DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-10-2016 09:00
SXEU31 DWAV 030800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 03.10.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TrM, Übergang zu NEa
Zunehmend herbstlich und windig mit Sturmböen an der Ostsee und auf den Bergen.
Heute Gewitter, im Stau des Erzgebirges Starkregen. In der Nacht auf Mi und Do
in Bergland Frostgefahr, sonst vor allem über der Mitte und dem Süden häufig
Bodenfrost.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines abgetropften
Höhentiefs, dessen Schwerpunkt zum Mittagstermin über dem Osten von Deutschland
zu finden ist und sich in weiterer Folge langsam süd-südostwärts verlagert. Dazu
korrespondierend findet sich auch am Boden tiefer Luftdruck, wobei sich das
Bodentief allmählich auffüllt. Derzeit ist im Radar- und Satellitenbild aber
noch gut die analysierte Okklusion zu erkennen.

In Verbindung mit der vorhandenen Höhenkaltluft (T500 bis -25 Grad) ergibt sich
eine ziemlich labile Schichtung mit einer starken vertikalen Temperaturabnahme
in mittleren Atmosphärenniveaus. Die resultierenden Niederschläge sind
entsprechend vielfach konvektiver Natur oder wenigstens konvektiv verstärkt.
Auch etwas CAPE wird vorhergesagt, sodass es nicht verwunderlich ist, dass sich
auch das eine oder andere Gewittersymbol in den Modellinterpretationen wieder
findet. Die 850 hPa Winde liegen meist nur zwischen 10 und 20 kn, sodass
Windböen eher nicht auftreten sollten. Einzig nach Norden ist der Wind in
mittleren Atmosphärenniveaus etwas stärker, sodass dort die Wahrscheinlichkeit
für Windböen als Begleiterscheinung erhöht ist.

Allgemein gesehen sollte Starkregen bei den vorhandenen ppw-Werten keine Rolle
spielen. Etwas anders schaut es in der Nähe des Okklusionskerns in Richtung
Osten, sowie in den Nord-Nordweststaulagen von Thüringer Wald und Erzgebirge
aus. Dort deutet COSMO-DE EPS die Überschreitung des Stundenkriteriums für
Starkregen (>15 mm in 1h) an. Deutlicher sind die Signale für das 6 h Kriterium.
Die Wahrscheinlichkeiten für Teile von Sachsen für >20 mm in 6h liegen immerhin
bei bis zu 60 %. Selbst die Überschreitung des Unwetterkriteriums (>35 mm in 6h)
wird von einzelnen Membern simuliert. Dies scheint dann aber doch etwas
übertrieben. Von den deterministischen Läufen ist es einzig Euro4, das eine
Überschreitung von Warnkriterien zeigt.

Westlich des Höhentiefs findet sich ein stark amplifizierter Höhenkeil, dessen
Achse bei den Britischen Inseln liegt und sich im weiteren Verlauf bis nach
Skandinavien erstreckt. Das dazu gehörige Bodenhoch mit Zentrum entlang der
norwegischen Küste verstärkt sich noch und kann seinen Einfluss bis auf den
äußersten Westen und Südwesten Deutschlands ausdehnen. Dort sind die Schauer
dann vor allem am Nachmittag seltener.

Gleichzeitig ergibt sich mit der Verlagerung des Schwerpunktes des Bodentiefs in
Richtung Ost-Südost ein deutlicher Luftdruckgegensatz mit dem sich kräftigenden
Skandihoch. Demzufolge frischt der Nordostwind im Tagesverlauf im Norden auf.
Die verschiedenen deterministischen und probabilistischen Modelle zeigen daher
für das Küstenumfeld von Nord- und Ostsee Böen Bft 7, auf den Inseln auch lokal
Böen Bft 8.

Temperaturtechnisch bewegen wir uns zusehend auf Herbstniveau. Im Südwesten
werden lokal immerhin nochmal 20 Grad erreicht, bei wiederholten Niederschlägen
sind allerdings kaum 14 Grad zu erwarten.

In der Nacht auf Dienstag verlagert sich das Höhentief mit seinem Zentrum über
Tschechien bis nach Österreich. Damit verlagert sich auch die labilste Luft in
den Süden und Südosten von Deutschland. Dort fällt entsprechend auch noch am
häufigsten der schauerartig verstärkte Regen. Insbesondere im Nordstau des
Erzgebirges und im Nordweststau der Alpen können dabei auch nennenswerte Mengen
zusammen kommen. Anhaltspunkte für eine Überschreitung von Warnkriterien gibt es
nicht mehr. Zudem lassen die Niederschläge in der zweiten Nachhälfte in ihrer
Intensität und Häufigkeit immer mehr nach. In den Alpen führen die
Stauniederschläge immerhin dazu, dass die Schneefallgrenze auf etwa 1500 m
sinken kann. Neuschnee sollte aber nur in den Hochlagen der Alpen eine Rolle
spielen (> 1800 m).

Der Wind ist vor allem entlang der Küsten, sowie zunehmend auch im ost- und
südostdeutschen höheren Bergland lebhaft, sodass mit Böen Bft 7, exponiert an
der Ostsee und auf den Berggipfeln vereinzelt auch Bft 8 zu rechnen ist.

Mit dem auffrischenden Wind dürfte Nebel im Osten und Norden wohl eher eine
untergeordnet Rolle spielen. Dieser wird dann auch nach Euro4 und MosMix eher im
windschwachen Westen und Südwesten auftreten.

Dienstag... befindet sich das Höhentief weiter auf Südostkurs und verlagert
seinen Schwerpunkt allmählich in Richtung Balkan. Gleichzeitig schnürt sich vom
westeuropäischen Keil ein eigenständiges Höhenhoch ab, dessen Zentrum zum
Mittagstermin über Südnorwegen vorhergesagt wird. Das zugehörige Bodenhoch
kräftigt sich weiter. Die deutsche Modellkette prognostiziert einen Kerndruck
von über 1048 hPa über Schweden. Für die Jahreszeit ist die dann schon ein
ordentliches Kaliber.

Deutschland gelangt zunehmend in den Einflussbereich von Höhen- und Bodenhoch
und befindet sich dabei an dessen Südflanke. Damit dreht die Grundströmung
zunehmend auf östliche und nordöstliche Richtungen, mit der auch trockene
Luftmassen kontinentalen Ursprungs advehiert werden. Das gilt vor allem für die
Mitte des Landes, wo die spezifische Feuchte stark zurückgeht und die Taupunkte
zum Nachmittag zum Teil bis in den negativen Bereich absinken sollen. Im
Nordosten ist mit der Nordostkomponente bodennah noch etwas feuchtere Luft
unterwegs. Absinken und eine stabile Schichten sollten aber jegliche
Niederschlagsaktivität unterbinden. Die Maxima bewegen sich je nach
Sonnenschein zwischen 15 und 19 Grad.

Im Südosten und anfangs auch Richtung Erzgebirge ist hingegen noch der zyklonale
Einfluss vom südostwärts abziehenden Höhentief deutlich spürbar. Vor allem in
Südostbayern muss in den Nachmittag hinein noch mit schauerartig verstärkten
Niederschlägen und Maxima nur knapp über der 10-Grad-Marke gerechnet werden (im
Bergland natürlich darunter).

An der Südflanke des kräftigen Skandinavienhochs nehmen der Luftdruckgradient
und damit auch der Wind deutlich zu. Vornehmlich im höheren Bergland und an der
See ist mit Böen Bft 7 zu rechnen. In für Nordost- bis Ostwind anfälligen Lagen
sind durchaus auch stürmische Böen möglich.

In der Nacht auf Mittwoch kräftigt sich der antizyklonale Einfluss auch im
Südosten des Landes, sodass dort die Niederschläge bald aufhören.

Mit den eingeflossenen trockenen Luftmassen (Ausgangspunkt wie angesprochen
Taupunkte um oder unter 0 Grad) gehen die Werte empfindlich zurück. Einzig nach
Nordwesten und Norden sind noch etwas feuchtere Luftmassen aktiv. Dort liegen
die Tiefstwerte zwischen 10 und 5 Grad. Im Rest des Landes werden hingegen
tiefherbstliche 5 bis 1 Grad erwartet, mit Luftfrost in höheren
Mittelgebirgslagen und zudem Bodenfrostgefahr. Vor allem nach Südostbayern, wo
es noch am längsten geregnet hat, könnte das Thema Glätte in ungünstigen Lagen
wohl erstmals näher zu betrachten sein. Sonst dürfte bei den noch warmen Böden
Reifglätte höchstens auf Brücken eine Rolle spielen.

Dagegen spricht vor allem auch der weiter lebhafte Wind. Dieser weht im höheren
Bergland und an der See mit Böen Bft 7, exponiert an der Ostsee und auf den
Gipfeln auch mit Bft 8/9.

Mittwoch... wird das Höhentief durch einen weiteren Abtropfprozess über
Osteuropa gespeist und verstärkt sich deutlich. Sein Schwerpunkt wird dabei
etwas weiter nach Nord-Nordosten verlagert (Zentrum Westukraine). Der Osten des
Landes gelangt mit der Verlagerung des Höhentiefs auf seine Westflanke.
Demgegenüber steht weiterhin das eigenständige Höhenhoch zwischen
Südskandinavien und der Nordsee. Das Bodentief ist weiter kräftig mit etwa 1046
hPa.

Die Konsequenz der neuen Konstellation ist, dass in den Osten allmählich
feuchtere und auch zunehmend labile Luftmassen einströmen (Kaltluftadvektion).
Demzufolge bilden sich im Tagesverlauf einige Schauer, an der Grenze zu Polen
sind auch vereinzelt Blitz und Donner nicht ganz ausgeschlossen. Weiter nach
Westen sorgen trockene Luft und Absinken weiter für einen freundlichen
Wettercharakter. Dort werden in den westdeutschen Flussniederungen auch bis 17
Grad erwartet. Im Osten und Südosten sind hingegen 10 bis 14 Grad das höchste
der Gefühle, im Bergland einstellige Maxima.

Der Gradient bleibt weiter recht üppig, sodass der Wind tagsüber erneut auflebt.
Vor allem nach Südwesten sind dann auch in tieferen Lagen vereinzelt Böen Bft 7
möglich. Sonst bleiben diese vornehmlich auf das Bergland und das nähere
Küstenumfeld beschränkt. Ideal für die nordöstliche Windrichtung sind die
Küstenabschnitte an der Ostsee, wo Böen Bft 8 häufiger auftreten, vereinzelt
auch Bft 9.

In der Nacht auf Donnerstag verstärkt das Höhentief vor allem seinen Einfluss
auf den Südosten von Deutschland. Einsetzende Warmluftadvektion von Osten her
sorgt dabei im Verlaufe der Nacht zunehmend für Aufgleitniederschläge, die auf
Südbrandenburg, Sachsen, Thüringen und große Teile von Bayern übergreifen
sollen. Die Schneefallgrenze liegt etwa bei 1200 m.

Mit der Advektion wärmerer Luftmassen liegen die Tiefstwerte im Osten zwischen
10 und 6 Grad, sonst zwischen 6 und 1 Grad, mit Luftfrost in höheren
Mittelgebirgslagen und Bodenfrostgefahr.

Der Wind weht vor allem auf den Bergen und an der See weiter mit Böen Bft 7 bis
8, an der Ostsee exponiert vereinzelt Bft 9.

Modellvergleich und -einschätzung
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Beim Vergleich der verschieden Modelle lassen sich keine nennenswerte
Unterschied finden, sodass die oben beschriebene kurzfristige Wetterentwicklung
als recht gesichert eingeordnet werden kann.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer