DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-05-2022 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 02.05.2022 um 10.30 UTC



Hochdruckeinfluss mit kleinen Störfaktoren und mäßig-warm. In der neuen Woche
alles möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 09.05.2022


Nicht Fisch, nicht Fleisch, irgendwie zwischen den Stühlen, so könnte man die ab
Donnerstag beginnende Mittelfrist zunächst beschreiben. Bei flauer Druck- und
Geopotenzialverteilung liegt die Frontalzone weit nördlich von uns. Dabei wölbt
sich über dem nahen Ostatlantik ein Rücken mit leicht positiver Achsneigung gen
Britischen Inseln auf. Dem gegenüber steht eine schwach ausgeprägte
Trogkonfiguration, die sich von Skandinavien über Deutschland bis nach Korsika
erstreckt. Hebungsimpulse vornehmlich aus PVA mit entsprechender Konvektion gibt
es über dem Süden, Südosten und äußersten Osten Deutschlands, nach Norden hin
überwiegt der Einfluss eines Keils des vom Rücken unterstützten Hochs mit
Schwerpunkt nordwestlich der Iberischen Halbinsel. Die T850 hPa liegen bei 2
Grad im Norden bis 6 Grad im Süden.

Am Freitag kommt der Trog über uns etwas nach Osten voran, sodass die PVA
größtenteils aus Deutschland abgedrängt wird. Zugleich dehnt sich der Einfluss
des Hochs, das mit dem ebenfalls leicht progressiven Rücken in die Biskaya
wandert, immer mehr bis in den Süden Deutschlands aus.

Am Samstag stößt ein neuer Trog vom Nordmeer unter leichter Amplifizierung bis
nach Skandinavien vor. Das zugehörige Bodentief liegt abends im Nordmeer, die
Kaltfront davon erreicht den Norden Deutschlands. Beim weiteren Vordringen
Richtung Mitte schwächt sie sich durch das Absinken des Hochs, das nun zu den
Britischen Inseln zieht, langsam ab. Zudem fehlt dynamische Unterstützung.
Bodennah zeigt sich darüber hinaus thermisch keine wesentliche Änderung oder
allenfalls nur eine ganz leichte Abkühlung.

Am Sonntag erreicht der Rücken die Nordsee und führt auch das Hoch dorthin. Die
schwächelnde Kaltfront wird deshalb Richtung Süden gedrückt, wobei sie weiter an
Wetteraktivität einbüßt. Die T850 hPa bleiben mit 3 Grad in Norden bis 7 Grad im
Süden beinahe unverändert.

Am Montag flacht der Rücken ab, sodass sich eine zonale Strömung ergibt, die
jedoch nicht sonderlich kräftig ist. Da sich die Frontalzone weiterhin nördlich
von uns befindet, geraten wir unter den Einfluss einer Hochdruckbrücke, die von
den Azoren bis nach Polen reicht. Im Norden kühlt es bei westlicher Strömung ein
wenig ab und die T850 hPa sinken zum Teil bis nahe 0 Grad, im Süden bleiben die
Temperaturen aber unverändert.

In der erweiterten Mittelfrist ab Dienstag ziehen zunächst die Ausläufer eines
kleinen Tiefs über der Nordsee, das mit einem kleinen Höhentief verbunden ist,
über Deutschland hinweg. Nachfolgend schwenkt das Höhentief über die Ostsee nach
Polen, sodass im Osten und Südosten zeitweise konvektive Umlagerungen ausgelöst
werden. Nach Westen hin macht sich allerdings durch einen neuen Rücken über den
Britischen Inseln bald wieder Druckanstieg bemerkbar. Dabei sinken die T850 hPa
bei auf Nordwest drehender Strömung vorübergehend leicht auf 1 bis 6 Grad ab.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des EZWM ist bis Montag recht hoch, auch wenn die Kaltfront am
Samstag vom heutigen 0 UTC-Lauf bei ähnlicher Konstellation etwas stärker betont
wird und rund 12 Stunden schneller nach Süden vorankommt als bei den gestrigen
Läufen. In der erweiterten Mittelfrist ab Dienstag werden die Unterschiede dann
rasch größer. Statt weiter Hochdruckeinfluss mit Erwärmung (gestriger 0
UTC-Lauf) oder sehr warmer Trogvorderseite (gestriger 12 UTC-Lauf) heißt es nun
zunächst zyklonale Nordwestlage, wobei nachfolgend schon wieder
Hochdruckeinfluss aufkommt. Das Temperaturniveau ist dabei jedoch 3 bis 6 Grad
niedriger als bei den gestrigen Läufen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON ist zunächst dem EZMW ähnlich, bei der Kaltfront am Samstag aber langsamer
und damit den gestrigen Lösungen des EZMW ähnlich. Ab Montag stößt beim ICON
zudem ein Langwellentrog ins östliche Mitteleuropa vor, sodass wir nicht unter
einer Hochdruckbrücke liegen, sondern uns an der Ostflanke eines Hochs über den
Britischen Inseln in sehr kühler nördlicher Strömung (T850 unter 0 Grad)
wiederfinden.
Beim GFS wird die Kaltfront am Samstag mit mehr Feuchtigkeit ausgestattet, was
mehr Niederschläge erwarten lässt. Nachfolgend baut sich eine warme
Trogvorderseite auf, was der gestrige 12 UTC-Lauf des EZMW auch brachte, beim
GFS aber auch rasch wieder abgedrängt wird.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles sind für diverse deutsche Städte bis zum
Freitag eng gebündelt. Danach öffnen sich die Kurven insbesondere bei T850 hPa
mit einigen kälteren Lösungen als vom deterministischen Lauf angedacht. Das hält
die Möglichkeit einer stärkeren Kaltfront offen. Ab Sonntag öffnen sich die T850
hPa-Kurven dann stark, ab Montag auch die der Geopot 500 hPa-Rauchfahnen. Dort
werden einige Lösungen auf deutlich niedrigerem Geopotenzial angeboten, der
Trogeinfluss könnte also stärker werden als vom deterministischen Lauf
berechnet. Niederschlagssignale sind insbesondere am Donnerstag, Samstag und
Dienstag zu sehen.

CLUSTER:
Zwischen Samstag (0 UTC) und Montag (0 UTC) werden zwei Cluster (mehrheitlich
"Atlantischer Rücken") offeriert, wobei die Unterschiede für Mitteleuropa nicht
sehr stark ausfallen.
Zwischen Dienstag (0 UTC) und Donnerstag (0 UTC) gibt es vier Cluster, bis auf
NAO+ sind alle Regime mit von der Partie. Die Unterschiede in den Clustern sind
nun sehr groß und reichen von Trogvorderseite bis zyklonale Westlage.
Meridionale und zonale Strömungsregime sind dabei fast gleichverteilt.

FAZIT:
Bis zum Freitag ist der Hochdruckeinfluss im Norden und sich nach Südosten
zurückziehende Konvektion bei ähnlichem Temperaturniveau wie aktuell
(mäßig-warm) sicher. Am Samstag erreicht uns von Norden her eine Kaltfront,
deren Wetterwirksamkeit sowohl bei den Niederschlägen als auch thermisch noch
Fragezeichen aufwirft. Danach setzt sich voraussichtlich noch einmal
Hochdruckeinfluss durch, bevor Anfang kommender Woche zyklonale Geschehnisse
wieder mehr in den Vordergrund rücken könnten. Allerdings werden die
Fragezeichen dann noch deutlich größer, selbst eine kräftige Erwärmung oder
Abkühlung sind dabei möglich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


GEWITTER:
Am Donnerstag sind im Süden, Südosten und äußersten Osten, am Freitag noch im
Süden Gewitter zu erwarten. Diese gehen bei langsamer Zuggeschwindigkeit lokal
mit Starkregen einher. Mit der Kaltfront am Samstag und Sonntag sind zwar
weitere Gewitter nicht ausgeschlossen, Signale für Starkregen sind dann aber nur
spärlich vorhanden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-ENS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler