DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-08-2022 07:01
SXEU31 DWAV 080800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 08.08.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: BM
Ruhiges Hochdruckwetter mit kleinen Schönheitsfehlern. Meist sommerlich warm.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... beginnt die Kurzfrist so, wie sie am Mittwoch endet: arm an Warnungen
und meist sommerlich warm. Der folgende Exkurs beschreibt kurz die Entwicklung
dieser eingefahrenen Lage, bevor in der Folge auf die Kurzfrist in Deutschland
eingegangen wird.

Einige Rädchen greifen für die sich nun entwickelnde Wetterlage ineinander,
wobei sich diese stabile Lage von den bisherigen Hitzewellen dieses Sommers
etwas unterscheidet. Schaut man sich die vergangenen Monatsmittel der
Geopotenzialanomalie über der Nordhemisphäre an, so forcierte wiederholt eine
niedrige Anomalie vor Portugal den Zustrom heißer Luftmassen nach Mitteleuropa.
In diesem Fall jedoch ist besonders die ausgeprägte Intensität des arktischen
Jets ausschlaggebend (in Richtung Skandinavien im Verlauf der Kurzfrist nahe an
den Rekordwerten für diese Jahreszeit heranreichend), die sich in einer NAO/NAM
widerspiegelt, deren Werte seit Mitte Mai nicht mehr solch positiven Ausschläge
erreicht haben. Entsprechender Geopotenzialanstieg am Südrand des Jets sorgt in
dieser Kurzfrist für eine zonal ausgerichtete Geopotenzialbrücke über weiten
Bereichen von West- bis Osteuropa.

Zudem etabliert sich die kommenden Tage über im eurasischen Sektor erneut die
bereits mehrfach in diesem Sommer erwähnte duale Jetkonfiguration (Rousi et al.)
mit dem bereits angesprochenen kräftigen arktischen Jet bei 65 bis 70 Grad Nord
(Skandinavien) und einem ausgeprägten subtropischen Starkwindband bei rund 35
Grad Nord (nördliches Afrika) sowie mit einem Minimum dazwischen. Der
subtropische Ast wird wohl forciert durch die der Jahreszeit entsprechend
nördlich ansetzenden Position der innertropischen Konvergenzzone (ITC), deren
konvektiver Part (im 500 hPa Omega) bei rund 10 Grad Nord liegt, jedoch bzgl.
der Konvergenz bei rund 18 bis 20 Grad Nord über Westafrika analysiert wird und
somit etwas nördlicher als das klimatologische Mittel es vorgibt. Zusätzlich
wird durch eine im tropischen Sektor ostwärts wandernde tropische Welle
(konvektiv gekoppelte Kelvinwelle) die Hadley-Zelle nun weiter verstärkt, sodass
kompensatorisches Absinken das Geopotenzial über Nordafrika erhöht, den
Subtropenjet weiter forciert und somit die duale Jetkonfiguration etabliert bzw.
andauern lässt. Über Süd- und Mitteleuropa äußert sich diese Lage durch maue
Geopotenzialgradienten und durch ein wahrhaftes "Herumgeeiere" zahlreicher
Höhentiefs, die dank des intensiven arktischen Jets durch mehrere antizyklonal
brechende Rossby-Wellen ins Spiel gebracht wurden/werden und die anstehende
Wetterlage im weiteren Verlauf etwas würzen. Entscheidend über die finale
Ausprägung der Hitze wird wieder sein, inwieweit tiefes Geopotenzial vor
Portugal heiße Luftmassen nach Norden führen kann - ja, auch das wird wieder
angedeutet. Doch davon wird in dieser Kurzfrist noch nicht viel zu spüren sein.


Am heutigen Montag weist das Bodenhoch OSCAR an seiner Ostflanke und somit über
dem Norden und Osten Deutschlands noch eine Schwachstelle auf, sodass dort die
Reste einer in Frontolyse befindlichen Okklusion (mehr als Feuchtschleppe und
nicht als Front analysierbar) auf den Norden Deutschlands übergreifen können.
Dabei stützen die 00Z Radiosondenaufstiege u.a. von Schleswig die
Vorhersagesoundings, die eine vertikale Mächtigkeit der Front von rund 800 hPa
andeuten, jedoch bereits durchweg von einsetzender WLA überlaufen. Dennoch
ermöglicht die Restfeuchte unterhalb der Inversion, dass sich dichte
Stratusbewölkung bis auf eine Linie Emsland-Usedom ausbreitet, wenngleich die
Numerik aktuell etwas zu aggressiv bezüglich der Ausprägung der Bewölkung
agiert. Das könnte jedoch mit einsetzender diabatischer Erwärmung durch an der
Inversion breitlaufender Bewölkung in den kommenden Stunden ausgeglichen werden,
bevor zum Nachmittag die Restfeuchte von unten und oben verringert wird und die
dichte Bewölkung zunehmend aufbrechen sollte. Die von numerischer Seite
angedachte geringe Schauertätigkeit kann man nur nördlich von Oldenburg -
Hamburg - Lübeck noch nachvollziehen, ansonsten sollte es trocken bleiben.

Auch vom Alpenrand bis nach Niederbayern quillt es im Tagesverlauf dank
vorhandener Restfeuchte noch etwas kräftiger, wobei auch hier am Nachmittag die
Bewölkung entlang einer Inversion bei rund 750-800 hPa vorübergehend breitlaufen
kann und die Sonnenanteile mindert.

Ansonsten scheint die Sonne von einem meist wolkenlosen oder gering bewölkten
Himmel und das bei Höchstwerten von 27 bis 31 Grad. Mit rund 26 Grad bleibt es
in Richtung Niederbayern ebenfalls sommerlich warm und nur im Norden verpassen
wir dank der Bewölkung vielerorts mit 21 bis 24 Grad die sommerliche Marke. Der
Wind weht schwach bis mäßig aus Nordost.

Die Nacht zum Dienstag verläuft dann meist klar und trocken. Im Norden können
sich bei meist noch knapp zweistelligen Taupunkten und dank effektiver
Ausstrahlung hier und da seichte Nebelfelder bilden. Die Feuchtschliere erfasst
noch mit dichter Bewölkung (dank Restfeuchte entlang einer auf rund 700 hPa
gehobenen Inversion) den Osten Deutschlands, es bleibt jedoch trocken. Die
Tiefstwerte liegen zwischen 15 Grad am Oberrhein und sonst 14 bis 8 Grad.




Dienstag... wandert das Bodenhoch weiter nach Osten bzw. weitet seinen
Einflussradius ostwärts auf, sodass ein zunächst sonniger, im Tagesverlauf
freundlicher Dienstag zu erwarten ist. Von West nach Ost nimmt dabei die
Restfeuchte unterhalb der Inversion bei rund 700 hPa immer weiter zu, was sich
in einer nach Osten zu agileren Haufenwolkenbildung äußert. Im Umfeld der Oder
mag sogar noch ein einzelner Schauer ausgequetscht werden, direkt auf polnischer
Seite vielleicht mit einem Blitz und Donner. Solange der Kern des Bodenhochs
noch westlich von Helgoland liegt wird mit der vorherrschenden nordwestlichen
bis nördlichen Strömung weiterhin eine marine Luftmasse in den Nordwesten
geführt, die sich erneut durch dichte Quellbewölkung (teils entlang einer
Inversion bei rund 800 hPa breitlaufend) äußert. Die Höchstwerte liegen
weiterhin bei 27 bis 32 Grad, im Südosten um 26 Grad und im hohen Norden
zwischen 21 und 24 Grad. Der Nordostwind weht mäßig bis frisch aus Nordost und
könnte vom Thüringer Wald bis zum Schwarzwald regional kurzzeitig bei maximaler
Durchmischung böig (Bft 7) daherkommen (siehe ICON-D2 EPS mit geringen
Wahrscheinlichkeiten für Bft 7 Böen). Warnwürdig erscheint dieser Wind jedoch
nicht zu werden, wenngleich man mal schauen muss, wie verbreitet potenzielle Bft
8 Böen auf Kammniveau des Schwarzwaldes inversionsbedingt auftreten werden.

In der Nacht zum Mittwoch bleibt es ruhig mit einzelnen Nebelfeldern im Norden
und sonst überwiegend klaren Verhältnissen bei 14 bis 8 Grad. Niederschlag fällt
keiner.



Mittwoch... steigt das Geopotenzial weiter und es bildet sich eine
Bodenhochbrücke von der Deutschen Bucht bis zur südlichen Ostsee aus (die
wiederum bis nach Russland reicht), sodass der Zustrom feuchter Nordseeluft
endgültig unterbunden wird. Daher erwartet uns deutschlandweit ein sonniger Tag,
nur zeitweise ziehen harmlose Wolkenfelder durch. Es bleibt trocken, sodass
Trockenheit und Waldbrandgefahr ein stetiger Begleiter bleiben. Die Höchstwerte
liegen zwischen 27 und 33 Grad mit den höchsten Werten im Westen. Der im Norden
schwache bis mäßige, im Südwesten starke bis leicht böige (Bft 6 bis 7) Ost bis
Nordostwind bleibt uns erhalten, wobei im Hochschwarzwald zeitweise auch
stürmische Böen zu erwarten sind.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Kurzfrist wird von Modellseite aus sehr gut erfasst.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy