DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-07-2022 07:30
SXEU31 DWAV 300800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.07.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM

Heute vom Südosten in den Norden Schauer und Gewitter, vor allem durch
Starkregen markant, vereinzelt unwetterartig. Morgen ruhiger, zum Montag wieder
steigende Gewitterneigung.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt ein Trog mit eingelagertem Höhentief zunächst genau über der
Mitte Deutschlands und löst auf seiner Vorderseite ausgehend von Sachsen und
Thüringen bis ins südliche Niedersachsen Regenfälle aus, die sich zunächst aber
etwas abschwächen sollen. Der Trog wandert im Tagesverlauf progressiv nach Osten
und langt bis zum Abend Westpolen und Tschechien an. Aus seiner Rückseite folgt
ein flacher Höhenkeil, der von WLA vorderseitig eines Zentraltiefs bei Island
gestützt wird und bis zum Abend auf Nordwestdeutschland übergreift. Die
Druckverteilung am Boden ist über Mitteleuropa sehr flach. Mit etwas gutem
Willen lässt sich eine flache Brücke nach Nordwesten hin ausmachen, der über
Polen und Tschechien etwas tieferer Druck gegenübersteht mit einer Rinne und
Konvergenz, die über Ostdeutschland bis zur Nordsee reicht. Die Luftmasse bleibt
in diesen Regionen leicht instabil und feucht, tagsüber baut sich wieder ML Cape
bis ca. 500 J/kg auf bei einem Wassergehalt von um 30 mm PPW. Die Strömung
bleibt aber sehr schwach, entsprechend ist auch in Sachen Scherung nichts zu
holen.
Die angesprochenen Regenfälle lassen vorübergehend nach und bei im Tagesverlauf
teilweise auflockernder Bewölkung können sich besonders von Ostbayern bis
Sachsen, Thüringen und nach Niedersachsen und Hamburg einzelne Schauer und
Gewitter, die von Starkregen und kleinkörnigem Hagel begleitet sein können.
Eventuell sind auch Brandenburg und Schleswig-Holstein noch mit drin. Auf die
Lausitz könnten am Rand des kleinen Höhentiefs Aufgleitniederschläge von Polen
her übergreifen. In den Gewittern sind vereinzelt unwetterartige
Starkregenmengen nicht ausgeschlossen.

Mit Annäherung der flachen Hochdruckbrücke weitet sich trockene und stabiler
geschichtete Luft vom Westen und Südwesten auch auf die mittleren Landesteile
aus. Dort sowie ganz im Nordosten bleibt es trocken und gebietsweise sonnig. In
Südbayern frischt südlich der Rinne der West- bis Nordwestwind vorübergehend
auf, im Alpenvorland und Teilen Niederbayerns kann es steife Böen geben.

Vor allem über der östlichen Mitte bleibt es stark bewölkt. Auch im Nordwesten
werden aufgrund der WLA und mit Annäherung einer Warmfront die Wolken dichter,
es bleibt dort aber trocken. Die Höchstwerte liegen zwischen 19 und 23°C bei
starker Bewölkung sowie an den Küsten und zwischen 24 und 29°C bei mehr Sonne.

In der Nacht zum Sonntag zieht das Bodentief ab, verstärkt sich aber über Polen
wieder und löst dort teils sehr heftige Regenfälle aus. Der flache Höhenrücken
zieht begleitet von WLA über und nach Osten und vor allem im Süden steigt der
Druck leicht an und ein Keil des Azorenhochs schiebt sich nach Süddeutschland
vor. Die Schauer und Gewitter lassen wahrscheinlich rasch nach, mit der
nordwestlichen Anströmung bleibt es vor allem am Erzgebirgsnordrand stark und
die Bewölkung lockert meist stärker auf, teils wird es gering bewölkt oder klar
und lokal kann sich wieder Nebel bilden.
Auf den Nordwesten greift die Warmfront eines Tiefs östlich von Island über, in
deren Vorfeld sich teils dichte, teils dünne Wolken über den Westen und
Nordwesten ausbreiten. Ein paar Spritzer Regen sind im Nordwesten ebenfalls
möglich. Die Tiefstwerte liegen zwischen 17 und 10°C.


Sonntag... schwenkt der flache Höhenrücken über Deutschland nach Osten,
anschließend stellt sich bei recht hohem Geopotential eine zunächst glatte
Westströmung ein, in der später über die Nordsee ein flacher Trog folgt.
Bodennah liegt der flache Azorenhochkeil über dem Süden Deutschlands, nach
Norden hin nimmt der Druck leicht ab, so dass der schwache Wind auf westliche
Richtungen dreht.

Der Norden Deutschlands liegt am südlichen Rand der Frontalzone, wobei die
Warmfront des Nordmeertiefs über den Norden hinweg gesteuert werden soll, dort
aber nur wenig Regen bringt. Allerdings erwartet den Nordwesten ein
wolkenreicher Tag. Im Vorfeld der herannahenden Kaltfront kann im äußersten
Nordwesten am Nachmittag etwas kräftigerer Regen aufkommen. In der immer
feuchteren Luftmasse wird auch etwas Cape berechnet, was für schauerartige
Verstärkungen spricht, für Gewitter reicht es aber wahrscheinlich eher nicht,
obwohl sie vor allem im Westen auch nicht ausgeschlossen sind.

In den übrigen Regionen zieht teilweise hohe und mittelhohe Bewölkung durch, vor
allem im Süden und Osten scheint längere Zeit die Sonne und bei recht stabiler
Schichtung sollte kaum nennenswerte, bzw. "wetterrelevante" Konvektion
mehr zustande kommen. Nur im Osten sind noch einzelne Schauer möglich, aber
wahrscheinlich keine Gewitter.

Die zu uns einfließende Luftmasse wird wieder etwas wärmer, so werden im Norden
im Warmsektor um 11°C in 850 hPa erwartet, im Süden erreichen wir am Abend 18°C.
Abgesehen vom äußersten Norden, den Küstenregionen und dem stark bewölkten
Nordwesten wird es sommerlich warm und im Südwesten kann trotz etwas Bewölkung
die 30°C-Marke erreicht oder leicht überschritten werden.

In der Nacht zum Montag kommt das okkludierende Frontensystem über
Norddeutschland zügig nach Osten voran und macht dabei auch etwas Boden Richtung
Landesmitte hin gut. Die herangeführte Luft ist sehr feucht (PPW 30 bis 40 mm),
die Hebung sorgt für eine leichte Labilisierung, sodass in den Regen, vor allem
über der Mitte auch einzelne Gewitter mit Starkregen eingelagert sein können.
Wie weit der Regen über der Mitte nach Süden vorankommt ist unsicher, im Süden
jedenfalls bleibt es wohl aufgelockert oder gering bewölkt und meist trocken.
Auch postfrontal im Nordwesten wird die Luft wieder trockener und es lockert
auf.
Die Luft kühlt auf Werte zwischen 18°C im Westen und ca. 12°C im südöstlichen
Bergland ab.


Montag... bleiben die Luftdruckgegensätze am Boden gering, was nicht gerade für
einen dynamischen Auguststart spricht. In der Höhe setzt sich wieder eine
westliche Strömung durch, mit der im Tagesverlauf ein Kurzwellentrog, der sich
vor allem in 300 hPa abzeichnet, übergreift.
Die Warmfront zieht dabei ab, während die nach Südwesten zurückhängende
Kaltfront über der Mitte ins Schleifen kommt. Die mit west- bis nordwestlichen
Winden einfließende Luftmasse bleibt präfrontal und im frontalen Bereich gut
angefeuchtet (PPW teils über 30 mm), während die Labilität allerdings im Rahmen
bleibt.

Immerhin wird etwas CAPE generiert, das tagesgangbedingt und mit Hilfe des
hereinlaufenden Randtroges in konvektive Umlagerungen umgewandelt wird. Wie
genau der Ablauf sein wird, ist noch schwer zu sagen. In erster Linie sollte
eine Auslösung über der Mitte und nach Südosten hin stattfinden, möglicherweise
auch in der Peripherie nach Süden und Norden zu. Externe Modelle sehen auch den
Nordosten mit dabei. Die Unsicherheiten sind diesbezüglich aber noch groß, aber
auch hinsichtlich der Auslöse an sich. In den Prognosesoundings findet sich eine
Sperrschicht in ca. 600 hPa (-5°C), die erstmal überwunden werden muss. Sollte
das klappen, steht bei den Gewittern Starkregen ganz oben auf der Karte.

Im Laufe des Tages deutet sich von Norden her eine Abtrocknung an, so dass vor
allem die küstennahen Gebiete auf einige Sonnenstunden hoffen können. Ansonsten
ist der meiste Sonnenschein im Südwesten anzutreffen. Die Temperatur erreicht im
Norden 21 bis 26°C, sonst 26 bis 32°C.

In der Nacht zum Dienstag zieht der Trog und mit ihm die Regenfälle, bzw.
Schauer und Gewitter nach Osten bis Südosten ab und von Westen her stößt ein
Keil zu uns vor. Dieser führt auch dazu, dass die Front immer diffuser wird
schließlich aus den Karten verschwindet. Unter Absinken lockern die Wolken
gebietsweise auf und vereinzelt kann sich Nebel bilden. Außer im Norden (um
10°C) wird die Nacht mild mit Tiefstwerten um 15°C. Warmluftadvektion auf der
Vorderseite eines auf die Nordsee übergreifenden Frontensystems führt im
Nordwesten im weiteren Verlauf wieder zum Aufzug von teils dichteren Wolken,
noch ohne Regen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle laufen in den Basisfeldern ab der Nacht zum Montag etwas
auseinander, ohne das die grundsätzliche Entwicklung dadurch in Frage gestellt
wird.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner