DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-05-2022 07:30
SXEU31 DWAV 100800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 10.05.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Wa
Zunächst keine markanten Wettererscheinungen. Am Donnerstag im Süden einzelne,
teils kräftige Gewitter wahrscheinlich. Lokal Unwetter aufgrund von Starkregen
nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegen weite Teile Deutschlands noch im Einflussbereich eines
Höhenrückens, der sich heute Vormittag von der Biskaya über die Mitte
Deutschlands hinweg bis nach Finnland bzw. Nordwestrussland erstreckt. Mit dem
Vorstoßen des hochreichenden Zentraltiefs XAVERINE Richtung Europäisches
Nordmeer wird der Rücken im Tagesverlauf südostwärts gedrückt, sodass dessen
Achse zum Tagesende über den Süden Deutschlands hinweg verläuft. Somit gelangt
auch die Nordhälfte zunehmend auf die diffluente Vorderseite des Höhentroges.
Damit einhergehend stellt sich eine zunehmend westliche bis südwestliche
Höhenströmung über Westeuropa ein. Die Kaltfront des Tiefs XAVERINE mit Kern zum
Mittagstermin knapp südöstlich von Island greift ab dem Mittag bzw. im Laufe des
Nachmittags auf den äußersten Norden und Nordwesten Deutschlands mit leichten
Niederschlägen (Regenmengen bis zum Abend 0,1 bis 2 mm) und dichter Bewölkung
über. Präfrontal gelangt in den Norden wieder feuchtere Luft, die auch leicht
labilisiert wird (CAPE steigt teils bis etwa 150 J/kg), sodass sich bereits im
Vorfeld der Front einzelne Schauer bilden können. Die schmale Labilitätsfläche
in den Prognosesoundings reicht aber kaum bis 600 hPa hinauf, weshalb Gewitter
unwahrscheinlich sind. Mit Annäherung der Front frischt der Südwestwind im
Nordwesten etwas auf und dreht mit Passage vorübergehend auf West bis Nordwest,
für Böen Bft 7 reicht es dort aber nur vereinzelt, sodass auf eine Windwarnung
verzichtet wird.
Der Süden verbleibt heute im Bereich des Rückens, der im Bodendruckfeld eine
schwache Hochdruckbrücke stützt, die das bisher wetterbestimmende Hoch WOLF mit
Schwerpunkt über Belarus und der Westukraine mit hohem Luftdruck über dem
Atlantik verbindet. Die Luftmasse bleibt zwar leicht labil geschichtet,
insgesamt erfolgt durch großräumiges Absinken aber doch eine deutliche
Abtrocknung der Luftmasse, sodass selbst einzelne Schauer über den Bergen kaum
noch zu erwarten sind. Insgesamt zeigt sich der Tag mit Ausnahme des Nordwestens
in den weiteren Landesteilen trotz einiger hoher bis mittelhoher Wolkenfelder,
die sich im Vorfeld der Front auch weiter südostwärts ausweiten, sonnig.
Mit der südwestlichen Strömung verstärkt sich die Zufuhr warmer Luftmassen
weiter (T850 hPa zwischen 7 Grad im Norden und 12 Grad im äußersten Süden),
sodass die Temperatur weiter ansteigt auf 23 bis 29 Grad. Postfrontal geht die
850 hPa Temperatur auf Werte um 5 Grad zurück, somit bleibt es an der Nordsee
bei auflandigem Wind etwas kühler.

In der Nacht zum Mittwoch kommt die Kaltfront über dem Norden noch etwas weiter
ins Landesinnere voran. Aufgrund fehlender Hebungsimpulse in der glatten
westlichen Höhenströmung bleibt sie aber schwach ausgeprägt, sodass nur
vereinzelt etwas Regen fällt, etwa bis zu einer Linie Emsland-Nordbrandenburg.
Der Wind schwächt sich eingangs der Nacht wieder deutlich ab und es sind keine
warnwürdigen Böen mehr zu erwarten. Richtung Süden bleibt ohnehin der
Hochdruckeinfluss wetterwirksam. Dort ist es neben einigen hohen Wolkenfeldern
teils klar. Es kühlt auf 13 bis 8 Grad ab.

Mittwoch... verbleibt Deutschland unter einer relativ glatten südwestlichen
Höhenströmung, die über dem Süden weiterhin antizyklonal geprägt ist. Die
Kaltfront des Tiefs XAVERINE verbleibt leicht wellend über dem Norden bzw. der
nördlichen Mitte, wo sie aber aufgrund mangelnder Hebungsantriebe nur wenig
Wetteraktivität zeigt und somit, wenn überhaupt, weiterhin nur schwache
Niederschläge damit verbunden sind. Es bleibt aber vielfach stärker bewölkt. Am
Nachmittag wird die Front über dem Nordwesten rückläufig und geht schließlich in
die Warmfront des Wellentiefs YANNICKA über, das sich im Vorfeld eines markanten
Randtroges über Großbritannien bzw. knapp westlich gebildet hat. Am Südrand der
wellenden Front über Deutschland verschärft sich der Gradient über der Mitte des
Landes etwas, sodass dort der Wind im Tagesverlauf auffrischt und nachfolgend
einzelne Böen Bft 7, in Gipfellagen auch einzelne Böen Bft 8 auftreten.
Im Vorfeld der Front labilisiert die Luftmasse über der Mitte und dem Süden
weiter. Über dem Osten wird sogar etwas CAPE generiert, erreicht aber kaum 50
J/kg. In den Prognosesoundings zeigt sich zudem eine sehr trockene Grundschicht
(starke inverse V-Struktur) und auch die Wolkenbasis liegt mit etwa 750 hPa
relativ hoch. Kurzum, die Bildung von Schauern oder gar Gewittern im Vorfeld der
Front erscheint sehr unwahrscheinlich. Im Süden dominiert ohnehin der
Hochdruckeinfluss, sodass dort neben einigen Quellwolken ein weiterer sonniger
und trockener Tag bevorsteht.
Während postfrontal die etwas kühlere Luft im Norden und Nordwesten noch ein
wenig weiter landeinwärts vorankommt (Höchstwerte 15 bis 24 Grad), bleibt es
sonst sommerlich warm bei 25 bis 29 Grad. Entlang des Oberrheins und Richtung
Saarland könnte sogar erstmals in diesem Jahr ein heißer Tag mit Höchstwerten
bis 31 Grad verzeichnet werden.

In der Nacht zum Donnerstag schwenkt der o.e. Randtrog von Großbritannien über
die Nordsee und den Norden Deutschlands hinweg in Richtung Polen und Ostsee.
Dadurch verlagert sich auch der Wellenscheitel von YANNICKA ostwärts und zieht
in der Nacht über den Norden Deutschlands hinweg. Nachfolgend dringt die
Kaltfront vom Nordwesten etwa bis zur Mitte des Landes vor. Im Bereich des
Wellenscheitels fällt über dem Norden auch mal etwas mehr Regen mit 3 bis 10 mm
in 12 Stunden, lokal über Schleswig-Holstein auch etwas mehr. Auch vorderseitig
der Front können sich in der leicht labilen Luftmasse einzelne Schauer bilden.
Meist bleibt es aber trocken, bei teils wolkigen, teils klaren Verhältnissen.
Über der Mitte schwächt sich der Wind wieder deutlich ab, einzig in den
Hochlagen bleibt der Wind noch teils stark bis stürmisch. Allerdings kommt es
mit Passage der Kaltfront zu einer erneuten Gradientverschärfung, sodass dann
einzelne Böen Bft 7 nicht ausgeschlossen sind. Die Luft kühlt auf 16 bis 8 Grad
ab.

Donnerstag... hat uns der Randtrog ostwärts überquert. Die Kaltfront kommt rasch
über Deutschland südostwärts voran und liegt am Abend schleifend über dem Süden
des Landes. Nachfolgend steigt von Westen der Luftdruck wieder an. Mit
Frontpassage fällt vor allem im Osten noch gebietsweise leichter Regen. Richtung
Westen und insbesondere im Süden erweist sich die Front im antizyklonalen Umfeld
ohne dynamische Hebungsantriebe aus der Höhe aber als wenig wetteraktiv.
Allerdings können sich präfrontal, wo sich noch eine potentiell instabile und
feuchtere Luftmasse befindet, an den Alpen sowie im Alpenvorland am Nachmittag
und Abend einzelne Schauer und Gewitter entwickeln. CAPE erreicht knapp 200
J/kg, PPW erreicht bis 25 mm. Da die Zellen aber eine gewisse
Verlagerungstendenz zeigen, sollten unwetterartige Entwicklungen die Ausnahme
bleiben, markanter Starkregen ist hingegen wahrscheinlich. Bei mäßiger
hochreichender Scherung sind auch Hagel und Sturmböen nicht ausgeschlossen.
Postfrontal stabilisiert die einfließende Luftmasse rasch und die Bewölkung
lockert auf. Nur vereinzelt bilden sich noch Schauer.
Mit Frontpassage sind am Vormittag vor allem im Osten noch kurzzeitig Böen Bft 7
möglich, nachfolgend fächert der Gradient wieder deutlich auf, sodass sich auch
der Wind wieder deutlich abschwächt.
Im Norden, aber auch in der Mitte ist es in der eingeflossenen Luft deutlich
kühler als an den Vortagen. Die Höchstwerte liegen noch bei 13 bis 20 Grad im
Norden und 20 bis 24 Grad in der Mitte. Sommerlich warm bleibt es noch im Süden
bei Werten bis 29 Grad.

In der Nacht zum Freitag weitet sich ausgehend von einem Hoch westlich der
Bretagne ein Keil über die Mitte und den Süden weiter ostwärts aus. Die Front
verbleibt leicht wellend über dem Alpenvorland liegen, sodass in deren Bereich
bzw. vorderseitig auch in der Nacht weitere Schauer und auch Gewitter auftreten.
Starkregen spielt dabei weiterhin eine Rolle. Abseits davon gestaltet sich die
Nacht ruhig. Im Norden dominiert leicht zyklonaler Einfluss, wobei sich in den
Frühstunden ein weiterer flacher Randtrog von der Nordsee nähert. Insofern sind
vornehmlich im Nordseeküstenumfeld Schauer möglich. Die Nacht wird im Norden und
der Mitte frisch bei Tiefstwerten zwischen 10 und örtlich 4 Grad. Im Süden
bleibt es mild bei Werten zwischen 13 und 10 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung
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Nach den gestrigen Läufen zeigten sich insbesondere bezüglich des Randtroges und
der Frontpassage in der Nacht zum Donnerstag und am Donnerstag noch einige
Modellunterschiede. Mit dem heutigen 00 UTC Lauf hat sich nun auch EZMW, das
noch eine langsamere Verlagerung zeigte, den Modellen ICON und GFS angeglichen.
Somit wird die Entwicklung nun auch für Donnerstag weitgehend übereinstimmend
prognostiziert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger