Bedeutung. Der
kräftige Trog über dem Atlantik nähert sich Irland. Der Druckfall baut die
Hochdruckzone dort ab und Tiefausläufer ziehen, leicht schleifend, über England
und die Nordsee nach Nordosten.


Mittwoch... kräftigt sich die Potentialbrücke weiter. Sie reicht vom westlichen
Mittelmeer über Mitteleuropa nach Russland und trennt den großen Trog über SE
Europa vom Langwellentrog über den Nordostatlantik und Nordwesteuropa. Diese
Potentialbrücke korrespondiert mit der Bodenhochdruckzone, die lediglich über
Westeuropa schwächelt, weil dort der Langwellentrog langsam näher kommt. Zwar
beginnt auch über Deutschland von Südwesten der Druck zu fallen, in der
trockenen Luft bleibt das aber Folgenlos.
Für Deutschland hat das fast ungestörten Hochdruckeinfluss zur Folge. Ein paar
Restwolkenfelder halten sich in feuchterer Luft über der Lausitz und dem
Bayerischen Wald. Für Regen oder Schauer sollte es kaum noch reichen, da die
stabile Schicht, bzw. Inversion durch das anhaltende Absinken auf ca. 700 hPa
gedrückt wird. Dünne Wolken ziehen infolge leichter WLA über den Westen und
Nordwesten.
Ansonsten scheint teilweise anhaltend die Sonne, so dass ein weiterer
Temperaturanstieg auf 28 bis 34°C zu
erwarten ist. Im äußersten Osten und Südosten sowie an einigen Küstenabschnitten
mit Seewind ist es mit 24 bis 27 Grad nicht ganz so warm.

In der Nacht zum Donnerstag ändert sich kaum etwas. Das Geopotential beginnt
zwar wieder abzubröckeln und der Trog nähert sich dem europäischen Festland,
Auswirkungen hat das nicht. Ein paar Wolken gibt es im Osten und Nordwesten, in
den anderen Gebieten klart es auf und die Luft kühlt ab auf Werte zwischen 11°C
im Südosten und 20°C rund um die Nordsee und lokal im Westen.


Donnerstag... kommt das Zentraltief bei Island etwas nach Norden voran. Der
davon ausgehende Trog erreicht England und Nordfrankreich, was die Strömung dort
auf südliche Richtungen drehen lässt und die schleifende Kaltfront noch mehr
ausbremst. Weiter östlich hält der blockierende Keil dagegen, sodass über
Mitteleuropa der Potenzialverlust nur zögernd vonstattengeht.
Vorderseitig des Troges verstärkt sich die Advektion sehr warmer bzw. heißer und
potenziell instabiler Luftmassen aus Südwesteuropa in den Westen des
Vorhersagegebietes im Tagesverlauf und von Frankreich her weitet sich eine
flache
Tiefdruckrinne nach Südwest- und Westdeutschland aus. Zwar ist die Luftmasse
zunehmend labil geschichtet, aber zunächst trocken. Da auch keine dynamische
Hebung zu finden ist, dürfte hochreichende Konvektion Fehlanazeige bleiben.

Auch in der Osthälfte labilisiert die Luftmasse mit der niedertroposphärischen
Erwärmung zusehends. Auch wird durch die Rinne feuchtere Luft über Polen und
Tschechien angesaugt, so dass die PPW Werte auf über 35 mm steigen können und ML
Cape bis 500 J/kg generiert wird. Allerdings ist auch dort kein nennenswerter
Trigger für Hebung vorhanden. Vielleicht reicht es für einzelne Gewitter, am
ehesten wohl im Bergland, dann dürfte der Starkregen im Fokus stehen.

Ansonsten scheint bei nur wenigen, im Osten häufigeren Quellwolken meist die
Sonne. Die 850 hPa-Temperatur steigt im Südwesten auf 18 Grad, im Osten verharrt
sie bei etwa 14°C. Somit ändert sich an den Höchstwerten gegenüber dem Vortag
nur wenig, im Westen können vereinzelt 35°C erreicht werden.

In der Nacht zum Freitag kommt der Trog nur wenig nach Osten voran und
entsprechend tut sich die vorgelagerte Kaltfront schwer in unsere Richtung Boden
gut zu machen. Eventuell zieht im Westen Bewölkung auf mit ein paar Tropfen
Regen an der Grenze zu Benelux. Auch im Norden wird Hebung durch WLA simuliert,
die einzelne Gewitter zur Folge haben soll. Allerdings ist MU Cape zwar
vorhanden, aber auch stark gedeckelt, ob das also funktioniert, ist fraglich.

Ansonsten ändert sich nicht viel. Die (gering wahrscheinlichen) Gewitter im
Osten fallen in sich zusammen und ansonsten ist es klar mit lokalen Nebelfeldern
zum Morgen hin. Die Luft kühlt ab auf 20 bis 12°C.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren ähnlich. Erst ab Donnerstag wird die Entwicklung langsam
unsicher.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner