DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-05-2022 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 07.05.2022 um 10.30 UTC



Zunächst fast landesweit sommerlich warm, nachfolgend im Norden weniger warm als
im Süden. Am Dienstag nur geringes Gewitterrisiko, ab Mittwoch bevorzugt im
Bergland des Südens einzelne starke Gewitter möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 14.05.2022


Dienstag ... schiebt sich ein langgezogener, von Frankreich bis zum Baltikum
reichender Rücken langsam ostwärts. Die Achse überquert dabei im Tagesverlauf
den Süden Deutschlands südostwärts. Damit einher geht kräftige WLA, in 850 hPa
werden verbreitet über 10 Grad erreicht. Im Norden ist die Luftmasse etwas
kühler, allerdings immer noch mit höheren einstelligen Werten. Während im Süden
bei weiter anhaltendem Hochdruckeinfluss auch am Nachmittag die Sonne überwiegt,
werden die Wolken im Vorfeld eines sich nähernden atlantischen Troges sonst
sukzessive dichter. Zum späteren Nachmittag und Abend sind mit Übergreifen der
dazugehörigen Kaltfront im Nordwesten erste schauerartige Regenfälle möglich. Im
Süden und der Mitte wird es sommerlich warm, im Norden und Nordwesten bleiben
die Höchstwerte knapp unter 25 Grad, direkt an den Küsten teils unter 20 Grad.
Zeitweise kann dort auch der Südwestwind mit steifen Böen auffrischen. In der
Nacht zum Mittwoch verlagern sich die zunehmend abschwächenden Niederschläge
etwas zur Mitte und nach Osten, im Süden bleibt es trocken. Die Tiefstwerte der
Nacht bleiben teils zweistellig, sonst liegen diese bei 10 bis 6 Grad.

Mittwoch ... bleibt die zunehmend zonale, zeitweise auch noch etwas zyklonale
Höhenströmung im Norden erhalten. Im Süden ist weiterhin der sich leicht
festigende Höhenrücken wetterbestimmend. Ein an einen Kurzwellentrog westlich
von Irland gekoppeltes Bodentief zieht im Tagesverlauf zur Keltischen See und
aktiviert die weiterhin über Deutschland liegende Luftmassengrenze. Diese trennt
die zweitstelligen 850 hPa-Werte von der etwas kühleren Meeresluft im Norden.
Mit Aktivierung der Luftmassengrenze setzt gegen Mittag im Norden und der Mitte
wieder leichter bis mäßiger Regen ein, der auf der warmen Seite zum Nachmittag
schauerartigen bzw. teils gewittrigen Charakter annehmen kann. Südlich der Donau
beschränkt sich das Schauer- und Gewitterrisiko auf das Bergland. Die
sommerlichen Temperaturwerte konzentrieren sich auf die Südhälfte und Teile der
mittleren Regionen, wobei die Sonnenunterstützung südlich des Mains am größten
ist. Im Norden und Nordwesten ist es etwas weniger warm mit Werten zwischen 20
und 25 Grad, zudem sind im Norden und der Mitte zeitweise steife Böen aus West
möglich. In der Nacht zum Donnerstag muss nach Lesart des EZ besonders im Norden
mit Annäherung des Kurzwellentroges mit weiteren, teils schauerartigen
Regenfällen gerechnet werden. Das Bodentief erreicht in den Frühstunden den
Osten, sodass dessen Kaltfront auf den Nordwesten übergreifen kann. ICON und GFS
propagieren dagegen aufgrund des fehlenden KWT bzw. der Welle eine weitgehend
trockene Nacht (mit Ausnahme von einzelnen Schauern. Die Tiefstwerte bleiben oft
zweistellig.

Donnerstag ... zieht der Kurzwellentrog über die südliche Ostsee nach Osten ab,
das Bodentief erreicht zu Mittag Polen. Die weniger warme Meeresluft setzt sich
dabei etwa bis zum Main durch, im Südosten bleibt die wärmere Mittelmeerluft
wetterbestimmend. Nach Abzug der schauerartigen Niederschläge der Nacht
entwickeln sich dabei im Tagesverlauf neue Schauer, nach Süden zu auch einzelne
Gewitter. Durch eine nun leicht antizyklonale Höhenströmung sowie auch am Boden
steigenden Luftdruck sollten diese aber nach EZ keine flächendeckende
Erscheinung sein. Die Luftmassenänderung im Norden und der Mitte macht sich aber
bei den Höchstwerten bemerkbar, die sommerliche Marke von 25 Grad wird dort
nicht mehr erreicht. Die beiden südlichsten Bundesländer sind jedoch wieder
sonnenbegünstigt, daher sind dort weiterhin mehr als 25 Grad wahrscheinlich. Auf
den Bergen sowie an den Küsten kann der Westwind zeitweise mit starken bis
stürmischen Böen auffrischen. In der Nacht zum Freitag kommt es zwischen Main
und Donau zu weiteren Schauern, allerdings werden diese von EZ weit weniger
betont als bei ICON und GFS. Die Relevanz der weiterhin vorhandenen
Luftmassengrenze im Süden unterliegt demnach noch deutlichen Unschärfen. An den
Tiefstwerten ändert sich nur wenig.

Freitag ... setzt sich das zonale Geschehen fort. Eine mehr oder weniger
wetterwirksame Luftmassengrenze teilt dabei weiterhin die Meeresluft aus den
mittleren Breiten von der wärmeren Mitteleerluft im Süden. In dieser feuchteren
Luft entwickeln sich dabei, ausgehend vom Bergland, wieder einzelne Schauer und
Gewitter. Im Norden sind nach EZ die Niederschläge eine Ausnahmeerscheinung,
jedoch deckt sich dies nicht mit dem deutlich wechselhafteren Charakter bei ICON
und GFS. Die Nacht zum Samstag verläuft teils klar, teils wolkig mit Schauern in
Richtung Alpen. Sonst treten Schauer eher selten auf. Von Nachtfrösten sind wir
weiterhin weit entfernt.

Samstag ... amplifiziert sich ein atlantischer Trog, sodass sich die
Höhenströmung über Mitteleuropa etwas aufwölbt. Mit der sich wieder etwas
verstärkender WLA kann sich dabei die Warmluft im Süden etwas in Richtung Mitte
ausweiten. Die Druckverteilung ist recht flach, allerdings sollte der leichte
Hochdruckeinfluss ausreichen, um die nachmittäglichen Schauer und einzelnen
Gewitter auf das Bergland zu begrenzen. In weiten Teilen des Landes bleibt es
warm, im Norden liegen die Höchstwerte knapp unter 20 Grad. In Richtung See ist
der Westwind weiterhin frisch mit einzelnen steifen Böen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der letzten EZ-Läufe ist zu Beginn des mittelfristigen
Vorhersagezeitraums weitgehend als gut zu bezeichnen. Bereits die Lage der
Luftmassengrenze (bzw. der Kaltfront) ab der Nacht zum Mittwoch ist aber bereits
nicht mehr in Stein gemeißelt. Das vorhin erwähnte Bodentief südlich von Irland
(Mittwoch) war im gestrigen 00-Lauf so noch nicht vorgesehen, im 12-Lauf war
dieses vorhanden - allerdings etwas schwächer. Demzufolge muss abgewartet
werden, ob dieses Deutschland in der Nacht zum Donnerstag wirklich passiert.
Diese Unsicherheiten pausen sich vor allem auf den Niederschlag durch, bei den
Temperaturen ergeben sich nur kleinere Konsistenzunterschiede. Zum Ende der
Woche ist die Höhenströmung im Norden nun etwas weniger zyklonal als in den
Voräufen, dies würde etwas höhere Temperaturwerte auch im Norden bedeuten.
Wenngleich in den Details noch Unsicherheiten bestehen, ist ein starker
Kaltlufteinbruch unwahrscheinlich.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


So wie bei den verschiedenen Läufen des EZ, zeigt sich auch beim Modellvergleich
zum Beginn der Mittelfrist am Dienstag eine gute Übereinstimmung. Der markante
KWT und des von England nach Deutschland ziehende Tief wird nachfolgend aber von
GFS und ICON nicht gestützt. Auf die Temperaturverhältnisse hat dies nur
untergeordnete Auswirkungen, allerdings wird beim Niederschlag im Norden in der
Nacht zum Donnerstag für die Prognostik auf die trockeneren Lösungen von ICON
und GFS gesetzt. Auch nachfolgend gibt es durchaus Diskrepanzen: Sowohl ICON,
als auch GFS rechnen am Freitag einen deutlich ausgeprägten Trog, der vor allem
auf den Norden übergreift. Die Strömung in EZ ist dagegen zonale orientiert.
Dies führt für das Wochenende zu etwas kühleren Lösungen von ICON und GFS.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


EPS:
Die Rauchfahnen T850 für repräsentative Orte in Deutschland zeigen am Dienstag
unisono eine stark ansteigende Tendenz. Bis dahin sind die Unsicherheiten nur
marginal. Ab Mittwoch beginnt T850 im Norden aber bereits wieder zu sinken,
außerdem geht der Streuungsbereich weit auseinander (die sinkende Tendenz
scheint jedoch sehr wahrscheinlich zu sein). In der Mitte setzt dieser Trend
erst ab der Nacht zum Donnerstag ein, davor liegt der Spitzenwert T850 bei 12
Grad. Die dafür verantwortliche Geopotentialdelle flacht sich von Nord nach Süd
deutlich ab und ist im äußersten Süden kaum noch zu erkennen. Einhergehend mit
dem weiterhin höheren Geopotential ist T850 dort keinem markanten Rückgang
unterworfen, allerdings geht der Spread auch dort auseinander. Haupt- und
Kontrolllauf sind dabei den wärmeren Lösungen zuzuordnen. Bei den
Niederschlagssignalen gibt es im Norden und der Mitte nur leichtes Rauschen, im
Süden nimmt das schauerartige Muster etwas zu.

CLUSTER:
+120...+168h: Es liegen 3 Cluster vor, wobei Haupt- und Kontrolllauf C1 mit 27
Membern zuzuordnen sind. Alle Cluster zeigen das Strömungsmuster positive NAO.
Der springende Punkt ist dabei die Situation am Freitag und Samstag, denn C3
deutet im Gegensatz zum zonalen bzw. antizyklonalen Strömungsmuster bei C1 und
C2 eine Trogvorstoß nach Mitteleuropa an (analog zu ICON und GFS.

+192...+240: Die Clusteranzahl vergrößert sich auf 4, wobei sich kein dominantes
Cluster zeigt. Haupt- und Kontrolllauf wurden C2 zugeordnet, das zum nächsten
Wochenbeginn eine stark positive Geopotentialanaomalie über Mitteleuropa zeigt.
Dieses Muster ist auch noch bei C1 zu erkennen. Bei C3 und C4 ist der Rücken
dagegen etwas nach Westen verschoben. In der erweiterten Mittelfrist ist damit
eine leichte Tendenz zu einer Omega-ähnlichen Lage zu erkennen (natürlich mit
großen Unsicherheiten).
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


GEWITTER:
Am Dienstag vereinzelte Gewitter mit Starkregen und kleinkörnigem Hagel im
südwestdeutschen Bergland sowie in den Alpen nicht ganz ausgeschlossen.

Am Mittwoch im südlichen Bergland einzelne Gewitter mit Starkregen und
kleinkörnigem Hagel gering wahrscheinlich.

Am Donnerstag und Freitag im Süden weiterhin einzelne Gewitter mit Starkregen
und kleinkörnigem Hagel gering wahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ-det., EZ-prob., MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri