DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-09-2016 21:00
SXEU31 DWAV 241800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 24.09.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Spätsommerlicher Sonntag mit einigen vormittäglichen Nebelfeldern, sonst aber
viel Sonne, dabei am Nachmittag warm.
Zu Wochenbeginn nur verhalten zyklonaler mit gebremster Frontpassage und etwas
zurückgehenden Temperaturen, tagsüber aber nicht wirklich kalt.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland unzweifelhaft unter Hochdruckeinfluss, was
in der Nacht auch so bleiben wird. Dabei breitet sich das aktuell mit seinem
Schwerpunkt über dem deutsch-französischen Grenzbereich befindliche Höhenhoch
noch etwas über dem Vorhersageraum aus, während sich das Maximum des Bodendrucks
gen Baltikum und Polen verschiebt. Da gleichzeitig ein mittlerweile gut
austrainierter LW-Trog vom nahen Ostatlantik nebst Bodentrog und integrierter
Kaltfront dichter an den europäischen Kontinent heranrückt, nimmt der Gradient
im Westen und Nordwesten bei uns zu. Aufgrund der stabilen Schichtung wird der
daraus generierte Südostwind im wahrsten Sinne des Wortes keine Bäume ausreißen,
es wird aber reichen, keinen Nebel entstehen zu lassen.
Das sieht im Süden sowie in Teilen der Mitte ganz anders aus, hier wird sich
gebietsweise Nebel bilden, teils mit Sichtweiten unter 150 m. Darüber hinaus
kann es im Süden und Südosten in ungünstigen Lagen, wo sich kein Nebel bildet,
vereinzelt leichten Bodenfrost geben.

Sonntag ... verlagert sich das gesamte Strömungsmuster geringfügig nach Osten.
So reicht die Achse des Höhenrückens zum Tagesende etwa vom Bottenbusen über das
Oderhaff bis hinunter nach Oberitalien (ICON, 300
hPa), während die Hauptachse des sich von Westen nähernden Troges zum gleichen
Zeitpunkt Zentralfrankreich erreicht. Die vorgeschaltete
Kaltfront kommt ebenfalls etwas ostwärts voran, greift tagsüber aber noch nicht
auf den Vorhersageraum über. Allerdings bildet sich vorderseitig eine flache
Tiefdruckrinne, die in der zweiten Tageshälfte den Westen und Nordwesten
erreicht. Bis auf GFS, das zum Abend hin im äußersten Südwesten und Westen etwas
Konvektion simuliert, halten sich die Modelle mit Niederschlägen am Tage aber
zurück, was sicherlich nicht unrealistisch erscheint, ist doch die präfrontale
Luftmasse zu trocken und nicht labil genug. Für einige hohe und mittelhohe
Wolken wird es spätestens ab Nachmittag wohl aber reichen.
Ansonsten scheint wieder verbreitet die Sonne, wenn sich die Nebelfelder
bis spätestens zum mittäglichen Schweinebraten aufgelöst haben. Die
niedertroposphärische WLA erreicht mit T850-Werten von 8 bis 12°C ihren
Höhepunkt, was uns auf irdischem Terrain befindlichen Menschen Tageshöchstwerte
von 20 bis zu 27°C!! beschert mit den Spitzen in den westlichen Landesteilen
(z.T. induziert durch Leeeffekte bei leichtem Südostwind). Dort, wo sich der
Nebel spät auflöst, wird es nicht ganz so warm, dort muss man sich vielleicht
mit 18/19°C begnügen, was allerdings auch kein Beinbruch ist.
Zwar lebt der südöstliche Wind mitunter leicht böig auf, für Warnungen wird es
sehr wahrscheinlich aber nicht reichen.

In der Nacht zum Montag greift die Front mit vorlaufender Rinne auf die
westlichen und mittleren Landesteile über. Dabei büßt sich mächtig an
Wetterwirksamkeit ein, weil es erstens an dynamischer Unterstützung aus der Höhe
mangelt (die Vorderseite des nachfolgenden Höhentroges ist zum einen konfluent
konturiert und wird zudem von schwacher KLA überlaufen) und sich zweitens der
davor liegende Höhenrücken sich als ziemlich bockig erweist und nicht wirklich
weichen will. Wie auch immer, in der Westhälfte reicht
für den einen oder anderen Schauer respektive etwas Regen, vielleicht auch mal
für ein kurzes Gewitter, auch wenn die Zeichen dafür nicht unbedingt günstig
stehen (die gehobene Luftmasse ist wahrscheinlich nicht labil genug). In der
Osthälfte merkt man von dem ganzen Geschehen noch nicht allzu viel, dort muss
einmal mehr gebietsweise mit Nebel gerechnet werden, besonders im Süden und
Südosten.

Montag ... verlagert sich der Höhenrücken so gut wie gar nicht, und auch das
korrespondierende Bodenhoch scheint sich mit seinem Schwerpunkt am Ostende des
Finnischen Meerbusens äußerst wohl zu fühlen. Das wiederum hat zur Folge, dass
besagte Kaltfront sich schwertut, ostwärts voranzukommen. Zudem beginnt von
Südwesten her der Luftdruck schon wieder zu steigen, so dass die Tiefdruckrinne
mehr und mehr zugeschüttet wird und sich eine Brücke zwischen dem Hoch im Osten
und dem Azorenhoch einstellt.
So verlagert sich der Streifen mit dem schauerartigen Regen zwar noch etwas nach
Osten, das östliche Bayern sowie die Regionen zwischen Erzgebirge und Vorpommern
bleiben wahrscheinlich aber außen vor. Nach wie vor ist die gehobene Luftmasse
nicht besonders labil geschichtet, was die Gewitterwahrscheinlichkeit niedrig
hält. Aufgrund der langsamen Verlagerungsgeschwindigkeit bei apostrophierten
PPW-Werten von 20 bis 25 mm ist eher mal ein lokaler Starkregen denkbar, auch
wenn es diesbezüglich schon ganz andere Wetterlagen gegeben hat.
Ansonsten gilt es noch zu bemerken, dass sich sowohl präfrontal als auch später
in der postfrontal (Westen, Nordwesten) einfließenden, etwas kühleren Luftmasse
(T850 um 5°C) häufiger die Sonne scheint. Die Tageshöchstwerte liegen meist
zwischen 18 und 23°C.

In der Nacht zum Dienstag kommen die Reste der sich weiter abschwächenden
Kaltfront bis in die Osthälfte voran, wo sie angesichts des weitgehend
antizyklonal geprägten Umfelds kaum Wetterwirksamkeit erzeugen. Da nutzt es auch
wenig, dass der Höhenrücken bis zum Morgen nun endgültig aus dem Vorhersageraum
abgewandert ist und dahinter das Residuum des o.e. Höhentrogs auf Deutschland
übergreift. Viel zu schwach ist die Höhenströmung, um nennenswerte
Hebungsprozesse zu generieren. So wird es vielleicht ein paar Restschauer geben,
ansonsten bildet sich bei längerem Aufklaren stellenweise Nebel.

Dienstag ... verbleibt Deutschland im Bereich der oben angesprochenen
Hochdruckbrücken, die sich von Westen her durch einen sich erneut vorschiebenden
Höhenrücken kräftigt. Dadurch scheint in weiten Teilen des Landes die Sonne, und
es bleibt vielerorts trocken. Allerdings greift im Tagesverlauf WLA auf die
westlichen Landesteile über, was dort vermehrt für mittelhohe und hohe
Wolkenfelder sorgt. Das nächste Frontensystem, das zu einem vom Seegebiet
nördlich Irlands und UKs in Richtung Norwegische See ziehenden Sturmtiefs
gehört, bleibt zunächst noch außen vor.
Eine Schwachstelle weist die Hochdruckbrücke im Osten und Südosten auf, auch
wenn noch nicht ganz klar ist, ob sich die alternde Kaltfront dann in den
Wetterkarten noch finden lässt. Fakt ist, dass sowohl die Modelle als auch die
Statistik nach Südosten hin mehr Bewölkung und hie und da auch noch einen
Schauer simulieren. Temperaturmäßig bleiben wir auf dem Level vom Vortag.
Ein Wort noch zum Wind, der ja gefühlt seit Wochen kein Thema mehr in den
Wetterberichten war. Auch am Dienstag ist da noch nicht die große Nummer zu
erwarten. Allerdings könnt es an und auf der Nordsee zum Abend hin die ersten
7er-Böen aus südlichen Richtungen geben, Tendenz in der Nacht zum Mittwoch
zunehmend.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die geschilderte Entwicklung scheint vergleichsweise sicher, andere Modelle
scheren jedenfalls nicht aus.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann