DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

31-07-2022 07:30
SXEU31 DWAV 310800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 31.07.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Diffuse GWL, Tendenz zu BM

Am Montag über der Südhälfte markante Gewitter mit Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... zieht in einer westnordwestlichen Höhenströmung ein flacher
Höhenrücken über Deutschland nach Osten,
anschließend stellt sich bei recht hohem Geopotential eine zunächst glatte
Westströmung ein, in der später über die Nordsee ein flacher Trog folgt.
Im Bodendruckfeld findet sich der flache Azorenhochkeil über dem Süden
Deutschlands, nach Norden hin nimmt der Druck leicht ab, so dass der schwache
Wind auf westliche Richtungen dreht.
Der Norden Deutschlands liegt dabei am südlichen Rand der Frontalzone, wobei die
Warmfront eines Tiefs über der Nordsee über den Norden mit leichten Regenfällen
nach Osten zieht. Dabei wird sehr feuchte Luft herangeführt und im Warmsektor
und mit Annäherung der Kaltfront labilisiert die Schichtung nachmittags und
abends im Nordwesten etwas. Die Lapse Rates bleiben aber sehr überschaubar labil
und auch die ML CAPE Werte reichen gerade mal bis ca. 100 J/kg. Dennoch nehmen
die Niederschläge zusehends schauerartigen Charakter an und auch einzelne
Gewitter sind nicht ganz ausgeschlossen.

In den übrigen Regionen weiter nach Süden und Osten hin zieht teilweise hohe und
mittelhohe Bewölkung durch, vor
allem im Süden und Osten scheint längere Zeit die Sonne. Nur im Osten sind an
einer schwachen Konvergenz noch einzelne Schauer möglich, aber keine Gewitter
mehr. Die Schichtung wird zwar im Süden instabiler, sogar mehr noch als im
Nordwesten, hier fehlt aber die Feuchte und Hebung um Konvektion in Gang zu
setzen.

Die zu uns einfließende Luftmasse wird wieder wärmer, so werden im Norden im
Warmsektor um 11°C in 850 hPa erwartet, im Süden erreichen wir am Abend 15 bis
18°C. Abgesehen vom äußersten Norden, den Küstenregionen und dem stark bewölkten

Nordwesten wird es sommerlich warm und im Südwesten kann trotz etwas Bewölkung
die 30°C-Marke erreicht oder leicht überschritten werden.

In der Nacht zum Montag kommt das okkludierende Frontensystem über
Norddeutschland zügig nach Osten voran und macht dabei auch etwas Boden Richtung
Landesmitte hin gut. Die herangeführte Luft ist sehr feucht (PPW 30 bis 40 mm),
die Hebung, gestützt auch durch einen Kurzwellentrog sorgt für eine leichte
Labilisierung, sodass in den Regen, der sich bis in die Mitte ausbreiten kann,
auch einzelne Gewitter mit Starkregen eingelagert sein können.
Wie weit der Regen über der Mitte nach Süden vorankommt ist unsicher, vor allem
im Südwesten bleibt es aufgelockert oder gering bewölkt und meist trocken. Auch
postfrontal lässt der Regen im Norden rasch wieder nach, in feuchter Luft
überwiegen dort aber weiter dichte Wolken mit eher wenigen größeren
Auflockerungen. Die Luft kühlt auf Werte zwischen 18°C im Westen und ca. 12°C im
südöstlichen Bergland ab.


Montag... sind die Luftdruckgegensätze am Boden gering. In der Höhe bleibt die
Westströmung erhalten. Sie ist zunächst leicht antizyklonal geprägt, wird im
Tagesverlauf durch einen Kurzwellentrog, der sich vor allem in 300 hPa
abzeichnet, und der von Westen her übergreift, wieder zyklonaler.
Die Warmfront zieht dabei ab, während die nach Südwesten zurückhängende
Kaltfront über der Mitte ins Schleifen kommt. Die mit west- bis nordwestlichen
Winden einfließende Luftmasse bleibt präfrontal und im frontalen Bereich feucht
(PPW teils über 30 mm), während die Labilität im Rahmen bleibt; im Tagesverlauf
sind wieder an die 500 J/kg ML Cape möglich.

Diese Labilität wird tagesgangbedingt und mit Hilfe des hereinlaufenden
Randtroges teilweise in konvektive Umlagerungen umgewandelt. Wie genau der
Ablauf sein wird, ist noch schwer zu sagen. In erster Linie sollte eine
Auslösung über der Mitte und nach Südosten hin stattfinden. Externe Modelle
sehen auch den Nordosten mit dabei, je nach Timing der Kaltfrontpassage, auf
deren Rückseite es erst wieder stabilisiert. Die Unsicherheiten sind
diesbezüglich noch nicht ganz getilgt, aber auch hinsichtlich der Auslöse an
sich. In den Prognosesoundings findet teilweise sich eine kleine Sperrschicht in
ca. 500 bis 600 hPa, die erstmal überwunden werden muss. Sollte das klappen,
steht bei den Gewittern Starkregen oben auf der Karte. Im Wesentlichen im
markanten Rahmen, unwetterartiger Starkregen ist aber nicht komplett
ausgeschlossen. Nach Südwesten hin, wo etwas Scherung da ist und die
Grundschicht recht trocken, wären auch Hagel und stürmische Böen oder Sturmböen
nicht unwahrscheinlich.
Im Norden passiert in Sachen Konvektion nichts, und vor allem Richtung Küste
scheint längere Zeit die Sonne. Ansonsten
ist der meiste Sonnenschein im Südwesten anzutreffen. Die Temperatur erreicht im
Norden 21 bis 26°C, sonst 26 bis 32°C.

In der Nacht zum Dienstag zieht der Trog und mit ihm die Regenfälle, bzw.
Schauer und Gewitter nach Osten bis Südosten ab und von Frankreich her stößt ein
Keil zu uns vor. Dieser führt auch dazu, dass die Front immer diffuser wird
schließlich aus den Karten verschwindet. Unter Absinken lockern die Wolken vor
allem im Süden und der Mitte gebietsweise stärker auf und vereinzelt kann sich
Nebel bilden. Außer im Norden (um 10°C) wird die Nacht mild mit Tiefstwerten um
15°C. Warmluftadvektion auf der Vorderseite eines auf die Nordsee übergreifenden
Frontensystems führt im Nordwesten im weiteren Verlauf wieder zum Aufzug von
teils dichteren Wolken, noch ohne Regen.


Dienstag... legt sich besagter Rücken, der sich auf der Vorderseite eines Troges
über dem Nordatlantik aufwölbt, über den Vorhersageraum, wobei er sich noch
etwas aufplustert. Das reicht, um im Verbund mit einem schwachen Bodenhochkeil
weiten Teilen des Landes einen sehr warmen bis heißen und sonnenscheinreichen 2.
August zu bescheren.

Etwas gekniffen ist einmal mehr der Nordwesten, wo Warmluftadvektion den Rücken
in klassischer Manier überläuft und die Warmfront eines ins Nordmeer ziehenden
Tiefs insbesondere in Nordseenähe und Schleswig-Holstein leichten Regen bringt.
Ansonsten herrscht nur in den östlichen und südöstlichen Mittelgebirgen sowie an
den Alpen eine geringe Schauer- und Gewitterneigung, im großen Rest dürfte es
trocken bleiben. Die Temperatur erreicht im Norden 22 bis 27°C, sonst
27 bis 33°C mit den höchsten Werten am Oberrhein.

In der Nacht zum Mittwoch liegt der schleifende Frontenzug des Nordmeertiefs
über der Nordsee und bringt ganz im Nordwesten starke Bewölkung und eventuell
rund um die Nordsee ein paar Tropfen Regen. Ansonsten sorgt der stationäre
Höhenkeil über uns für gering bewölkten oder klaren Himmel. Die Temperaturen
gehen auf 19 bis 13°C zurück.


Modellvergleich und -einschätzung
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Unschärfen betreffen in erster Linie die Niederschläge, besonders die
Konvektion. Hier ist Nowcasting gefragt. Der grundsätzliche Ablauf ist
unstrittig. Die Gewitter morgen dürften nur ein geringes Unwetterpotential
besitzen, vereinzelter unwetterartiger Starkregen ist aber auch nicht ganz
ausgeschlossen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner