DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

29-04-2022 17:30
SXEU31 DWAV 291800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 29.04.2022 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Samstag im Süden und in der Mitte, am Sonntag und Montag im Süden und
Südosten vor allem über den Gebirgen örtlich Gewitter, vereinzelt mit Starkregen
und kleinem Hagel.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... in einer relativ flauen Nordwest-Höhenströmung zwischen einem
Osteuropa-Trog und einem vom Seegebiet westlich von Portugal ausgehendem
Höhenkeil knapp westlich der Britischen Inseln verlagert sich ein Höhentrog von
der südlichen Nordsee und Benelux zum westlichen Deutschland, wobei sich morgen
früh um 06 UTC ein Cut-Off-Tief über NRW zeigt. Trogvorderseitig ziehen bereits
abends Schauer in die westlichen Gebiete und in der 2. Nachthälfte wird dann der
gesamte Südwesten und die Mitte von Schauern erfasst. Ein kurzes Gewitter kann
nicht ausgeschlossen werden. Ganz im Westen lassen die Niederschläge aber dann
schon wieder nach. Im Norden und Osten sowie in Ostbayern bleibt es weitgehend
trocken, aber es zieht teils dichte Bewölkung auf. Insofern ist lediglich im
Norden und Nordosten örtlich Bodenfrost drin. Im Randbereich des Bodenhochs über
England bleibt der Nordwind meist nur schwach.

Samstag ... verlagert sich das Höhentief nur sehr langsam von NRW aus
südostwärts und erreicht um 18 UTC etwa den Odenwald. Stärkere PVA gibt es
anfangs vor allem im Süden Deutschlands, diese wird aber im Tagesverlauf immer
schwächer. Insbesondere vom Südwesten bis zur Mitte Deutschlands kann sich aber
im Bereich der feuchtesten Luftmasse (PPWs weiter über 15 l/m²) etwas mehr
CAPE-ML (wenige hundert J/kg) als am Vortag aufbauen, und zwar trotz recht wenig
Einstrahlung in dieser Region. Die schauerartigen Regenfälle aus der Nacht
dürften sich am Vormittag erst mal etwas abschwächen, bevor dann in einem
breiten Streifen von Baden-Württemberg bis nach Mitteldeutschland wieder neue
Schauer und Gewitter entstehen. Viel Scherung ist in dieser Zone nicht
prognostiziert, aufgrund der in allen Schichten geringen Strömung. Damit sind
aber auch die erwarteten Zuggeschwindigkeiten der Gewitter sehr niedrig. So
besteht weiterhin Starkregengefahr im markanten Bereich, sowohl was das
einstündige, als auch was das sechsstündige Kriterium angeht. Vielleicht ist
auch mal kleinkörniger Hagel oder eine steife Böe dabei, aber nur ganz
vereinzelt. Eine weitere Gewitterzone sollte sich im Tagesverlauf aus den Alpen
heraus nach Südbayern verlagern, dort liegen wir noch so weit vorderseitig, dass
etwas dynamische Hebung im Spiel ist. Die dortigen Gewitter bringen ähnliche
Begleiterscheinungen wie oben beschrieben.
In den übrigen Regionen Deutschlands gibt es zwar viele Wolken, aber es sollte
weitgehend trocken bleiben. Am meisten Sonne gibt es an den Rändern Deutschlands
rund um Nord- und Ostsee, Lausitz und Südostbayern. Insbesondere im Osten und
Südosten wird es mit noch einmal 16 bis 20°C frühlingshaft mild, in den übrigen
Regionen muss man sich dagegen wieder mit 12 bis 16°C begnügen.
Der Wind bleibt am Rande der sich weiterhin leicht abschwächenden Hochdruckzone
über England meist nur schwach und weht aus Nord, tagsüber in Böen mäßig
auflebend.

In der Nacht zum Sonntag verlagert sich das Höhentief nach Süddeutschland und
weitet sich nach Oberitalien aus. Von Nordwesten kommt ein kleiner Höhenkeil
herein, wohingegen über Großbritannien ein neuer Trog (mit Höhentief bei
Schottland vor allem in 500 hPa ausgeprägt) südwärts schwenkt. Damit setzt sich
von Nordwesten her leichtes Absinken durch, was dort für allmähliche
Wolkenauflockerung sorgt, klar wird es aber nicht, zumal der nächste Trog schon
seine ersten Vorboten in höheren Schicht schickt. Die Schauer- und
Gewittertätigkeit zieht sich langsam nach Südostbayern zurück und schwächt sich
ab. Ein paar Spritzer Regen kann es auch noch im Osten Deutschlands geben. Unter
Wolken geht die Temperatur meist auf Werte um 5°C zurück, im Nordwesten wird es
bei Auflockerungen kühler mit Bodenfrostgefahr, zumal dort auch eine leicht
kältere Luftmasse (0 bis -2°C in 850 hPa) hereinsickert. Es wird auch einiges an
Nebel simuliert, das sollte aber nicht so das ganz große Thema sein, zumal es in
den Auflockerungsgebieten auch vorher kaum geregnet hat.

Sonntag ... verlässt uns der erste Trog nach Süden, der heranrückende erreicht
abends in abgeschwächter Form Nordwestdeutschland und Holland. Er ist aber sehr
weit nach Westen langgezogen und weist einen Höhentiefkern (in 500 hPa) über der
Irischen See auf, dort konzentrieren sich auch die stärksten PVA-bedingten
Hebungsantriebe. Insgesamt verbleiben wir aber in einem Gebiet geringen
Geopotentials, zudem schwächt sich auch die Hochdruckzone immer mehr ab. Das
führt zu einer recht antriebsarmen Lage bei uns. Der Himmel präsentiert sich in
der gesamten Nordwesthälfte wolkig bis stark bewölkt, weil sich unter einer bei
etwa 800 hPa liegenden Inversion (der schwache Höhenkeil macht sich doch mit
etwas Absinken bemerkbar) recht viel Feuchte hält und sich damit viele
Quellwolken bilden und mitunter stark ausbreiten. Es bleibt aber trocken. Im
Süden und Südosten macht sich noch das abziehende Höhentief leicht bemerkbar,
dort fehlt die Inversion und es ist auch mehr Feuchte in der Atmosphäre. Die bei
weiterhin vorhandener Bewölkung nicht gerade üppige Einstrahlung reicht aber, um
wieder etwas CAPE (bis 200 J/kg) zu erzeugen. Trotz fehlender dynamischer
Hebungsantriebe sollte aber die Orographie für die Auslösung von Schauern und
einigen Gewittern ausreichen. Scherung ist nur wenig vorhanden und am Rande des
sich abschwächenden Hochs weht auch nur sehr schwacher Wind mit entsprechend
geringen Zuggeschwindigkeiten der Schauer und Gewitter. Deswegen darf bei zum
Vortag unveränderter Luftmasse auch ein örtliches Überschreiten der
Starkregenkriterien nicht ausgeschlossen werden. Das Temperaturniveau pendelt
sich an diesem allgemein bewölkten Sonntag ziemlich durchschnittliche mit 13 bis
18°C ein. In unmittelbarer Seenähe (die nördlichen Winde wehen meist auflandig)
bleibt es sogar noch etwas kühler.

In der Nacht zum Montag schwenkt der nachfolgende Trog über Deutschland
südwärts. Seine Hebungsaktivitäten beschränken sich aber auf ein weit westlich
gelegenes Gebiet im Bereich seines Höhentiefkerns, welcher das Seegebiet
westlich der Bretagne erreicht. Damit werden über Deutschland kaum weitere
Regenfälle ausgelöst und die Schauer und Gewitter fallen tagesgangbedingt
zusammen. Somit ergibt sich eine unterschiedlich bewölkte Nacht und nur noch
vereinzelt fallen ein paar Tropfen. Die Tiefstwerte werden dann meistens bei 7
bis 3°C erwartet. Wenn es im Nordwesten auflockert, kann es dort auch noch etwas
kühler werden und dort besteht auch wieder Bodenfrostgefahr. Einmal mehr wird
gebietsweise Nebel simuliert. Das mag realistisch sein, wenn sich im Süden nach
den Schauern die Wolken auflockern. Im Nordwesten, wo länger kein Regen gefallen
ist, sollte auch bei Auflockerungen Nebel nur eine untergeordnete Rolle spielen.


Montag ... schwenkt der vom Nordostatlantik ausgehende Höhenkeil von der Nordsee
nach Nordwestdeutschland. Südlich davon bleibt noch der schwache Höhentrog am
Alpenrand liegen und auch die Luft ist südlich des Mains deutlich feuchter als
im Norden, denn die PPWs liegen meist zwischen 16 und 20 mm. Erneut entwickelt
sich im Tagesverlauf CapeML zwischen 50 und 200 J/Kg, so dass es am Nachmittag
vor allem über den Mittelgebirgen im Süden brodelt mit lokalen Schauern und
einzelnen Gewittern. Erneut ziehen die Schauer nur langsam, so dass örtlich eng
begrenzt erneut Starkregen über 15 mm in kurzer Zeit auftreten kann. Im größten
Teil Deutschlands bleibt es aber bei einer Mischung aus etwas Sonnenschein und
teils stärkerer Quellbewölkung und es bleibt weitgehend trocken.
Die Luftmasse bleibt bei einem meist nur schwachen Nord- bis Nordostwind eher
kühl mit 850-hPa-Temperaturen zwischen -2 Grad an der Küste und 5 Grad in
Südbaden. Das reicht für Tageshöchstwerte zwischen 13 Grad an der Nordsee und
19, vielleicht 20 Grad am Oberrhein.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren die Entwicklung recht ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden