DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-05-2022 07:30
SXEU31 DWAV 050800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 05.05.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HB

Im Süden Gewitter, teils mit Starkregen. Abends und nachts dafür am Alpenrand
erhöhte Wahrscheinlichkeit. Am Freitag auch im Süden nur noch geringe
Gewitterneigung, Samstag wieder etwas häufiger Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Donnerstag... stützt ein Hochkeil auf dem Atlantik ein Bodenhoch bei den
Britischen Inseln, dass über eine schwache Brücke mit einem Hochdruckgebiet über
Russland verbunden ist. Diese Schwachstelle wird durch einen Kurzwellentrog
verursacht, der von Dänemark bis Ostfrankreich reicht und nur sehr zögernd Boden
nach Osten hin gut macht. Er tropft zur Rhonemündung aus, wobei das Residuum auf
Nordwestdeutschlands übergreift, große Landesteile verbleiben dabei unter der
antizyklonal konturierten Trovorderseite.
Mit dem Übergreifen des Resttroges verlagert sich die Schwachstelle der
Hochdruckbrücke nach Osten und von Nordwesten setzt sich in Bodennähe wieder
antizyklonaler Einfluss durch.

Über dem Süden Deutschlands kommt es zu keinem Luftmassenwechsel, sodass die
feuchte und instabile Luft dort weiter den Ton angibt. Schon aktuell sind über
dem Nordosten und Südwesten schauerartige Regenfälle unterwegs, die sich erstmal
noch etwas abschwächen, bevor im Tagesverlauf die Konvektion wieder in Gang
kommt. Allerdings wird die Luftmasse durch
Entrainmentprozesse aus dem übergreifenden Hochkeil heraus von Nordwesten etwas
entschärft, so dass in Verbindung mit hochreichender Konvektion Starkregen und
vielleicht auch kleinerer Hagel auftreten kann, aber unwetterartige
Starkregenfälle unwahrscheinlicher sind.
Allerding gilt es, den Alpenrand im Auge zu behalten. Bedingt durch die
nördliche bis nordwestliche bodennahe Windkomponente wird dort die feuchtlabile
Luft gestaut und gehoben, so dass dort die intensivsten Entwicklungen zu
erwarten sind. Dabei sind von Gewittern begleitete mehrstündige
Starkregenereignisse (bis Unwetter) möglich, die sich bis in die Nacht zum
Freitag ziehen können. Hinweise auf diese Entwicklungen sind im ICON D2 EPS zu
finden, wo allerdings auch noch etwas erhöhte Wahrscheinlichkeiten für
unwetterartigen Starkregen über Baden-Württemberg angedeutet werden.

Aufgrund der aufsteilenden Strömung können die Schauer etwas nach Nordosten
ausgreifen und eventuell auch Teile Sachsen erfassen, Gewitter sollten dort aber
weniger wahrscheinlich sein. Ein Konvektionsminimum zeichnet sich über Bayern
ab, wo die Luft leicht föhnig abgetrocknet ist.

Im Nordwesten und Westen beschränkt sich die Wetterwirksamkeit es übergreifenden
Troges auf einzelne Schauer. Größere Auflockerungen sind zur Hochbrücke hin,
d.h. im Norden Deutschlands, am wahrscheinlichsten. Die Höchstwerte erreichen 14
bis 19, mit Hilfe der Sonne Werte um 20 und an den Küsten nur 12 bis 13 Grad.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich das Trogresiduum zur Mitte Deutschlands.
Von Westen her setzt sich zusehends der Keil eines mit Schwerpunkt bei der
Biskaya liegenden Bodenhochs durch. Absinken in dessen Bereich lässt die
Konvektion in sich zusammenfallen. Stellenweise bilden sich flache Nebelfelder.
Bei längerem Aufklaren kann es im Nordwesten und im Norden Deutschlands in
ungünstigen Lagen leichten Frost in Bodennähe geben. Für leichten Luftfrost
sollte es kaum noch reichen.

Dagegen hält sich im Südosten Deutschlands und dort vor allem am Alpenrand noch
die feuchtlabile Luftmasse, in der es zu weiteren Schauern und Gewittern kommen
kann. Mit Schwerpunkt in der ersten Nachthälfte werden von mehreren
hochauflösenden Modellen mehrstündige Starkregenfälle simuliert. Selbst
unwetterartige Regenmengen können, leicht abgesetzt vom Alpenrand, nicht
ausgeschlossen werden. Allerdings gibt die Luftmasse derart hohe
Niederschlagssummen nicht unbedingt her.


Freitag... zieht der Kurzwellentrog nach Osten ab, gefolgt von einem Keil, der
von der Biskaya nach Südskandinavien gerichtet ist. Ein weiterer Trog greift
währenddessen auf England über. Im Bodendruckfeld kann sich, gestützt durch
den Keil, die Hochbrücke regenerieren. In deren Bereich stellen sich größere
Auflockerungen im Wechsel mit (vor allem im Norden Deutschlands) teils dichteren
Sc-Feldern ein, wobei es niederschlagsfrei bleibt. In einem breiten Streifen von
den westlichen Mittelgebirgen und von der Pfalz bis nach Brandenburg und Sachsen
scheint längere Zeit die Sonne.

Der Südosten verbleibt zunächst an der Vorderseite des Resttroges, so dass die
Konvektion, wenngleich abgeschwächt, dort noch einmal aufleben kann. Es wird
wieder ML Cape bis 300 J/kg generiert, der Gehalt an niederschlagbarem
Wasser kann sogar etwas steigen, die Labilität nimmt ab und auch von der Dynamik
fehlt jegliche Unterstützung.

Einige Gewitter wahrscheinlich in Form von Einzelzellen können sich aber bilden,
mit örtlichem Starkregenpotential.
Gegenüber den Vortagen erfolgt durch die vermehrte Einstrahlung und das Absinken
ein leichter Temperaturanstieg auf 18 bis 23 Grad. In Küstennähe und im Südosten
werden 12 bis 17 Grad erreicht.

In der Nacht zum Samstag rückt der Trog von den Britischen Inseln bis in den
Nordwesten Deutschlands vor. Vorderseitige Hebung lässt in den nordwestlichen
Landesteilen schauerartige Regenfälle aufkommen. Ansonsten hält sich meist der
Einfluss des nach Osten abziehenden Hochkeils. Absinken lässt den Himmel
gebietsweise aufklaren. Vor allem im Süden, wo der Gradient am schwächsten ist
und wo zuvor der meiste Regen fiel, können sich erneut flache Nebelfelder
bilden. Allerdings lassen dort die Schauer/Gewitter nur langsam nach, bzw. gehen
am östlichen Alpenrand in schauerartigen Regen über. Die Temperaturen liegen
meist zwischen 11 und 4 Grad, auch Bodenfrost tritt nur noch vereinzelt im
Bergland auf.


Samstag... überquert der von den Britischen Inseln kommende Trog den Nordwesten
Deutschlands und das eingelagerte Höhentief soll abends im Bereich
Luxemburg/Saarland aufschlagen. Allerdings divergieren die hierin die
vorliegenden Modelllösungen deutlich.
Die vorgelagerte Kaltfront eines Tiefs bei den Lofoten dringt nach
Norddeutschland ein, kommt dabei aber in ihrem Westteil deutlich weiter nach
Süden voran. Mit deren Annäherung frischt an der Nordseeküste von der Elbmündung
aus nordwärts der Wind aus Nord-Nordwest auf, exponiert sind einzelne Bft 7
nicht ausgeschlossen. Ansonsten ist der Wind, abgesehen vielleicht von
Gewitterböen, über den gesamten Vorhersagezeitraum hinweg nicht warnrelevant.

Die aus dem Trog und den frontalen Prozessen resultierenden Wolken und
Regenfälle erfassen bis zum Abend große Teile des Nordens, Westens und der
Mitte. Im Tagesverlauf werden die Regenfälle zunehmend konvektiv und vor allem
zur Mitte und nach Südwesten hin sind eingelagerte Gewitter möglich, die
Starkregen oder kleinkörnigen Hagel bringen können. Über dem Norden ist die
Labilität für Gewitter wahrscheinlich nicht hochreichend genug. Alles in allem
sind die zu erwartenden Regenmengen aber sehr überschaubar und bedeuten
keinesfalls ein Ende der Trockenheit in weiten Teilen Deutschlands.
Auch südlich der Donau hält sich immer noch die feuchtlabile Luft, in der sich
im Tagesverlauf wieder Schauer, zu den Alpen hin auch einige Gewitter bilden
können. Auch hier kann Starkregen ein Thema werden.
Dazwischen sind vom Südwesten bis nach Franken und zur Oder längere
Aufheiterungen zu erwarten bei geringer Schauerneigung. Erneut stehen
Temperaturen von 17 bis 23 Grad auf der Karte.

In der Nacht zum Sonntag gliedert sich das Höhentief dem südeuropäischen
Trogkomplex an, nachfolgend kann sich ein Keil des Nordseehochs nach
Norddeutschland hereinschieben. Die Niederschläge ziehen sich dabei in den Süden
zurück und lassen nach. Gebietsweise klart es auf und stellenweise bildet sich
Nebel. Die Temperatur geht auf Werte zwischen 11 Grad am Oberrhein und bis 2
Grad über Schleswig-Holstein zurück, wobei ganz im Norden auch wieder Bodenfrost
möglich ist.


Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die Entwicklung ist seitens der Basisfelder zunächst unstrittig mit den üblichen
Unwägbarkeiten bei den konvektiven Niederschlägen. Heute Abend und in der ersten
Nachthälfte kristallisiert sich am Alpenrand ein Bereich mit erhöhter
Wahrscheinlichkeit für unwetterartigen Starkregen heraus, der im Auge behalten
werden sollte. Eine Vorabinformation rechtfertigt das aber noch nicht. Zum
Samstag nehmen die Unsicherheiten zu, da der nächste Trog und die zugehörige
Kaltfront mit größeren Abweichungen simuliert werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner