DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-06-2022 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 17.06.2022 um 10.30 UTC



Im Süden bis Donnerstag sommerlich oder heiß, örtlich auch kräftige Gewitter. Im
Norden meist nur mäßig warm und meist trocken.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 24.06.2022


Am Montag, dem Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums, liegt Deutschland
am Südrand einer Potentialrinne, die sich mit mehreren Drehzentren vom Baltikum
über den Skagerrak bis in die Biskaya erstreckt. Dem steht, ausgehend vom
Tyrrhenischen Meer in Richtung Ungarn und Ukraine, ein Höhenkeil gegenüber. Die
Potentialrinne stützt am Boden eine Tiefdruckrinne, die sich von Süddeutschland
ausgehend über Polen zum Baltikum erstreckt. Dabei hat sich über der nördlichen
Mitte eine markante Luftmassengrenze etabliert. Sie trennt kühle Luft im Norden
(über Schleswig-Holstein teilweise nur 4 Grad in 850 hPa) von schwül-heißer Luft
im Süden (T850 von 23 Grad am Alpenrand). An der schleifenden Luftmassengrenze
gibt es konvektiv verstärkte Regenfälle (teilweise auch gewittrig), die in
Mittelgebirgen auch recht kräftig ausfallen können. Im Süden ist es erst sonnig,
aber in der zweiten Tageshälfte stehen kräftige Gewitter auf dem Programm, die
teilweise auch unwetterartig ausfallen können. Das Temperaturniveau reicht von
32 Grad im Südosten und 17 an den Küsten.

Am Dienstag hat sich über Deutschland, ausgehend von hohem Potential über dem
westlichen Mittelmeer, ein Keil aufgespannt. Seine Divergenzachse liegt mittags
meridional über Deutschland. Die Luftmassengrenze liegt weiterhin über uns,
dabei ist in den Westen etwas wärmere Luft vorgestoßen, während im Osten die
kühlere Luft sich weiter nach Süden durchsetzt. Der Keil stützt ein flaches Hoch
über dem Osten Deutschlands, das sich im Tagesverlauf unter Abschwächung weiter
in Richtung Osten verlagert. Aufgrund eines flachen Tiefs über Frankreich
verlagert sich die Front als Warmfront weiter nach Norden. Im Bereich der Front
gibt es vor allem im Westen und in der Mitte viele Wolken und etwas Regen. Im
Süden und Südosten ist es meist freundlich und weiter heiß und im Tagesverlauf
gibt es Schauer und Gewitter.

Am Mittwoch kommt der Trog über der Biskaya und Spanien etwas weiter nach Osten
an. Dadurch wird der Keil in Richtung Osten abgedrängt. Dem folgt im Norden ein
Trog, der ausgehen von einem Höhentief über Süd-Norwegen, sich bis nach
Norddeutschland erstreckt. Am Boden überquert an der Front ein flaches
Wellentief den Norden. Südlich der Front muss in der potentiell instabil
geschichteten Luftmasse wieder mit Schauern und Gewittern gerechnet werden. Vor
allem südlich von Schwarzwald und Donau in Richtung Osten besteht wieder erhöhte
Gewittergefahr. Die 30-Grad-Marke wird am Mittwoch nur noch am Oberrhein, sowie
in Niederbayern erreicht.

Am Donnerstag dehnt sich der skandinavische Trog weiter nach Süden aus und die
feuchtwarme Luft wird zu den Alpen abgedrängt. Die 10-Grad-Isotherme wird am
Tagesende in etwa am Main simuliert. Für den äußersten Süden besteht im
Tagesverlauf weiterhin die Gefahr von Gewittern. Weiterhin sorgt der Trog im
Norden für Schauer.

Am Freitag wandert der Trog nach weiter nach Osten ab und zwischen diesem Trog
und einem abgeschnürten Höhentief über Portugal wölbt sich im Tagesverlauf ein
flacher Keil in Richtung unseres Vorhersagegebiets. Dabei entsteht bei uns ein
flaches Bodenhoch, das für recht ruhiges Wetter sorgt. Im Süden gibt es wieder
einen Sommertag, ein heißer Tag ist allerdings nicht in Sicht. Gewitter sind auf
den Alpenrand beschränkt.

In der erweiterten Mittelfrist ab Samstag greift der Trog auf den Kontinent
über. Vorderseitig erreicht uns eine Kaltfront und überquert uns am Sonntag
ostwärts. Der Trog überquert den Norden und die Mitte im Laufe des Sonntags und
am Montag. Dahinter stellt sich erneut Hochdruckeinfluss ein.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Montag und Dienstag stimmen die IFS-Läufe recht gut überein. Unterschiede gibt
es ab Mittwoch bei der Konturierung des auf den Norden übergreifenden Trogs.
Auch im weiteren Verlauf gibt es in Bezug auf diesen Trog und seiner weiteren
Entwicklung deutliche Unterschiede. Das Übergreifen des Keils am Freitag ist im
gestrigen 12UTC-Lauf nicht im Programm.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Dienstag stimmen die anderen globalen Modelle ICON, GFS und UK10 recht gut
mit dem IFS überein. Danach ist es wieder das kräftig entwickelte Höhentief mit
Trog beim IFS, das den Unterschied ausmacht. Bei den anderen Modellen ist es ein
mehr oder weniger dezenter Trog der, teilweise recht schnell, über den Norden
hinweg nach Osten verlagert. Lediglich bei GFS sieht die Entwicklung ähnlich aus
und daher greift der nachfolgende Keil beim GFS und IFS deutlich später, nämlich
erst am Freitag, auf unseren Vorhersagebereich über. Bei ICON folgt dann am
Freitag sogar von Westen her noch ein Kurzwellentrog.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalysen wurden für Montag und Dienstag in 3 Cluster eingeteilt,
wobei der aktuelle Lauf sich in Cluster 1 befindet. Im anschließenden Zeitraum
Mittwoch bis Freitag werden 4 Cluster gerechnet, wobei sowohl der aktuelle
Hauptlauf als auch der Kontrolllauf sich in Cluster 1 befinden. In diesem
Cluster wird, wie vom IFS und vom GFS prognostiziert, das Übergreifen eines
Troges von der Nordsee in Richtung Mitteleuropa simuliert. Auch das Cluster 2
deutet so eine Lösung an, von daher liegt der IFS Lauf auf einer Linie mit der
Mehrzahl der Ensemble-Lösungen.

Die Rauchfahnen zeigen bei der Temperatur einen deutlichen Temperaturanstieg am
Montag und Dienstag. Ab Mittwoch schwenkt die Front dann zurück nach Süden und
die Temperaturen sinken in der Folge um fast 10 K ab. Am nächsten Wochenende
steigt die Temperatur dann wieder an.

Die stärksten Niederschlagssignale werden im Norden und in der Mitte am Sonntag
und Montag simuliert. Einen zweiten Peak gibt es am Mittwoch, wohl im
Zusammenhang mit dem Schwenken der Front in Richtung Süden. Die Stationen im
Süden zeigen keine derartigen Niederschlagsschwerpunkte. Allerdings fällt hier
die starke Variabilität auf, wobei einzelne Lösungen auch kräftige Niederschläge
von teilweise deutlich über 10 l/6h zeigen - ein Hinweis auf die konvektive
Natur der Regenfälle!

Betrachtet man die 2m-Temperatur einer Station in Süddeutschland, so erkennt man
bis Mittwoch, dass die Temperaturen im Vergleich zur Modell-Klimatologie sich im
75%-Perzentil oder darüber befinden. Danach liegen die Mediane bis zum Ende der
Vorhersagezeit im Bereich des Mittels der Modellklimatologie. Dahingegen ist im
Norden schon am Samstag mit der Hitze Schluss, danach pendeln die Mediane meist
um das Mittel der Modellklimatologie.


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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Von Montag bis Donnerstag zeigt der EFI Signale für hohe Temperaturen im Bereich
Süddeutschland. Hinweise auf markante Wind- oder Niederschlagsereignisse liegen
nicht vor.
Bezüglich der Hitze werden die höchsten Werte am Samstag und Sonntag erwartet.
In der kommenden Woche beschränken sich die heißen Tage auf den Süden.

Niederschlag:
Vereinzelt liefern die Modelle Signale für über 30 l/24 h. Allerdings sind sich
die Modelle sowohl hinsichtlich der räumlichen Verteilung als auch der
Intensität nicht einig. Auch die Ensembles geben keine Hinweise auch ein
markantes Ereignis.

Gewitter:
Aufgrund der mangelnden Dynamik und auch des fehlenden Feuchteangebots wird es
wahrscheinlich keine ganz heftigen Gewitterlagen geben, aber die Modelle zeigen
vor allem für den Süden bis Donnerstag im Tagesverlauf das Auftreten der
Gewitter. Hier wird wieder einmal die Orografie der entscheidende Auslöser sein.

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, IFS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich