DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-05-2022 08:01
SXEU31 DWAV 300800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 30.05.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TRM

Heute im Nordosten und im östlichen Mittelgebirgsraum einzelne Gewitter mit
Starkregen.
Morgen dann im Westen und in der Mitte vereinzelt Gewitter mit stürmischen Böen
oder mit Starkregen.
Am Mittwoch im Norden und am Hochrhein sowie im Westallgäu markante Gewitter
möglich.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... Heute liegen wir im Bereich eines Höhentiefkomplexes mit Kernen über
dem Nordosten Deutschlands und nordöstlich von Schottland. Beide Kerne sind so
nah beieinander, dass das Höhentief über dem Nordosten bis zum Abend in den Raum
Bordesholm zieht (500 hPa) und das andere etwas südwestwärts wandert. Vom
südlichen Höhentief schwenkt ein Trog vom Westen Deutschlands über die Mitte und
den Südwesten hinweg nach Österreich und Tschechien. Vorderseitig wird in der
Höhe vorübergehend etwas wärmere Luft nach Südostbayern gelenkt, so dass es im
Alpenraum vorübergehend etwas regnen kann. Sonst scheint in der Südhälfte
vorübergehend die Sonne, ehe sich Quellwolken bilden, Schauer treten aber nur
vereinzelt auf, im östlichen Mittelgebirgsraum kann auch ein Gewitter dabei sein
(Cape-ML um die 100 J/Kg, PPWS 12 bis 15 mm). In der Nordhälfte Deutschlands
müssen die vorhandenen Wolken erstmal ´aufdröseln´, ehe vor allem nach Nordosten
hin sich ebenfalls Cape entwickelt (bis 250 J/Kg) und einzelne Schauer, im
Nordosten auch Gewitter entstehen. Hierbei ist wegen der geringen
Zuggeschwindigkeit auch Starkregen um 15 mm in kurzer Zeit nicht ausgeschlossen
und bei den Böen langt es allenfalls für Bft 7.
Ein zwischen den beiden Höhentiefs gelegener Keil schwenkt im Tagesverlauf zum
westlichen Deutschland, wo dadurch bei gut 700 hPa eine Inversion entsteht, so
dass dort kaum noch Schauer auftreten.
Die Höchsttemperaturen erreichen heute Werte zwischen 13 Grad örtlich im Norden
und rund 20 Grad im Südwesten. Hier sind am Oberrhein sogar 21 Grad möglich. Der
Wind weht meist nur schwach aus West bis Nordwest.

In der Nacht zum Dienstag wandert der Keil langsam über Deutschland hinweg
ostwärts und sorgt zusammen mit dem Tagesgang für eine Wetterberuhigung, so dass
Schauer und Gewitter rasch nachlassen. Am längsten halten sie sich noch in
Ostseenähe. Hinter dem Keil setzt im Süden und Südwesten WLA ein, mit der nach
vorherigen Auflockerungen hohe und mittelhohe Bewölkung herangeschafft wird.
Nicht ausgeschlossen, dass am frühen Morgen hier und da ein paar wenige Tropfen
fallen. Ansonsten kann sich bei längerem Aufklaren wieder Nebel bilden und vor
allem im östlichen Mittelgebirgsraum ist leichter Frost in Bodennähe möglich.


Dienstag... schwenkt ein Randtrog des quasistationären Höhentiefs knapp nördlich
von Schottland von Südwest nach Nordost über Deutschland hinweg und eine
weiterer Randtrog erreicht den Westen am Abend. Gesamttroposphärisch
beginnt die Temperatur von Süden her zu steigen (am Abend T850 zwischen 2 Grad
an der Nordsee und 10°C am Alpenrand bzw. am Hochrhein). Im Bereich der Tröge
nimmt im Tagesverlauf vor allem in der Mitte und im südlichen Norddeutschland
die Labilität zu (ML-Cape 100 bis 350 J/Kg), so dass sich vor allem dort lokale
Schauer und einzelne Gewitter bilden. Zwar nimmt die Zuggeschwindigkeit zu,
Starkregen um 15 mm ist aber nicht ganz ausgeschlossen. Da die Scherung zunimmt,
ist auch mal die Bildung einer Gewitterlinie möglich mit stürmischen Windböen.
Vorübergehende WLA im Südosten sorgt dort für leichten Regen. Den meisten
Sonnenschein gibt es am ehesten vom Oberrhein bis nach Franken sowie an der
Nordsee. Insgesamt nehmen die Sonnenanteile auch im Norden gegenüber dem Vortag
zu.
Der Wind spielt bei nach wie vor sehr geringen Luftdruckgegensätzen keine Rolle
und die Temperatur steigt auf 17 bis 23°C mit den höchsten Werten im Süden.
Direkt an der See werden mit auflandigem Wind nur 15 oder 16 Grad erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch zieht der Kern des schottischen Höhentiefs zur
westlichen Nordsee. Dabei schwenkt der 2. Randtrog vom westlichen Deutschland in
den Nordosten. Dahinter stellt sich eine fast glatte Westströmung ein, aus der
sich keine nennenswerten Hebungsantriebe ableiten lassen. Mit Abzug des Troges
hört es damit auch im Südosten allmählich auf zu regnen. Ansonsten reicht es für
einige Schichtwolkenfelder, aber auch für einige Wolkenlücken. Schauer fallen am
ehesten noch im äußersten Norden und im Nordosten im Trogbereich. Bei letztlich
unterschiedlichen Bewölkungsverhältnissen wird es zwar nicht mehr ganz so frisch
wie in den Vornächten, aber immer noch frisch genug (meist unter 10°C Minimum).
Die Gefahr von Bodenfrost sollte weitgehend gebannt sein.


Mittwoch... verlagert sich das Höhentief von der Nordsee langsam nach Jütland.
Ein weiterer Randtrog des Tiefs erreicht bis zum Abend den Westen und die
Höhenströmung dreht leicht zurück auf West-Südwest und der Bodenwind bleibt
insgesamt schwach. In den Süden gelangt mit südwestlicher Strömung vorübergehend
wärmere Luft (Anstieg der 850-hPa-Temperatur auf 10 bis 13 Grad) und die
aufkommende Trog-Hebung bewirkt ihr Übriges. So kommt ganz im Süden wieder Regen
auf und von der Schweiz her könnten auch einzelne Gewitter in die Bodenseeregion
und später zum Allgäu ziehen. Entsprechend wäre dann auch wieder Starkregen
möglich. Im Norden ist im Randbereich des Bodentiefdrucksystems, das von
Südskandinavien bis nach Polen reicht, die von Westen und Nordwesten
einströmende maritime Polarluft wetterbestimmend und so entwickeln sich im
Tagesverlauf Cape-Werte zwischen 50 und 250 J/Kg bei etwas ansteigenden
PPW-Werten um die 18 mm. So entwickeln sich im Norden im Tagesverlauf Schauer
und Gewitter, die auch mal etwas kräftiger ausfallen können, da die Scherung im
südlichen Norddeutschland recht kräftig ist und dort somit stürmische Böen
möglich sind. Im Küstenbereich ist die Scherung deutlich geringer und hier ist
bei geringer Zuggeschwindigkeit der Zellen eher der Starkregen das Thema. In der
Mitte Deutschlands verläuft der Tag zwischen dem Hebungsgebiet im Süden und den
Schauern im Norden ruhig meist ohne Schauer und hier gibt es auch den meisten
Sonnenschein.
Es wird insgesamt etwas wärmer mit Höchstwerten zwischen 17 Grad im
Küstenbereich und 24 Grad am Oberrhein.

Modellvergleich und -einschätzung
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Bei GFS erreicht das Höhentief am Mittwochabend die östliche Ostsee. Dadurch
ergibt sich im Nordwesten eine etwas schnellere Wetterberuhigung.
Nach ICON-D2-EPS gibt es heute ganz im Nordosten und im östlichen
Mittelgebirgsraum ein erhöhtes Risiko von Starkregen. Selbst Unwetterregenmengen
sind nicht ganz ausgeschlossen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden