DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-08-2022 08:30
SXEU31 DWAV 190800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 19.08.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Im Osten und Süden Schauer und Gewitter, lokal Unwetter durch Starkregen. Im
Südosten vom Freitag bis Samstag teils ergiebiger Regen, dabei gebietsweise
Unwetter, am Alpenrand extreme Unwetter

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... Ein Cut-Off-Tief an der ligurischen Küste verlagert sich heute über
Oberitalien bis Tagesende zur nördlichen Adria. Der zum Zentraltief bei Island
gehörende Resttrog erreicht bis dahin das östliche Niedersachsen und Bayern. Auf
seiner Vorderseite befindet sich ein kleines Tief mit zugehöriger Konvergenz an
Neiße und Oder, auf dessen Rückseite mit nordwestlichen Winden nicht mehr so
warme Luft nach Deutschland strömt und die heiße Luft damit nach Polen
abgedrängt wird. Im Südosten Deutschlands verstärkt sich dabei eine
Gegenstromlage mit Südostwind in der Höhe und Nordwestwind in der unteren
Troposphäre. Die so entstehenden Aufgleitregenfälle betreffen hauptsächlich
Südostbayern und das Bodenseegebiet. Dabei werden in der Fläche 12stg.
Regenmengen zwischen 20 und 40 l/qm, vor allem im Alpenraum auch 40 bis gut 70
l/qm, in den feinmaschigen Modellen auch über 80 l/qm simuliert. 24stg ergeben
sich bis Samstag, 06 UTC häufig Mengen im Unwetterbereich zwischen 50 und 90
l/qm, vor allem im Alpenraum auch extreme Mengen zwischen 90 und über 140 l/qm
(Arome, UK10 und ICON-D2).
Im äußersten Osten und Nordosten entwickelt sich abermals Cape zwischen 300 und
600 J/Kg bei PPWs um 45 mm, so dass sich hier im Tagesverlauf erneut Gewitter
entwickeln können, die bei geringer Zuggeschwindigkeit häufig Starkregen
bringen, wobei Unwetter möglich sind. Weiter nach Westen hin fällt teils
kräftiger skaliger Regen, da es hier zu Aufgleitprozessen kommt. Hier liegen die
Regensummen in der Fläche meist bei 5 bis 15 l/qm, örtlich eng begrenzt mit
Mengen zwischen 20 und 40 mm in 12 Stunden, bei den feinmaschigen Modelle
vereinzelt über dieser Grenze.
Abends erreicht dann die Kaltfrontokklusion den äußersten Westen und Nordwesten
mit lokalen Schauern und Gewittern, die meist nur in den markanten Bereich gehen


In der Nacht zum Samstag zieht das Höhentief von der Adria etwas nach Osten zur
kroatischen Küste und der Resttrog kommt über dem Osten nur zögernd weiter
ostwärts voran. Dabei sorgt das Höhentief für weitere Hebungsimpulse über dem
Südosten Deutschlands. Der Schwerpunkt der Niederschläge verlagert sich langsam
in den Südosten Bayerns und könnte über das Erzgebirge hinweg auch auf Sachsen
und Brandenburg übergreifen (UK10, wird aber nicht von den anderen Modellen
gestützt).
Im Westen und Nordwesten bohrt sich das Frontensystem von LAVINIA allmählich
weiter nach Osten und Südosten voran, weil der zur Front gehörende Randtrog
Holland erreicht. Bis zum Morgen erreicht der frontale Regen (mit einzelnen
Gewittern) eine Linie Hamburg - Oberrhein. Ganz im Nordwesten trocknet es dann
schon wieder ab. Auch zwischen den beiden Regengebieten gibt es einen trockenen
Streifen. Der Westwind kann in Schauer- und Gewitternähe steif bis stürmisch
auffrischen. Die Temperaturen gehen auf 19 bis 12 Grad zurück.


Samstag... wird der Höhentrog im Nordosten durch den holländischen Randtrog
regeneriert und weitet sich dabei ein wenig nach Süden aus. Derweil verlagert
sich das Frontensystem von LAVINIA in den Osten und Südosten Deutschlands. Dort
verschmelzen die Niederschläge des Frontensystems mit den Schauern und
Gewittern, die immer noch mit der Hebung des Höhentiefs über Bosnien
zusammenhängen. Die Schauer und Gewitter können weiterhin örtlich Starkregen
bringen und selbst Unwettermengen sind nicht ausgeschlossen. Das zeigt zumindest
ICON-D2-EPS. Der Dauerregen am östlichen Alpenrand wird aber schwächer. Im
Bodendruckfeld sorgt Kaltluftadvektion hinter der Front dafür, dass sich der
Azorenhochkeil weiter nach Osten vorschiebt.
Stützend für den Hochkeil wirkt ein flacher Höhenkeil, der von Westen her zu uns
kommt. So kann im Einflussbereich des Hochkeils zunehmend mit Aufheiterungen
gerechnet werden. Der Wind weht schwach bis mäßig aus West bis Nordwest.
Die Temperaturen steigen auf 21 Grad im Südosten und bis 27 oder 28 Grad bei
längerem Sonnenschein im Rhein-Main-Gebiet.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt der alte Höhentrog zur Oder und der Höhenkeil
schwenkt über Süddeutschland langsam ostwärts, so dass sich der Azorenhochkeil
noch etwas verstärkt. Damit wird die Kaltfront über dem Südosten Deutschlands
herausgeschoben und die Schauer und Gewitter lassen nach.
Im Rest des Landes ist es unter Hochdruckeinfluss locker, teils auch gering
bewölkt und trocken.
Gegen Morgen ziehen im Nordseeumfeld wieder einzelne Schauer oder Gewitter auf,
die zu einem weiteren Frontensystem des Tiefs LAVINIA bei Island und mit Ableger
über Skandinavien gehören. Dieses Frontensystem wird durch den sich in die
Nordsee ausweitenden Höhentrog angetrieben.
Bei meist nur schwacher Luftbewegung sinkt die Temperatur in der postfrontal aus
Nordwesten einfließenden etwas kühleren Meeresluft (T850 hPa zwischen 7 und 10
Grad) auf 16 bis 8 Grad, womit im Südosten bei noch vorhandener Feuchte durch
die letzten Regenfälle örtlich Nebel möglich ist.

Sonntag... erreicht der Höhentrog unter Verkürzung seiner Wellenlänge Norwegen
und Südschweden. Die Kaltfront kann sich daraufhin nur noch langsam in den
Nordwesten vorarbeiten, weil sie gegen den Azorenhochkeil und das Absinken
anläuft. Damit werden an der Nordsee und in Teilen Schleswig-Holstein schwache
Schauer oder vereinzelte Gewitter ausgelöst, die Regenmengen bleiben
überschaubar.
Im großen Rest des Landes bleibt es unter Hochdruckeinfluss heiter bis wolkig
und trocken. Am längsten Sonnenschein ist im Süden zu erwarten, da dort das
Absinken am stärksten ist.
Es weht schwacher bis mäßiger Westwind.
Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 22 Grad an der Nordsee und 28, vielleicht
29 Grad im Rhein-Main-Gebiet.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren recht ähnlich. Wahrscheinlichkeitsaussagen
wurden bereits oben gemacht.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden