DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-08-2022 07:30
SXEU31 DWAV 020800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 02.08.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL BM Übergang zu SWa
Kurze intensive Hitzewelle, ab Donnerstagnachmittag von Nordwesten übergreifende
teils kräftige Gewitter mit erhöhtem Unwetterpotential.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegt der Fokus bereits auf die bevorstehende kurze, aber intensive
Hitzewelle, die bis zum Freitag große Landesteile beeinflussen kann. Die
Grundlagen dafür werden schon am heutigen Tag über dem Atlantik gelegt, wo sich
ein Langwellentrog begleitet von einem Jetmaximum in 300 hPa verstärken kann.
Dessen Achse erreicht in der Nacht auf Mittwoch die Britischen Inseln.

Über Deutschland merkt man von dieser Entwicklung am heutigen Tage noch nichts.
Ein Kurzwellentrog, der vor allem dem Süden gestern teils unwetterartige
Gewitter gebracht hat zieht am Vormittag südostwärts ab, sodass die Reste der
nächtlichen Schauer und Gewitter aus Deutschland abziehen.

Im Norden sind bereits gestern trockene Luftmassen eingeflossen, sodass es bei
oft klaren Verhältnissen in der vergangenen Nacht ordentlich abkühlen konnte. So
fielen die Werte teils unter die 5 Grad Marke, wie beispielsweise in Quickborn
(4,6 Grad). In 5 cm Höhe ging es teils sogar auf unter 2 Grad zurück. Zum
Beispiel in Leck mit 1,3 Grad.
Im Grenzbereich zu feuchteren und wärmeren Luft konnte sich in den Morgenstunden
über der westlichen Mitte teils dichter Nebel bilden. Im Süden sind die
Taupunkte deutlich höher mit 13 bis 16 Grad, sodass auch die Nacht deutlich
milder ausgefallen ist.

Am Tage bestimmt ein breiter Rücken das Wettergeschehen und sorgt für einen
ruhigen Tagesverlauf mit häufigen Sonnenschein. Im Tagesverlauf können sich dann
einige Quellwolken bilden, welche die Sonne aber nur hin und wieder mal
verdecken. Eine Ausnahme bildet das südostdeutsche Bergland, wo mit der erhöhter
Feuchte und leichter Labilität etwas CAPE generiert wird. In der Folge kann es
vom Berchtesgadener Land über den Bayerischen Wald, bis zum Erzgebirge am
Nachmittag ein paar Schauer und einzelne Gewitter geben. Örtlich ist bei
moderaten Zuggeschwindigkeiten und ppw-Werten um 25 mm auch mal markanter
Starkregen möglich.

Der Höhenrücken, der Deutschland beeinflusst ist recht flach und wird an seiner
Nordflanke von WLA überlaufen. Damit greift mehrschichtige Aufgleitbewölkung im
Tagesverlauf auf den Nordwesten über, wo es die Sonne am Nachmittag schwer hat
hindurch zu scheinen. Im Nordseeumfeld und im nördliche Schleswig-Holstein kann
es ein wenig regnen. Zudem frischt der Wind etwas auf. Es können am Nachmittag
einzelne Bft 7 Böen in Nordfriesland auftreten.

In der Nacht auf Mittwoch breiten sich die dichten Wolkenfelder über dem Norden
ostwärts aus. Abgesehen von leichten Niederschlägen an der Grenze zu Dänemark
bleibt es aber häufig trocken. Von der Mitte bis in den Süden sorgt der Rücken
für die Auflösung der tagesgangbedingten Quellbewölkung, sodass es dann häufig
gering bewölkt oder klar ist. In den Niederungen kann es über der Mitte und dem
Süden bis 11 Grad abkühlen, während in den Ballungszentren zum Teil und in
Küstennähe die Temperatur um oder nur wenig unter der 20 Grad Marke liegt.

Mittwoch... befindet sich der Langwellentrog weiter bei den Britischen Inseln.
Durch einen rückseitig einlaufenden Kurzwellentrog kann dieser sich aber stärker
amplifizieren, wobei die neue Haupttrogachse westlich der Britischen Inseln zu
finden ist. Damit dreht die Strömung über Deutschland langsam aus südwestliche
Richtungen und der Zustrom heißer Luftmassen kommt so langsam in Gang. Den
Südwesten erreicht zum Abend bereits die 20 Grad Isotherme in 850 hPa.

Vom Wettergeschehen her gibt es in der Südhälfte hochdruckgestützt viel
Sonnenschein. Im Norden und Nordwesten liegen im Randbereich des Rückens
deutlich feuchtere Luftmassen. Die spezifische Feuchte erreicht dort zum Teil
Werte von 13 g/kg. Allerdings sind die Verhältnisse auch recht stabil. Im
Tagesverlauf können sich einige Quellwolken entwickeln und es ist nicht
ausgeschlossen, dass im Nordseeumfeld und dem nördlichen Schleswig-Holstein ein
paar schwache Schauer auftreten. Für Gewitter reicht es aufgrund des
Absinkdeckels in etwa 800 hPa nicht.

In den bewölkteren Gebieten im Nordwesten bleiben die Maxima oft unter der 30
Grad Marke, an den Küsten ist es bei auflandigem Wind sogar recht erfrischend
mit Werten um 23 Grad. Im großen Rest des Landes schaut es nach einem sehr
heißen Tagen mit Spitzenwerten zwischen 29 und 36 Grad aus. Die höchsten Werte
werden korrespondierend zu den 850ern im Südwesten erwartet.

In der Nacht auf Donnerstag ändert sich daran nichts. Häufig ist es gering
bewölkt oder klar. Nur im Nordwesten sind die Wolken zeitweise dichter und
vereinzelt verirrt sich im Nordseeumfeld auch nochmal ein schwacher Schauer. Da
die Luft abgesehen vom Norden und Nordwesten recht wenig Flüssigwassergehalt
hat, gibt es in anfälligen Niederungen mit 15 bis 12 Grad gute Chancen zum
Lüften. Davon abgesehen wird aber eine außerordentlich milde Nacht erwartet. Vor
allem in Ballungszentren liegen die Werte oft nur zwischen 24 und 20 Grad.

Donnerstag... dreht die Strömung vorderseitig des Höhentroges noch etwas stärker
auf Südwest und die 20 Grad Marke in 850 hPa erreicht die mittleren Landesteile
und den Osten. Mit den heißen Luftmassen wird auch deutlich mehr Labilität
advehiert. Die Prognosesoundings zeigen im Südwesten bei knochentrockenen
Profilen eine Mischungsschicht mit 1K Temperaturabnahme pro 100 m bis etwa 750
hPa hinauf.

Die erhöhte Labilität erreicht im Tagesverlauf auch die nördlichen Landesteile
und den Nordwesten Deutschlands. Gerade im Nordwesten liegen deutlich feuchtere
Luftmassen (spez.F: bis 13 g/kg, ppw: bis 40 mm). Infolge der Überlappung wird
CAPE in Größenordnungen bis 1200 J/kg aufgebaut. Gleichzeitig entwickelt sich
präfrontal der noch über der Nordsee befindlichen Kaltfront eine Bodenrinne mit
eingelagerter markanter Winddrehung auf. Die damit vorhandene
Feuchtflusskonvergenz verbessert die Zutaten zusätzlich. Die Tiefdruckrinne
kommt zum Abend noch etwas weiter südostwärts voran und erstreckt sich dann etwa
von der Eifel bis nach Fehmarn, wobei die Hauptfeuchte etwas nach Nordwesten
versetzt liegt.

Ab dem späten Nachmittag sollen sich in der Rinne bzw. kurz dahinter teils
kräftige Gewitter entwickeln. Hilfreich sind dafür auch erhöhte Scherungswerte
zwischen 0 und 6 km, die zwischen 15 und 20 m/s liegen, wobei sich der Großteil
auf die untersten 3 Kilometer konzentriert. Die deutsche Modellkette ist
bezüglich der Gewitter noch sehr zurückhaltend und konzentriert konvektiv
verstärkte und gewittrige Niederschläge vor allem auf die Regionen rückseitig
der Bodenrinne. Aus der Erfahrung der vorangegangen, ähnlichen Lagen erscheint
aber die Prognose externen Modelle etwas plausibler. Insbesondere auch mit Blick
auf die Prognosesoundings des ICON, die etwas stutzig machen, warum keine
Konvektion simuliert wird. Demnach dürften sich auch im Bereich der Rinne ab dem
späteren Nachmittag einige nordostwärts ziehende Gewitter entwickeln. Sehr
offensiv ist in diesem Zusammenhang das SuperHD Diese Gewitter besitzen dann
Superzellenpotential. Neben größeren Hagel, spielt der Wind eine Rolle. Dies
gilt vor allem für die Gewitter in der Rinne, wo in den bodennahen Schichten und
ziemlich trockene Luftmassen zu finden sind. Daneben ergibt sich aufgrund der
parallel zu Rinne verlaufenden Scherungsvektoren ein erhöhtes Starkregenrisiko.
Die ppw-Werte liegen immerhin bei 40 mm und es ist auch möglich, dass Gewitter
wiederholt über die gleichen Regionen ziehen.

Die Maxima werden abgesehen vom äußersten Nordwesten mit 30 bis in der Spitze 39
Grad vorhergesagt.

In der Nacht auf Donnerstag kommt die Rinne nur wenig weiter südostwärts voran.
Das Hauptfeuchtefeld konzentriert sich auf die Region von Rheinland-Pfalz und
NRW bis nach Süd Schleswig-Holstein und MeckPomm. Dort sind weiterhin Schauer
und Gewitter möglich. Dabei besteht auch weiterhin Unwettergefahr. Den äußersten
Nordwesten erreicht in der zweiten Nachthälfte die Kaltfront und dahinter
beginnt es deutlich zu stabilisieren.

Vor der Konvergenz im Süden und Südosten, sowie Teilen Ostdeutschlands liegen
weiterhin trockene Luftmassen. Bei oft nur geringer Bewölkung oder klaren
Verhältnissen bleibt es trocken. Die Tiefstwerte sind dabei wieder ziemlich hoch
mit Werten zwischen 24 und 20 Grad. Im Nordwesten werden postfrontal mit
Auflockerungen 17 bis 13 Grad erwartet.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen eine gute Übereinstimmung. Für dein Donnerstag gibt es
bezüglich der genauen Entwicklung der potentiellen Schwergewitterlage noch
größere Fragezeichen, die im Haupttext beschrieben worden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer