DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-08-2022 16:30
SXEU31 DWAV 081800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 08.08.2022 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ruhiges Hochdruckwetter mit viel Sonnenschein und andauernder Trockenheit. Im
süddeutschen Bergland etwas Wind, im Norden nächtliche Nebelfelder, sonst
durchgehend warnfrei.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich der Vorhersageraum rückseitig eines nach Polen
abgezogenen Troges. Damit kommt die Höhenströmung vornehmlich aus Nordwest und
ist entsprechend nur mäßig warm. Im Norden und Osten sind in Folge der Trognähe
etwas feuchtere Luftmassen aktiv, sodass sich Laufe des Tages einige Quellwolken
gebildet haben. Niederschlags resultierten aber daraus nicht. In der Nacht auf
den Dienstag sollten sich die Quellwolken rasch wieder auflösen. Die ist nicht
nur dem Tagesgang, sondern auch der Tatsache geschuldet, dass der
westeuropäische Rücken immer stärker Einfluss auf Deutschland ausüben kann.

So kann in vielen Regionen in Deutschland mit einer gering bewölkten bis
sternenklaren Nacht gerechnet werden. Die Luftmasse ist wieder sehr trocken ...
den Norden und die Alpen mal ausgenommen. Entsprechend gibt es bei der
Temperatur erneut einen ausgeprägten Tagesgang und die Minima können
gebietsweise bis in den einstelligen Bereich absinken. Deutlich milder bleibt es
in den Ballungsregionen und bei auflandigem Wind an den Küsten. In den
klimatologisch begünstigten Gebieten des Oberrheins und Rhein-Main Gebietes
werden die tiefsten Werte zwischen 18 und 15 Grad erwartet. Das liegt unter
anderem auch daran, dass nach Südwesten - anders als im Rest des Landes - der
Wind auch in der Nacht nicht ganz zum Erliegen kommt (Südflanke Bodenhoch).
Abgesehen von einzelnen Windböen auf dem Feldberg und einzelnen Alpengipfeln (LL
Jet zwischen 850 und 950 hPa) bleiben die Windböen aber klar unter den
Warnkriterien.

Im Norden gibt es in windschwachen Verhältnissen ein erhöhtes Nebelrisiko, teils
auch mit Sichtweiten im warnrelevanten Bereich (siehe WarnMOS). Grund ist die
höheren Grundschichtfeuchte.

Dienstag ... beeinflusst weiterhin hohes Geopotential des westeuropäischen
Höhenrückens das Vorhersagegebiet. Die Hauptstoßrichtung und damit auch die
zonal orientierte Achse des Rückens verläuft von den Britischen Inseln bis nach
Südskandinavien. Damit wird eine Hochdruckbrücke am Boden gestützt, die vom
Atlantik über die Britischen Inseln und die Nordsee bis zum Baltikum reicht.

Deutschland liegt an der Südflanke der Brücke in einer zumeist östlichen bis
nördlichen Bodenströmung, die tagesgangbedingt etwas auflebt. Am stärksten sind
die Luftdruckgegensätze weiterhin im Südwesten des Landes, wo auch mal die ein
oder andere 6er Böe auftreten kann.

Bei der Höhenströmung nehmen Gradient und damit auch die Windstärke ab und die
Luft erwärmt sich langsam. In mittleren Schichten können ebenfalls langsam
wärmere Luftmassen advehiert werden. So kommt auch die 15 Grad Isotherme in 850
hPa allmählich weiter nordostwärts voran.

Vor allem im Norden und Osten können sich Laufe des Tages dank etwas Feuchte in
mittleren Niveaus wieder einige Quellwolken bilden. Diese laufen dann in
weiterer Folge an der Absinkinversion breit und dämpfen damit die Sonnenausbeute
etwas.
Im Rest des Landes reicht die Feuchte in mittleren Niveaus nur für wenige
Schönwetterwolken. Besonders im Süden und Südwesten kann vielfach sogar die
astronomisch mögliche Sonnenscheindauer erreicht werden.

Bei den Höchstwerten ändert sich nur wenig, außer dass ein Sommertag nun auch
weiter nach Norden und Nordosten zu erwarten ist. Nur noch Schleswig- Holstein,
die Küsten und die Berge bleiben unter der 25 Grad Marke. Am wärmsten mit 29 bis
32 Grad wird es erneut im Südwesten.

In der Nacht auf Mittwoch wandert das Zentrum der Hochdruckbrücke am Boden
gekoppelt an die Achse des Rückens langsam weiter ostwärts. Direkten Einfluss
auf Deutschland hat das keinen. So löst sich die Quellbewölkung tagesgangbedingt
rasch auf. Abgesehen von eine paar hohen Wolkenfeldern (v.A. Norden) bleibt es
damit vielfach gering bewölkt oder klar. Gebietsweise sinken die Tiefstwerte
wieder in den einstelligen Bereich, im Rhein-Main Gebiet nur bis 17 Grad.

Der low level Jet im Südwesten kann im Vergleich zum Tag noch etwas an Stärke
zunehmen, sodass im höheren Bergland wieder vermehrt Windböen auftreten.
Vielleicht reicht es auf einzelnen Gipfeln (z.B. Feldberg im Schwarzwald) auch
für einzelne stürmische Böen. Davon abgesehen ist es nachts nur windschwach.

Erneut bildet sich im Norden und Nordosten streckenweise dichter Nebel.

Mittwoch ... kann sich der zonal orientierte Rücken noch etwas kräftigen und ein
eigenständiges Höhenhoch mit Zentrum bei den Britischen Inseln entwickeln. Das
Zentrum des damit in Verbindung stehenden Bodenhochs bewegt sich allmählich in
Richtung Ostsee. Die 15-Grad Isotherme erreicht zum Abend auch den Nordosten.
Sonst ändert sich aber kaum etwas. Quellbewölkung gibt es im Tagesverlauf vor
allem in der Osthälfte, während in der Westhälfte die maximal mögliche
Sonnenscheindauer ausgebeutet wird. Selbstredend bleibt es überall trocken.
Abgesehen vom direkten Küstenumfeld und dem süddeutschen Bergland kann
großflächig mit dem Erreichen eines Sommertages gerechnet werden. Die höchsten
Werte werden im Westen und Südwesten mit 29 bis 32 Grad erwartet.

Erwähnenswert ist noch der Wind. Im süddeutschen Raum bleibt der LLJ erhalten.
Er durchläuft einem gewissen Tagesgang. Er ist früh noch recht kräftig, schwächt
sich mit dem Aufbau der Tagesgrenzschicht und etwas mehr Turbulenz aber im
Tagesverlauf ab. Mit deren Zusammenbruch und dem Aufbau der stabilen nächtlichen
Grenzschicht kann er dann wieder an Stärke gewinnen. Die hochauflösenden Modelle
zeigen diesen Verlauf sehr schön. In den stärksten Phasen gibt es im Bergland
Windböen, auf exponierten Gipfeln auch einzelne stürmische Böen.

Die Nacht auf Donnerstag ist oft sternenklar. Vor allem im süddeutschen Raum
kann es in den Niederungen Tiefstwerte im einstelligen Beriech geben. In den
städtischen Bereichen im Westen und Südwesten gibt es 19 bis 16 Grad.

Die Nebelgefahr im Norden ist nur noch gering.

Donnerstag ... bleibt das Hochdruckbollwerk erhalten. Was auffällt ist, dass
sich an der Südflanke des zonal orientierten Höhenrückens mit Zentrum zwischen
Nordsee und westlicher Ostsee, ein sich kräftigendes Höhentief über dem Westen
der Ukraine, langsam westwärts bewegt.

Viel merkt man davon am Donnerstag noch nicht. Einzig die Quellbewölkung, die
kann im Südosten des Landes mal etwas dichter sein. Sonst gibt es Sonne von früh
bis spät und Höchstwerte zwischen 28 und 33 Grad, im Südosten und an den Küsten
bleibt es ein wenig kühler.

Der Wind bleibt im süddeutschen Bergland weiter lebhaft, weht in Böen aber nicht
mehr ganz so kräftig, wie am Vortag. Im Norden und Osten bleibt es mit der Nähe
zur Bodenhochdruckbrücke häufig schwachwindig.

Damit kann man die ereignisarme Kurzfrist auch schon schließen und auf etwas
mehr Spannung in der erweiterten Mittelfrist hoffen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen im Kurzfristzeitraum keine erwähnenswerten Unterschiede.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer