DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-05-2022 09:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 15.05.2022 um 10.30 UTC



Zunächst sommerlich warm bis regional heiß, ab Donnerstag mit zunehmender
Gewittergefahr. Am Wochenende Wetterumstellung zu einer weniger warmen und
leicht wechselhaften Witterung möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 22.05.2022


Mittwoch ... reicht ein Rücken vom Nordwesten Afrikas über den westlichen
Mittelmeerraum bis zum südlichen Skandinavien. Dieser wird durch einen Trog
westlich der Britischen Inseln und einem weiteren über der Ukraine und Rumänien
begrenzt. Die Achse des Rückens ist dabei zu Mittag noch knapp westlich der
westlichen Landesgrenze zu finden, nachfolgend rückt diese im Laufe der Nacht
zur Mitte Deutschlands. Im Bodenniveau festigte sich ein umfassendes Hoch mit
Schwerpunkt über der südlichen Ostsee, bevor sich dieses in der Nacht zum
Donnerstag in eine osteuropäische Hochdruckzone umwandelt. Während im Westen
T850 auf Werte um 12 Grad steigt, ist die Luftmasse im Osten mit 8 bis 9 Grad
etwas weniger hoch temperiert. Diese Unterschiede pausen sich auch auf die
Höchstwerte durch: an der Ostsee kaum 20 Grad, am Niederrhein sind dagegen um 30
Grad möglich. Die Sonne scheint ausgiebig, teils im Wechsel mit ein paar Wolken,
der östliche Wind ist schwach bis mäßig und nicht warnrelevant. Tagsüber besteht
am ehesten in den Alpen ein geringes Schauer- und Gewitterrisiko, sonst bleibt
es trocken. In der Nacht zum Donnerstag nähert sich ein atlantischer
Tiefausläufer dem Westen an, bringt aber bis dahin nur etwas stärkere Bewölkung,
aber noch keinen Regen oder Schauer. Im dichter bewölkten Westen sinken die
Tiefstwerte auf 15 bis 10 Grad, sonst sind es 9 bis 5 Grad.

Donnerstag ... wird der Rücken durch den heranschwenkenden Trog langsam nach
Osten ins östliche Mitteleuropa gedrängt, die Achse verläuft am Abend vom
Bodenseeraum bis nach Gotland. Damit befindet sich der Westen auf der
Trogvorderseite mit einem ansteigenden Schauer- und Gewitterrisiko. Unterstützt
wird dies durch eine schwache Tiefdruckrinne am Boden, die sich am Abend über
dem Nordwesten befindet. Die DMOs von EZMW zeigen die Schauer und Gewitter am
Abend etwa vom Niederrhein bis nach Baden, ICON verfolgt eine ähnliche Variante.
In der Nacht zum Freitag weiten sich diese in den Nordwesten, Norden und Teile
der Mitte aus, während es im Südosten meist trocken bleiben kann. Nur GFS
verfolgt dort eine etwas offensivere Variante. Zuvor sind sommerliche Werte
zwischen 25 und 31 Grad erwartbar mit durchgehendem Sonnenschein im Osten. In
der Nacht sind die meisten Tiefstwerte deutlich zweistellig. Der Wind spielt
weiterhin keine übergeordnete Rolle.

Freitag ... wölbt sich der Rücke über Mitteleuropa wieder etwas stärker auf,
wird aber von Norden her abgeflacht. Westlich von Irland formiert sich außerdem
ein etwas schärfer ausgeprägter Trog. Das Bodentief zieht weiter nach Schweden,
seine Kaltfront verläuft zu Mittag über den Norden Deutschlands und geht
zunehmend in die Warmfront eines sich von Süden nach Nordwestfrankreich
ziehenden Tiefs über. Damit verstärkt sich nochmals die Warmluftzufuhr,
allerdings wird die Luft auch feuchter und damit anfälliger für Schauer und
Gewitter. Der Hitzepol mit mehr als 30 Grad befindet sich dabei im Südwesten,
sonst sind es sommerliche, an der See warme Verhältnisse. Schauer und Gewitter
werden zunächst vor allem im Bergland ausgelöst, ab dem Abend sind im Westen
auch verbreitet Gewitter möglich. In der Nacht zum Samstag verlagern sich diese
in den Nordosten und können dabei auch stärker ausfallen (gekoppelt an den nun
scharfen Randtrog und das nach Mecklenburg ziehende Bodentief). Geringer ist das
Gewitterrisiko weiterhin im Südosten. Die Frühwerte liegen zwischen 17 und 11
Grad. In Gewitternähe sind Sturmböen möglich, sonst ist der Wind meist nicht
warnwürdig. Ausgangs der Nacht tangiert die Kaltfront den äußersten Nordwesten,
sonst bleibt noch die warme Mittelmeerluft wetterwirksam.

Samstag ... zeichnet sich eine grundlegendere Wetterumstellung ab. Das Bodentief
zieht in Richtung Baltikum, seine Kaltfront erreicht zum Abend den Alpenrand.
Dabei wird die feuchtwarme Luftmasse durch deutlich weniger warme Nordseeluft
ersetzt. Mit Durchschwenken des Randtroges dreht die Höhenströmung zunehmend auf
Nordwest. Dieser Vorgang geht natürlich nicht geräuschlos vor sich, sondern wird
durch Schauer und Gewitter, später schauerartigen Regen begleitet. Dabei sind
stärkere Gewitterentwicklungen möglich, mit einer leichten räumlichen und
zeitlichen Variation der synoptischen Felder ist auch eine verbreitete
Gewitterlage im Bereich des Möglichen. Präfrontal werden im Südosten und Osten
teils nochmals über 25 Grad erreicht, sonst sind es 20 bis 25 Grad. In der Nacht
werden in der neuen Luftmasse 14 bis 8 Grad erwartet. Der Wind frischt mit
Frontdurchgang etwas auf und dreht auf West bis Nordwest. Bei Gewitter sind
Sturmböen möglich.

Sonntag ... dominiert eine nordwestliche Höhenströmung, wobei in den meisten
Landesteilen erwärmte Nordseeluft wetterbestimmend ist (T850 um bzw. im Norden
unter 5 Grad). Im Süden sickert jedoch bald wieder wärmere Luft aus dem
westlichen Mittelmeerraum ein (T850 um 10 Grad), außerdem reicht der Keil eines
Bodenhochs bei Großbritannien in den Westen und Süden des Landes. Im Norden
besteht tagsüber eine leichte Neigung zu schwachen Schauern, direkt an den Alpen
sind einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen. Von einer kühlen Witterung sind wir
trotz Luftmassenwechsel noch entfernt, immerhin überschreiten die
Nachmittagswerte fast überall die 20 Grad-Marke. Nur ganz im Norden sind es 15
bis 18 Grad. Diese Werte basieren jedoch auf MosMix, wenn die etwas kühlere
Lösung von EZMW kommt (im Gegensatz zum wärmeren ICON und GFS), müssen jedoch
ein paar Grad davon abgezogen werden.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der letzten EZMW-Läufe kann weitgehend als gut bezeichnet werden.
Ab Freitag werden die Unsicherheiten deutlich größer, denn das Übergreifen des
scharfen Randtroges sowie des Bodentiefs wird sowohl zeitlich, als auch räumlich
noch leicht unterschiedlich berechnet. Im gestrigen 12Z-Lauf zieht diese
beispielsweise über die Nordsee nach Südnorwegen und der Trog ist deutlich
breiter konturiert. Damit ergeben sich Geschwindigkeitsunterschiede beim
Durchschwenken der Kaltfront und vor allem Unsicherheiten, ob es am Sonntag zu
einer Troglage (12Z) oder einer Nordwest- bis Westlage kommt. In der erweiterten
Mittelfrist zeigen sich größeren Unsicherheiten bei der synoptischen Lage,
allerdings deutet sich erstmal keine heiße Wetterperiode an.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die wichtigsten Globalmodell bilden zu Beginn des Mittelfristzeitraums eine sehr
ähnliche synoptische Lage ab. Der zunächst dominierende Rücken wird unisono
berechnet. Auch das Übergreifen des ersten, schwach ausgeprägten Randtroges am
Donnerstag und in der Nacht zum Freitag ist ähnlich simuliert. Interessanter
wird die Situation ab der Nacht zum Samstag, denn die Kaltfront hat bei ICON
deutlich weniger dynamische Unterstützung aus der Höhe als bei EZMW, GFS nimmt
eine Zwischenposition ein. Das Bodentief ist bei ICON damit deutlich schwächer
(Kerndruck 1013 hPa zu 1009 hPa). Der Umfang und die Schwere der möglichen
Gewitterlage ist daher noch unsicher.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


EPS:
Der Blick auf die Rauchfahnen für repräsentative Orte in Deutschland zeigt zwei
klar definierte Abschnitte: Von Mittwoch bis Freitag unisono hohes Geopotential,
Temperaturwerte in 850 hPa zwischen 10 und 16 Grad und erste
Niederschlagssignale im Laufe des Donnerstags und besonders am Freitag. Ab der
Nacht zum Samstag nimmt die die Unsicherheit im Timing des Übergreifens des
Troges deutlich zu, dementsprechend geht auch der Spread bei T850 auseinander.
Dass es zu einem Luftmassenwechsel kommt, scheint aber besonders im Norden und
der Mitte des Landes klar zu sein, im äußersten Süden ist der Abfall nicht so
ausgeprägt.

CLUSTER:
+120...168h: Es liegen 4 Cluster vor, wobei C1 und C2 jeweils doppelt soviel
Member aufweisen wie C3 und C4. Haupt- und Kontrolllauf befinden sich in C2, das
ab Samstag eine glattere Höhenströmung aus West propagiert (ähnlich C1). C3 und
C4 deuten hingegen ein stärkeres Mäandrieren an mit einem Rücken-Trog-Muster.

+192...240h: Die Clusteranzahl verringert sich auf 3, wobei das dominierende
Strömungsmuster nun atlantischer Rücken ist. Demzufolge erscheint eine mäßig
warme, wechselhafte, schwache Troglage bevorzustehen. Vom Rücken über Westeuropa
wären eventuell noch der Südwesten sowie bei C2 ab Mitte der Woche wieder weite
Teile Mitteleuropas betroffen. Damit liegen zum Mittwoch nächster Woche zwei
komplett konträre Wetterlagen vor (22 bzw. 16 Member).
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


GEWITTER:
Am Mittwoch geringe Wahrscheinlichkeit für einzelne starke Gewitter in den
Alpen.

Am Donnerstag ab dem Nachmittag im Westen einzelne starke Gewitter, in der Nacht
zum Freitag in den Norden verlagernd.

Am Freitag zunächst im Bergland einzelne starke Gewitter, ab dem Abend von
Benelux verbreiteter starke Gewitter. Dann auch zunehmend Unwetter möglich. In
der Nacht Ausweitung der starken Gewitter in den Nordosten, dabei weiterhin
Unwettergefahr.

Am Samstag im Süden und Osten starke Gewitter, weiterhin mit Unwetterpotential.

Die Unwettergefahr besteht vor allem bez. heftigem Starkregen und Hagel mit
Korngrößen um 3 cm, am Freitag sind räumlich eng begrenzt auch orkanartige Böen
nicht ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-det., EZMW-prob., zum Ende auch MosMix
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri