DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-08-2022 08:30
SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 14.08.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HFz

Heute nur ganz vereinzelt, morgen vor allem im Norden und Osten sowie im
Südwesten und im Alpenraum lokale Gewitter, isolierte Unwetter nicht
ausgeschlossen.
Am Dienstag nur ganz im Nordosten noch Gewitter möglich.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Deutschland liegt am Rande einer hoch reichenden Antizyklone über
Nordwestrussland, wobei in der Höhe über Deutschland eine Potentialbrücke
zwischen dem Hoch und einem Höhenkeil über dem westlichen Mittelmeer besteht.
Diese Brücke wird von Westen durch einen Höhentrog mit Tiefkern an der
französischen Westküste abgebaut und zum anderen dehnt sich ein Randtrog des
südosteuropäischen Höhentiefs von Osten nach Deutschland aus. Letztlich bleiben
aber heute die Antriebe aus der Höhe gering. Im Osten und Norden baut sich zwar
etwas Cape-ML auf zwischen 100 und 200 J/Kg, im Nordwesten sogar über 500 J/Kg
bei PPWs um die 30 mm, im Nordwesten um 38 mm, jedoch ist die Troposphäre meist
gedeckelt und wegen der fehlenden feuchte in unteren Schichten werden die
Auslösetemperaturen kaum erreicht. Einzelne Schauer und isolierte Gewitter sind
am ehesten im östlichen Mittelgebirgsraum zu erwarten, aber auch im
Nordseeküstenbereich. Leichte Modellsignale erkennt man bei ICON-D2-EPS, wo eine
leichte Aktivität vom Thüringer Schiefergebirge bis zum Weserbergland und von
der Lausitz in einem Streifen bis zur Deutschen Bucht erkennbar ist.
In Südwestdeutschland geht im Laufe des Nachmittags eine schwache Konvergenz
durch (die man aktuell über Frankreich erkennt), so dass dort der Wind bis zum
Abend auf Südwest dreht, aber hier muss erstmal die Troposphäre angefeuchtet
werden. Hier erkennt man bei ICON-D2-EPS ebenfalls in Grenznähe erste
Regensignale gegen Abend.

In der Nacht zum Montag macht die Umstellung der Großwetterlage weitere
Fortschritte. Verantwortlich ist u. a. die Progression des o. e. Höhentrogs, der
über Frankreich ost-nordostwärts schwenkt und Deutschland immer näherkommt. Das
korrespondierende Bodentief vertieft sich auf unter 1005 hPa und verlagert
seinen Schwerpunkt nach Südostengland. Von dort aus erstreckt sich eine Rinne
nach West- und Süddeutschland, die bis 06 UTC eine Linie Münsterland-Westsachsen
erreicht. An der Konvergenz selbst werden aber mit Winddrehung auf Südwest von
den operationellen Modelle kaum Regenfälle simuliert, da die Luft zunächst noch
zu trocken ist. Wahrscheinlicher ist eher, dass die Konvergenz weitgehend
trocken durchgeht, dafür aber den Wind kurzzeitig mal etwas stärker auffrischt.
Letztlich zeigen aber einige Läufe von ICON-D2-EPS doch einzelne Schauer oder
Gewitter und auch auf der Rückseite sind isolierte Schauer oder Gewitter möglich
(oper. Modellläufe, ICON-D2-EPS).

Auf alle Fälle lässt sich festhalten, dass nach Osten und Nordosten hin bei
gering bewölkten bis klaren Verhältnissen sehr wahrscheinlich kaum etwas
passiert. Die nächtlichen Tiefsttemperaturen liegen meist zwischen 21 und 14°C,
wobei die Abkühlung im feuchten und wolkigen Westen und Nordwesten sowie direkt
an der See am geringsten ausfällt.


Montag... erreicht der Haupthöhentrog Südwestdeutschland und ein weiterer
Troganteil, der vor allem in 500 hPa zu erkennen ist, erreicht den Nordosten. Da
der Potenzialgradient weiterhin sehr schwach ausgeprägt ist, gibt es
trogvorderseitig nur wenig PVA. Auf alle Fälle schiebt der Trog die
Tiefdruckrinne über Nord- und Nordostdeutschland vor sich her, was mit
Unterstützung des Tagesgangs (Stichwort "Energieinput") eine einigermaßen
fruchtbare Zusammenarbeit verspricht. Die Luftmasse ist in den genannten
Gebieten ausreichend feucht (PPW meist zwischen 35 und 40 mm, spez. Feuchte
teils über 10g/kg) und potenziell instabil, so dass CAPE-ML-Werte zwischen 400
und 1000 J/Kg, vereinzelt auch etwas mehr, generiert werden können. Bei
schlechter Scherung entwickeln sich somit im Tagesverlauf einige Schauer und
Gewitter, die im Wesentlichen markant bewarnt werden dürften (Starkregen,
kleinerer Hagel und Böen 7-8 Bft). Allerdings zeigt ICON-D2-EPS am Nachmittag
doch recht große Wahrscheinlichkeiten für Starkregen, es sind sogar die
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 35 mm in 6 Stunden am Nachmittag deutlich
erhöht (Unwetter, bis 40 Prozent). Das liegt daran, dass in unteren Schichten
nur Windgeschwindigkeiten zwischen 5 bis 10 kt herrschen und somit die Gewitter
nur sehr langsam ziehen.

Deutlich geringer als im Nordosten ist die Gewitterwahrscheinlichkeit im
Südwesten. Hier muss von einzelnen Entwicklungen ausgegangen werden. In einem
Bogen von Rheinland-Pfalz über Hessen bis nach Bayern ist die
Starkregenwahrscheinlichkeit nach ICON-D2-EPS praktisch gleich null, hier sollte
also fast nicht passieren.

Bessere Chancen hat noch der Alpenraum, wo einige Überentwicklungen stattfinden
können.

Temperaturmäßig stehen landesweit schwülwarme 24 bis 30°C, im Osten und Norden
stellenweise bis zu 32°C auf der Karte.

In der Nacht zum Dienstag schwenkt der Höhentrog nur äußerst zögerlich
nordostwärts und erreicht etwa eine Linie Niedersachsen-Bayern. Die Konvergenz
am Boden erreicht bis zum Morgen Mecklenburg-Vorpommern. Dadurch können sich im
Nordosten noch einige Schauer und Gewitter bis zum Morgen retten, wobei vor
allem die küstennahen Gebiete betroffen sind. Etwas Restkonvektion tritt
zunächst auch noch im Süden und Südosten auf, allerdings greift dort mehr und
mehr die stabilisierende Wirkung des Tagesgangs. Dort, wo es zuvor geregnet hat
und für längere Zeit aufklart, bildet sich das eine oder andere Nebelfeld. Die
Tiefsttemperaturen liegen zwischen 20 bis 14°C.


Dienstag... schwenkt der Höhentrog vom nordöstlichen Deutschland langsam nach
Westpolen und zur mittleren Ostsee. Dahinter wölbt sich ein schmaler Höhenrücken
auf, der für Wetterberuhigung sorgt. Am anfälligsten für einzelne Schauer und
Gewitter ist noch der küstennahe Raum und der Nordosten, wo sich sogar noch
reichlich Cape-ML entwickelt. Ansonsten tut sich ziemlich wenig. Stattdessen
scheint bei geringen Luftdruckgegensätzen häufig die Sonne, vor allem im Norden
und Nordwesten ist es mitunter aber auch mal wolkig. Mit 26 bis 33°C bleibt es
sommerlich warm bis heiß.

Die Nacht zum Mittwoch verläuft zunächst ruhig, ehe gegen Morgen eventuell von
Frankreich und der Schweiz her erste Gewitter auf die Grenznahen Regionen
übergreifen (im Bereich der nächsten Trogvorderseite). Mit 20 bis 13 Grad ändern
sich die Nachtwerte kaum.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumigen synoptischen Strukturen werden ähnluch simuliert. Zu den
EPS-Ergebnissen wurde oben einiges geschrieben.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden