DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-05-2022 07:01
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 13.05.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW a

Heute im Süden einzelne Gewitter mit Starkregen und kleinkörnigem Hagel. Am
Wochenende Hochdruckeinfluss und wieder wärmer.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... liegen wir unter einer westlichen Höhenströmung mit der im Verlauf
des Vormittags eine Kurzwelle Norddeutschland nach Osten passiert. Anschließend
dreht die Strömung etwas nach Nordwest und wird antizyklonaler, was der
Annäherung eines sich bei den Britischen Inseln aufwölbenden Höhenrückens
geschuldet ist.
Im Bodendruckfeld findet sich über Südwesteuropa eine Hochdruckzone, die nach
Norden hin flankiert wird von der Frontalzone über Nordeuropa.
Die Kaltfront über Süddeutschland kommt mit der leicht nordwestlichen
Windkomponente noch etwas zu den Alpen hin voran. Sie trennt nach wie vor
schwülwarme Luft im Süden, von deutlich kühlerer, vor allem aber auch trockener
und stabiler Luft weiter nördlich. Die anfänglichen Schauer und vereinzelten
Gewitter im Süden lassen im Verlauf des Vormittags zunächst nach um ab den
Mittagsstunden wieder aufzuleben.
An der Luftmasse ändert sich bis dahin wenig. Sie weist nachmittags an die 500
J/kg Cape-ML und PPWs etwas über 25 mm auf. Auf Starkregen und kleinkörnigen
Hagel gilt es zu achten. Die Scherungswerte (sowohl DLS, als auch LLS) gehen
angesichts abnehmender Höhenwinde zurück. Dafür nimmt die Starkregengefahr durch
langsamer ziehenden Gewitter zu (vereinzelt Unwetter möglich). Allerdings wird
nachmittags die betroffene Region kleiner. Zu hochreichender Konvektion sollte
es dann noch vom Südschwarzwald bis zum Inn reichen.
Ganz im Norden sorgt die Kurzwelle nebst Bodentrog für mehr Wolken und einzelne
Schauer. Über der breiten Mitte des Landes überwiegt Sonnenschein. Im Süden sind
örtlich nahe 25 Grad möglich, sonst um 20, im Norden bei limitierter
Einstrahlung nur 15 bis 19 Grad.
Dazu gesellt sich ein stärkerer Gradient im Norden, der ab der nördlichen Mitte
für Windböen Bft 7, an der See exponiert sowie auf dem Brocken für stürmische
Böen aus West bis Nordwest sorgt. Am Abend lässt der Wind wieder nach.

In der Nacht zum Samstag schiebt sich die Flanke des sich über Großbritannien
aufwölbenden Rückens nach Mitteleuropa vor. Damit dehnt sich auch das Bodenhoch
über Frankreich weiter nach Deutschland aus. Letzte Schauer am Alpenrand klingen
ab. Sonst ist es abgesehen von dichteren Wolken über dem Norden (aber wohl ohne
Niederschlag) häufig gering bewölkt oder klar. Im Süden und teils auch im Norden
bleiben die Tiefstwerte gebietsweise zweistellig, sonst sind es meist 9 bis 5,
in der Eifel bis 2 Grad mit vereinzeltem Bodenfrost. Der Gradient wird durch den
Bodentrog aufrecht erhalten im Norden und besonders an der See ist der Wind
kräftig unterwegs mit steifen Böen aus West.


Samstag... etabliert sich das Bodenhoch mit Schwerpunkt über der Nordsee vor
Holland über West- und Mitteleuropa. Gestützt wird dies durch den Rücken über
Westeuropa, der sich vor einem Trog über dem Atlantik noch kräftigt, aber
insgesamt nur wenig Boden nach Osten hin gut macht, sodass der Norden unter
einer westlichen bis nordwestlichen Strömung verbleibt.

Im Süden hält sich leicht labile Luft, die aber von Norden weiter abtrocknet.
Letztlich wird wahrscheinlich nur noch inneralpin oder am unmittelbaren
Alpenrand etwas CAPE aufgebaut, was dort zu einzelnen Schauern und Gewittern mit
Starkregen oder kleinkörnigem Hagel reichen kann.
Im Norden gibt es einen Wechsel aus Sonne und Wolken mit harmlosen, flachen
Quellwolken, die zu Sc breitlaufen können. Den meisten Sonnenschein gibt es im
Süden und Südwesten.

Die Höchstwerte steigen etwas an und erreichen verbreitet mehr als 20 Grad, im
Südwesten bis 27 Grad, an der See etwas unter 20 Grad. Im äußersten Nordosten
kommt es zu einzelnen steifen Böen aus Nordwest, exponiert an der Ostsee sind
stürmische Böen möglich.

In der Nacht zum Sonntag richtet sich der Höhenrücken deutlicher meridional auf
und schwenkt nach Benelux. Die
Bodenhochdruckzone weitet sich etwas ostwärts aus und reicht dann von Nordsee
bis Österreich. Außer im Norden, wo ein paar Wolken durchziehen, klart es häufig
auf. Im Nordwesten kann sich stellenweise Nebel bilden. Angesichts der
fehlenden Wolken gibt es häufig einstellige Tiefstwerte, nur im Südwesten liegen
die Tiefstwerte um 10 Grad. Der Wind schwächt sich auch an der Ostsee ab und ist
nicht mehr warnwürdig. Im Verlauf der Nacht ziehen ausgehend von einem
WLA-Maximum westlich von uns hohe Wolken in den Westen und Südwesten.


Sonntag... schwenkt der kräftige Höhenrücken zum westlichen Deutschland, wobei
er weit nach Norden ausgreift, und bis ins Nordmeer reicht. Er stützt eine
entsprechend ausgedehnte Hochdruckzone, die wiederum vom Nordmeer über die
östliche Nordsee und dem nordöstlichen Deutschland bis zum Balkan weist.
Vorderseitig eines Troges über Südwesteuropa setzt dort Druckfall ein, der bis
nach Südwestdeutschland ausstrahlt. So dreht die bodennahe Strömung über uns auf
Ost bis Südost und im Tagesverlauf kommt sehr warme Luft nach West- und
Süddeutschland voran, in der 850-hPa-Temperaturen von 10 bis 15 Grad erwartet
werden mit den höchsten Werten in Südbaden. Die Luft wird zudem instabiler,
bleibt aber noch trocken und es wird lediglich ganz im Südwesten etwas CAPE
generiert. Unter dem Höhenrücken ist die Labilität stark gedeckelt und wird
nicht ausgelöst.
Der Hochdruckeinfluss sorgt demnach für einen fast durchweg sonnigen Tag mit
wenigen Cirren oder Quellbewölkung. Damit erwärmt sich die Luft kräftig auf
sommerliche Werte von 25 bis 30 Grad in der Südwesthälfte und 19 bis 26 Grad
sonst.
Bei Seewind an der Küste gibt es Werte um 17 Grad. Der Wind weht meist nur
schwach aus Nordost bis Südost.

In der Nacht zum Montag verlagert sich eine Bodenrinne angefüllt mit
feuchtlabiler Luft über Frankreich nach Norden bis Nordosten. Kräftige
Gewitterbildungen darin können im Laufe der Nacht den äußersten Westen und
Südwester streifen. Ansonsten behält der Höhenrücken bei uns die Oberhand mit
geringer Bewölkung und 14 bis 7 Grad als Minimum. Im Westen allerdings macht
sich die Rinne mit feuchterer Luft und aufziehender Bewölkung bemerkbar und die
Temperaturen bleiben teilweise über 15 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im synoptischen Scale sehr ähnlich. Unschärfen sind nur
in Detailfragen zu finden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner