DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-05-2022 07:01
SXEU31 DWAV 260800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 26.05.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Übergang Wz zu NWz
Allmählicher Übergang in einen kühlen Witterungsabschnitt. Vor allem in der
Nordhälfte teils stürmisch. Am Freitag im Norden, am Samstag über der Mitte
teils starke Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Donnerstag... liegen große Teile von Europa in einer recht glatten westlichen
Höhenströmung. Darin eingelagert sind wiederholt flache Kurzwellentröge. Die
zugehörigen Bodentiefs liegen mit ihren Zentren über Nordeuropa, wobei das
steuernde Tief bei Island zu finden ist. Die zu den Tiefs gehörenden
Tiefausläufer beeinflussen vor allem die Nordhälfte von Deutschland. Weiter nach
Süden erstreckt sich ausgehend von den Azoren ein Hochdruckkeil bis in den Süden
Deutschlands und sorgt damit in den südlichen Landesteilen heute für
freundlicheres Wetter.

Damit ergibt sich am heutigen Freitag eine Wetterzweiteilung mit einer häufig
stärker bewölkten Nordhälfte (in Ostseenähe auch mal sonnig) und einem
freundlichen und trockenen Süden mit mehr Sonnenschein. Aktuell wird diese
Trennung von einer Okklusion markiert, die über der Mitte etwas Regen bringt,
aber nachfolgend kaum noch wetterwirksam ist. Im Norden können sich im
Tagesverlauf ein paar schwache Schauer bilden, ehe sich in der zweiten
Tageshälfte von Westen her WLA bemerkbar macht und sich die Wolkendecke
verdichtet. Dieses WLA-Feld gehört zu einem kleinen Wellentief, das gekoppelt an
einen Kurzwellentrog über die Nordsee bis zum Abend nach Dänemark zieht. Seine
Warmfront bringt nachfolgend dem Nordwesten leichte Aufgleitniederschläge.

Warnrelevant ist am heutigen Tag vor allem der Wind. So findet man im gesamten
Norden und Teilen des Ostens in 925 hPa Windgeschwindigkeiten zwischen 25 und 35
kn. In Verbindung mit dem Tagesgang sind in diesen Regionen entsprechend
Windböen zu erwarten. Ganz im Nordosten, wo der Gradient am stärksten ist, kann
es auch einzelne stürmische Böen geben. Das gilt ganz allgemein auch für die
Ostsee und die Nordfriesen. Im Bergland ebenso Bft 7/8, Brocken Bft 9.

Die Maxima liegen im Norden unter der 20 Grad Marke, während sonst 20 bis 24
Grad erwartet werden.

In der Nacht auf Freitag erreicht die Kaltfront des Wellentiefs den Nordwesten
und kommt bis zum Morgen rasch bis zur Mitte Deutschlands voran. Dahinter fließt
unter kräftiger KLA ein Schwall maritimer Kaltluft ein, mit 850 hPa Temperaturen
unter 0 Grad. Mit der KF schiebt sich auch ein Niederschlagsband etwa bis zur
Mitte.
Der Wind zieht postfrontal wieder deutlich an. Im Binnenland kann er
tagesgangbedingt noch nicht richtig durchgreifen, aber an den Küsten sind
bereits wieder starke bis stürmischen Böen möglich. Brocken dann mit Bft 10 in
den Frühstunden.

Noch verläuft die Nacht auch Dank der Wolken recht mild mit Tiefstwerten
zwischen 15 und 10 Grad. Nur im noch meist gering bewölktem und windschwachem
Süden sinken die Werte in den einstelligen Bereich.

Freitag... schiebt sich die Kaltfront langsam in den Süden. Dieser Prozess geht
immer langsamer von Statten, da der Front die frontensenkrechte Komponente
verloren geht und diese stattdessen zunehmend strömungsparallel wird. Damit
verlierst die Kaltfront auch ihre Wetterwirksamkeit. Postfrontal ist allerdings
kräftige KLA zu erwarten und die stramme Höhenströmung bekommt allmählich eine
nordwestliche Komponente. Damit liegen die 850 hPa Temperaturen im gesamten
Norden um 0 Grad während ganz im Süden die 10 Grad Isotherme über die Alpen
südwärts abgedrängt wird. Damit werden im Süden nochmals über 20 Grad, direkt an
den Alpen auch bis 24 Grad erreicht. Gleichzeitig gibt es in der Nordhälfte nur
noch 13 bis 19 Grad, mit den niedrigsten Werten an der Grenze zu Dänemark.

Im Norden ist ein Schwall Höhenkaltluft mit 500 hPa Temperaturen zwischen -26
und -30 Grad unterwegs. In der Folge bilden sich einige Schauer und auch
einzelne Gewitter erscheinen durchaus plausibel. Die Prognosesoundings des ID2
zeigt etwas CAPE mit einer Oberseitentemperatur von -20 Grad.

Meist trocken und recht freundlich durch den Tag kommt man wohl im Südwesten
zwischen Kaltluftkonvektion und der sich abschwächenden Front. Aber auch sonst
kann sich immer wieder auch die Sonne zeigen.

Warnrelevant bleibt der Wind. Quasi in der gesamten Nordhälfte etwa ausgreifend
bis Main und Rhein gibt es mit hoher Wahrscheinlichkeit Windböen (ID2-EPS mit
100% für Bft 7) und auch stürmische Böen sind zu erwarten. Je weiter man nach
Nordosten kommt, desto wahrscheinlicher und auch häufiger werden diese. Ganz im
Nordosten liegen die 925 hPa Winde bei 45 kn, sodass dort auch Sturmböen nicht
ausgeschlossen sind. Das gilt allgemein für die Küsten und speziell in
Verbindung mit stärkeren Schauern und Gewittern. Auch im Süden kann es zu
einzelnen Windböen kommen, diese treten aber nicht ganz so verbreitet und häufig
auf. Am geringsten ist die Gefahr für warnwürdige Böen im Südwesten.
Auf den Bergen gibt es ebenfalls starke bis stürmische Böen, mit abnehmender
Stärke in Richtung Südwesten. Brocken weiter Bft 10. Der Wind bekommt nach
Norden zunehmend eine nordwestliche Komponente.

In der Nacht auf Samstag verbleibt Deutschland unter Kaltluftzufuhr in einer
zunehmend nordwestlichen Strömung. Die 0 Grad Isotherme in 850 hPa kommt bis zur
Mittelgebirgsschwelle voran. Im Süden wird die 5-Grad Isotherme über die Alpen
südwärts abgedrängt. Direkt an den Alpen liegen auch noch die Feuchtreste der
Kaltfront und sorgen dort staubedingt für ein paar Liter Regen.

Im Norden befindet sich weiter die labil geschichtete Höhenkaltluft, sodass die
Schauertätigkeit im Norden und Nordosten weiter anhält. Insbesondere an den
Küsten kann es auch einzelne Gewitter geben. Dazu bleibt der Wind etwa
ausgreifend bis zu den Mittelgebirgen lebhaft, wenngleich die Böen
tagesgangbedingt weniger werden. In Verbindung mit Konvektion und an den Küsten
kann es aber weiter zu starken bis stürmischen Böen kommen. Exponiert werden
auch Sturmböen, auf Rügen vielleicht einzelne schwere Sturmböen erwartet.

Über der breiten Mitte, ausgreifend bis zur Donau, klart der Himmel verbreitet
länger auf, sodass es dort mit 9 bis 3 Grad am kältesten wird.

Samstag... schwenkt ein Randtrog von Nord nach Süd über Deutschland hinweg. In
300 hPa lässt sich sogar ein eigenständiges flaches Höhentief über dem Norden
von Deutschland erkennen. Der Trogvorstoß wird auch durch ein Maximum im Feld
der spezifischen Feuchte gekennzeichnet. Zusammen mit der labilen Höhekaltluft
(bis -28 Grad in 500 hPa) wird auch ein wenig CAPE generiert. Die CAPE-Fläche
reicht immerhin bis etwa 500 hPa nach oben. Demnach muss neben Schauern auch mit
einzelnen Gewittern gerechnet werden.

Vor allem in der ersten Tageshälfte muss vornehmlich in der Nordhälfte nochmals
mit Windböen, vereinzelt auch stürmische Böen aus West bis Nordwest gerechnet
werden. Am Nachmittag geht der Höhenwind dann deutlich raus, da die Achse des
Höhentiefs nachschwenkt. Durch die deutlich abnehmende Höhenströmung in der
labilen Schichtung gibt es ein gewisses Potential für Typ-II Tornados, vor allem
wenn sich Schauer an lokalen Konvergenzen ausbilden können. Am größten ist das
Potential dafür im Westen Deutschlands, wo auch das HKN nur knapp über 1000 m
liegt.

Weitgehend trocken und auch sonniger bleibt es im Südwesten Deutschlands. Der
Samstag wird verbreitet recht frisch mit Maxima, die nur zwischen 12 Grad in
Teilen von Schleswig-Holstein und knapp 20 Grad am Oberrhein liegen.

In der Nacht auf Sonntag erreicht die Trogachse den Süden und ein eigenständiges
Höhentiefzentrum ist über dem Osten des Landes zu finden. Der Gradient fächert
deutlich auf, sodass auch der Wind oft nur noch schwach unterwegs ist. Einzig im
Nordwesten weht er noch lebhafter und an der Nordsee können stürmische Böen aus
Nordwest auftreten.
Dazu gibt es gebietsweise weitere schauerartige Niederschläge.

Dort wo es mal längere Zeit aufklart sinken die Tiefstwerte auf 6 bis 2 Grad,
mit örtlicher Bodenfrostgefahr. Dies gilt vor allem für die Regionen zwischen
Main und Donau. Im Norden ist es mit 10 bis 6 Grad etwas milder.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die Modelle zeigen den kurzfristigen Vorhersagebereich in gute Übereinstimmung.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer