DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-04-2022 17:01
SXEU31 DWAV 271800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 27.04.2022 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ab Freitagabend in der SW Hälfte langsam zunehmende Schauer- und
Gewitterneigung. Starkregen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir im Einflussbereich eines Hochdruckgebietes mit
Schwerpunkten bei Island und Schottland, gestützt von einem breiten Höhenrücken
über Westeuropa und dem nahen Nordatlantik. Ausgehend vom Bodenhochschwerpunkt
reicht ein Keil nach Mitteleuropa, der bei uns für großräumiges Absinken sorgt.

Dabei gelangt von Norden bis Osten recht trockene Luft zu uns, in der sich die
Quellwolken des Tages nachts zum großen Teil rasch wieder auflösen. Lediglich in
den Norden gelangen ein paar St/Sc Felder bzw. nach den Regenfällen der letzten
Tage können sich gebietsweise auch Nebel- und Hochnebelfelder bilden. Vor allem
über der Mitte und dem Süden, sowie im Nordwesten.
Bei schwachem Druckgradienten spielt der Wind kaum eine Rolle, er kommt im
Norden aus Nordwest, sonst aus Nord bis Ost. Lediglich über dem Südschwarzwald
bildet sich durch die Entkopplung der Grundschicht ein Low-Level Jet, der
exponiert für steife bis stürmische Böen auf einigen Bergspitzen sorgen kann.
Warnungen werden nicht nötig.
Dafür kann die Luft stark auskühlen. Die Minima liegen meist zwischen 5 und 0°C,
stellenweise darunter und recht verbreitet gibt es Frost in Bodennähe.

Donnerstag ... ändert sich an den Strömungsverhältnissen über West- und
Mitteleuropa nicht viel. Wir liegen im Wirkungsradius eines Hochs bei Schottland
unter leichtem Absinken und in trockener Luft.

Da ein Teil des Höhenrückens über Westeuropa seinen Weg zu uns hinein findet,
verstärkt sich das Absinken noch und die zugehörige Inversion wird im Nordwesten
bis 900 hPa gedrückt. Im Südosten liegt sie bei fast 700 hPa (knapp -10°C) und
dort sind mächtigere Quellwolken möglich, aus denen vielleicht mal ein
geringfügiger Schauer fällt. Sonst bleibt es trocken, bei harmlosen Quellungen
und längerem Sonnenschein.

Dieser "treibt" die Temperaturen auf mehr als 20°C im Südwesten, sonst werden 15
bis 19°C erwartet, bei auflandigem Wind an den Küsten weniger.

Beim Wind ist Flaute angesagt. Der Gradient gibt nicht viel her; außer einigen
starken Böen ganz im Norden, Bft 5 bis 6 aus Nordwest an der See und angrenzend
sowie eventuell Bft 7 aus Ost bis Nordost ganz im Süden und Südwesten, dort
allerdings nur in Kamm- und Gipfellagen der Bergländer.

In der Nacht zum Freitag verläuft die Divergenzachse der Hochdruckzone vom
Emsland zum Erzgebirge. Nördlich davon kommt der schwache Wind aus westlichen,
südlich davon aus östlichen Richtungen. Die möglichen Böen sehen (an der See und
im Bergland) fast genauso aus wie tagsüber und erfordern keine Warnungen.

Dabei klart es auf, aber nur vereinzelt bildet sich Nebel. Zum einen weil die
Luft etwas austrocknet, zum anderen weil im Westen ein paar Wolkenfelder auf der
Vorderseite eines Troges über GB und der Nordsee aufziehen.
Die trockenere Luft lässt die Frostgefahr in den klaren Gebieten leicht steigen,
der Bodenfrost ist häufiger anzutreffen.

Freitag ... kommt der Kurzwellentrog bis in die südliche Nordsee voran, dennoch
bleibt die Hochdruckzone über Norddeutschland erhalten, darüber hinaus natürlich
auch der Schwerpunkt über GB.
Der Bodendruck beginnt eher von Süden zu fallen, weil durch kräftige PVA in 300
hPa recht weit südlich ansetzend über Benelux und Nordfrankreich Hebung
ausgelöst wird.
Dabei ziehen von Westen her zunächst hohe, dann teils mittelhohe Wolken auf.
Erst im Tagesverlauf wird die Luft von Westen her auch darunter angefeuchtet und
die Schichtung damit instabiler. Eventuell sind abends ganz im Westen ein paar
erste Schauer möglich.

In weiten Landesteilen, insbesondere im Süden und Osten, merkt man davon nichts
und es bleibt heiter oder sonnig und trocken.
Die Temperaturen steigen auf 19 bis 23°C über der Mitte und im Süden, im Norden
auf 15 bis 20°C. Dichte Bewölkung, die nachts und am Vormittag von der Nordsee
in den Nordwesten driftet und sich nur zögernd lichtet, könnte die
Temperaturerwartung dort sogar noch etwas mehr drücken.
Seitens des Windes gibt es nichts Spektakuläres. Er kommt schwach bis mäßig aus
nordwestlichen (im Norden) bis östlichen (im Süden) Richtungen und lebt tagsüber
etwas auf.

In der Folgenacht kommt der Trog bis Westdeutschland voran mit eingelagertem
Höhentief im Raum Saarland/Benelux. Teils recht kräftige Hebung löst im
Südwesten zunächst Schauer, vereinzelte Gewitter aus, die später in
schauerartige Regenfälle übergehen können. Vereinzelt ist dank langsamer
Verlagerung der Zellen/Regengebiete Starkregen möglich. Ansonsten passiert unter
dem Einfluss der Hochdruckzone nicht viel, außer dass im Nordosten wieder
Bodenfrost am Start ist.

Samstag ... gestaltet sich der Wetterablauf im Norden und Osten ruhig unter
Hochdruckeinfluss mit häufig viel Sonnenschein und trockener Luft.

Über der Südwesthälfte bringt der nach Osten schwenkende Trog Hebung, die in
recht feuchter Luft (PPW 15 bis 20 mm) zu schauerartigen Regenfällen, im
Tagesverlauf auch vermehrt wieder zu Schauern und Gewittern führt. Bei langsamer
Verlagerung ist markanter Starkregen ein Thema.

Vor allem bei längerem Sonnenschein sind lokal mehr als 20°C möglich; unter den
Wolken und nach Nordwesten hin eher um 15°C.
Der auf westliche bis nördliche Richtungen drehende Wind spielt aus Sicht der
Warnungen keine Rolle, In Gewittern kann es, wenn`s hochkommt, steife Böen
geben.


Modellvergleich und -einschätzung
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Ab Freitag wird die Entwicklung etwas unsicherer, da der Trog und die
ausgelösten Niederschläge unterschiedlich simuliert werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner