DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

25-07-2022 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 25.07.2022 um 10.30 UTC



Überwiegend wechselhaft mit Schauern und Gewittern, markanteste
Wetterentwicklung mit lokal kräftigeren Gewittern und Regen am Alpenrand von
Freitag bis in den Samstag hinein. Wechselndes Temperaturniveau, vor allem im
Süden anhaltend recht hohes Temperaturniveau.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 01.08.2022


Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Donnerstag befindet sich eine flache
Hochdruckzone über der Nordsee und reicht bis nach Norddeutschland. Im
Tagesverlauf dehnt diese sich noch etwas über Südskandinavien in Richtung
Baltikum und Osteuropa. Auch in der Höhe ist das Strömungsmuster zunächst leicht
antizyklonal konturiert. Es herrscht zunächst also weitgehend störungsfreies und
freundliches Wetter. Eine Ausnahme bildet voraussichtlich der Südosten, dort
liegen noch Reste der feuchteren und leicht instabilen Luftmasse, die vom
Vortag/aus der Nacht heraus noch Schauerreste vor allem am östlichen Alpenrand
zur Folge haben könnte. Im Tagesverlauf kommt es dann zur Annäherung des
westeuropäischen Langwellentroges bzw. zunächst erstmal zum Übergreifen eines
sich über Benelux/Nordfrankreich nach Deutschland verlagernden kurzwelligen
Anteils. Damit weitet sich am Boden eine flache Tiefdruckrinne von Frankreich
her westwärts über die Südhälfte Deutschlands aus. Im Vorfeld des Troges dreht
die Strömung auf Südwest, die über dem Süden lagernde Luftmasse mit Temperaturen
in 850 hPa über 15 Grad kommt bis ins Norddeutsche Tiefland voran. Hinsichtlich
des Timings bestehen hier durchaus noch Unsicherheiten. Die dynamischen
Hebungsantriebe dürften sich tagsüber noch sehr in Grenzen halten, so dass
zunächst vor allem über dem Bergland im Süden (dort ist die Luftmasse am
feuchtesten und instabilsten) Schauer/Gewitter ausgelöst werden. Mit Annäherung
des Troges in Richtung Abend/Nacht zum Freitag und damit zunehmendem
Hebungsantrieb können dann auch die zentralen und vor allem östlichen
Mittelgebirge für die Auslöse von Schauern und Gewittern herhalten.

Am Freitag greift der Trog mit seiner Vorderseite auch auf die östlichen
Landesteile über. Damit lebt de Schauer- und Gewittertätigkeit vor allem in der
Südosthälfte recht rasch auf, mit dabei sind in Anbetracht der dann doch recht
feuchten und labilen Luftmasse, etwas höhere CAPE-Werte als am Vortag inklusive,
dann zumindest örtlich auch kräftigere Entwicklungen hinsichtlich Starkregen und
Hagel. Nachfolgend dreht die Strömung auf West bis Nordwest, so dass die wärmste
Luft (15-Grad-Isotherme in 850 hPa) allmählich ostwärts "abwandert". Auch die
Tiefdruckrinne verlagert sich ostwärts und von Westen/Nordwesten steigt
allmählich der Bodendruck. In der Nacht zum Samstag verlagert sich die Trogachse
in den Osten Deutschlands, so dass es wohl auch nachts vor allem im Nordosten
und Osten sowie am Alpenrand weitere Niederschläge, häufig konvektiver Art und
anfangs gewittrig, geben wird. Vor allem am Alpenrand verlagert sich die
Tiefdruckrinne samt Luftmassengrenze nur zögerlich, dort kann es teils etwas
länger regnen.

Am Samstag überquert die Trogspitze auch den Südosten und im Bodenniveau steigt
der Druck allgemein an. Die Hebungsantriebe lassen somit nach. Allerdings lagert
gerade im Südosten und Osten noch die feuchtere Luftmasse, vor allem im
östlichen Bergland und am Alpenrand kann damit die Hebung des abziehenden Troges
noch ausreichen, um erneut Schauer und Gewitter auszulösen, am Alpenrand kann es
aus der Nacht heraus auch noch bis in die Mittagsstunden regnen. Schauer und
Gewitter klingen im Laufe der Nacht zum Sonntag weitgehend ab, wenn sich von
Westen her ein flacher Keil nach Deutschland schiebt.

Am Sonntag herrscht schwacher Hochdruckeinfluss, auch in der Höhe liegt ein
flacher Keil über Deutschland. Damit herrscht (zunächst) störungsfreies Wetter.
In der nordwestlichen Strömung ist eine gemäßigte, im Nordosten sogar eher kühle
Luftmasse mit 850 hPa-Temperaturen zwischen 6 Grad im Nordosten und 13 Grad im
Süden wetterbestimmend. Allerdings wird im Norden der Keil im Tagesverlauf
bereits flacher und es nähert sich der noch recht flache Trog, der vom
Nordatlantik gen Britische Inseln gerichtet ist. In der Nacht zum Montag kann
dann voraussichtlich die Warmfront eines Tiefs über der Nordsee auf den
Nordwesten übergreifen und im Nordseeumfeld für etwas Regen sorgen.

Am Montag sind die Unsicherheiten bereits relativ groß. Nach aktuellem Stand der
Vorhersagen überquert der sich etwas amplifizierende Trog Norddeutschland, auch
das Nordseetief entwickelt sich noch etwas und verlagert sich samt
okkludierendem Frontensystem über Südskandinavien zur Ostsee. Das Frontensystem
verlagert sich noch etwas in die mittleren Landesteile, verliert aber unter von
Westen wieder ansteigendem Druck zunehmend an Wetterwirksamkeit. Im Norden (bis
etwa maximal zur Mittelgebirgsschwelle) kann es etwas regnen, sonst bleibt es
voraussichtlich meist trocken. Im Warmsektor dreht die Strömung wieder auf West
bis Südwest, so dass die Temperaturen gegenüber den Vortagen wieder etwas
ansteigen und häufig sommerliche Werte erreichen kann. Bei 850 hPa Temperaturen
im Süden um oder etwas über 15 Grad dürfte dort auch die 30-Grad-Marke wieder
häufiger überschritten werden.

In der erweiterten Mittelfrist werden die Aussagen der vorliegenden Modelle
recht unterschiedlich, daher sind die Unsicherheiten hier noch relativ groß. Von
der Tendenz deutet sich aktuell aber eher zyklonaler Einfluss mit weiterhin
bestehendem Temperaturgefälle von Nord nach Süd an. Dabei nach Süden hin
weiterhin hochsommerlich bis heiß und größere Wahrscheinlichkeit für leicht
antizyklonal beeinflusstes, weitgehend störungsfreies Wetter. Nach Norden hin
voraussichtlich überwiegend wechselhaft.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Läufe ist abgesehen von gewissen
Abweichungen hinsichtlich Amplitude und Timing, die allerdings in leichter Form
bereits zu Beginn der Mittelfrist vorhanden sind, bis einschließlich Sonntag
relativ gut. Ab Montag und auch in der erweiterten Mittelfrist ist die
Konsistenz schlecht, es bestehen große Unsicherheiten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ähnlich wie bei der Konsistenzbetrachtung des IFS lässt sich beim Blick auf
andere Globalmodelle feststellen, dass abgesehen von leichten Unterschieden
hinsichtlich Amplitude und Timing der Fahrplan für die Mittelfrist bis
einschließlich Sonntag recht klar zu sein scheint. Sowohl ICON als auch GFS
haben hier keine anderen Lösungen parat. Ab Montag weichen dann die
Lösungsansätze zunehmend deutlich voneinander ab. Vor allem das GFS deutlich
zyklonaler aufgestellt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Betrachtung der Clusteranalyse des IFS ist wenig erkenntnisbringend. Im
ersten Zeitraum (Donnerstag 00 UTC bis Freitag 00 UTC, +72 bis +96 h) werden
zwar zwei Cluster angeboten, allerdings lassen sich für Mitteleuropa hier keine
wesentlichen Unterschiede erkennen. Über Mitteleuropa liegt ein recht flaches
Trog-Keil-Muster. Im zweiten Zeitraum von Samstag 00 UTC bis Montag 00 UTC gibt
es einen Cluster, der dem Regime Blocking bzw. atlantischer Rücken zugeordnet
wird. Über Mitteleuropa herrschen relativ schwache Luftdruckgegensätze auf der
leicht zyklonalen Seite, sowohl das Blocking als auch der atlantische Rücken
haben keine Auswirkungen auf unser Wettergeschehen.
Die Rauchfahnen einiger deutscher Städte zeigen eine recht gute Bündelung der
Modelllösungen bis einschließlich Samstag/Sonntag, das gilt sowohl für die
Temperatur in 850 hPa als auch für das Geopotenzial in 500 hPa. Nachfolgend
fächert die Ensembleschar auf. Hinsichtlich der 850 hPa Temperatur deutet sich
mit relativer Sicherheit der Fortbestand des Nord-Süd-Gefälle an, vor allem im
Süden sind damit weiterhin sehr sommerliche bis heiße Maximumtemperaturen
wahrscheinlich und werden in der erweiterten Mittelfrist sogar wieder
wahrscheinlicher. Nach Süden besteht ebenso eine Tendenz zu höherem Geopotenzial
im Vergleich zum Norden, damit einhergehend deuten auch die Niederschlagssignale
eine höhere Regenwahrscheinlichkeit im Norden an. Allerdings gibt es nach wie
vor keine größeren Regensignale...
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Insgesamt stehen aus aktueller Sicht kaum markante Wettererscheinungen auf dem
Programm. Zum kommenden Donnerstag wird zwar vor allem im Süden und Südosten des
Landes ein erneuter "Temperaturpeak" erwartet, dies aber nicht in dem Ausmaß wie
zu Wochenbeginn, so dass auch der EFI hier nur leichte Signale zeigt.

GEWITTER/STARKREGEN:
Am Donnerstag bzw. eher zur Nacht zum Freitag hin sind insbesondere über dem
Bergland einzelne kräftige Gewitter mit Starkregen möglich, Hagel und Böen
sollten eine eher untergeordnete Rolle spielen. Am Freitag nehmen die Signale
für markante Gewitter im Südosten etwas zu, EFI CAPE und CAPEshear reagiert
leicht und auch die CAPE-Werte und Niederschlagssignale sind etwas markanter, so
dass als markante Begleiterscheinungen Starkregen und auch Hagel im Südosten zu
erwarten sein dürften.
Das markanteste Signale lässt sich in der Deterministik und im IFS-EPS ab der
Nacht zum Freitag und am Samstag finden. Vor allem am Alpenrand besteht dann
eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für markante Regenfälle. Zunächst dürften diese
vor allem konvektiven Charakter haben, am Alpenrand kann sich daraus bis in den
Samstag hinein mehrstündiger Regen entwickeln. Der EFI liefert hier kaum
Signale, allerding zeigt das IFS-EPS sowie GFS und UK10 doch
Wahrscheinlichkeiten für 30 bis 50 l/qm in 24 Stunden.

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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger