DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

22-04-2022 17:01
SXEU31 DWAV 221800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 22.04.2022 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Samstag im Alpenraum, am Sonntag im Süden einzelne Gewitter mit Starkregen.
Sonst meist keine markanten Warnungen erforderlich.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... Deutschland liegt südlich einer hoch reichenden und damit
blockierenden Antizyklone über dem Nordmeer unter einer Potentialrinne, die vom
Kaltlufttropfen über dem Westen Weißrusslands über die Mitte Deutschlands bis
zum Höhentief vor Galizien reicht. Da sie recht flach ausgeprägt ist, ist deren
Wetteraktivität nicht besonders groß. Von Tschechien und dem Südwesten Polens
driften weiter teils dichte Wolkenfelder zum nördlichen Mittelgebirgsraum bzw.
zum südlichen Norddeutschland und örtlich regnet es etwas. In den Nordosten
strömt trockenere Luft, so dass der Himmel aufklart und die Temperatur auf 1 bis
4 Grad zurück geht mit Bodenfrost. Auch im Süden ist es gebietsweise gering
bewölkt, hier bleibt es meist frostfrei mit einstelligen Tiefstwerten.
Der Wind nimmt tagesgangbedingt etwas ab und lediglich auf dem Brocken sind noch
stürmische Böen möglich.

Samstag ... bleibt die "High over Low" Konstellation erhalten. Der
Hochschwerpunkt bewegt sich nur wenig weiter westwärts über das Nordmeer, der
Tiefkomplex über Südwesteuropa verschiebt seinen Schwerpunkt vom Raum Baskenland
nach Südfrankreich, wobei das Bodentief etwas weiter nördlich liegt.
Dabei gelangt recht warme, aber auch etwas feuchtere und instabile Luft aus dem
Mittelmeer in den Südwesten. Mangels auslösenden Faktoren und da die Luft auch
teilweise föhnig wieder abtrocknet. Vom Südschwarzwald bis zu den Alpen
entwickelt sich immerhin MLCape zwischen 300 und 500 J/Kg und so können sich ab
Mittag einzelne Schauer oder Gewitter entwickeln, wobei Starkregen nicht ganz
ausgeschlossen ist.

Abseits der Quellungen oder zwischen den Wolkenfeldern scheint örtlich die
Sonne. Das gilt für die Nordosthälfte sowieso. Hier sorgt kompensatorisches
Absinken im Übergangsbereich zum Höhentief, das zum südlichen Litauen zieht, für
trockene Luft und sonnenscheinreiches Wetter.
Mit Annäherung des Tiefs über Frankreich wird der (Ostnordost) Wind tagsüber
wieder stärker. Von Nordwestdeutschland bis nach Nordostbayern zeichnet sich ein
etwas stärkerer Gradient ab, der für einige steife Böen reichen dürfte. Auch an
der Nordsee, exponiert auch an der westliche Ostsee, sollten 7er Böen möglich
sein und im höheren Bergland, vor allem in den Alpen kommen stürmische Böen
dazu.
Die Spanne der Temperaturen liegt recht einheitlich bei frühlingshaften 16 bis
20°C, nur der äußerste Norden bleibt kühler, vor allem an den Küsten.

In der Nacht zum Sonntag bildet sich in Alpennähe durch Leeeffekte ein Tief, an
dessen Nord- und Westseite Hebung einsetzt und vom Südwesten bis in die Mitte
zeitweise schauerartiger Regen einsetzt. Im Norden ist es zunächst leicht
bewölkt, bevor dort am Rand des Höhentief über Lettland ebenfalls teils starke
Bewölkung aufzieht, es regnet aber kaum. Der Gradient an der See nimmt wieder
etwas zu und exponiert treten 7er Böen auf. Aber auch im Bergland über der Mitte
und dem Süden sind steife bis stürmische Böen meist aus Ost zu verzeichnen. Ob
der Föhn in den Alpen wirklich in dem von Mos avisierten Rahmen zulegt, bis Bft
11 auf der Zugspitze, darf noch abgewartet werden.

Sonntag ... erstreckt sich die Geopotenzialrinne vom Ostatlantik über West- und
Mitteleuropa bis in den Nordwesten Russlands. Dabei zieht das eingebettete
Höhentief über Südostfrankreich nach Süddeutschland, ein weiteres Höhentief
spaltet sich vom Höhentief über dem Baltikum ab und zieht zur holländischen
Küste. Die Hochdruckzone hält sich weit im Norden, zieht sich aber in den
Bereich Island/Grönland zurück und wird u.a. von einer schwachgradientigen
Tiefdruckzone mit mehreren Kernen über dem südlichen Mitteleuropa flankiert.

In der bei uns über den Süden und die Mitte des Landes verlaufenden Rinne hat
sich modifizierte Mittelmeerluft (feucht und potenziell instabil; T850 2 bis
6°C) breitgemacht. Dabei kommt es zu schauerartigen, vor allem in der südlichen
Mitte gebietsweise länger andauernden Regenfällen mit lokaler Starkregengefahr.
Außerdem sind bevorzugt im Süden einzelne Gewitter am Start, die ebenfalls von
Starkregen begleitet sein können.
Nach Norden hin ist die Niederschlagsneigung geringer, wenn auch nicht gleich
null.
Grund ist mäßiger, an der See frischer Nordostwind, mit dem nicht nur kühlere
(T850 +1 bis -1 Grad), sondern auch trocknere Luftmassen advehiert werden. Der
kleine Kaltlufttropfen, der von der Ostsee zur holländischen Küste zieht, bringt
ganz im Norden ein paar Schauer. An der See und im höheren Bergland bleibt es
windig mit steifen, auf exponierten Bergen auch stürmischen Böen meist aus Ost
bis Nordost.

In der Nacht zum Montag zieht das Höhentief an der holländischen Küste etwas
südwestwärts, während sich im Süden Reste der Tiefdruckrinne halten. Es kommt zu
weiteren, schauerartigen Regenfällen, die vorübergehend auch auf den
Mittelgebirgsraum übergreifen können. Anfangs sind einzelne Gewitter nicht
ausgeschlossen. Im Norden und Nordosten ist es häufig trocken. Vor allem an der
Ostsee muss noch mit Böen 7 Bft gerechnet werden.

Montag ... ändert sich die Lage nur wenig. Die Potentialrinne reicht weiterhin
vom Ärmelkanal über den Norden Deutschlands hinweg zur Ostsee, wo die Rinne im
Tagesverlauf Anschluss findet an den nordosteuropäischen Höhentrog. Am Boden
bleibt eine Tiefdruckrinne über Süddeutschland liegen, die sich allerdings
mangels Antrieb von oben langsam abschwächt. Nichtsdestotrotz werden in der
Mitte und im Süden weitere lokale schauerartige Regenfälle simuliert, Gewitter
sind eher unwahrscheinlich, da sich kaum Cape entwickelt. Am ehesten sind
Gewitter noch im Alpenraum möglich. Meist trocken ist es im Norden, wo der Keil
des Hochs bei Island seine Auswirkung hat. Der Wind schwächt sich deutlich ab,
kommt aber weiter aus Nord bis Nordost. So gelangt eher kühle Luft nach
Deutschland mit Temperaturen in 850 hPa zwischen -1 Grad im Nordosten und +5
Grad am Alpenrand. Bei wolkigem bis stark bewölktem Himmel werden dürftige
Höchstwerte zwischen 10 Grad an der Ostsee und 16, vielleicht 17 Grad am
Oberrhein. Allerdings ist Richtung Küste auch mehr Sonnenschein drin.


Modellvergleich und -einschätzung
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Es gibt bis Montag leichte Modellunterschiede, die aber nicht warnrelevant sind.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden