DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-04-2022 18:01
SXEU31 DWAV 241800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 24.04.2022 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Montag vor allem von NRW bis nach Südbaden örtlich teils gewittriger
Starkregen, in der Nacht zum Dienstag deutlich nachlassende Starkregengefahr.
Am Dienstag im Südwesten und Süden noch leicht erhöhte Starkregengefahr.
Bis Mittwochfrüh im Ostalpengebiet noch geringe Gefahr von Dauerregen mit Mengen
über 30 mm in 24 Stunden.
Am Mittwoch Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... Deutschland liegt auf der Südostseite einer blockierenden, hoch
reichenden Antizyklone im Raum Island und Grönland in einer bodennahen recht
kühlen Nordostströmung. In der Höhe erkennt man über Mittel- und Osteuropa ein
Tiefkomplex mit Kernen bei Lettland, über Schleswig-Holstein und Tschechien mit
Trog über Italien, der zum Balkan schwenkt. Die beiden westlichen Tiefs bilden
einen Dipol, so dass das eine Höhentief von Schleswig-Holstein nach Holland
zieht und das andere von Tschechien nach Südwestpolen. Das Bodentief gliedert
sich dabei dem polnischen Tief an, daher auch die Nord- bis Nordostströmung bei
uns. WLA in der Höhe sorgt dabei zunächst von Sachsen bis nach Hessen für Regen,
später sorgt das holländische Tief im Westen für schauerartigen Regen und auch
ganz im Süden regnet es teils Staubedingt. Gewitter können vor allem ganz im
Westen nicht ausgeschlossen werden. Ganz im Norden ist es gebietsweise klar mit
vereinzeltem Luftfrost und Bodenfrost. Ansonsten ist es bei 2 bis 6 Grad meist
frostfrei. Der Wind ist anfangs an der See noch in Böen steif, wird aber in der
2. Nachthälfte schwächer.

Montag ... wird das Höhentief von Holland zur belgisch-französischen Grenze
gesteuert. Das andere Höhentief wandert nach Nordpolen. Hebungsprozesse
konzentrieren sich auf die Südflanke des westlichen dieser Höhentiefs und damit
auf den Westen und Südwesten Deutschlands, ferner auch auf den Alpenrand. Diese
werden durch eine Gegenläufigkeit der Strömung zwischen den bodennahen Schichten
und der mittleren Troposphäre noch verstärkt. Die Folge sind schauerartige und
von Gewittern durchsetzte Niederschläge. Bei einem CAPE bis knapp 300 J/kg und
einem Gehalt an niederschlagbarem Wasser um 15 mm ist das Potential für
Starkniederschläge um 15 mm innerhalb einer Stunde bzw. von mehrstündig 20 bis
25 mm nur örtlich gegeben, d.h. derartige Ereignisse sind wahrscheinlicher als
heute. Dabei wirkt die geringe Verlagerungsgeschwindigkeit der (eingelagerten)
Konvektionszellen als entscheidender Faktor. Ähnliches gilt auch für den
Alpenrand, wenngleich dort mangels Hebung (das Höhentief ist ja weiter entfernt)
Starkniederschläge weniger wahrscheinlich sind.
Zwischen den Schauern gibt es teils größere Auflockerungen; längere sonnige
Abschnitte sind jedoch auf den Küstenbereich und den äußersten Nordwesten
beschränkt. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 9 bis 14, in tiefen Lagen
Südwestdeutschlands bei etwas Sonne bis 17 Grad.
Der schwache bis mäßige Wind um Nord ist außer bei Gewittern nicht mehr
warnwürdig.

In der Nacht zum Dienstag wird der o.g. Dipol durch die über dem Nordmeer
einsetzende nordwestliche Strömung ein wenig nach Südosten gedrückt. Das
kräftigere der beiden Höhentiefs verlagert sich mit seinem Zentrum nach
Luxemburg, wodurch dann die stärkste Hebung sich auf den Südwesten Deutschlands
konzentriert. Folglich sind dort weitere schauerartige Regenfälle mit
eingelagerten Gewittern zu erwarten, wobei zumindest in der ersten Nachthälfte
noch die Gefahr von teils mehrstündigem Starkregen besteht.
Von Norden her setzt sich über die Mittelgebirge hinweg südwärts der Einfluss
eines von der Nordsee bis nach Tschechien reichenden Bodenhochkeils durch.
Absinken lässt im Norden und in Teilen der Mitte den Himmel aufklaren. Dabei
stellt sich im Norden gebietsweise und sonst in ungünstigen Legen leichter Frost
oder zumindest Bodenfrost ein.

Dienstag ... dockt der Dipol an einen Trog an, der von der Barents-See bis nach
Südosteuropa reicht. Da westliche und kräftigere der Höhentiefs wird somit
nicht, wie gemäß bodennaher Strömung zu erwarten wäre, weiter nach Westen
gesteuert, sondern verlagert sich in den Südwesten Deutschlands. An der
Vorderseite dieses Höhentiefs wird dann der Süden und Südosten von
schauerartigen und von Gewittern durchsetzten Niederschlägen erfasst. Dabei
ändern sich die o.g. Parameter der Luftmasse nur unwesentlich. Erneut ist
Starkregen vorstellbar, der sowohl in weniger als einer Stunde als auch
mehrstündig auftreten kann. Dies ist vor allem nach Südwesten hin der Fall,
wogegen nach Südosten hin aufgrund der rascheren Verlagerung der
Konvektionszellen die Wahrscheinlichkeit für Starkregen geringer ist.
Nördlich einer Linie Eifel-Oberpfälzer Wald setzt sich antizyklonaler Einfluss
durch. Dabei dominiert Absinken, so dass lediglich in NRW noch einzelne Schauer
zustande kommen. Allerdings werden teils kompakte Sc-Felder eingesteuert, was
die Einstrahlung dämpft. Längere sonnige Abschnitte kommen am ehesten im
Nordosten Deutschlands zustande. Mit Hilfe der Sonne sind im Binnenland
Tageshöchsttemperaturen bei 15 oder 16 Grad zu erwarten. Ansonsten bleibt es mit
9 bis 14 Grad eher kühl.

In der Nacht zum Mittwoch wird das westliche Höhentief als Sekundärtrog des
osteuropäischen Langwellentroges zu den Ostalpen gesteuert. Hierdurch verlagern
sich die Niederschläge in den Südosten Deutschlands, wogegen sich im Südwesten
dann auch allmählich trockenere Luft durchsetzt. In der ersten Nachthälfte kann
vor allem zu den Alpen hin mit geringer werdender Wahrscheinlichkeit noch
Starkregen auftreten, auch einzelne eingelagerte Gewitter können nicht
ausgeschlossen werden. Bis Mittwochfrüh schwächen sich jedoch die Niederschläge
ab und sind in Bezug auf Starkregen nur noch selten warnrelevant. Allerdings
können vor allem am östlichen Alpenrand Niederschlagsmengen zusammenkommen, die
eine 24-std. Dauerregenwarnung mit Niederschlagssummen zwischen 30 und 40 mm
rechtfertigen (CosmoLEPS). Mit dem Abzug des Höhentiefs dreht auch an den Alpen
die Strömung auf Nord, am Boden auf Nordost, was mit einer
niedertroposphärischen Abkühlung einhergeht. Folglich fallen die Niederschläge
am Alpenrand dann oberhalb etwa 1200 m als Schnee.
Ansonsten lässt großräumiges Absinken im Randbereich des nunmehr mit Schwerpunkt
über Schottland und Südnorwegen liegenden Bodenhochs den Himmel verbreitet
aufklaren, so dass sich nahezu landesweit niedrige einstellige Temperaturminima
einstellen. Bei längerem Aufklaren ist im Nordosten und im Osten gebietsweise
leichter Frost oder zumindest Bodenfrost zu erwarten. Im Westen und Südwesten
ist leichter Frost in Bodennähe auf ungünstige lagen beschränkt.

Mittwoch ... zieht der Höhentrog nebst kleinem Höhentief nur sehr langsam nach
Ungarn und die hoch reichende Antizyklone verlagert sich über Großbritannien nur
sehr langsam südostwärt. So liegt Deutschland in einer nördlichen bis
nordwestlichen, am Boden in einer nordöstlichen Strömung. Im zyklonalen
Randbereich kommt es vor allem am Vormittag in Südostbayern noch zu leichten bis
mäßigen Regenfällen und die Schneefallgrenze steigt wieder von 1200 auf 1500 m.
Gegen Abend lassen die Niederschläge nach.
In der einströmenden kühlen Luft (Temperatur in 850 hPa zwischen -1 Grad an der
See und +5 Grad im Südwesten) gibt es über Land noch einiges an Cumulus- und
SC-Bewölkung, es bleibt aber meist trocken. Im Laufe des Nachmittags trocknet
die untere Troposphäre langsam ab und die Wolken werden weniger. Den meisten
Sonnenschein gibt es im Küstenbereich und im Südwesten. Mit der zunehmenden
Einstrahlung wird es auch wieder wärmer. Die Höchstwerte liegen meist zwischen
14 Grad ganz im Norden und 19 Grad am Oberrhein. Bei Seewind ist es frischer.
Dabei unterschreitet der Wind die Warnschwellen deutlich.

In der teils klaren Nacht zum Donnerstag gibt es recht verbreitet Bodenfrost und
vereinzelt auch Luftfrost.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bei den Modellergebnissen gibt es keine großen Differenzen.

Was die Starkregengefahr angeht, so zeigt ICON-D2-EPS heute Nacht vor allem in
NRW, morgen dann besonders nachmittags deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeiten für
Regenmengen über 20 mm vom südlichen NRW über Hessen und Rheinland-Pfalz bis
nach Baden. In der Nacht zum Dienstag gibt es nur noch leicht erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für Starkregen im Raum Südpfalz/Südhessen und Nordbaden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden