DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

22-08-2022 08:01
SXEU31 DWAV 220800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 22.08.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM

Meist Hochdruckeinfluss und sommerlich warm, ab Dienstag teils heiß. Meist keine
markanten Warnungen erforderlich.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... Das Cut-Off-Tief an der Nordgrenze Bosnien-Herzegowinas schwächt sich
ab, besitzt aber bis zum Abend noch einen Trog über Südostbayern. Auch sein
Trogrisiduum ist noch vorhanden und schwenkt langsam von Belgien nach
Nordwestdeutschland. Am Boden liegen wir im Bereich einer schwachen
Hochdruckbrücke (meist über 1015 hPa) zwischen dem russischen Hoch und dem
Azorenhoch. Dabei liegt der etwas höhere Druck über Nord- und Ostsee und es
erstreckt sich ein Keil nach Ostdeutschland. Leichte Warmluftadvektion, die von
Polen und Tschechien übergreift, sorgt aber ganz im Osten und Südosten für
starke Bewölkung und auch für etwas Regen. Im Bereich des Trogrestes über NRW,
den angrenzenden Bundesländern (aber auch in Baden-Württemberg) und dort vor
allem über den Bergen entwickelt sich am Nachmittag etwas Cape so zwischen 50
und 150 J/Kg. Hier kann ein Schauer und wenn es gut läuft auch mal ein kurzes
Gewitter entstehen. Auch in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sorgt
Restlabilität für ein gewisses Schauerrisiko.
Am meisten Sonne gibt es in einem breiten Streifen von Baden-Württemberg und
Westbayern bis nach Sachsen-Anhalt.
Die eingeströmte Meeresluft kann sich infolge der Einstrahlung etwas erwärmen,
im Südwesten werden in 850 hPa wieder vielfach 14 oder 15 Grad erreicht. Das
ergibt Höchstwerte von meist 25 bis 30 Grad mit den höchsten Werten im
Rhein-Main-Gebiet und am nördlichen Oberrhein. Etwas kühler ist es ganz im Osten
und Südosten sowie an der See mit Werten zwischen 19 und 24 Grad. Der Wind
bleibt abgesehen von Schauerböen meist nur schwach und kommt meist aus östlichen
Richtungen.

In der Nacht zum Dienstag arbeitet sich der Trog vom Westen Deutschlands bis zur
Mitte und bis nach Norddeutschland vor. Abgesehen von anfänglichen leichten
Schauern über dem zentralen Mittelgebirgsraum ist von diesem Trog keine
Wetterwirksamkeit zu erwarten. Absinken lässt den Himmel aufklaren, so dass sich
einige lokale Nebelfelder bilden können.
Im äußersten Osten und Südosten kann es noch etwas Regen geben in Verbindung mit
der oben beschriebenen Restbewölkung.

Dienstag... übernimmt das zum Seegebiet nordwestlich von Irland ziehende
Zentraltief die steuernde Funktion. Der nunmehr an dieses Tief angebundene
Resttrog verlagert sich nordostwärts in den Raum Bornholm und zur Oder. Das
Bosnische Höhentief zieht langsam zur mittleren Adria. Zwischen dem Trog im
Norden und dem südlichen Höhentief erfolgt über Mitteleuropa Geopotentialgewinn,
was der oben beschriebenen Hochbrücke zu Gute kommt. Die Brücke kann aber im
Osten noch nicht wetterwirksam werden. Vielmehr wird die dort liegende feuchte
Luft (mit einem Flüssigwassergehalt bis 40 mm in Oder- und Neißenähe) durch den
durchziehenden Trog aktiviert, wodurch von Ostvorpommern bis zum Oberlausitz
weitere Regenfälle auftreten (meist werden 2 bis 8 l/qm, örtlich auch über 10
l/qm in 12 Stunden simuliert. ICON-Nest hat sogar vereinzelt um 25 l/qm im
Programm). Ob - wie bei ICON-D2 simuliert - sich sogar eine Gewitterzelle mit
Starkregen entwickelt (sogar über 50 l/qm), bleibt abzuwarten. Bei einem ´kalten
Fuß´ in der Schichtung müsste dies durch abgehobene Konvektion geschehen. Am
Abend werden die Regenfälle aber schwächer.
In den anderen Gebieten wird durch Absinken eine Sperrschicht bei 600 hPa
verstärkt, so dass aus der Bewölkung kaum noch ein Schauer fällt. Damit kann
sich die Luft durch Einstrahlung und Absinken weiter erwärmen. So können die
Temperaturen meist auf 27 bis 32 Grad steigen. Lediglich ganz im Osten und
Südosten sowie bei auflandigem Wind an der See wird es mit 21 bis 26 Grad nicht
so warm.

In der Nacht zum Mittwoch verstärkt sich, bedingt durch den sich vom westlichen
Mittelmeerraum aufwölbenden Keil, der Hochdruckeinfluss. Gleichzeitig nähert
sich der über dem Atlantik liegende kräftige Trog Irland. Vorderseitiger
Druckfall lässt die Hochbrücke weiter westlich schwächeln, was in Form einer
flachen, von der Irischen See südwestwärts reichenden Tiefdruckrinne an der
Kaltfront des Tiefs geschieht.
Für unser Wetter ist das Hoch über Russland mit seinem Keil über Skandinavien
zuständig, der sich über Deutschland nach Süden bis zu den Alpen ausweitet.
Durch weitere Absinkprozesse stellen sich auch im Osten Auflockerungen ein und
nachfolgend bilden sich flache Nebelfelder.


Mittwoch... weitet sich über Deutschland der Höhenkeil nach Nordosten aus und
bekommt Anschluss an das russische Hoch, so dass sich abends bei uns eine
Potentialbrücke mit mehr als 584 gpdam zeigt. Diese Potentialbrücke
korrespondiert mit der Bodenhochdruckbrücke, die von Russland über Skandinavien
und Deutschland nach Südwesteuropa reicht.
Kräftige Warmluftadvektion über der Nordsee und dem Nordmeer sorgt über weiten
Teilen von Nordeuropa für Geopotentialgewinn. Somit kommt der von dem
Zentraltief südlich von Island ausgehende Trog bis Tagesende lediglich nach
Irland voran. So herrscht bei uns fast ungestörter Hochdruckeinfluss. Ein paar
Restwolkenfelder halten sich über der Lausitz und dem Bayerischen Wald.
Ansonsten erfolgt nahezu ungehinderte Einstrahlung, so dass ein weiterer
leichter Temperaturanstieg auf 28 bis 33, im Westen vereinzelt 34 Grad zu
erwarten ist. Im äußersten Osten und Südosten sowie an einigen Küstenabschnitten
mit Seewind ist es mit 24 bis 27 Grad nicht ganz so warm.
In der Nacht zum Donnerstag kühlt es auf Werte zwischen 11 Grad im Südosten und
20 Grad auf Helgoland ab.

Modellvergleich und -einschätzung
Anhand der synoptischen Basisfelder sind keine prognoserelevanten Unterschiede
erkennbar.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden