DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-08-2022 17:01
SXEU31 DWAV 061800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 06.08.2022 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Unter Hochdruckeinfluss (mit anfangs ein paar kleinen Schönheitsfehlern im
Norden und Süden) ruhiges Wetter, sonnig und warnfrei. Anhaltende Trockenheit.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Zum Beginn der Bundesligaspielzeit 2022/2023 ... darf ich heute den geschätzten
Kollegen Jens Hoffmann vertreten, was mir leider nicht in allen Bereichen
gelingt, und nun zum Wetter: Es ... tritt ein kräftiges Hochdruckgebiet mit
Schwerpunkt westlich Irlands in Erscheinung, das eine sehr weite zonale
Erstreckung aufweist und bis ins östliche Mitteleuropa reicht, so dass wir von
einer zonalen Hochdruckbrücke (BM) sprechen können. Deren Divergenzachse liegt
über dem Norden des Landes, so dass ganz im Norden der Wind aus westlichen
Richtungen kommt, in Richtung Süden dann über Nord auf Nordost dreht. Die
Kaltfront eines Tiefs über Skandinavien ist am Südrand der Hochdruckzone über
den Alpen angekommen. Auf ihrer Rückseite ist eine relativ kühle (T850 hPa heute
Mittag über der Nordhälfte Deutschlands zwischen 4 und 6°C, südlich des Mains
ansteigend bis auf 12°C an den Alpen) und sehr trockene Luftmasse (Taupunkte
heute Nachmittag im einstelligen Bereich, in der Mitte teils sogar unter 5°C)
eingeflossen. Das hatte in weiten Teilen der Mitte einen sehr freundlichen und
nur warmen Tag zur Folge, mit nur wenigen Quellwolken unter einer isothermen
Schicht zwischen 800 und 700 hPa. Im Norden waren die Quellwolken etwas
mächtiger, dort ist die einfließende Meeresluft geringfügig feuchter, zudem
macht sich dort der Einfluss eines Höhentroges über Skandinavien bemerkbar,
dessen Achse aktuell Richtung Polen schwenkt. So kam es dort auch zu sehr
schwachen Schauern, allerdings kamen am Boden nur wenige Tropfen an. Im Süden
liegen noch Reste der feuchten Warmluft, in der es heute aber aufgrund oft
geschlossener Bewölkung alles andere als warm war. Die Regenfälle haben sich
aber auf den Alpenbereich zurückgezogen. Dort lagen am Nachmittag die Taupunkte
noch um 15°C.

Wie geht es in der Nacht weiter? Der Höhentrog zieht nach Polen ab, ein sehr
schwaches Höhentief zieht von Nord- nach Ostfrankreich. Insgesamt bleibt es in
der Höhe leicht zyklonal geprägt, bei recht schwachen Geopotentialdifferenzen
sind aber die resultierenden Hebungsantriebe schwach. Die Musik spielt also
nicht in der Höhe, sondern am Boden, wo sich der Hochdruckkeil immer weiter nach
Osten ausdehnt. Damit schläft über der Norddeutschen Tiefebene der Wind ein,
während er im Süden schwach aus Nordost weht (im Südwesten bei schwacher Bise
über den Bergen auch frisch), im Norden schwach um West. Die Reste der feuchten
Warmluft werden im Süden vom Nordostwind gegen die Alpen gedrückt, können aber
nicht ausgeräumt werden, so dass es im südlichen Alpenvorland bei dichter
Bewölkung bleibt, aus der aber kein Regen mehr fallen soll. Dort werden die
nächtlichen Tiefstwerte um 12°C erwartet. Ganz im Norden lockern die Wolken
zunächst auf, trotz der Nähe zur Achse der Hochdruckbrücke gelangen aber im
Laufe der Nacht wieder die dichten Wolken eines in die Nordsee ziehenden
Frontensystems in die Region. Wenige Tropfen Niederschlag in den Küstenregionen
müssen einkalkuliert werden. Auch an den Küsten liegen die Tiefstwerte etwas
über 10°C. Im großen Rest des Landes verläuft die Nacht weitgehend klar und
insbesondere in der nördlichen Mitte steht bei Windstille eine sehr kühle Nacht
mit Tiefstwerten zwischen 10 und 5°C bevor. Bei nicht gänzlich einschlafendem
Wind werden in der südlichen Mitte meist um 10°C erwartet.

Am Sonntag ... zieht von der Nordsee her ein schwaches Frontensystem über
Dänemark zur Ostsee und in der Höhe schwenkt ein neuer Trog über den Norden
Deutschlands hinweg. Damit gelangt weiterhin etwas feuchte Luft in den Norden
Deutschlands und bis in den nördlichen Teil der Norddeutschen Tiefebene sind die
Quellwolken teils recht dicht. Ein paar leichte Schauer sind auch nicht
auszuschließen, es regnet aber nicht mal genug um nass zu werden, geschweige
denn, dass das Gärtchen mal für einen Tag gegossen ist. Das oben erwähnte
Höhentief zieht von Ostfrankreich zur Schweiz, hat aber weiterhin keinen
Einfluss. Die über den Südalpen liegenden Frontreste und die weiterhin gegen die
Alpen gepresste feuchte Luft sorgen allerdings dafür, dass es im südlichen
Alpenvorland auch am Sonntag wieder viele Wolken gibt, wenngleich bei
niederschlagsfreiem Wetter. Über dem großen Rest des Landes dominiert weiterhin
die langgestreckte Hochdruckzone mit sehr trockener Luft das Wetter, so dass
sich allenfalls mal unter einer bei etwa 800 hPa liegenden Absinkinversion ein
paar Quellwolken bilden können, vielfach aber die Sonne sogar von einem
wolkenfreien Himmel scheint. Die von ICON simulierte Bewölkung will dabei nicht
so recht zu den trockenen Prognosetemps passen. Bei kräftiger Einstrahlung,
vielleicht auch etwas durch das Absinken, steigt das Temperaturniveau wieder
leicht an, in 850 hPa werden bis zum Abend im Norden etwa 6°C erreicht, im
Südwesten etwa 13°C. Damit geht auch ein leichter Anstieg der Höchstwerte
einher, die in den meisten Regionen zwischen 24 und 28°C erwartet werden. Im
Südwesten können sie auch knapp darüber liegen, kühler ist es dagegen
unmittelbar an den Alpen und ganz im Norden unter dichten Wolken.

In der Nacht zum Montag zieht der Höhentrog über dem Norden nach Osten ab, auf
der Rückseite gelangt aber eine schwache Kaltfront von Nordwesten her nach
Schleswig-Holstein. An dieser kann es einzelne Schauer geben. Auch an den Alpen
halten sich nach wie vor dichte Wolken. Im übrigen Land ist der Himmel
sternenklar und bei weiterhin unverändertem Hochdruckeinfluss ist es oft
schwachwindig oder windstill. Das verspricht abermals eine kühle Nacht mit meist
15 bis 7°C als Tiefstwerten.

Am Montag ... präsentiert sich nach Abzug des Troges die Höhensituation deutlich
antizyklonaler als am Vortag, da sich von Westeuropa ein Höhenrücken zur Nordsee
schiebt, in dessen Einflussbereich auch wir geraten. Bodennah weitet sich die
Hochdruckzone weit nach Skandinavien und Nordwestrussland aus. Dabei verschiebt
sich die Divergenzachse in Gebiete nördlich unseres Landes, so dass die
Wetterlage so ein Zwischending zwischen "BM" und "NEa" darstellt. Damit dreht
der ohnehin nur schwache Wind bis zum Abend auch im Norden auf nördliche bis
nordöstliche Richtungen. Ganz makellos zeigt sich das Hoch dann doch nicht, da
sich über dem Norden Deutschlands die Kaltfront hineingebohrt hat, deren Wolken
erst einmal aufgelöst werden wollen. Somit steht dem Norden Deutschlands ein
wolkiger Tag bevor, insbesondere in der ersten Tageshälfte kann es auch ein paar
ganz schwache Schauer geben, bevor das Absinken diesen den Garaus macht. Ganz im
Süden hängt immer noch etwas feuchtere Luft in den Alpen, so dass auch dort ein
leicht schwüler und quellbewölkter Tag zu erwarten ist, Gewitter gibt es dagegen
nicht, da auch dort das Absinken wirksam ist und die mittlere Troposphäre
gleichermaßen ausgetrocknet wie stabilisiert hat. Nicht viel Neues gibt es
dagegen aus dem großen Rest des Landes zu vermelden: In der weiterhin trockenen
Luftmasse gibt es einen sonnigen oder allenfalls gering quellbewölkten Himmel.
Absinken und Einstrahlung sorgen für weiteren Temperaturanstieg um etwa 1,5 K,
so dass im Südwesten wieder die ersten 30er auftauchen werden. Sonst sind es
meist 25 bis 29°C, im Norden 21 bis 25°C.

Über die Nacht zum Dienstag muss nicht allzu viel geschrieben werden. Die
Wetterlage ändert sich kaum, dem allgemeinen Temperaturanstieg folgend werden
die Nächte wieder milder. Meist liegen die Tiefstwerte bei 16 bis 10°C, kühler
wird es nochmal in einzelnen Mittelgebirgstälern, milder bleibt es dagegen in
den Städten und leicht erhöht liegenden Orten des Südwestens.

Dienstag ... liegt Deutschland unter dem Höhenrücken, der sich von Südwesteuropa
bis zur Ostsee erstreckt. Das Bodenhoch dehnt sich über eine lange Entfernung
vom Seegebiet um die Azoren bis in die Barentssee aus, wobei die Achse über die
Nordsee und Südskandinavien läuft. Damit herrschen bei uns weiterhin schwache
nördliche bis östliche Winde und - wir kennen es schon - Absinken und
Einstrahlung sorgen für eine Fortsetzung des stetigen Temperaturanstiegs. Die
Kaltfront im Norden ist gänzlich weggebrutzelt, auch wenn dort etwas mehr
Feuchte noch für etwas mehr Quellbewölkung sorgt als im Rest des Landes.
Verbreitet steigt die Temperatur auf 26 bis 32°C, rund um die See auf 23 bis
25°C. Aufgrund der noch einigermaßen kühlen Nächte zuvor und den niedrigen
Taupunkten braucht es auch für die wärmsten Regionen noch keine Hitzewarnung und
so bleibt die Warnkarte den vierten Tag in Folge grün.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Prognosen der vorliegenden Modelle unterscheiden sich auf synoptischer Skala
kaum. IFS (00 UTC) und GFS simulieren zum Montag/Dienstag hin ein leicht höheres
Temperaturniveau als ICON, das von UK10 unterstützt wird.

Aufgrund des warnfreien Wetters bedarf es keiner großen Diskussion, die
Fortdauer der Trockenheit ist unstrittig.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann