DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-08-2022 07:01
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 13.08.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NE a, Übergang zu HFz
Größtenteils Andauer der extremen Trockenheit. Weiterhin sehr warm bis heiß.
Heute im Osten, am Sonntag teils auch in der Mitte vereinzelt Gewitter;
Starkregen nicht auszuschließen. In der Nacht zum Montag im Südwesten
aufkommend, am Montag im Nordosten und aus den Alpen heraus Gewitter, mit
geringer Wahrscheinlichkeit Unwetter.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland unter einer Brücke hohen Geopotentials. Diese wird
durch ein Höhentief, das sich über die Adria hinweg südostwärts verlagert,
stabilisiert. Die Frontalzone verläuft von der Labradorsee knapp südlich an
Island vorbei über Lappland hinweg nach Nordwestsibirien. Durch das hohe
Geopotential wird eine Hochbrücke gestützt, die sich vom mittleren Nordatlantik
bis nach Nordwestrussland erstreckt. An deren Südflanke wird mit einer östlichen
bis leicht nordöstlichen bodennahen Windkomponente sehr warme und trockene Luft
advehiert. Absinken unter dieser Brücke unterbindet im größten Teil Deutschlands
jegliche Wolkenbildung.
Eine Ausnahme stellt der Osten dar. An der Nordflanke des sich südostwärts
verlagernden Höhentiefs wird etwas feuchtere Luft eingesteuert, die ein CAPE
(MU, KK) bis knapp 1000 J/kg und einen Gehalt an niederschlagbarem Wasser
zwischen 30 und 40 mm aufweist. Allerdings hat sich das Höhentief bereits zu
weit entfernt als dass nennenswerte Hebung induziert wird. Zwar können sich in
der einfließenden, aber nur leicht labil geschichteten Luftmasse einzelne
Gewitter entwickeln (wofür in der Lausitz und im östlichen Erzgebirgsraum die
Wahrscheinlichkeit am höchsten ist), aber dort, wo die Luftmasse am feuchtesten
ist, zeichnet sich eher eine leichte Stabilisierung ab. Demzufolge dürfte es
sich nur um vereinzelte konvektive Umlagerungen handeln, bei denen Starkregen
nicht ganz ausgeschlossen werden kann. Vielmehr von Bedeutung ist die andauernde
extreme Trockenheit, begünstigt durch die hohen Temperaturen, die meist zwischen
28 und 34 Grad liegen. Im östlichen Bergland und an den Alpen werden 22 bis 27
Grad erreicht.

In der Nacht zum Sonntag fallen die Gewitter im Osten alsbald in sich zusammen.
Ohne Niederschlag zu bringen, erfasst die feuchtere Luft dann auch die mittleren
Landesteile. Die hierdurch zu erwartende Bewölkung verhindert eine kräftige
nächtliche Abkühlung, so dass vor allem an der Küste und in Ballungsgebieten
eine Tropennacht bevorstehen könnte. Im Westen und Süden sowie ganz im Norden
hält sich noch relativ trockene Luft, so dass in diesen Gebieten die
Temperaturen unter 15 Grad absinken.

Sonntag... verlagert sich das o.g. Höhentief südostwärts zur Balkanhalbinsel und
ist dann für unser Wettergeschehen nicht mehr relevant. Nach längerer Zeit gilt
es, den Blick dann mal wieder nach Westen zu richten. Von der Biskaya her greift
ein Trog auf Westfrankreich über. Vorderseitige, wenn auch schwache Hebung lässt
auf den Südwesten und Westen mittelhohe und hohe Bewölkung übergreifen. Diesem
Trog ist eine flache Tiefdruckrinne vorgelagert, die den Westen und Südwesten
Deutschlands erfasst. Da aber die Luftmasse in deren Bereich zwar sehr labil,
aber extrem trocken ist und durch die aufziehende Bewölkung zudem nur wenig CAPE
generiert wird, kann die bodennahe Konvergenz innerhalb dieser Rinne nicht viel
ausrichten. Eine Ausnahme stellt nur der äußerste Südwesten und dort vor allem
der Hochschwarzwald dar. Dort können sich dank orografischer Unterstützung
einzelne Gewitter entwickeln.
Die an der Nordflanke des nach Südosten abgezogenen Höhentiefs eingeflossene
Luftmasse hat inzwischen weite Landesteile erfasst. Entrainmentprozesse sind nur
schwach ausgeprägt, so dass nach wie vor diese Luftmasse als gewitterträchtig
einzustufen ist. Da aber antizyklonaler Einfluss dominiert und somit Absinken
andauert, dürfte nur sehr vereinzelt die Auslösung hochreichender Konvektion
erfolgen. Dies ist über den östlichen Mittelgebirgen und wie bereits am Vortag
auch in der Lausitz am wahrscheinlichsten.
Lediglich in einem breiten Streifen von den Mittelgebirgen westlich des Rheins
bis hin zu den Alpen hält sich noch relativ trockene Luft. Allerdings schieben
sich über diese Gebiete mittelhohe und hohe Wolkenfelder, was die
Temperaturentwicklung ein wenig dämpft. Wenngleich in der unteren Troposphäre
(850 hPa) ein Temperaturanstieg erfolgt, dürfte sich dieser in Bodennähe kaum
bemerkbar machen, so dass gegenüber heute keine wesentliche Temperaturänderung
erfolgt.

In der Nacht zum Montag rückt der über Frankreich liegende Trog nach Osten vor,
so dass der Südwesten und der äußerste Westen Deutschlands an dessen diffluente
Vorderseite gelangt. Mit einer süd-südwestlichen Strömung gelangt in diese
Gebiete feuchtere Luft, immerhin mit einem Flüssigwassergehalt zwischen 25 und
30 mm. Allerdings setzt sich Kaltluftadvektion durch, so dass für die Auslösung
konvektiver Umlagerungen orografische Unterstützung erforderlich ist. Daher ist
die Wahrscheinlichkeit für vereinzelte Gewitter über dem Schwarzwald und aus der
Schweiz heraus bis ins Allgäu hinein am höchsten.
Ansonsten sollte die Konvektion in den übrigen Landesteilen alsbald in sich
zusammenfallen, so dass eine weitgehend ruhige Nacht bevorsteht. Bedingt durch
die teils mehrschichtige Bewölkung kühlt es sich kaum noch unter 15 Grad ab;
vielerorts (nicht nur in Ballungsgebieten, auch in mittleren Lagen) sind
Tiefsttemperaturen um 20 Grad zu erwarten.

Montag... wird der über Westeuropa liegende Trog regeneriert. Der aktuell über
Ostfrankreich liegende Trog wird dann als Sekundärtrog unter beginnender
Auffüllung nach Norden gesteuert. Vorderseitig kommt dann im Norden, Osten und
in Teilen der Mitte zumindest etwas Hebung auf, die dort bisher gefehlt hat.
Folglich können sich in diesen Gebieten, gestützt zudem durch den Tagesgang,
Gewitter zustande kommen. CAPE erreicht immerhin mehr als 1000 bis ca. 1500
J/kg, der Flüssigwassergehalt 30 bis 40 mm, was an sich hinreichend für Unwetter
wäre. Allerdings ist Scherung faktisch nicht vorhanden, so dass es sich
hauptsächlich um Einzel- oder Multizellengewitter handeln dürfte, die nur wenig
organisiert auftreten. Aufgrund der geringen Verlagerungsgeschwindigkeit besteht
jedoch die Gefahr von Starkregen, wobei Mengen bis in den Unwetterbereich hinein
nicht auszuschließen sind.
Als weiterer Schwerpunkt möglicher Gewittertätigkeit ist der Süden Deutschlands
im Auge zu behalten. Aus den Alpen heraus sind ebenfalls teils heftige Gewitter
vorstellbar, die bis ins alpennahe Vorland ausgreifen können. Auch im
Hochschwarzwald sind wieder konvektive Umlagerungen vorstellbar.
Dazwischen, d.h. im Westen, Süden und in Teilen der Mitte, wird die Konvektion
durch kompensierendes Absinken sowie durch schwache Kaltluftadvektion gedämpft;
Gewitter sind dort relativ unwahrscheinlich. Allerdings wird durch die Bewölkung
ein Temperaturanstieg deutlich über die 30 Grad-Marke unterbunden, so dass
deutschlandweit Temperaturmaxima zwischen 26 und 31 Grad zu erwarten sind. Im
Bergland werden 21 bis 25 Grad erreicht.

In der Nacht zum Dienstag weitet sich der über der Biskaya liegende Trog in
Richtung Iberischer Halbinsel aus. Der dann über dem Norden Deutschlands
liegende Trog wird dann über die Mitte Deutschlands hinweg nordwärts gesteuert,
ist aber von Kaltluftadvektion überlaufen und generiert daher nur noch wenig
Hebung. Demzufolge sollte die Konvektion, bedingt auch durch den dann nicht mehr
vorhandenen Tagesgang, alsbald in sich zusammenfallen. Im Küstenbereich und am
östlichen Alpenrand ist dies erst in der zweiten Nachthälfte der Fall.
Gebietsweise klart es auf, aber aufgrund der Trockenheit ist die Nebelneigung
nur gering.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann