DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-05-2022 08:30
SXEU31 DWAV 160800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 16.05.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergangslage

Heute im Westen und Süden sowie in der Mitte örtlich markante Gewitter mit
Starkregen, Hagel und stürmischen Böen. Vereinzelt Unwetter mit ergiebigem
Starkregen.
Morgen von der Deutschen Bucht bis nach Sachsen erneut lokale markante Gewitter
mit allerdings reduzierter Unwetterwahrscheinlichkeit. Kommende Nacht und
Dienstagmorgen von der Nordsee bis nach Sachsen und Nordostbayern auch
mehrstündiger Starkregen möglich, vereinzelt unwetterartig.
Am Mittwoch Wetterberuhigung und vor allem im Westen und Südwesten sehr warm.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... Ein von Südeuropa ausgehender Höhenrücken hat die Mitte Deutschlands
erreicht und schwenkt unter Abschwächung langsam ostwärts. Ursache für die
Abschwächung ist ein erster schwacher Randtrog, der über den Keil nach Osten
läuft und bereits für erste Regenfälle und Gewitter im Westen und Süden sorgt.
Ein weiterer, kräftigerer Randtrog zieht am Nachmittag von Frankreich nach
Südwestdeutschland und daran ist eine gewittrige Kaltfront gekoppelt, die
bereits am Vormittag den äußersten Südwesten und am frühen Nachmittag weite
Teile Baden-Württembergs, Hessen und NRW erreicht. Derweil kommen die Gewitter
vom ersten Trog in Südniedersachen und Bayern an. Die beiden Gewitterzonen
laufen später zusammen und die Vorderkante erreicht eine Linie
Wesermündung-sächsische Elbe. In der Fläche berechnen die Globalmodelle über Tag
meist Mengen zwischen 3 und 9 mm, örtlich 10 bis 15 l/qm. Punktuell zeigen IFS
und GFS auch mal Mengen um 30 l/qm (meist in kurzer Zeit). ICON-EU bringt solche
Mengen allerdings nicht. ICON-D2 simuliert örtlich eng begrenzet
Starkregenmengen über 20 oder 25 l/qm (teils unwetterartiger Starkregen) und die
Wahrscheinlichkeit hierfür ist am Vormittag im Südwesten und teils in Hessen
meist nur gering, lediglich in der Eifel und im Donaugebiet im Grenzbereich
Bayern/Württemberg sowie im Alpenraum erhöht (Unwetter möglich). Am Nachmittag
steigt die Starkregengefahr deutlich an und zwar vom Emsland über NRW bis nach
Hessen und von Mittelfranken bis zu den Alpen und zum Bodensee. Selbst extreme
Unwetter können nicht ausgeschlossen werden (Regenmengen über 60 l/qm in 6
Stunden). Die Luftmasse ist nunmehr schon sommerlich geprägt mit Cape-ML-Werten
zwischen 500 und gut 1000 J/Kg und PPWs um oder etwas über 30 mm (um 15 UTC in
einem breiten Streifen von NRW bis nach Bayern). Da die Strömung in allen
Schichten nicht besonders kräftig ist, gibt es auch meist nur leichte Scherung
bzw. die Gewitter ziehen recht langsam, so dass Starkregen das Hauptthema bei
den Warnungen ist. Lediglich in unteren Schichten ist die Scherung auch mal
mäßig. Bei den Gewitterböen sind meist 7er oder 8er Böen zu erwarten und mehr
nur mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit. Hagel um 3 cm ist nur gering
wahrscheinlich, Hagelansammlung könnte es dafür etwas öfter geben.
Nordöstlich der beschrieben Linie ist es zumindest anfangs noch sonnig und meist
trocken. Die Höchstwerte liegen heute meist im sommerlichen Bereich zwischen 25
und 28 Grad, in etwas höheren Lagen und im äußersten Norden und Nordosten nur um
23 Grad. Der Wind weht im Norden und Osten vor der Front schwach bis mäßig aus
Ost bis Südost, hinter der Front dreht er im Westen und Süden auf Südwest. Mit
Frontdurchgang frischt er vorübergehend auf.

In der Nacht zum Dienstag kommt die Gewitterlinie bis 00-UTC etwa bis in den
Raum Elbmündung und bis nach Ostsachsen voran, nach Süden reicht aber ein
Gewittergebiet bis nach Nordostbayern. Ursache hierfür ist ein kleines
Gewittertief, das vor allem die deutsche Modellkette in Nordsachsen simuliert
und was zu einer Verwirbelung der Niederschlagsgebiete führt. Ganz im Nordosten
bleibt es noch trocken, denn der Ostwind hält gegen das Niederschlagsgebiet. In
der 2. Nachthälfte wird der Regenstreifen mit eingelagerten Gewittern schmaler
und wird etwa einen Streife von der Elbmündung und Holstein bis nach Ostsachsen
betreffen. Im Westen und Süden lockern sich postfrontal die Wolken auf und in
der feuchten Luftmasse bilden sich örtlich Nebelfelder. Südwestlich des
Gewittertiefs könnte der Wind vorübergehend aus Nordwest bis West auffrischen,
so dass im Bergland 7er und auf exponierten Bergen 8er Böen möglich sind.

Dienstag... regeneriert sich der Rücken über dem nahen Westeuropa und sorgt bei
uns für Druckanstieg. Die Tiefdruckrinne, die sich etwa von der Elbmündung bis
nach Sachsen erstreckt, füllt sich zwar weitgehend auf, bleibt aber noch
wetterwirksam. In ihr befindet sich eine Luftmassengrenze, die trockene Luft im
Nordosten von feuchtwarmer Luft im übrigen Deutschland trennt.
So bilden sich im Frontbereich bzw. dicht südwestlich im Tagesverlauf neuerlich
teils kräftige Schauer und Gewitter, die erneut Unwetterpotential besitzen. Dies
erkennt man an den erhöhten Wahrscheinlichkeiten für Regenmengen über 35 mm bei
ICON-D2-EPS in dem besagten Streifen. Weiterhin kann es im Westen noch zu
Schauern und vereinzelten Gewittern kommen, da hier dicht östlich des Keils noch
ein sehr schwach ausgeprägter Randtrog nach Südosten abläuft.

Im äußersten Nordosten sowie im Südwesten bleibt es am Dienstag meist trocken
und im Tagesverlauf setzt sich die Sonne durch. Die Temperaturen steigen im
Tagesverlauf auf Werte zwischen 19 Grad im Nordosten und 28 Grad örtlich im
Südwesten (Oberrheingraben).

In der Nacht zum Mittwoch erreicht die Achse des Höhenkeiles die Westgrenze
Deutschlands. Vorderseitig kommt es bei uns zu Absinken und so steigt der
Luftdruck weiter an und auch das Hoch über der Ostsee kräftigt sich auf über
1030 hPa. Damit löst sich die Luftmassengrenze weitgehend auf, anfangs kommt es
noch zu Schauern in einem Streifen vom zentralen Niedersachsen bis in den
Nordosten Bayerns. Am Abend kann auch noch ein Gewitter dabei sein. In der 2.
Nachthälfte regnet es dann kaum noch, lediglich in Südostbayern kann es noch
etwas tröpfeln. Vor allem in Mittelgebirgstälern kann sich Nebel bilden, während
im Nordosten bei etwas kräftigerem Ost- bis Südostwind die trockene Luft für
meist gute Sichten sorgt. An der Ostsee kann durchaus eine 5er oder 6er Böe
dabei sein!


Mittwoch... verstärkt sich der Rücken und erreicht mit mehr als 5800
geopotentiellen Metern das westliche Deutschland. Diese Entwicklung stützt am
Boden das Hochdruckgebiet im Osten, dessen Schwerpunkt nach Polen wandert. Auf
seiner Westseite setzt im Tagesverlauf die Zufuhr warmer Luft aus Süden ein.
Damit steigt die Temperatur in 850 hPa bis 18 UTC auf 15 Grad im Südwesten und 8
Grad an der Oder. Damit steigen die 2-Meter-Temperaturen bis 30 oder 31 Grad am
Rhein und in den Tälern westlich des Rheins, wohingegen im Nordosten nur 20 Grad
erreicht werden. An den Alpen besteht eine geringe Wahrscheinlichkeit für
Schauer oder Gewitter, während im Rest des Landes es trocken bleibt. Der Südost-
bis Ostwind lebt im Tagesverlauf auf und bringt im Norden auch mal eine frische
bis starke Böe.

In der Nacht zum Donnerstag kühlt es in der trockenen Luft im Osten auf 10 bis 5
Grad ab, während es im Westen mit 11 bis 16 Grad deutlich milder ist.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren großräumig recht ähnlich.

Starkregenwahrscheinlichkeiten wurden bereits oben mit Hilfe von ICON-D2-EPS
abgeklopft.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden