DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-06-2022 07:01
SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 14.06.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM

An den Alpen am Mittwoch vereinzelte Gewitter nicht ausgeschlossen, zum
Donnerstag auf SE Bayern ausbreitend. Wahrscheinlichkeit für Gewitter aber nicht
sehr groß.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegen wir unter der Vorderseite eines breiten flachen Höhenrückens
von SW Europa über die Nordsee ins Nordmeer, der kaum eine gut definierte Achse
aufweist, sondern eher mit kurzen Anteilen auf Mitteleuropa übergreift. Im
Bodendruckfeld geht dies mit einer Hochdruckzone einher, die ausgehend vom
Ostatlantik über Deutschland in Richtung Balkan zeigt. Daraus spaltet sich ein
Hochschwerpunkt über Mitteleuropa ab, welcher eine leichte Tendenz zur
Nordverlagerung zeigt.
Daraus resultiert Absinken, was in der trockenen und stabilen Nordatlantikluft
einen zumindest über dem Süden und der Mitte heiteren oder sonnigen Tag zur
Folge hat. Lediglich im Norden und Nordosten hält sich in der zusehends
schwächelnden nordwestlichen Strömung die Zufuhr etwas feuchterer und
wolkenreicher Luft, wobei diese durch das
Aufwölben des Rückens von Südwesten her auch allmählich abtrocknet. An der
Ostsee und in Vorpommern sorgt leichte WLA für etwas Hebung, was dort lokale
schwache Schauer auslöst.
Dort hält sich zunächst auch noch ein besser ausgeprägter Druckgradient, der mit
teils mäßigem und böigem West- bis Nordwestwind verbunden ist und an der See
vereinzelt Böen um 55 km/h (Bft 7) mitbringt. Ansonsten ist es
meist schwachwindig.
Absinken und kräftige Einstrahlung erwärmen die ehemals kühle Luftmasse kräftig
und die Temperaturen steigt auf 17 bis 24°C in der Nordhälfte und auf 22 bis
29°C sonst.

In der Nacht zum Mittwoch kommt der der Höhenrücken langsam weiter nach Osten
voran, wir verbleiben noch auf dessen Vorderseite, während das Bodenhoch mit
seinem Schwerpunkt eher schon ins östliche Mitteleuropa abzieht; mit einem zu
uns gerichteten Keil, aber wetterbestimmend bleibt. Daran kann auch ein über
Süddeutschland durchziehender Trog, der vor allem in 300 hPa ersichtlich wird,
nicht viel ändern. Folglich ist es fast überall gering bewölkt oder klar.

Einzig von der Nordsee bis Vorpommern ziehen Wolken durch, die aber kaum für
Schauer taugen. Vor allem im Norden, wo die Luft etwas feuchter ist, kann sich
lokal Nebel bilden. Die Temperatur sinkt auf Werte zwischen 15°C am Oberrhein
und nahe 5°C in den nördlichen Mittelgebirgen und über Norddeutschland.


Mittwoch... flacht der Rücken in 500 hPa deutlich ab und hinterlässt über
Mitteleuropa eine leicht antizyklonal geprägte westliche Strömung, während in
300 hPa noch eine recht gut ausgeprägte Achse über uns nach Osten wandert, was
den Hochdruck bei uns weiter stützt. Wegen der fortschreitenden Erwärmung fällt
der Druck aber wieder und von Frankreich breitet sich sehr warme bis heiße, vor
allem aber auch feuchtere und potentiell instabile Luft nach Nordosten, zum
Alpenraum und nach Süddeutschland aus, die allerdings auch gut gedeckelt ist.
Da keine dynamische Unterstützung erfolgt, sind nur orografisch bedingt zum
Abend einzelne Schauer und Gewitter im Alpenraum und eventuell über dem
Südschwarzwald nicht ausgeschlossen.
Sollten sich Gewitter bilden, sind bei von CAPE-Werten bis 1000 J/kg und PPW's
nahe 30 mm Starkregen und kleinkörniger Hagel möglich. Bei den Böen hingegen
fehlt der Oberwind, sodass höchstens stürmische Böen Bft 8 zu erwarten sind. Was
mögliche Konvektion angeht, sind die Modelle aber sehr zurückhaltend, ICON D2
und Super HD zeigen z.B. nichts.

Im großen Rest des Landes hingegen scheint unter Hochdruckeinfluss lange die
Sonne oder es ziehen nur harmlose Quellwolken durch. Im äußersten Norden können
sich ein paar mehr Wolken breitmachen, da die westliche Strömung immer noch
etwas Feuchtigkeit beisteuert. Allerdings dürfte die weiter fortschreitende
Abtrocknung auch dort häufig einen heiteren Tag hervorbringen.
Bei gradientschwachen Verhältnissen ist der Wind allgemein nur schwach
unterwegs, im Norden hier und da auch mal mäßig.

Die Erwärmung macht weitere Fortschritte. Die T850 hPa steigt im Norden auf 5
bis 12, im Süden auf 15 bis 19 Grad. In 2 m bedeutet das: 20 bis 27 Grad im
Norden (an den Küsten noch etwas kühler) und 27 bis 33 Grad im Süden.

In der Nacht zum Donnerstag hält sich der Höhenrücken nach Südwesteuropa hin,
während er über die Nordsee von einem sich kräftigenden Kurzwellentrog
überlaufen wird. Die Hochdruckzone bei uns bröckelt demnach vorübergehend
weiter, während sie sich westlich von uns regeneriert und bald wieder nach
Deutschland ausdehnt.

Zwar schwächt der Randtrog den Hochdruckeinfluss, größere Wetteraktivität
entfaltet er aber nicht, da neben dem Tagesgang die Luft zu trocken und stabil
ist. Häufig breiten sich nur dünne Wolken aus. Im Norden sind sie etwas dichter
und bringen lokal geringen Regen, im Süden kann es in der feuchteren Luftmasse
am Alpenrand oder im Südschwarzwald vereinzelte Schauer oder Gewitter geben.
Der Wind weht schwach aus unterschiedlichen Richtungen. Die Tiefsttemperatur
liegt zwischen 18 Grad im Süden und 8 Grad im Norden.


Donnerstag... macht der Randtrog schon wieder einen Abgang nach Polen, gefolgt
vom nächsten Höhenrücken über Westeuropa und einer neuen Hochzelle über der
Nordsee und Benelux. Erneut greift also von Nordwesten wieder Absinken und
Hochdruckeinfluss mit viel Sonnenschein bei nur lockeren Quellwolken. Ein paar
Ausnahmen gibt es aber. Bevor es soweit ist, kann nämlich der Trog im Südosten,
etwa zwischen Alpen und bayerischem Wald, wo die Luft weiter angefeuchtet wird,
einzelne kräftige Schauer und Gewitter bringen. Bei ML Cape bis 1500 J/kg und
PPW's nahe 30 mm sind vor allem Starkregen oder kleiner Hagel mit von der
Partie. Diesbezüglich wären auch unwetterartige Entwicklungen nicht ganz
ausgeschlossen. Wind dürfte wie am Vortag eher eine untergeordnete Rolle
spielen. Auch im Nordosten überwiegt zunächst dichtere Bewölkung mit einzelnen,
dort aber schwachen Schauern und auch ohne Gewittergefahr, da die Labilität nur
bis 700/650 hPa reicht.
Ansonsten weht der Nordwestwind häufig mäßig und zum Teil leicht böig, was auf
den etwas zunehmenden Gradienten am Rande der neuen Hochzelle zurückgeführt
werden kann.

Mit der auf Nordwest drehenden Strömung breitet sich die gemäßigte Luft wieder
nach Süden aus und im Norden sind meist 18 bis 26°C auf der Karte, im Süden ist
mit 25 bis 31°C das Limit erreicht.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich der Schwerpunkt des Hochdruckgebietes
nach Deutschland. In der ansonsten teils klaren Nacht stellen lockere Wolken
(WLA die den Rücken überläuft), die von Westen übergreifen einen kleinen
"Schönheitsfehler" dar. In SE Bayern sind anfangs vielleicht auch noch einige
Schauer unterwegs.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle liegen in den Basisfeldern nahe beieinander mit den üblichen
Unschärfen bei den Details wie Bewölkung und Niederschlag.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner