DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

28-06-2022 09:01
SXEU31 DWAV 280800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 28.06.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von Sz zu HFz

Heute im äußersten Süden markante Gewitter, in der Nacht bis zur Mitte und im
Südosten teils markante Gewitter. Isolierte Unwetter möglich.
Am Mittwoch vor allem im östlichen Mittelgebirgsraum und im Südosten starke
Gewitter mit lokaler Unwettergefahr. Eventuell Ausdehnung der Gewitter bis nach
Brandenburg und Sachsen-Anhalt möglich.
In der Nacht zum Donnerstag anfangs in Ostbayern, ansonsten im Osten markante
Gewitter, Unwetter möglich.
Am Donnerstag nach Polen abziehende Gewitter. Ab dem Nachmittag im Westen erneut
Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... Ein Randtrog des Höhentiefs westnordwestlich der Hebriden hat die
westliche Ostsee und Meckl-Vorp. erreicht und verabschiedet sich langsam nach
Nordosten. Dahinter folgt ein flacher Höhenrücken, der ebenfalls nur langsam
Über Deutschland nordostwärts wandert. Das zugehörige Bodenhoch ´Gabor´, das
sich aus einem Azorenhochkeil ablöst, wird heute Mittag über Ostniedersachsen
und Mecklenburg simuliert und sorgt häufig für freundliches Wetter. Nur anfangs
gibt es im Osten dichte Bewölkung, aus der es anfangs regnet. Auch im äußersten
Süden ist es teils stark bewölkt mit einzelnen Schauern. Hier liegt noch die
ehemalige Kaltfront von gestern, die rückläufig geworden ist und als Warmfront
langsam wieder über das Alpenvorland nach Nordwesten zieht. In ihrem Bereich
treten heute im Tagesverlauf einzelne markante Gewitter auf, die in die
Südwestströmung eingelagert sind und von der Schweiz her in den äußersten Süden
ziehen. Südostbayern liegt im Bereich der pot. instabilen Warmluft, in der sich
am Nachmittag Cape-ML-Werte zwischen 300 und 700 J/Kg bei PPWs zwischen 35 und
40 entwickelt. Damit dürften auch im Alpenraum Gewitter ausgelöst werden, die
sich abends auch von den Alpen ablösen und ins Vorland ziehen können. Wegen der
geringen Zuggeschwindigkeit sind vor allem hier Unwetter durch Starkregen
möglich.
Obwohl mittags die Temperatur in der eingeströmten Biskayaluft häufig knapp
unter 10 Grad liegt, werden am Nachmittag dank der kräftigen Einstrahlung doch
noch verbreiten Sommertemperaturen zwischen 25 und 28 Grad erreicht. Nur im
Küstenbereich, im südlichen Baden-Württemberg, in Südostbayern und im Bergland
werden 21 bis 24 Grad erreicht. Der Wind weht im Bereich des Hochs meist nur
schwach und dreht auf Nordost, da das Hochdruckgebiet abends bereits über der
westlichen Ostsee erwartet wird. In Gewitternähe kann der Wind steif bis
stürmisch aus Südwest bis Süd auffrischen.

In der Nacht zum Mittwoch wandert der Höhenkeil nach Nordostdeutschland und von
Ostfrankreich und den Westalpen greift ein weiterer Randtrog auf
Südwestdeutschland über und vor allem in Schichten oberhalb von 3000 m kommt mit
einer südlichen Strömung potentiell instabil Luft bis ins mittlere Deutschland
voran. So breitet sich Schauerartiger Regen von >Süddeutschland bis etwa nach
Osthessen und Thüringen, zum Morgen eventuell bis in die südlichen Teile von
Sachsen-Anhalt und Brandenburg aus. Cape-MU-Werte zwischen 50 und 200 deuten an,
dass auch einzelne Gewitter eingelagert sind. Deutlich größer ist die
Gewittergefahr in Ostbayern, wo die Cape-MU-Werte teils über 500 J/Kg erreichen
bei PPWs zwischen 35 und 40 mm. Im Westen und Norden passiert nicht viel und die
Bewölkung ist teils aufgelockert.

Mittwoch... wandert der Trog, in dem sich sogar anfangs über den Alpen und im
Alpenvorland ein Höhentief zeigt, über Süddeutschland ostwärts und erreicht mit
seiner Achse um 18 UTC Ostbayern und Thüringen. Weiter nach Norden lösen sich
die Trogstrukturen auf. Der Langwellentrog mit Drehzentrum dicht nordwestlich
von Schottland bleibt über Westeuropa liegen. Am Boden ist das zum Trog
gehörende Tief nur schwach ausgeprägt und zieht nach ICON D2 von Bayern nach
Sachsen.
Zwar zeigen die Modelle großräumig eine ähnliche Druck- und Potentialverteilung,
weiterhin gibt es aber größere Diskrepanzen hinsichtlich der räumlichen
Verteilung der Regenfälle. Klar ist, dass vor allem in der mittleren und oberen
Troposphäre die feuchte und instabile Warmluft mit südlicher Strömung bis zum
Abend Mecklenburg-Vorpommern erreicht. So betragen die PPWs von Bayern bis nach
Brandenburg, später bis nach Mecklenburg-Vorpommern 35 bis 40, lokal bis 44 mm,
was wieder den Starkregen in den Vordergrund rückt. CAPE-MU ist mit Werten
zwischen 200 und 700, von der Lausitz bis nach Südostbayern mit teils über 1000
J/kg vor allem im Südosten vorhanden, Scherung dagegen im Nordosten.
So steht bei langsamer Zuggeschwindigkeit der Starkregen im Focus des
Warnmanagements, Hagel und Sturmböen müssen aufgrund der Labilitäts- und
Scherungswerte mit eingeplant werden.
Von Baden-Württemberg über NRW bis nach Nordwestdeutschland deutet sich auf der
Rückseite des Troges schwacher Hochdruckeinfluss an mit etwas mehr Sonnenschein
und kaum Niederschlag.
Die Höchsttemperaturen liegen erneut zwischen 21 Grad an der See und bis 28 Grad
im Binnenland, wobei die höchsten Werte im Westen, Südwesten und in der
Oberlausitz erreicht werden, dort allerdings noch mit Fragezeichen.

In der Nacht zum Donnerstag schwenkt der Randtrog zum nordöstlichen Deutschland
das flache Bodentief zieht nach Westpolen. Nachfolgend wird die südwestliche
Strömung wieder ein wenig antizyklonaler, sodass von Süden her der Druck steigt.
Schauer und Gewitter verlagern sich mehr und mehr in den Nordosten und Osten,
allerdings ist das Timing der Modelle unterschiedlich. Die deutsche Modellkette
zeigt Starkregengefahr in Ostsachsen und in Odernähe, UK10 und EZMW bringt teils
extremen Starkregen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. In Bayern ziehen
die Regenfälle weitgehend ostwärts ab.
Die PPW's sind im Osten weiterhin hoch und Scherung ist von Vorpommern bis nach
Ostsachsen teils mäßig erhöht, CAPE-MU dort ebenfalls. So können Sturmböen und
Hagel ebenfalls dabei sein.
In den anderen Landesteilen lockern die Wolken unter Zwischenhochdruckeinfluss
auf und es bleibt meist trocken. Lokal kann es flache Nebelfelder geben.
Die Tiefsttemperaturen liegen zwischen 18 und 11 Grad, in der Eifel kann es bis
8 Grad nach unten gehen.

Donnerstag... verbleiben wir auf der Vorderseite des Langwellentrog mit
Drehzentrum bei den Hebriden, wobei die Strömung leicht auf Südsüdwest
zurückdreht und wieder sehr warme bis heiße Luft (T850 hPa 12 bis 19 Grad)
angezapft wird. Zunächst ist diese aber auch trocken. Von Westen rückt uns dann
jedoch eine teilokkludierte Kaltfront auf die Pelle, die zum Zentraltief bei den
Hebriden gehört. Damit gelangen in den Westen präfrontal wieder feuchtere
Luftmassen, womit die PPWs wieder auf 35 bis 40 mm und Cape-ML auf 300 bis 700
J/Kg, aber auch die Scherung wieder zunimmt. Entsprechend steigt ab dem
Nachmittag wieder die Gefahr von Schauern und Gewittern.
Die Oberwinde hingegen sind schwach, sodass Wind wohl nur eine untergeordnete
Rolle spielt (einzelne Böen Bft 8).
In den anderen Landesteilen ist es unter Hochdruckeinfluss meist trocken, nur im
Nordosten kann es anfangs noch etwas regnen. Im Alpenraum ist lokal ein Gewitter
nicht ausgeschlossen und hier steigen die Cape-Werte gar auf 1000 bis 1400 J/Kg
bei anfänglicher Deckelung.
Der Wind weht schwach bis mäßig aus zunächst vorherrschend Ost bis Südost, ab
dem späten Nachmittag im Westen aus West. Derzeit simuliert ICON nämlich vor der
Kaltfront eine Konvergenz mit Hitzetief um 18 UTC über dem Münsterland
(entsprechend westlich der Konvergenz Winddrehung auf West).
Es wird wieder wärmer mit Höchstwerten zwischen 26 bis 32 Grad. An der Küste
bleibt es bei auflandigem Wind etwas kühler.
In der Nacht zum Freitag kommen die teils gewittrigen Regenfälle bis auf eine
Linie Nordfriesland-Ostbayern voran (bei GFS sogar bis in den Osten). Dabei
besteht örtlich eng begrenzt Unwettergefahr.

Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren die großräumigen Basisfelder recht ähnlich. Differenzen
treten naturgemäß bei den Schwerpunkten der Regenvorherhersage auf (s. o.)
Heute Nachmittag ist nach ICON-D2-EPS von 06 UTC die Gefahr markanter Gewitter
und isolierter Unwetter im Alpenraum am größten.
In der ersten Nachthälfte besteht die größte Gefahr starker Gewitter in
Südostbayern. In der 2. Nachthälfte erkennt man im 06-UTC-Lauf, dass die
gewittrigen Regenfälle sich bis nach Nordwürttemberg und Franken ausdehnen.
Am Tage besteht die größte Gefahr starker Gewitter im östlichen
Mittelgebirgsraum und in Ost- bzw. Südostbayern.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden